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IN DIESER MOTION FINDEN SIE:

Das Titelmotiv zum Thema Ausbildung foto grafi erte Guy Jost bei STUDER in Thun

3 WELCOME

Stephan Nell, CEO der Körber Schleifring AG, über Service rund um die Schleifmaschinen

4 NEWS

Schleifmaschinen in aller Welt; 200ste STUDER für MAPAL; EMO; Tausendste S33; Ausgezeichnete Software; Demo Days

8 INNOVATION

Das zweite Leben von Schleifmaschinen: Mit einer Über-holung lässt sich die Lebenszeit von Schleifmaschinen verlängern und der Wert der Maschinen nachhaltig erhalten

14 INDEPTH

Vom Lernenden zum Berufsweltmeister: Bei der SCHLEIF-RING Gruppe gibt es derzeit 116 Lernende. Einer von ihnen vertritt STUDER bei der Berufsweltmeisterschaft „WorldSkills“

18 INSIDE

Was machen Sie hier gerade? Mitarbeiter der SCHLEIFRING Gruppe über ihren konkreten Beitrag zum Erfolg

20 INTERVIEW

Das Geheimnis der Präzision: Elena Richter, Bogen schützin, Dr.-Ing. Christian Wenzel, Experte für Präzisionsmaschinen am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie, und Mi-chael Horn, COO der SCHLEIFRING Gruppe, im Gespräch

26 A DAY WITH …

… Beat Oderbolz. Der Leiter Innovation und Produktmanage-ment der Ewag AG ist rund um die Welt im Kundeneinsatz

29 TOOLS & TECHNOLOGY

Neues aus der SCHLEIFRING Gruppe: GreenCap von BLOHM und RazorTec von BLOHM und JUNG, MÄGERLE MGC-L-210.50.110, WALTER HELICHECK, BLOHM PROKOS, MIKROSA KRONOS L 550

36 INTERNATIONAL

Wurzeln schlagen in China: Bewährte Qualität und lokale Lösungen – das sind die Erfolgsfaktoren der SCHLEIFRING Gruppe auf dem asiatischen Wachstumsmarkt

40 IDEAS

Die globale Bühne: Die Soziologen Geert und Gert Jan Hof-stede untersuchen die unterschiedlichen Grund dispositionen der Angehörigen nationaler Kulturen. Die sind auch für global agierende Unternehmen wichtig

43 INTOUCH

Der Motion-Kalender: die wichtigsten Messen und Termine

IMPRESSUMHERAUSGEBER Körber Schleifring AG, Jubiläumsstraße 95, 3005 Bern VERANTWORTLICH Sandro Bottazzo CHEFREDAKTION Michael Hopp (V.i.S.d.P.) ART DIRECTION Jessica Winter CHEF VOM DIENST Niels Baumgarten BILDREDAKTION Sylvi Egert AUTOREN Klaus Jopp, Heinz-Jürgen Köhler (Textchef), Merle-Sophie Röhl, Ira Schrörs LAYOUT Tobias Heidmeier HERSTELLUNG Claude Hellweg (Ltg.), Stefanie Alb-recht VERLAG UND ANSCHRIFT DER REDAKTION HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH, Harvestehuder Weg 42, 20149 Hamburg, Tel. +49.40.44 188-457, Fax +49.40.44 188-236 GESCHÄFTSFÜHRUNG Christian Breid, Dr. Kai Laakmann, Bernd Ziesemer OBJEKT LEITUNG Inga Borg LITHO PX2, Hamburg DRUCK Neef-Stumme premium printing, Wittingen. Gedruckt auf FSC®-zertifi ziertem Papier (FSC® - C 1857)

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„LÖSUNGEN FÜR UNSERE KUNDEN, DAS IST UNSER GESCHÄFT.EINIGE DAVON ZEIGEN WIR IN DIESER MOTION.“

Stephan Nell,CEO, Körber Schleifring AG

„Wir sehen nicht nur die Maschine, sondern den ganzen Prozess.“

LIEBE LESERINNEN UND LESER, die überarbeitete Motion, die wir Ihnen gegen Ende des letzten Jahres überreicht haben, ist gut angekommen. In der Resonanz wurden die konkreten, servicehaltigen Artikelzugänge genannt, aber auch der hochwertige, optisch ansprechende Auftritt. Das Lob ist uns natürlich Ansporn, VON AUSGABE ZU AUSGABE NOCH BESSER ZU WERDEN. Lassen Sie uns mal sehen, ob auch diese Motion den Anspruch einlösen kann.

Wir haben die Auswahl der Inhalte diesmal noch stärker fokussiert – und zwar auf Service-Themen rund um die Schleifmaschinen. Denn: WIR BIETEN MEHR ALS MASCHINEN, NÄMLICH LÖSUNGEN – APPLIKATIONEN, DIENST-LEISTUNGEN UND KNOW-HOW.

Die SCHLEIFRING Gruppe verkauft nicht nur die Maschine allein, sondern begleitet ihre Kunden im gesamten Prozess, der sich über den ganzen LEBENSZYKLUS EINER MASCHINE erstreckt, also über viele Jahre. Dazu gehört auch die ÜBERHOLUNG VON MASCHINEN – vom einfach en Austausch der Spindel über die Baugruppenüberholung bis hin zu Steue-rungsretrofi ts, Komplettüberholungen oder aber auch den Umbau auf neue Fertigungsprozesse … Lesen Sie ab Seite 8, welche Möglichkeiten sich für Sie bieten.

Die Unternehmen der SCHLEIFRING Gruppe betreiben Produktionsstät-ten in der Schweiz, in Deutschland, Tschechien, Amerika und China sowie Vertriebs- und Servicebüros in Amerika, Asien und in West- und Osteuropa. WIR BIETEN LÖSUNGEN, DIE DEN ANSPRÜCHEN UNSERER KUNDEN ENTSPRECHEN.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

WELCOME

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SCHLEIFRING GRUPPE NEWS

STUDER

MAPAL IST EIN GLOBAL AGIERENDER SPEZIALIST

für maßgeschneiderte Präzisionswerkzeuge. Bei der Fertigung verlässt sich das Unter-nehmen seit 35 Jahren auf Schleifmaschinen aus der SCHLEIFRING Gruppe. „Damals konnte STUDER uns mit den OC-Maschinen eine sehr preisgünstige Lösung anbieten. Daraus entwickelte sich dann eine so gute Geschäftsbeziehung, dass wir später immer wieder auf das Schleifmaschinenprogramm mit größeren und stabileren Maschinen zu-rückgegriffen haben“, erklärt Dr. Dieter Kress, geschäftsführender Gesellschafter von MAPAL. Ende letzten Jahres erweiterte er den Maschinenpark der MAPAL-Gruppe

DIE 200STE STUDER FÜR MAPAL

NORD- UND SÜDAMERIKA28 000 Maschinen

20 %

ASIEN28 000 Maschinen

20 %1955WALTER: Erste auto matische Messerkopfschleif-maschine AMS 500 in die Sowjetunion

1931 STUDER: Erster Export in die Sowjetunion1930er-JAHRE MIKROSA: Maschinen exporte an Flugzeug indus trie in die Sowjet union

1946 MÄGERLE: Erste F10 nach Eindhoven, Niederlande

1943 STUDER: Erster Export in die USA1951 BLOHM: Erste HFS in die USA

1951 BLOHM: Erste HFS 6 nach Brasilien

1912 SCHAUDT: Erste Exporte nach Westeuropa

1950 MÄGERLE: Erster Export von fünf F7 nach Indien1951 BLOHM: Erste HFS 6nach Indien

1950 JUNG: Erste G60nach Mailand, Italien

1951 JUNG: Erste G60nach Zürich, Schweiz

1946 MÄGERLE: Erste F10 nach Damaskus,Syrien

1937 STUDER: Erster Export nach China1951 BLOHM: Erste HFS 9nach China

EUROPA84 000 Maschinen

60 %

SEIT MEHR ALS 100 JAHREN stellen die Unternehmen der SCHLEIFRING Gruppe Schleif maschi-nen her. Über 140 000 wurden seither produziert und ausgeliefert. Dabei stand von Anfang an als Absatzmarkt die gesamte Welt im Fokus. 1912 lieferte SCHAUDT seine erste Maschine innerhalb Europas aus. 1931 exportierte STUDER erstmals in die damalige Sowjet union und schon 1937 nach China. Die SCHLEIFRING Gruppe betreibt Produktions stätten in China, Deutschland, der Schweiz und Tschechien sowie Vertriebs- und Servicebüros in Amerika, Asien und Europa.

SCHLEIFMASCHINEN IN ALLER WELT

1957EWAG: WS 11 nach Japan

mit der 200sten STUDER-Rundschleifma-schine. „Bei der Herstellung eines neuen Wechselkopf-Werkzeugprogramms standen komplexe Schleifaufgaben an. Dafür war die neue S41 perfekt geeignet“, so Martin Steimle, Pro duktionsleiter bei MAPAL. Doch verlässt sich das Aalener Traditionsunterneh-men nicht nur auf STUDER-Schleifmaschi-nen. Auch über 100 EWAG- und WALTER-Werkzeugschleifmaschinen sowie sechs Flachschleifmaschinen von BLOHM und JUNG sind weltweit bei MAPAL im Einsatz.

KONTAKT [email protected]

1952 BLOHM: Erste HFS nach Kanada

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SCHLEIFRING GRUPPE

INNOVATION.Save-the-date:

ENTHÜLLUNG16. SEPTEMBER 201312 Uhr auf dem SCHLEIFRING-Messestand B46 in Halle 11oder über Livestream auf www.schleifring.net/EMO.

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SCHLEIFRING GRUPPE NEWS

ZUFALL ODER PLANUNG? Im 100sten Jahr seit Firmengründung produzierte STUDER die 1000ste Maschine seines Verkaufsschlagers S33. Angemessen gefeiert wurde das bei der 16. indischen Werkzeugmaschinenmesse IMTEX vom 24. – 30. Januar 2013 in Banga-lore. Kunden, Pressevertreter und Mitarbeiter von Körber Schleifring India waren zu dem besonderen Jubiläum eingeladen. Und auf dem Messestand sprühte der Schweizer Airbrush-Meister Philipp Klopfenstein der S33 ein spezielles Kleid auf den Maschinen-leib (s. o.). STUDER baut die S33 seit 2003. Konzipiert für das Innen- und Außenschleifen von Werkstücken kleiner und mittlerer Größe überzeugt sie mit niedrigen Stückkosten. Auf ihrer Plattform basieren auch Maschinen wie die KC33, die favoritCNC und der eco-Grinder. Mit dem Handlingsystem smartLoad mit Doppelgreifer lässt sich die S33 automa-tisieren und ist so auch für die Serienfertigung etwa im Werkzeugbau geeignet. „Die S33 erfüllt die Anforderungen unserer indischen Kunden auf ideale Weise. Sie ist fl exibel und leistungsstark“, erklärt Geschäftsführer Fred W. Gaegauf.

KONTAKT [email protected]

IM FEBRUAR 2013 erhielt die Fritz Studer AG auf der Leipziger Messe intec den Preis für die Prozessoptimierungssoftware StuderTechno -logy (Gruppenbild). Bereits im November 2012 war die Software auch auf der Schweizer Maschinenbaumesse PRODEX ausgezeich-net worden. Die von STUDER und der Partnerfi rma mcs ag entwickelte Software liefert alle für den jeweiligen Schleifprozess relevanten Daten. „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnungen. Sie sind die Bestä-tigung für die zukunftsorientierte Softwareentwicklung, die bereits viele Kunden erfolgreich einsetzen. StuderTechnology erleichtert die Schleifaufgaben und trägt zur Optimierung der Maschineninvestition bei“, erklärt STUDER-Geschäftsführer Fred W. Gaegauf. Die Software ist Teil der Steuerung auf allen Maschinen, die STUDER seit 2011 ausliefert und die mit der Betriebssoftware StuderWIN ausgerüstet sind.

KONTAKT [email protected]

STUDER

STUDER GEWINNT PREISE „DIE BEZIEHUNG ZU INDIEN REDUZIERT SICH NICHT AUF BOLLYWOOD-FILM-SEQUENZEN IM BERNER OBERLAND.“ Fred W. Gaegauf, Vorsitzender der Geschäftsführung bei STUDER

BETRUG DAS HANDELS VOLUMEN ZWISCHENINDIEN UND DER SCHWEIZ IM JAHR 2011Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft, 2012

4,28 MILLIARDEN CHF

STUDER

STUDER FEIERT DIE 1000STE S33

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INSGESAMT RUND 100 KUNDEN nutzten die Ge legenheit, sich auf den diesjährigen Demo Days über die neuesten Schleif- und Mess-technologien von WALTER und EWAG zu in-formieren. Spezielle Fachvorträge widmeten sich konkreten Schleifanwendungen; prak-tische Schleifvorführungen demonstrierten das Potenzial der Maschinen. Gleichzeitig hatten die Teilnehmer ausgiebig Gelegenheit, sich untereinander und mit den Schleifspe-zialisten auszutauschen. Erstmals zu den Demo Days präsentierte EWAG einen automatischen Palettenwechs-ler mit integriertem Vision-System für die Highspeed-Umfangschleifmaschine INSERT LINE. Er trägt maßgeblich zu einer weiteren Produktivitätssteigerung beim hochgenau en Schleifen von Hartmetall-Wendeschneid-platten bei. An der COMPACT LINE zeigte EWAG das neue Spannsystem für Hart-metall-Einstechplatten, das für noch höhere Werkzeugpräzision mit noch kürzeren Zyk-luszeiten sorgt. Überdies konnten sich die

DEMO DAYS 2013

GEMEINSAM ZUM ERFOLGZum zweiten Mal nach 2010 lud die Ewag AG ihre Kunden in der Zeit vom 18. – 22. März 2013 zu den Demo Days nach Etziken (Schweiz) ein. Neben dem aktuellen Maschinenprogramm wurde in den neu gestalteten Räumlichkeiten bei EWAG insbesondere die INSERT LINE präsentiert

Demo-Days-Teilnehmer von den Qualitäten der hochproduktiven EWAMATIC LINE zum Erodieren und Schleifen von PKD-Werkzeugen und von der LASER LINE mit ihrem einzigartigen Kinematikkonzept zur

DEMO DAYS UND TÜBIN-GER TECHNOLOGIE TAGEIm jährlichen Wechsel laden WALTER und EWAG ihre Kunden zu Informationsveranstal-tungen ein. WALTER initiierte die wissen-schaftlich geprägten Tübinger Technologie Tage. Mit Vortragenden aus Forschung und Wissenschaft geben sie den Teilnehmern die Möglichkeit, über den Tellerrand der Werk-zeugbearbeitung hinauszuschauen. Auf den von EWAG ins Leben gerufenen Demo Days steht die konkrete Maschinentechnik im Fokus, mit ihren praktischen Anwendungen und dem Mehrwert, den WALTER und EWAG ihren Kunden als System- und Lösungs-partner bieten können.

Japanische Kunden im angeregten Dialog während der Demo Days

Christian Dilger, CSO WALTER und EWAG, eröffnet die Demo Days 2013

Komplettbearbeitung rotativer Werkzeuge in einer Aufspannung überzeugen. Zu den ge-zeigten Maschinen gehörte auch die Mess-maschine HELICHECK Pro von WALTER. Messmaschinen von WALTER ergänzen die Werkzeugschleifmaschinen in der Produk-tion und beim Nachschärfen, beispielsweise zur Qualitätskontrolle und Protokollierung der bearbeiteten Werkstücke. Die gesamte Veranstaltung fand in den neu gestalteten Räumlichkeiten bei EWAG statt. „Im Werk 2 von EWAG bieten ein großzü-giger Demo-Raum und ein neu gestalteter Kundenbereich jetzt alle Möglichkeiten, um unsere Kunden angemessen zu informieren und noch bessere Maschinen-Demos mit mehr Komfort zu bieten“, erklärt Christian Dilger, Geschäftsführer Vertrieb, Service und Marketing von WALTER und EWAG.

KONTAKT [email protected]

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SCHLEIFRING GRUPPE INNOVATION

DAS ZWEITE LEBEN VON SCHLEIF-MASCHINENWie lässt sich die Lebenszeit von Schleif-maschinen verlängern? Mit einer Über-holung. Die SCHLEIFRING Gruppe bietet einen Service an, der sich an den glei-chen Qualitätsmaßstäben ausrichtet wie die Produktion von Neumaschinen

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SCHLEIFRING GRUPPE INNOVATION

BAUJAHR 1932 ist auf dem Fabrikationsschild der Rundschleifmaschine RFH vermerkt, die in der Eingangshalle der Schaudt Mikrosa GmbH, Saarländer Straße, in Leipzig steht. Sie ist ein Beleg für die T radition des Unternehmens, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1887 zurückreichen. Im November 1932 wurde sie an die Firma Otto Klein in Stuttgart-Obertürkheim geliefert, später vom Schwiegersohn des Firmen-inhabers übernommen. Bis 1995 – also immerhin 63 Jahre – hat sie dort treu und redlich ihren Dienst versehen. Der letzte Eigentümer hat sie nur im Tausch gegen eine Ersatzmaschine abgegeben. „Ganz so alt werden unsere Maschinen heute eher selten“, schmunzelt Maik Ebert, Leiter des Kundendienstes der Schaudt Mikrosa GmbH. „Aber eine lange Lebenszeit unserer Produkte sind unsere Kunden immer noch gewohnt.“ Was grundsätzlich eine lange Lebenszeit hat, zählt nicht nach jeder großen Reparatur oder Überholung gleich zum alten Eisen. Das gilt für alle Schleifmaschinen, die von den Unter nehmen der SCHLEIFRING Gruppe gefertigt werden. „Im Durchschnitt sind die Maschinen, die zu uns zur Überholung kommen, rund zwölf Jahre alt. Je nach Pfl ege und Wartung kann eine solche Maßnahme ab etwa 30 000 Betriebsstunden zum Thema werden“, erklärt Jürg von Känel, Leiter Überholungen bei der Fritz Studer AG im schweizerischen Thun. Ähnliche Überlegungen bezüglich der Betriebsjahre oder -stunden sind auch bei den anderen Schleifmaschinenbauern der Gruppe üblich. Entscheidende Faktoren für einen solchen Schritt sind der Verschleißzustand der Maschine, der von der Nutzungsintensität und den Wartungsintervallen abhängt, die Zufriedenheit des Kunden mit der Originalmaschine und sein Vertrauen zum Service des Herstellers bzw. des überholenden Unternehmens.

IM MITTELPUNKT STEHT DER WERTERHALTGrundsätzlich stellen alle SCHLEIFRING-Unter nehmen die gleichenQualitätsansprüche an Maschinenüberholung wie an Neumaschinen. „Unser Überholungsservice dient der W ert erhaltung“, so Benjamin

Vorher – nachher: eine Baugruppe nach einer Überholung

Von Kopf bis Fuß: Stefan Christener arbeitet an einer STUDER Typ S31, Baujahr 2000. Nach 47 300 Betriebsstunden steht eine Komplettüberholung an

ÜBERHOLUNG AUF EINEN BLICK

Die Überholung von Schleifmaschinen kann in unter-schiedlichem Umfang durchgeführt werden: von der Komplettüberholung bis zur Überholung einzelner Baugruppen (Baugruppenüberholung). Als weiterer Service können bei der Überholung Umrüstungen der Applikation (Umbauten) oder der Steuerung (Steue-rungsretrofi t) vorgenommen werden.

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Steck, Leiter Überholungen der Blohm Jung GmbH in Göppin-gen. „Die Rentabilität einer Investi tion bemisst sich schließlich auch daran, wie lange deren Produktivität und Qualität erhalten blei-ben.“ Bei SCHAUDT und MIKROSA in Leipzig ist man auf jeden Fall entschlossen, sich noch weiter im Überholungsgeschäft zu enga-gieren. „Zum einen kennen wir unsere Maschinen am besten“, so Kun-dendienstleiter Ebert. „Zum anderen erwarten unsere Kunden einfach von uns, dass wir ihre Maschinen über holen.“

ÜBERHOLUNG IDEAL FÜR TRADITIONELLE SCHLEIFAUFGABENEine Überholung ist oftmals dann eine gute Lösung, „wenn keine neu-artigen Werkzeuge und Werkzeuggeometrien geschliffen werden müs-sen“, fasst Andreas Ahlers, Leiter Neue Dienstleistungen und Überho-lungen der Walter Maschinenbau GmbH in Tübingen, zusammen. Zieht man den Vergleich zur ursprünglichen Maschine, stehen überholte Ex-emplare dem Original oft in nichts nach. Zehn, fünfzehn Jahre sind aber auch im Maschinenbau, vor allemin seinem elektronischen Anteil, eine lange Zeitspanne. Angesichts der technischen Weiterentwicklung in dieser Zeit kann es schon sein, dass die überholte Maschine in Sachen Pr oduktivität oder Bedienbarkeit nicht mit den neuesten Trends mithalten kann. „Und schließlich kommt

Vorher, nachher: Hol ger Schroten zieht noch neue Kabel (links). Frisch überholt tritt die HELITRONIC dann den Rücktrans-port zum Kunden an (rechts)

man irgendwann auch an den Punkt, wo sich eine Reparatur oder eine Komplettüberholung nicht mehr lohnt“, gibt Maik Ebert zu bedenken. „Da ist die Technik dann so veraltet, dass eine Neuanschaffung einfach effi zienter ist.“ Grundlage einer kompetenten Überholung ist immer die intensive Maschinendurchsicht durch einen erfahrenen Servicetechniker. „Hier wird der Maschinenzustand dokumentiert und bereits eine Auswahl an Überholungsmöglichkeiten vorbereitet, die dann mit dem Kunden be-sprochen wird“, skizziert Benjamin Steck die Vorgehensweise. Neben ei-ner aufwandsbezogenen Überholung, bei der lediglich die notwendigenArbeiten durchgeführt werden, und der Komplettüberholung, bei der zwar Maschinenelektrik und -steuerung in ihr em ursprünglichen Zu-stand bleiben, ansonsten aber alle Baugruppen gewartet und überholt werden und fast immer eine Neulackierung erfolgt, gibt es das soge-nannte Retrofi t, das immer stärker nachgefragt wird. Das bedeutet, dass anstehende Überholungen häufi g mit Umbau-ten, Umrüstungen oder Moder nisierungen verknüpft wer den. „Zu keinem anderen Zeitpunkt als bei einer Komplettüberholung, wenn die Maschine komplett zerlegt ist, können solche Maßnahmen effi zien-ter und damit auch kostengünstiger dur chgeführt werden“, sagt von Känel.

„ÜBERHOLUNG – DAS ERWARTEN DIE KUNDEN EINFACH VON UNS.“

Maik Ebert, Leiter Kundendienst, Schaudt Mikrosa GmbH

BETRIEBSSTUNDEN SIND KEINE SELTENHEIT BEI MASCHINEN DER SCHLEIFRING GRUPPEJürg von Känel, Leiter Überholungen, Fritz Studer AG

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SCHLEIFRING GRUPPE INNOVATION

Wir fertigen einen sehr großen Anteil von werk-stückspezifi schen Maschinen – weder bei SCHAUDT noch bei MIKROSA werden Standard-maschinen in größeren Mengen hergestellt. In diesem Sinne sind unsere Maschinen Unikate. Deshalb ist das Verleihen kaum möglich, weil so gut wie keine Maschine ohne Umbauten andere Werkstücke fertigen kann. Doch wir tun alles, um die Ausfallzeiten so gering zu halten wie möglich.

KONTAKT [email protected]

Wir können nicht generell bei Überholungen von CNC- Ma schinen eine Leihmaschine zusagen.Dies hängt mit der Universalität unserer Werk-zeugschleifmaschinen zusammen. Es muss daher von Fall zu Fall geprüft werden, inwieweit wir eine Leihmaschine zur Verfügung stellen können. Anders sieht es bei den manuellen Ma -schinen, wie zum Beispiel der WS 11 aus. Da sind wir in der Lage, während einer Komplett-überholung eine Leihmaschine zu stellen.

KONTAKT [email protected]

Da wir für die Aufarbeitung etwa acht Wochen bei kleinen, konventionellen Maschinen und bis zu 14 Wochen bei großen CNC-Maschinen benötigen, bieten wir für die Dauer der Über-holung Leihmaschinen zu einem Pauschalpreis an.

KONTAKT [email protected]

Zumeist führt MÄGERLE die Maschinenüber-holung vor Ort beim Kunden durch, in einigen Fällen aber auch im Werk. Wir können immer beide Möglichkeiten anbieten – welche die op-timale ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: der Größe der Anlage, ihren Anwendun-gen, Kosten und Dauer der Überholung und nicht zuletzt von der Frage, ob eine Leih- oder Ersatzmaschine offeriert werden kann. In einer individuellen, umfassenden Kundenberatung werden diese Fragen vorab erörtert.

KONTAKT [email protected]

Das Überholungsgeschäft hat sich zu einer wichtigen Dienstleistung im Maschinenbau entwickelt. Vor diesem Hintergrund bieten wir unseren Kunden Leihmaschinen an, damit ihre Produktion nicht für acht bis zwölf Wochen Ausfälle zu verzeichnen hat. So lange dauert eine Komplettüberholung.

KONTAKT [email protected]

Können Kunden während der Überholung mit einer Ersatzmaschine arbeiten? Die Verantwort lichen der SCHLEIFRING-Unternehmen geben Auskunft

Sehr beliebt ist unser Austauschverfahren, das wir im Bereich Retrofi t anbieten. Hier wird nach Bestelleingang eine vergleichbare Lagermaschi-ne aufgearbeitet. Sobald die überholte Maschine fertig ist, wird diese beim Kunden angeliefert und die Kundenmaschine zurückgenommen. Vorteil dabei ist die nur sehr geringe Ausfallzeit, da die Kundenmaschine nicht für die Überho-lungsdauer abgegeben werden muss. Sollte der Kunde unbedingt seine eigene Maschine über-holt haben wollen, können wir verschiedene Mo-delle aus dem BLOHM- oder JUNG-Programm als Leihmaschinen zur Verfügung stellen.

KONTAKT [email protected]

BENJAMIN STECK, LEITER ÜBERHOLUNGEN BLOHM JUNG GMBH

MAIK EBERT, LEITER KUNDENDIENST SCHAUDT MIKROSA GMBH

RUDOLF STUCKI, LEITER KUNDENDIENSTEWAG AG

JÜRG VON KÄNEL, LEITER ÜBERHOLUNGEN FRITZ STUDER AG

WALTER WEBER LEITER KUNDENDIENSTMÄGERLE AG

ANDREAS AHLERS, LEITER NEUE DIENSTLEISTUNGEN UND ÜBERHOLUNGEN WALTER MASCHINENBAU GMBH

GIBT ES ERSATZ?WENN IHRE SCHLEIFMASCHINE ZUR FRISCHZELLENKUR GEHT

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MÄGERLE BLOHM JUNG STUDER SCHAUDT MIKROSA WALTER EWAG

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RETROFIT IMMER STÄRKER GEFRAGT„Vor allem bei hochpräzisen konventionellen Maschinen gibt es einen Trend zum Retrofi t. Bei der Marke JUNG zum Beispiel haben wir 2011 einen hohen Zuwachs erzielt, 2012 konnte dieser nochmals gesteigert werden“, freut sich T ino Weißbach, Leiter Kundendienst der Blohm Jung GmbH am Standort Göppingen. Beim Retrofi t wird die Maschinegenerell auf den neuesten Stand gebracht, was insbesonder e die Elek trik bis zum Einbau neuer Schaltschränke sowie die Steuerungs-technologie betrifft. Abschließend wird die Maschine von Grund auf neu aufgebaut. Modernisierungen machen auch vor dem Hintergrund Sinn, dass der technologische Wandel im Bereich Elektrik/Elektronik in immer kürze-ren Zyklen stattfi ndet. „Ein Steuerungs-Upgrade ist oft erforderlich, weil zum Beispiel die Software mit der aktuellen Maschinensteuerung nicht mehr harmoniert. Prozessoren werden in kürzeren Zeitabständen im-mer leistungsfähiger. Angesichts dieser Entwicklung sind zehn Jahr e Maschinenleben eine Ewigkeit“, so Andreas Ahlers.

KUNDENANFORDERUNGEN AUF DEN PUNKTMaik Ebert und sein Team in Leipzig nutzen ein spezielles Stufensystem, um alle Kundenanforderungen auf den Punkt zu tr effen. Die Möglich-keiten reichen dabei von der kleinen Baugruppenüberholung über das Steuerungsretrofi t bis hin zur Komplettüberholung. „Hinter dem Stufen-system steckt die Idee, sich den Kundenbedürfnissen anzupassen und so maßgeschneiderte Lösungen anzubieten“, so Ebert. Die kleinste Über-holung ist nur der Austausch der Spindel. Das reicht häufi g bei Kunden aus, die selbst eine exzellente Instandhaltung betr eiben. Bei der Kom-plettüberholung ist die Liste der erneuerten Bauteile deutlich länger: Im Einzelnen werden Führungsschienen, Spindellagerungen, Kugelgewin-detriebe, Abrichter, Achsführungen und Messsysteme getauscht. Beim

Einsatz der Maschinen ist zudem generell eine immer höhere Produk-tivität gefordert und in manchen Branchen auch eine Anpassung an moderne Sicherheitsstandards notwendig. „Häufi g verbinden unsere Kunden eine Überholung mit Umbauten an der Maschine und die Um-rüstung auf neue W erkstücke“, ergänzt Ebert. Unter ander em in der Automobilindustrie werden Überholungen auch mit der anschließenden Umsetzung an einen anderen Standort verknüpft. Der Zeitfaktor dürfte für viele Anwender ebenfalls eine wichtige Rolle spielen: Während ein-fache Überholungen vor Ort beim Kunden etwa drei bis vier Wochen dauern, müssen die Maschinen für eine Generalüberholung und Retro-fi tmaßnahmen für rund zehn Wochen ins Herstellerwerk zurückgeholt werden. Die SCHLEIFRING-Unternehmen bieten Lösungen an, damit in dieser Zeit die Produktion beim Kunden fortgesetzt werden kann (siehe Seite links).

ÜBERHOLUNGSKAPAZITÄTEN WERDEN ERHÖHTRund 8 000 Quadratmeter umfasst die dreischiffi ge Produktionshalle der Schaudt Mikrosa GmbH in Leipzig. Mit seinen Servicespezialisten richtet Ebert gerade einen größeren Abschnitt für die verstärkten Aktivitäten bei der Maschinenüberholung ein. „Maschinenüberholung ist einer unserer wichtigsten After-Sales-Services“, begründet Ebert die zusätzlichen An-strengungen. Dazu kommt, dass man wie bei allen anderen SCHLEIF-RING-Unternehmen dank der gut ausgebildeten Mitarbeiter auch in Leipzig über das notwendige Know-how verfügt, um den Kunden maß-geschneiderte Überholungen zu offerieren. Oder wie es Tino Weißbach ausdrückt: „Unser Anspruch ist es, das Maschinenleben neu beginnen zu lassen.“ Dann haben die Schleifmaschinen eine Chance, zumindest annähernd so alt zu werden wie die Rundschleifmaschine RFH aus der Eingangshalle an der Saarländer Straße. KLAUS JOPP

Neuester Stand: Gerade im Bereich Elektrik und Elektronik gibt es einen raschen Fortschritt, von dem die Maschinen auch bei der Überholung durch eine entsprechende Nachrüstung profi tieren

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VOM LERNENDEN ZUM BERUFS WELTMEISTERBei der SCHLEIFRING Gruppe gibt es derzeit 116 Lernende. Aus gebildet werden sie nach dem dualen System in Betrieb und Berufsschule. STUDER-Lernender Marco Hofer vertritt seinen Betrieb bei der Berufsweltmeisterschaft „WorldSkills“ und will zum dritten Mal nach 1999 und 2007 einen Preis nach Thun holen

MARCO HOFER HAT HOHE ZIELE – der junge Mann aus Uetendorf bei Thun (Schweiz) will mit seinem Partner Luca Zoss nichts weniger als Weltmeis-ter werden. Der 19-jährige Schweizer strebt aber nicht in den Olympeiner Sportart – Handball spielt er eher zur Entspannung. Vielmehr geht es um die Berufsweltmeisterschaft „WorldSkills“, die 2013 als 42. Ver-anstaltung dieser Art in Leipzig stattfi ndet. Alle zwei Jahre treten junge Menschen aus 45 verschiedenen Berufen auf dem weltweit gr ößten Bildungsevent an. Über 1000 Teilnehmer aus 58 Ländern und Regio-nen kommen Anfang Juni in der sächsischen Metr opole zusammen, um ihre Fähigkeiten in Handwerk und Facharbeit zu messen. Hofer und sein Partner reisen als „Schweizermeister Automatiker“ an und vertreten nicht nur ihr Land, sondern auch ihre Firmen STUDER und Gilgen Door Systems. In diesen Unternehmen gehen die beiden Hoffnungsträger in die Lehre und absolvieren gerade ihr viertes Ausbildungsjahr.

IN SIEBEN BERUFEN WERDEN 75 LERNENDE AUSGEBILDET„Wir unterstützen Marco nach Kräften, weil die Lernenden einen hohen Stellenwert in unser em Unternehmen haben“, betont Roger Leuen-berger, Leiter der Berufsbildung bei STUDER. Derzeit absolvier en hier 75 Jugendliche in sieben Berufen ihr e Lehre – die größten Gruppen sind Polymechaniker (29), Konstrukteure (16) und Automatiker (12). Ab Sommer 2013 richtet das Unternehmen eine zusätzliche Ausbildungs-möglichkeit zur „Fachkraft Betriebsunterhalt“ ein. Im Betrieb werden die Lernenden von vier Vollzeit- und fünf Teilzeit-Berufsbildnern sowie rund 50 Fachausbildnern betreut. Als einziges Unternehmen in der Schweiz bildet STUDER seine eigenen Schleifspezialisten und -technologen aus. „Möglich wurde das durch eine Reglementänderung im Ber eich

FÜR EINE SICHERE ZUKUNFT

Bei den acht Unternehmen der SCHLEIFRING Gruppe sind derzeit 116 junge Menschen in einer zukunftsweisenden Ausbildung. Mit 75 Lernenden hat daran STUDER den mit Abstand größten Anteil. Das Schwergewicht liegt – nicht überraschend für Maschinenbauunternehmen – auf den technischen Berufen Polymechaniker, Automatiker und Konstrukteur sowie Mechatroniker, Mechaniker und Informatiker. Daneben werden künftige Kaufl eute und Logis-tiker auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die Ausbildungsgänge dauern je nach Land und Beruf zwischen drei und vier Jahren und sind dual organisiert, fi nden also in den Betrieben und in der Schule statt. Der Maschinenbau in Deutsch-land und der Schweiz gehört zu den führenden Industriezweigen mit starkem Exportanteil; die Arbeitsplätze – in Deutschland zuletzt über 970 000 – gelten als sicher und zukunftsfähig.

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Technische Zusammen hänge haben Marco Hofer (r.) von

Kindesbeinen an interessiert. Bei den „WorldSkills“ geht

der Lernende für STUDER an den Start

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Polymechanik, sodass wir jetzt auch in dieser für uns besonders wichti-gen Disziplin Nachwuchs heranbilden können“, freut sich Leuenberger. Derweil bereitet sich Hofer intensiv auf seine spezielle W eltmeister-schaft vor: Zwei Tage in der Woche trainieren Hofer und Zoss, mit be-sonderen Bausteinen Anlagen in einer vorgegebenen Zeit zu erstellen. STUDER stellt nicht nur den Raum, sonder n gewährt auch die benö-tigte Zeit. Die Elemente stammen von der Firma Festo, einem weltweit führenden Unternehmen in der Automatisierungstechnik mit hoher Kompetenz in der technischen Aus- und Weiterbildung. „Es gibt 14 ver-schiedene Stationen, die etwa halb so gr oß sind wie ein Schreibtisch und an denen wir uns selbst Aufgaben in unterschiedlicher Komplexi-tät stellen. Mein Partner entwickelt die Software für die Steuerung, ich bin für die Hardware und ihren Zusammenbau zuständig. Die Zeitdauer für die Lösungen variiert zwischen 30 Minuten und drei Stunden“, be-richtet Hofer. Bei den „WorldSkills“, die insgesamt sechs Tage laufen, dauern die vorgegebenen Aufgaben sechs Stunden pro Tag. „Das wird eine anstrengende, aber auch spannende Herausforderung“, freut sich Hofer schon auf das Großereignis.

AUSBILDUNG ALS DUALES SYSTEMDie Ausbildung der Ler nenden in der Schweiz ist als duales System aufgebaut, d. h. die praxisnahe Ausbildung im Betrieb wir d durch die Berufsschule ergänzt. Wie viele andere Lernende besucht auch Marco Hofer die Berufsmaturität, eine besondere Form der Berufsschule. Die Schulausbildung wird meistens an einem Wochentag durchgeführt, die restlichen Werktage ist der Lernende im Betrieb. „Die erfolgreiche Be-rufsmatur berechtigt die Lernenden, sich ohne weitere Prüfung an einer

Leila Müller absolviert bei STUDER ein sechs-monatiges Praktikum als Polymechanikerin

Zur Ausbildung gehört natürlich auch der Umgang mit alltäglichem Handwerkszeug wie Schieblehre und technischer Zeichnung

Marco Hofer (19) aus Uetendorf macht bei STUDER eine Ausbildung zum Automatiker

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Fachhochschule einzuschreiben“, weiß Marc Baumgartner, Vollzeitbe-rufsbildner im Fachber eich Automatiker/in und Automatikmonteur/in bei STUDER in Thun, der unter anderem Hofer betreut. Die Berufsschu-le übernimmt auch die Initiative bei den Berufsmeisterschaften, ermun-tert die Jugendlichen, stellt die Teams zusammen und ermöglicht die ersten Trainingseinheiten.

WICHTIG SIND AUCH SOFT SKILLS WIE TEAMFÄHIGKEITSo wichtig die berufl ichen Fachkenntnisse in der Ausbildung auch sind, heute zählen außer dem sogenannte Soft Skills wie T eamfähig-keit, Gemeinschaftssinn, Motivation und Eigenverantwortung. Deshalb hat STUDER verschiedene Events in die Ausbildung integriert, bei de-nen sich die Lernenden besser kennenlernen und solche Fähigkeiten gestärkt werden sollen. „Höhepunkt im ersten Jahr ist das viertägige Lehrlingslager mit verschiedenen Aktivitäten zum Umweltschutz, zur Arbeitssicherheit und zur Firmenorganisation. An diesen Tagen kommt stets auch ein Vertreter der Direktion, was die hohe Wertschätzung der Unternehmensführung an der Ausbildung belegt“, so Baumgartner . Ähnliche Ziele verfolgen Skiwochenenden, Grillabende oder ein Ham-burg-Besuch aller Lernenden, zu dem die Körber-Stiftung einlädt. Ein besonderer Bestandteil der Ausbildung sind darüber hinaus die Lehrlingsprojekte. Die angehenden Konstrukteur e entwickeln etwa in ihrem ersten Lehrjahr eine T ischlampe, die sie dann später im W erk-stattpraktikum auch in „Hardware“ umsetzen. Ziel des Projektes ist es, den Entwicklungsablauf nach der IPERKA-Methode kennenzulernen. IPERKA steht für die sechs Schritte: Informier en, Planen, Entscheiden, Realisieren, Kontrollieren und Auswerten. Die Aufgabenstellung ist be-wusst relativ offen gehalten, sodass für die Entwicklung ein großer Spiel-raum besteht. Die Lernenden müssen ein Pfl ichtenheft erstellen, in dem sie die technischen V orgaben defi nieren, das Pr ojekt zeitlich planen, Lösungsskizzen anfertigen und am Ende die Lampe herstellen.

INTERESSIERT AN TECHNISCHEN ZUSAMMENHÄNGENMarco Hofer ist in jedem Fall mit seiner Ausbildung sehr zufrieden. Er hat seine praktische Prüfung vorgezogen, um sich voll und ganz auf das große Ziel Weltmeisterschaft konzentrieren zu können. Der nächste große Schritt steht für ihn auch schon fest: „Nach der Lehre bei STUDER möchte ich eine Fachhochschule besuchen und Elektroingenieur wer-den“, sieht er seine Zukunft. Schon von klein auf haben den jungen Mann technische Zusammenhänge interessiert, hat er an komplexen Abläufen gearbeitet. Das liegt wohl in der Familie, denn auch der Vater ist Elektroingenieur, ein direktes Vorbild also. Das erfolgr eiche Tüfteln könnte Marco jetzt zum Weltmeister machen, dem dritten bei STUDER seit 1999. Eins steht bereits fest: Alle Lernenden und Kollegen werden ihm und seinem Partner ganz fest im Juni die Daumen drücken. KLAUS JOPP

MEHR INFORMATIONEN www.berufsbildung.studer.com

PROJEKT TISCHLAMPE

Vom Konstruktionsplan bis zur Fertigung: Lernende entwerfen Tischlampen

Im ersten Lehrjahr entwickeln die Lernenden bei STUDER eine Tischlampe. Diese sollen sie dannspäter im Werkstattpraktikum auch selber her-stellen. „Bis jetzt haben alle Lampen funktioniert“, so Berufsbildungsleiter Roger Leuenberger lachend. „Auch wenn man für die eine oder andere Ausführung einen Kran braucht, um sie auf den Tisch zu stellen.“

„WER SELBST AUSBILDET, GIBT TRADIERTES WISSEN WEITER – DAVON PROFITIERT LETZTLICH DER KUNDE.“

Roger Leuenberger, Leiter Berufsbildung, Fritz Studer AG

Vito De Paola (l.), Polymechaniker im vierten Lehrjahr, mit Betreuer Samuel Bieri im Programmierbüro

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SCHLEIFRING GRUPPE INSIDE

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WAS MACHEN SIE HIER GERADE?Über 2000 Menschen sind rund um den Globusfür die SCHLEIFRING Gruppe tätig. Woran arbeiten sie genau? In jeder Motion stellen wir vier Mitarbeiter vor – wie Martin Pleva aus der Maschinenabnahme im tschechischen Ku im

„DIE GENAUIGKEIT EINER PROFILSCHLEIFMASCHINE, in tausendstel Millime-ter gemessen – die musste ich gerade wieder herstellen. Dafür bin ich nach Dänemark gereist und habe einen Großkunden besucht, den ich seit Jahrzehnten kenne. Um die Maschinengeometrie zu korrigieren, greife ich auf meine langjährige Erfahrung zurück. Fast fünfzig Jahre bin ich schon bei MÄGERLE und betreue Kunden im In- und Ausland. Ich habe 1963 meine Lehre als Maschinenschlosser begonnen, wurde später zum Servicetechniker ausgebildet und war 25 Jahre Kundendienstleiter – nebenbei habe ich BWL studiert. Seit August letzten Jahres bin ich pensioniert, arbeite aber stundenweise weiter im Kundendienst. Komplett aufzuhören kam für mich nicht in Frage. MÄGERLE ist für mich wie eine große Familie. Als Lehrbub lag ich schon mal zusammen mit dem Firmengründer Karl Mägerle unter der Maschine. Jetzt gebe ich mein Wissen weiter und bilde Service-techniker aus. Zu meinen derzeitigen Aufgaben gehört auch, dass ich Schleifmaschinen repariere, den Innendienst unterstütze und Kunden bei Maschinenabnahmen schule, auch vor Ort in den USA und China. Einige Kunden und Mitarbeiter unserer Vertretungen sind durch die jahrelange Zusammenarbeit auch Freunde geworden. Wenn es sich ergibt, spielen wir zusammen Golf. Neben meiner Ferienwohnung in den Bergen ist das für mich Entspannung pur.“

„MEIN LANGJÄHRIGES FACHWISSEN GEBE ICH WEITER UND BILDE SERVICETECHNIKER AUS.“

„ICH SORGE DA-FÜR, DASS DIE MASCHINEN GUT BEIM KUNDEN ANKOMMEN.“

„MOMENTAN REINIGE ICH eine HELITRONIC-Werkzeugschleifmaschine, das dauert etwa eine Stunde. Danach führt mein Kollege kleine Kor-rekturen an der Lackierung durch. Währenddessen schließe ich die Kühlanlage und den Dunstabscheider an die nächste Maschine an, zur Vorbereitung des Schleiftests. Bevor ich die Achsen für den Transport fi xiere, reibe ich die Maschine mit Schutzwachs ein. So beugen wir Korrosion vor. Ich arbeite seit zwei Jahren in der Abteilung Maschinen-abnahme. Dort bin ich für die Phasen vor und nach den Abnahmetests zuständig. Anschließend werden die Maschinen an die Endkunden versandt. Bei WALTER muss ich sehr präzise arbeiten – nahezu per-fekt. Das liegt mir. Seit Jahren sammle ich alte Autos, Traktoren und vor allem Motorräder; die meisten wurden noch vor meiner Geburt gebaut. Mittlerweile besitze ich 22 Oldtimer. Bei ihrer Renovierung bin ich genauso beharrlich und ausdauernd wie bei der Arbeit im Werk. Die Technik und Mechanik von Maschinen faszinieren mich. Es reizt mich, diese zu zerlegen, zu renovieren und wieder zu beleben. Auf meinen Motorrädern bin ich schon durch halb Europa getourt, von Tschechien bis nach Estland, Italien und in die Niederlande. Es ist ein unbeschreib-liches Gefühl, auf einer 46 Jahre alten CZ 250 zu reisen und zu wissen, dass ich jede Schraube selbst montiert habe – mit eigenen Händen.“

NAME: Martin Pleva

POSITION: Abnahme Support bei Walter s.r.o., Ku im, Tschechische Republik

KONTAKT: [email protected]

PRAG

Ku im

NAME: Peter Hiltbrunner

POSITION: After-Sales-Kundenbetreuer bei Mägerle AG Maschinenfabrik, Schweiz

KONTAKT: [email protected]

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Fehraltorf

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„GERADE SITZE ICH über den Marktanalysen für China und Indien. Sie sollen als Muster für weitere Analysen dienen und Fragen beantworten wie: ‚Wo sind wir?‘ ‚Wie entwickeln wir uns weiter?‘ Ein Analysemuster entwerfen, Zahlen interpretieren – das ist für mich kreatives Denken. Das mag ich – genauso wie den Freiraum, eigene Ideen einbringen zu können. Mit meiner Arbeit unterstützte ich das Management der SCHLEIFRING Gruppe, sodass unternehmerische Entscheidungen mit Fakten gestützt, Marktentwicklungen frühzeitig erkannt und Kun-den, Märkte und Wettbewerber fundierter beurteilt werden können. Seit August 2012 arbeite ich als Manager Marketing-Intelligence in der Abteilung Business Development und Marketing. Vorher war ich für Volkswagen in Wolfsburg tätig. In den deutschsprachigen Raum hat mich ein Austauschprogramm zwischen den Universitäten Bayreuth und Shanghai geführt. Meinen Master- und Doktor-Titel habe ich in Bayern, meinen Bachelor in China erworben, wo ich aufgewachsen bin. Durch meine persönlichen Einblicke kann ich bei Kollegen vielleicht das Verständnis für Asien und den chinesischen Markt fördern. Meine neue Heimat entdecke ich vor allem ästhetisch und besuche Kunst-ausstellungen. Außerdem male ich gern – nach chinesischer Tradition mit Tusche und Pinsel.“

„ICH HELFE DABEI, MÄRKTE FUNDIERTER ZU BEURTEILEN.“

„ICH BIN IM SHOWROOM GÖPPINGEN und schule eine Woche lang Mitarbei-ter eines Kunden auf einer Profi lschleifmaschine. Eine sogenannte CNC-Schulung – die Werkzeugmacher kennen die Technik, aber die Maschine und damit Steuerung und Programme sind neu. Und das reizt mich an meinem Beruf: Ich bin seit 1978 bei JUNG beschäftigt, habe mit der Zeit viel technisches Know-how gesammelt, kenne viele Maschinen bis ins letzte Detail und lerne dennoch immer Neues kennen. 80 bis 90 Prozent meiner Arbeitszeit verbringe ich mit Ge-schäftsreisen. Ich war berufl ich schon in vielen Ländern der Welt – nur nicht in Australien. Reisen ist anstrengend. Trotzdem reise ich auch gern privat. Dann allerdings mit mehr Zeit, um Land und Leute besser kennenzulernen. Bei Fragen zur Technologie und Anwendungstechnik stehe ich Kol-legen und Kunden mit Rat und Tat zur Seite. Neben Vorführungen der Maschinen in unseren Showrooms und auf Messen sind Schulungen der Hauptgegenstand meiner Arbeit. Vor Ort arbeite ich eng mit Kun-den und Mitarbeitern zusammen. Dabei hilft mir bestimmt, dass ich gebürtiger Spanier bin. Von meiner Muttersprache kann ich einige Sprachen gut ableiten, zum Beispiel Italienisch und Portugiesisch. Darin kann ich mich verständigen.“

„VOR ORT SCHULE ICH DIE MITARBEITER DER KUNDEN AN DEN MASCHINEN.“

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NAME: Arturo Palmeiro

POSITION: Anwendungstechniker bei Blohm Jung GmbH, Göppingen und Hamburg, Deutschland

KONTAKT: [email protected]

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Göppingen

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NOME: Dr. Jiani Wu

POSITION: Manager Marketing-Intelligence bei Körber Schleif ring AG, Bern, Schweiz

KONTAKT: [email protected]

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DAS GEHEIMNISDER PRÄZISION Was bedeutet Präzision? Welchen Stellenwert hat sie in der Gesellschaft? Im Motion-Gespräch diskutieren Elena Richter,Bogenschützin, Dr.-Ing. Christian Wenzel, Experte für Präzi-sions maschinen am Fraunhofer-Institut für Produktionstech-nologie, und Michael Horn, Chief Operation Offi cer (COO) der SCHLEIFRING Gruppe

Treffpunkt Maritimes Museum, Hamburg: Präzisionsspezialist Dr.-Ing. Christian Wenzel (l.), Bogenschützin Elena Richter und Michael Horn, Chief Operation Offi cer bei der Körber Schleifring AG

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Motion: Frau Richter, lässt sich die Präzi-sion, die beim Bogenschießen maßgeb-lich ist, ein wenig beschreiben?

Elena Richter: Wir schießen auf 70 Meter Ent-fernung. Die Aufl age ist 122 Zentimeter gr oß und die Zehn ist 12,2 Zentimeter gr oß. Der Pfeil hat einen Dur chmesser von cir ca fünf Millimetern. Das heißt: Man muss präzise sein.

Kann das, was Frau Richter kann, auch eine Maschine?

Christian Wenzel: Ich glaube, dass eine Maschi-ne dank der Entwicklung der Sensorik so etwas könnte. Für den Menschen ist es ja besonders herausfordernd, den Winkel zu treffen. Im End-effekt sprechen Sie von Winkeln, wenn Sie aus 70 Metern Entfernung eine kleine Fläche treffen wollen. Doch der Mensch hat kein Organ, um den Winkel zu spüren oder zu empfi nden. Eine Länge lässt sich deutlich besser abschätzen.

Elena Richter: Wir helfen uns mit einer V isier-einrichtung, die ungefähr einen Meter vom Au-ge entfernt und einen Quadratzentimeter groß ist, mit einem kleinen Punkt. Eine optische Hil-fe beim Zielen. Wenn man unsere Bögen mit einem Kimme-und-Korn-System vergleicht, stellt man fest, dass wir keine Kimme haben. Kimme und Korn werden bei einer V isierung einfach übereinander gelegt; wir haben nur

das Korn, aber es sagt nicht aus, wie gerade man steht. Eigentlich sind wir es selbst, die alles machen.

Michael Horn: In der W erkzeugmaschinen-industrie arbeiten wir mit der sogenannten Pro-zessfähigkeit. Was Sie über „T raining machtden Meister“ herstellen müssen, von Schuss zu Schuss, gelingt uns über einen stabilen Prozess, über Sensorik, über eine Lernkurve, über das Feststellen von Abweichungen und letztendlich über Fehlervermeidung.

Ist Ihr Recurve-Bogen ein Präzisionsge-rät, Frau Richter?

Elena Richter: Das würde ich schon sagen. Es gibt eine andere Bogenart, den Compound-Bo-gen – ein noch größeres Präzisionsinstrument.Der Reiz beim Re curve-Bogen besteht darin, dass der menschliche Faktor größer ist.

„DER KUNDENANSPRUCH GEHT WEIT ÜBER DAS THEMA PRÄZISION HINAUS. DER KUNDE WILL, DASS WIR DEN PROZESS VERSTEHEN, UND DARIN LETZTENDLICH VERSCHWENDUNG ELIMINIEREN.“

Michael Horn

MICHAEL HORNMichael Horn (41), seit 2007 für die SCHLEIFRING Gruppe tätig, verantwortet seit 2010 die Bereiche Produktion und Supply-Chain-Management. Seit 2013 ist Horn Chief Operation Offi cer und leitet ne-ben den bereits genannten Bereichen ebenfalls sämtliche Themen im Bereich der Lean Excellence sowie den Sparteneinkauf.

ELENA RICHTERElena Richter (23) ist Bogenschützin in der olym-pischen Disziplin Recurve-Bogen. Die Berlinerin feierte ihre größten Erfolge bei den Europameister-schaften 2011 (1. Platz, Einzel) und 2012 (3. Platz, Team). Bei der Weltmeisterschaft 2011 wurde sie mit der Mannschaft Neunte. Bei den Olympischen Spielen 2012 belegte sie Platz 17. An ihrem Sport reizt sie die „wahnsinnige Ästhetik“.

DR.-ING. CHRISTIAN WENZELChristian Wenzel (36) studierte Maschinenbau mitdem Schwerpunkt Fertigungstechnik an der RWTHAachen. Im Juli 2001 begann er seine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie (IPT) in der Abteilung Produktmaschinen. Seit Juli 2006 leitet er die Abteilung Präzisionsmaschinen und Auto-matisierungstechnik am Fraunhofer IPT.

Christian Wenzel: Auch in der Maschinenwelt kann man beobachten, dass die Leute sehr unterschiedliche Vorstellungen haben. Die Fra-ge ist oft: W ie genau ist diese Maschine? Die Rede ist dann von so und so vielen Mikr o me-tern. Aber was ist das für eine Aussage? Das ist keine präzise Aussage.

Auch bei der SCHLEIRFING Gruppe ist Präzision ein hoher Wert. BLOHM etwa schafft mit der PLANOMAT Genauigkei-ten beim Flachschleifen von unter zehn Mikro metern auf einer Länge von zwei Metern. WALTER garantiert bei der HELI-TRONIC MICRO Toleranzen von zwei Mi-krometern mit absoluter Wiederholungs-genauigkeit. Bei STUDER geht es mit der S12 sogar in den Nanometerbereich.

Michael Horn: Grundsätzlich ist unser An-spruch, das Maß aller Dinge zu sein, wenn es

IM GESPRÄCH

Technische Hilfs-mittel zum Zielen

gibt es nicht. „Eigentlich sind

wir es selbst, die alles machen“,

sagt Elena Richter

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um Genauigkeit geht. Wir betrachten die Ma-schine jedoch nicht nur als Einzelelement, son-dern wir versuchen, den Gesamtpr ozess zusehen. Dazu gehört mehr als nur eine Maschi-ne. Das können Umwelteinfl üsse sein, eine Rohstoff-Situation, aber auch eine Infrastruk-tur, genauso wie beim Bogenschießen.

Wie wichtig ist die Präzision als Wett-bewerbskriterium? Gibt es einen Wettbe-werb um die Präzision?

Michael Horn: Der Kundenanspruch geht weit über Präzision hinaus. Der Kunde will, dass wir seinen Prozess verstehen, und letztendlich in dem Prozess Verschwendung eliminieren. Das ist dann auch der Wettbewerb, dem sich unser Unternehmen stellen muss.

Schleifmaschinen arbeiten mit einer Prä-zision von wenigen Nanometern – also millionstel Millimetern. Welche Relevanz besitzt das praktisch für den Markt?

Christian Wenzel: Bei Werkzeugmaschinen ist Formhaltigkeit unterhalb von einem Mikrome-ter gefordert, würde ich sagen. Ich komme selbst aus der Optik. In der Präzisionsoptik hat man Werte von 0,1 oder 0,2 Mikr ometer auf einer Fläche von 20 – 30 Millimetern Durch-messer. Die Frage ist immer nur, zu welchem

Aufwand. Eine interessante Fragestellung für diese Diskussion ist: Präzision und verfügbare Zeit. Das relativiert vieles.

Michael Horn: Ich glaube auch, dass man das aus der Kundenaufgabe heraus sehen muss. Nehmen wir ein Beispiel aus der W erkzeug-branche, wo wir mit WALTER und EWAG tätig sind. Der Kunde gibt uns Aufgabenstellungen wie: ,Ich benötige eine komplexe Schneide-geometrie, bitte stellt die her , aber so, dass jedes dieser W erkzeuge immer das gleiche Verschleißverhalten hat.‘ Hier muss ich die höchste Präzision pr ozessfähig herstellen, aber ich muss auch den Aufwand dem Nut-zen gegenüberstellen.

Präzision in der Herstellung von Schleifmaschinen reicht dem Kunden nicht, so Michael Horn. Als Hersteller müsse man den gesamten Prozess mitdenken, in dem die Maschine einmal stehen wird

Nanometer, Mikrometer, Millimeter, Meter? Wie kann man Präzision messen?

„WIR SCHIESSEN AUF 70 METER ENTFERNUNG UND DIE 10 IST 12,2 ZENTIME-TER GROSS. DAS HEISST: MAN MUSS PRÄZISE SEIN.“

Elena Richter

Präzise ist natürlich nur das, was auch gemessen werden kann. Kann die Mess-technik bis in den Nanobereich hinein folgen?

Michael Horn: In der Maschinenbranche bin-den wir bei vielen Bearbeitungsverfahren und Prozesslösungen die Messgeräteentwicklung mit ein. Im Prozess des Maschinenentwickelns sind sehr viele Einfl ussgrößen von Bedeutung. Ohne das W issen über diese Einstellgr ößen kann ein Messgerätehersteller die Prozess fä-higkeit nicht gewährleisten.

Christian Wenzel: Wir stellen Oberfl ächen her für optische Anwendungen. Die lassen sich in der

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Regel noch messen. Das Messen von Mikr o-strukturen indes ist mit Abstand das schwäch-ste Glied in der Kette. Es ist nicht unüblich, dass wir auch Bauteile ausliefern, die nicht oder nur teilweise gemessen wur den. Messtechnik ist immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber oftmals läuft die Messtechnik hinterher.

Frau Richter, gibt es im Bogenschießen eine Entwicklung über die Jahrhunderte, dass die Präzision und die Zielgenauig-keit ständig steigen?

Elena Richter: Ja, das denke ich. Schon allein, weil das Material noch präziser werden kann. An der Ausrüstung wird sich in unserer Sport-art sonst nicht viel änder n, weil es elementar ist, dass sie so einfach gehalten ist und trotz-dem so hohe Leistungen erzielt werden.

Michael Horn: Haben Sie Einfl uss darauf, dass die Erfahrungen, die Sie in Wettbewerben ge-winnen, auch in die Ausrüstung einfl ießen? Tu-nen Sie selbst Ihre Pfeile? Wiegen Sie sie aus?

Elena Richter: Genau so wir d es gemacht. Ich stelle meinen Bogen selber ein. Natürlich habe ich da auch Unterstützung. W as mich interessieren würde, ist, ob man die Hersteller

nicht mehr beeinfl ussen könnte. Der Pfeil ist ein Karbonschaft mit Aluminium, im Innen-kern aber hohl. Die Spitzen sind aus W olf-ram und da sind große Ungenauigkeiten. Wir haben sie auf die Feinwaage gelegt und die Hände über dem Kopf zusammengeschla-gen. Sie schwanken von Pfeil zu Pfeil. Bei einem Stückpreis von 15 – 16 Euro erwartet man Qualität. Da ist wieder die Frage: Kosten und Nutzen?

Sie haben in einem anderen Interview von der ‚wahnsinnigen Ästhetik‘ des Bogen-schießens gesprochen. Können Sie uns diese Ästhetik erklären?

Elena Richter: Wie erklärt man Ästhetik? Das ist etwas, was man individuell fi ndet oder nicht fi ndet, denke ich. Was mir am Bogenschießen

gefällt, ist, dass es kraftaufwendig ist. V iele Menschen, die zum ersten Mal einen Bogen in die Hand nehmen, sind überrascht, dass es so schwer ist. Das Zuggewicht, das ich nach hinten ziehe, sind etwa 17 – 18 Kilo. Dennoch sieht man dem Bogenschützen nicht an, dass es anstrengend ist.

Schauen wir kurz in die Geschichte der Präzision. 1759 vollendete John Harrison den ersten Chronometer, der die nötige Genauigkeit für eine präzise Längengrad-bestimmung besaß. Gibt es eine Meister-leistung aus der heutigen Zeit, die so für Präzision steht wie der erste Chrono-meter in seiner Zeit?

Christian Wenzel: Für meinen Bereich würde ich sagen, die EUV-Lithografi e. Es ist unglaub-

„WIR SUCHEN MITARBEITER, DIE SICH MIT DEM PRODUKT UND DEM KUNDEN IDENTIFIZIEREN UND DEM KUNDEN HELFEN ZU FINDEN, WAS ER BRAUCHT.“

Michael Horn

Im Maschinenbau muss die Mess-geräteentwicklung oftmals in die Maschinenentwicklung integriert werden, betont Michael Horn

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Christian Wenzel, Präzisionsspezialist am Fraunhofer IPT, glaubt fest an den menschlichen Einfl uss beim Erreichen von Präzision

Präzisionsinstrument des 18. Jahrhunderts: ein Sextant im Maritimen Museum, Hamburg

lich, was da an Genauigkeit erbracht wird. Und in der Consumerwelt: Das iPhone war meiner Meinung nach eine Revolution.

Michael Horn: Wir beschäftigen uns sehr stark mit dem Thema Laser. Das ist für mich ein Mei-lenstein, aber vornehmlich in der Kombination mit anderen Bearbeitungsverfahren. Das hat uns neue Möglichkeiten eröffnet.

Ist Präzision der einzige Weg, erfolgreich zu sein, oder gibt es andere?

Christian Wenzel: An der Maschine können ex-trem viel Zeit und Kosten beim Einstellen des Prozesses anfallen. Hier ist die Intelligenz in der Maschine ein Thema. Ist das bis dato gut er -reicht? Ich würde sagen: nein. Das Auto ist ein Indiz dafür, wie günstige Sensorik ein komplet-tes System mit Intelligenz ausstatten kann. Man kann im Auto eine Infrarot-Kamera haben und sieht das Reh im Wald, das man sonst nicht se-hen würde. Wenn ich die Werkzeugmaschine mit dem Auto vergleiche, muss ich sagen, dass sie noch sehr viel Potenzial hat. Der Hinter -grund ist, dass es ganz unterschiedliche Märk-te sind. Die Autoindustrie ist vom Endkunden getrieben, der alle fünf Jahre neue, spannende Sachen haben möchte.

Michael Horn: Präzision geht ein Stück weiter. Wenn wir es geschafft haben, über den ge-samten Wertschöpfungsprozess Maschinen und Anlagen so zu vernetzen, dass diese bei geringsten Abweichungen ihr e Betriebszu-stände eigenständig korrigieren, um an keiner Stelle im Wertestrom Verschwendung entste-hen zu lassen, dann sind wir nochmals einen großen Schritt weiter in Richtung Präzision gekommen.

Wie hoch ist der Faktor Mensch an der Präzisionsmaschine?

Christian Wenzel: Die erreichte Präzision der Fertigungsergebnisse wird wesentlich beein-fl usst durch den Bediener der Maschine und seine Begeisterung. Die Frage, die man sich

„DIE PRÄZISION DER FERTIGUNGS-ERGEBNISSE WIRD WESENTLICH BEEINFLUSST DURCH DEN BE DIENER DER MASCHINE UND SEINE BEGEISTERUNG.“

Christian Wenzel

stellen kann, ist, inwiefern man es in der Pro-duktion schafft, die Beteiligung des Menschen ein Stück weiter zurückzufahren. Thema: Au-tomatisierung.

Michael Horn: Präzision und Leidenschaft spielen bei der SCHLEIFRING Gruppe eine große Rolle, weil wir überzeugt sind, dass nur mit Mitarbeitern, die mit Leidenschaft bei der Sache sind, auf Nachhaltigkeit gesetzt werden kann. Nach wie vor ist der Mensch der maß-gebliche Faktor, weil er seine Erfahrungen in die Neuentwicklung und in die V erbesserung einbringt. Es geht nicht nur um die Maschinen-bedienung, weil die programmiert ist, sondern auch hinterher um die Interpr etation dessen, was passiert ist. Das heißt, auch um die Kor-rekturschleifen und die Interpretation, um das Gesamtsystem besser zu machen. Wenn ich mit unseren Leuten spreche, dann wissen sie oft noch die Nummern der Maschinen, die sie ausgeliefert haben, und in welcher Genauig-keit das von ihnen bearbeitete Teil war. Das ist ihr Antrieb. Sie unterhalten sich hinterher mit dem, der die Maschine zuletzt abnimmt. W ie genau war es? Und wenn das auf einem ho-hen Level war, dann war das deren Zielschuss. Das treibt sie an. Das heißt, dass wir Mitarbei-ter suchen, die sich mit dem Produkt und dem Kunden identifi zieren und dem Kunden helfen zu fi nden, was er braucht.

Finden Sie genug junge Menschen, die sich diese Einstellung erarbeiten wollen?

Michael Horn: Vor allem müssen wir die Wer-tigkeit der Aufgabe ins richtige Licht rücken. Wir haben in unseren Unternehmen eine sehr hohe Ausbildungsquote, welche weit über dem Branchendurchschnitt liegt. Da es zum Beispiel den Ausbildungsberuf des Schleifers so nicht offi ziell gibt, betreiben wir ein umfang-reiches Ausbildungsprogramm und bilden un-sere Experten selbst aus. INTERVIEW: MICHAEL HOPP

KONTAKT [email protected]

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SCHLEIFRING GRUPPE A DAY WITH ...

DER ARBEITSTAG VON Beat Oderbolz ist lang. Er beginnt, kurz bevor die asiatischen Geschäftspartner ihre Rechner herunterfahren und hört auf, wenn die amerikanischen ihren ersten Coffee-to-go trinken. Der globale Arbeitsrhythmus bestimmt schon lange den Tag des gelernten Maschinenbaukonstrukteurs. 18 Jahre lang war Oderbolz Verkaufsleiter weltweit für EWAG, vorher Regionalver-triebsleiter. Seit Jahresbeginn ist er Leiter Innovation und Produkt-management. Mit einem Team von acht Spezialisten arbeitet Oderbolz an der erfolgreichen Zukunft von EWAG. Eine Aufgabe, die ihn hinaus in die Welt treibt. Er reist zu Kunden nach England, Frankreich, Japan oder in die USA. Seine aktuellen Projekte sind LASER LINE und INSERT LINE. „Wir arbeiten damit schneller und leisten bessere Qualität als die Wettbewerber“, so Oderbolz. Eine Schlüsselfunktion in seiner Arbeit nimmt der weltgrößte Hersteller von Werkzeugen ein, der schwedische Konzern Sandvik.

KONTAKT

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EIN TAG MIT …BEAT ODERBOLZ„Der Mann ist ein echter Allrounder“, sagen Kollegen über den Leiter Innovation und Produktmanagement der Ewag AG in Etziken, Schweiz. Wir haben ihn an einem ganz normalen Arbeitstag begleitet

7.50 UHRNach 40-minütiger Fahrt von zu Hause kommt Beat Oderbolz im Büro an. Sein vielseitiger, reiseintensiver Beruf wäre ohne den Rückhalt seiner Frau und seiner Tochter nicht möglich gewesen. „Die Akzeptanz von zu Hause war immer da“, so Oderbolz.

8.30 UHRErste Besprechungen im Büro mit Marcel Gnägi, Leitung Product Lifecycle Management. Beat Oderbolz und sein Team trimmen LASER LINE und INSERT LINE auf Marktreife.

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11.00 UHRAuf dem Weg zum Kunden. Das Ver-trauen zu erfüllen, das der Kunde in EWAG setzt, ist Beat Oderbolz wichtig. Zudem reizen ihn die technischen Ge-spräche mit Kunden und Mitarbeitern. Oderbolz arbeitet seit 35 Jahren im Unternehmen, mit vielen Kunden steht er seit Langem in Kontakt. In zahllosen Gesprächen entsteht so eine Basis des Vertrauens.

15.00 UHRMit Thomas Fischer, Mitarbeiter im Team Innovation, bei einer LASER LINE. „Eine revolutionäre Technik“, so Oderbolz. „Der Laser eröffnet neue Dimensionen in der Bearbeitung von extrem harten Werk stoffen, beispielsweise Diamanten.“

12.00 UHREine „Lastenheftvorstellung“ beim Kunden. Mit den Leitern von Abteilungen wie Appli-kation, Entwicklung und Logistik bespricht Oderbolz die Bestellung des Kunden. Was sind die spezifi schen Anwendungs-anforderungen?

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SCHLEIFRING GRUPPE A DAY WITH ...

19.00 UHRAuf dem Weg nach Hause. Privat ist Beat Oderbolz ein

echter Familienmensch. Er ist aktiv, trifft sich mit Freun-

den, betreibt verschiedene Sportarten gemeinsam mit Frau

und Tochter. „Meine Tochter hat meine Reiselust geerbt“,

so Oderbolz. „Sie ist viel unterwegs.“

„UM INNOVATIVE PRODUKTE HERZUSTELLEN, MUSS MAN NAH AM KUNDEN SEIN.“ Beat Oderbolz, Leiter Innovation und Produktmanagement, EWAG

18.00 UHRErneute Besprechung: Im Mittelpunkt steht eine mittelfristige Termin planung. Wann müssen welche Maschinen ausgeliefert wer-den? Welche größeren Projekte stehen an?

16.30 UHROderbolz und Thomas Fischer tauschen sich fort-

laufend aus. Im Team herrschen fl ache Hierar-chien. „Man braucht die Kollegen, jeder hat hier

eine wichtige Funktion“, so Oderbolz.

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MÄGERLE BLOHM JUNG STUDER SCHAUDT MIKROSA WALTER EWAG

TOOLS & TECHNOLOGYTOOLS & TECHNOLOGY

NEUES AUS DER SCHLEIFRING GRUPPE

Präzise Messung extralanger Werk-stücke: Die neuen Messmaschinen WALTER HELICHECK PRO L und PLUS L messen Werkzeuge mit Längen bis 730 mm dank neuartiger Stützlünette eigenschwingungsfrei

INHALT30 BLOHM GreenCap

Wie ein neues Einkapselkonzept im Flugzeugbau Kosten spart

32 MÄGERLE MGC-L-210.50.110Wie eine Maschine verschiedene Verzahnungssysteme schleift

33 WALTER HELICHECKWie die neuen Messmaschinen mit extralangen Werkstücken arbeiten

34 BLOHM PROKOSWie ein Komplettbearbeitungssys-tem Bearbeitungszeiten minimiert

34 BLOHM und JUNG RazorTecWie eine Technikinnovation Abrichten und Reinigen optimiert

35 MIKROSA KRONOS L 550Wie der Schleifscheibendurchmes-ser Rüstintervalle verlängert

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TOOLS & TECHNOLOGY

BLOHM gießt die Turbinenschaufel-blätter mithilfe einer handelsüblichen Kunststoffspritzgussmaschine in einen Kunststoffmantel ein

BEI DER HERSTELLUNG VON FLUGZEUGTURBINEN ist das Schleifen der T urbinenschaufeln immer noch ein äußerst kostenintensiver Verfahrens-schritt. Eine Ursache dafür ist die Komplexität der Schleifbearbeitung von Fuß und Deckbän-dern der bis zu 300 mm langen Laufschaufeln. Sie erfordert bisher in vielen Anwendungsfällen das Eingießen der T urbinenlaufschaufeln in Metallblöcke aus niedrigschmelzenden Legie-rungen, die zum Aufspannen der Schaufeln dienen. Problematisch hierbei: Der nicht wert-schöpfende Prozess des Eingießens und Aus-schmelzens sowie der Betrieb und die Instand-haltung des Schmelzofens verursachen hohe Kosten. „Einige unserer Kunden versuchen, dasEingießen der Schaufeln und damit die Kostenzu eliminieren, indem sie die Teile ohne weitere Hilfsmittel in Hartspannvorrichtungen einspan-nen“, erläutert Ar ne Hoffmann, Projektingeni-eur im Technologie-Team bei der Blohm Jung GmbH. Die dabei auftr etenden Spannkräfte verursachen an den Kontaktpunkten mit den Turbinenlaufschaufeln jedoch kleine, uner -wünschte und unzulässige Abdrücke. Auch eine Randzonenbeeinfl ussung kann an den teilweise sehr dünnen und langen Feinguss-bauteilen nicht ausgeschlossen werden.

OPTIMIERUNGSANSATZEin Ansatz zur Optimierung des Schleifens von Flugzeugturbinenlaufschaufeln ist das neue und bisher einzigartige Spannverfahr en von BLOHM. Statt wie bisher Metall zu verwen-den, werden die Schaufelblätter mithilfe einer handelsüblichen Kunststoffspritzgussmaschi-

ne mit einem Kunststoffmantel umspritzt. Das Einsparpotenzial dieser neuen Technologie ist enorm: Die Kosten pr o Schaufel können um die Hälfte reduziert werden. Dies geschieht vor allem durch den drastisch reduzierten Bedarf an Energie. Das Verfahren trägt außerdem zu einer Rationalisierung des Produktionsprozes-ses bei. Die nur wenige Millimeter dicke Kunst-stoffschicht kühlt so schnell ab, dass die Takt-zeit pro Schaufel lediglich 1,5 Minuten beträgt.

PATENTIERTE GESTALTUNGDas Besondere dieses Verfahrens ist die Au-ßenkontur der Kunststoffhülle. Ihre patentierte Gestaltung sorgt für eine formschlüssige Ver-bindung mit der Spannvorrichtung, die als Ne -gativ der Hülle geformt ist. Auf diese W eisekann eine gleichmäßige Verteilung der Spann-kräfte auf das Werkstück gewährleistet werden.GreenCap-Einspritzwerkzeug und Spannvor-richtung werden gemeinsam gefertigt, damit der perfekte Formschluss gesichert ist. Dabei wird chargenweise gearbeitet – jeweils rund 200 Laufschaufeln wer den in den Kunst-stoffmantel eingespritzt und anschließend geschliffen.

Das zweite Highlight des GreenCap-Verfahrens ist der Reißverschluss, eine Ausbr echschnitt-stelle, über die sich der Kunststoffmantel mit einem besonderen Werkzeug rückstandsfrei von der Turbinenschaufel entfernen lässt. Der verwendete Kunststoff verfügt über eine hohe Druck- und Zugfestigkeit und kann recycelt wer- den. „Das Material wir d nach dem Entfer nen

„DIE KOSTEN PRO SCHAUFEL BETRAGEN NUR NOCH MAXIMAL 50 PROZENT DES METALL-EINGIESS- VERFAHRENS.“

Arne Hoffmann, Projektingenieur Technologie-Team, Blohm Jung GmbH

SPANNVERFAHREN MIT REISS VERSCHLUSS Die Blohm Jung GmbH entwickelte gemeinsam mit einem Schweizer Ingenieurbüro das GreenCap-Spannverfahren – ein patentiertes Einkapsel-konzept, das die Bearbeitungskos ten aufwendig zu schleifender Turbinen-laufschaufeln deutlich reduziert

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MÄGERLE BLOHM JUNG STUDER SCHAUDT MIKROSA WALTER EWAGMÄGERLE BLOHM JUNG STUDER SCHAUDT MIKROSA WALTER

DIE VORTEILE AUF EINEN BLICK Einsatz handelsüblicher Kunststoffspritzgussmaschinen und damit deutlich

niedrigere Anschaffungs- und Energiekosten

Gegenüber dem Eingießen in Metall fallen pro Schaufel nur 50 Prozent der Kosten an

Sehr schnelle Verarbeitung: Die Taktzeit pro Schaufel beträgt nur 1,5 Minuten

Die Kunststoffhülle verhindert Oberflächenbeschädigungen am Werkstück und ist dünner, aber fester als die Metallkapsel

„Reißverschluss“ zur schnellen, rückstandsfreien Trennung von Werkstück und Hülle

Die Kunststoffhülle wird nach dem Abnehmen geschreddert und in den Prozess rückgeführt

Gussform, Unterteil

Turbinenlaufschaufel

Positionierstifte

Gussform, Oberteil

geschreddert und mit 20 Pr ozent frischem Material vermischt wiederverwendet“, erklärt Arne Hoffmann. „Gerade bei sehr fi ligranen, druckemp-fi ndlichen Bauteilen wie beispielsweise Turbi-nenschaufeln aus T itanaluminid kann unser Verfahren wesentlich zur Rationalisierung des Schleifprozesses beitragen“, so Hof fmann. Dieser neue Schaufelwerkstoff ist sehr leicht und wird zunehmend in kraftstof fsparenden Triebwerken eingesetzt. Doch er ist auch noch schwerer zu zerspanen und r eagiert emp-fi ndlicher auf Druck als die bisher verwende -ten Nickelbasislegierungen. Zurzeit entwickelt BLOHM das Spannverfahren gemeinsam mit einem Kunden zur Serienreife.

KONTAKT [email protected]

Die Außenkontur der Kunststoffhülle ließ BLOHM sich patentieren

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TOOLS & TECHNOLOGY

SCHLEIFEN VON CURVIC COUP LINGS UND HIRTH-VERZAHNUNGEN

IN ENERGIETURBINEN garantieren Curvic- und Hirth-Verzahnungen die hochpräzise Positio-nierung und Kraftübertragung der T urbinen-radscheiben und -wellen. Dabei ergibt sich die Achsgenauigkeit des kompletten Rotors – er besteht teilweise aus mehr als 25 Einzelkom-ponenten von insgesamt zwölf Metern Länge – aus der Toleranzsumme der einzelnen Ver-zahnungen, die die verschiedenen Kompo-nenten miteinander verbinden. „Das Schleifen von Curvic Couplings und Hirth-Verzahnungen erfordert zwei unter -schiedliche Fertigungsmethoden“, erklärt Gilbert Leutwiler, Gebietsverkaufsleiter der Mägerle AG in Fehraltorf, Schweiz. Hirth-Verzahnungen werden auf einer Horizontal-Schleifmaschine mit einer pr ofi lierten zylin-drischen Schleifscheibe bearbeitet. Curvic Couplings dagegen auf einer Vertikal-Schleif-maschine, die mit einer T opf-Schleifscheibe ausgerüstet ist.

EIN KONZEPT FÜR ALLE VERZAHNUNGEN Das Schleifen der Verzahnung auf den Rad-scheiben und Wellen für Dampf- und Gas-turbinen übernehmen typischerweise spe-zialisierte Lohnschleifer. Wollen sie fl exibel sämtliche Verzahnungssysteme und -typen

Mit der MGC-L-210.50.110 können bei den Turbi-nenradscheiben für Energieturbinen fl exibel sämt-liche Verzahnungssysteme und -typen geschliffen werden. Entscheidend bei der Neuentwicklung von MÄGERLE ist ein kombinierter, schwenkbarer Schleifkopf mit integriertem Spüldüsensystem

2500 mm misst der Durchmesser des NC-Rund-tisches und 1200 mm die Durchgangsbohrung

„MASSGEBEND IST DIE FORMPASS GENAUIGKEIT

DER VERZAHNUNG!“

Gilbert Leutwiler, Gebietsverkaufsleiter, Mägerle AG

VORTEILE AUF EINEN BLICK Produktion aller Verzahnungssysteme und

-typen

Umsetzung unterschiedlicher Zahngeometrien und Kontaktbilder

kurze Rüst- und Fertigungszeiten

reproduzierbare Qualität unabhängig vom Maschinenbediener

effi zienter, stabiler, automatisierter Schleif-prozess

automatische Erfassung der Referenzposition

reduzierte Herstellungskosten

TECHNISCHE DATEN X-Achse: 2100 mm

Y-Achse: 1100 mm (vertikal)

Z-Achse: 500 mm (horizontal)

wassergekühlte Spindel (30 kW) mit integrier-tem Wuchtsystem

2500 mm NC-Rundtisch mit 1200 mm Durch-gangsbohrung

Antrieb: Torquemotor mit Wasserkühlung

Geschwindigkeit: 100 U/min

Rund- und Planlauf: < 5 µm

Tischbeladung: bis 15 t

integriertes Messsystem für Referenzierung und IPC (“in process control”)

Positionierungsgenauigkeit: < 2,5 Winkel-sekunden

schleifen können, müssen sie über entspr e-chend viele unterschiedliche Schleifmaschi-nen verfügen. Einem dieser Unter nehmen, das noch auf manuellen Einzweckschleifma-schinen arbeitete, war dies auf die Dauer zu unproduktiv. Man wünschte sich eine einzige Maschine für das hochgenaue Schleifen aller Verzahnungstypen. MÄGERLE entwickelte daraufhin die MGC-L-210.50.110. Das neue Maschinenkonzept basiert auf der MGC-Baureihe und kann beide V erzahnungsfor-men gleichermaßen präzise schleifen und die unterschiedlichsten Zahngeometrien und Kontaktbilder umsetzen. Damit garantiert die neue Produktionsanlage dem Anwender ei-nen effi zienten, stabilen und automatisierten Schleifprozess. Positionierung und Ermittlung der Referenzpositionen erfolgen automatisch über einen ausfahrbar en Messtaster dir ekt auf der Maschine. Das Ergebnis sind kürzere Rüst- und Fertigungszeiten sowie eine repro-duzierbare Qualität der Produkte unabhängig von der Erfahrung des Maschinenbedieners – und damit eine deutliche Reduktion der Her-stellungskosten.

KONTAKT [email protected]

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DIE HOHEN ANSPRÜCHE in der metallverarbeitenden Industrie – speziell im Automobilbau – erfordern zur Produktivitätssteigerung immer komplexere und längere Werkzeuge. So ist etwa ein moderner Voll-hartmetallbohrer mit Innenkühlung schon heute sechs- bis zehnmal so leistungsfähig wie bekannte Einlippen-Tiefl ochbohrer. „Bei die- sen Werkzeugen betragen die Standardbohrtiefen bereits 30 x D (D = Werkzeugdurchmesser). Aber auch extreme Bohrtiefen von 70 x D wurden schon realisiert“, so Oliver Wenke, Leiter Entwicklungs-zentrum Messtechnik bei WALTER in Garbsen (Deutschland).

NEUARTIGE STÜTZLÜNETTEDiese extralangen Werkzeuge sind extrem empfi ndlich gegen Eigen-schwingungen und lassen sich auf konventionellem Weg nicht in der geforderten Genauigkeit messen. Eine entsprechende Stützlünette ist zwingend erforderlich. Zudem ist die Ausrichtung beziehungsweise Umrüstung auf verschiedene Durchmesser sehr zeitaufwendig. Mit dem Ziel, seinen Kunden effi ziente Messtechnik für ihr komplettes Werkzeugspektrum anbieten zu können, entwickelte WALTER mit einem Key-Account-Kunden die neuen HELICHECK-Messmaschinen PRO L und PLUS L mit neuartiger Stützlünette für extralange Werkzeu-ge. Die Lösung eliminiert Eigenschwingungen, das mechanische Ver-drücken des Werkzeugs aus der Mittenlage und damit das Risiko, das Werkzeug in der Maschine zu beschädigen. Mit den neuen Maschinen können Anwender vom Standard- bis zum extralangen Werkzeug und im Fall der HELICHECK PLUS L sogar Mikrowerkzeuge präzise messen. Die Genauigkeitskenngröße E1 = (1,4+L/300) µm garantiert hohe Leistungsfähigkeit und Prozesssicherheit.

KONTAKT [email protected]

Im Februar diesen Jahres gingen sie mit der ersten Auslieferung an Kunden in Serie: die beiden neuen Messmaschinen WALTER HELICHECK PRO L und WALTER HELICHECK PLUS L für das Messen von Werkzeugen mit einer Länge bis zu 730 mm

MISSION „EXTRALANG“ VORTEILE AUF EINEN BLICK neuartige Stützeinheit

keine mechanische Beschädigung des Werkzeugs

praktisch keine Rüstzeit

beliebige Werkzeugdurchmesser

präzise Messung von Standard- bis extralangen Werkzeu-gen (PRO L) beziehungsweise Mikrowerkzeugen (PLUS L)

Option auf Erweiterung des Produktspektrums

TECHNISCHE DATEN X-Achse: 260 mm

Y-Achse: 795 mm

Z-Achse: 250 mm

A-Achse: 360 Grad

Wiederholungsgenauigkeit: ≤ 1 µm

Positionsaufl ösung für die Linearachsen X, Y, Z: 0,004 µm

Positionsaufl ösung für Rotationsachse A: 0,00036 Grad

max. Werkzeugdurchmesser: 200 mm

max. Werkzeuglänge /-gewicht: 730 mm/25 kg

Die HELICHECK PLUS L von WALTER misst auch Mikro-werkzeuge präzise

„DIE GENAUIGKEITSKENNGRÖSSE E1 BETRÄGT BEI BEIDEN NEUEN MASCHINEN IN FERTIGUNGSUMGEBUNG AUSSER-GEWÖHNLICH LEISTUNGSFÄHIGE (1,4+L/300) MIKROMETER.“

Oliver Wenke, Leiter Entwicklungszentrum Messtechnik bei WALTER

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TOOLS & TECHNOLOGY

Die PROKOS von BLOHM gibt es auf Wunsch jetzt auch als Komplettbearbeitungszentrum

JE WENIGER AUFSPANNUNGEN, desto niedriger sind Nebenzeiten und Fehlerquote und umso höher ist die erreichte Präzision. Getreu die-ser Schleiferweisheit hat BLOHM seine be-währte Schnellhubschleifmaschine PROKOS zu einem Komplettbearbeitungszentrum für das Bohren, Fräsen und Schleifen in einer Aufspannung ausgebaut. Besonders bei der Bearbeitung komplexer Teile wie Turbinen-leitschaufeln trägt die Komplettbearbeitung zur Rationalisierung bei – ohne Qualitätsein-bußen bei Geometrie und Metallurgie. Die besondere Herausforderung beim Aufrüsten der PROKOS bestand in der Kühlmittelzu-führung für die Bohr- und Fräsbearbeitungen. Das Kühlmittel wird in einer gesonderten, zuschaltbaren Leitung durch die Spindel und durch das Spannfutter mit dem jeweiligen Bohr- bzw. Fräswerkzeug zum Bearbeitungs-punkt geleitet. Übrigens: Jede seit 2011 gebaute PROKOS lässt sich zu einem Komplettbear-beitungszentrum erweitern.

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BISHER WURDEN SCHLEIFSCHEIBEN mithilfe des kontinuierlichen Abrichtens „scharf“ gehalten, um so den Schleifprozess zu beschleunigen. Die Problematik hierbei: Die höhere Schleifgeschwindigkeit wird durch einen höheren Schleifscheibenverbrauch erkauft. Eine Senkung des Schleifscheibenverbrauchs durch weniger Abrichten würde zu einer stumpfen Schleifscheibe und einer reduzierten Produktqualität führen. „Wir haben jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Effektivität des gesamten Schleifprozesses erheblich steigern lässt“, so Peter Oppelt, Leiter der Technologie bei BLOHM und JUNG in Hamburg. Das RazorTec-Verfahren kombiniert ein kontinuierliches Ausspülen mit aggressivem Abrichten der Schleifscheibe in prozessabhängigen Intervallen. Kernstück des Verfahrens ist die neu entwickelte Düsen-nachführung, die die genaue Positionierung von Spühl- und Kühl-schmierstoffdüse während des gesamten Schleifvorgangs ermöglicht. Seit Ende 2012 bieten BLOHM und JUNG RazorTec für alle neuen Produktionsmaschinen außer der ORBIT an.

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SUPER SHARP, SUPER CLEAN

Mit RazorTec senken BLOHM und JUNG den Schleifscheibenverbrauch um 30 Prozent

DIE VORTEILE AUF EINEN BLICK um 30 Prozent geringerer Schleifscheibenverbrauch

30 – 40 bar Düsendruck

Kühlschmierstoffverbrauch für die Reinigung: 1 l/min/mm

optional für Produktions maschinen

hohe Energieeffizienz

PROKOS-Komplettbearbei-tungszentrum zum Bohren, Fräsen und Schnellhub-schleifen in einer Aufspannung

„DIE MEHRZWECKMASCHINE ERFÜLLT DEUTLICH HÖHEREANSPRÜCHE HINSICHTLICH PRÄZISION UND OBERFLÄCHEN-QUALITÄT ALS HERKÖMMLICHE BEARBEITUNGSZENTREN.“

Peter Oppelt, Leiter der Technologie, Blohm Jung GmbH

KOMPLETT GEKÜHLT

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DIE KRONOS L 660 bekommt eine kleine Schwester. Die neue KRONOS L 550 mit ihrem schwingungsdämpfenden und thermisch stabilen Ma-schinenbett aus GRANITAN® besitzt den gleichen Grundaufbau und verfügt damit über eine ebenso hohe Systemsteifi gkeit und Präzision. Zielgruppen für die neue Spitzenlosschleifmaschine sind neben der Automobilindustrie auch die Hersteller von Wälzlagern, Hydraulik und Weißer Ware sowie der allgemeine Maschinenbau.

UNPRODUKTIVE NEBENZEITEN SENKENIm Gegensatz zu der größeren Ausführung sind die Scheibenbreiten bei der KRONOS L 550 jedoch etwas geringer. Die Schleifscheibe bietet aufgrund ihres Durchmessers von maximal 660 Millimetern aber rund 25 Prozent mehr Abnutzung als die kleinere KRONOS M 400. So verlängern sich die Intervalle für einen Schleifscheibenwechsel und die unproduktiven Nebenzeiten sinken. Die weiteren Vorteile für den Kunden sind vielfältig. Er kann schneller schleifen und größere, schwerere Werkstücke bearbeiten als auf den kleineren Maschinen der KRONOS-M-Baureihe. Der Durchmesserbereich der Werkstücke, die auf der neuen KRONOS L 550 geschliffen werden können, liegt bei 5 bis 250 Millimetern. Die maximale Einstechlänge beträgt 545 Millimeter. Die KRONOS L 550 erlaubt das gerade Einstechschleifen in der Einfach- oder Mehrfachproduktion sowie das Durchgangsschleifen. Der Kunde profi tiert also von einer entsprechend hohen Flexibilität und Produktivität der Maschine. Da das neue Mitglied der KRONOS-Familie über einen ortsfesten Schleifspalt verfügt, lässt sich die L 550 zudem einfach und kostengünstig automatisieren. Und: Sie ist ab sofort lieferbar!

KONTAKT [email protected]

TYPISCHE SCHLEIFANWENDUNGEN Nocken-, Getriebe- und

Kurbelwellen

Zahn- und Stoßdämpfer-kolbenstangen

Antriebs-, Spindel- und Schaltwellen

Bremskolben

Zylinderlaufbuchsen

Wälzlagerringe

Wälzkörper

VORTEILE AUF EINEN BLICK große Einstechlänge von 545 mm

großer Durchmesserbereich bis 250 mm

Einfach- und Mehrfachfertigung

leicht und kostengünstig automatisierbar

schwingungsdämpfendes und thermisch stabiles Maschinenbett aus GRANITAN®

hohe statische und dynamische Systemsteifigkeit

Die beidseitig gela-gerte Schleifscheibe mit wartungsfreier Dauerfettschmierung und einem Durch-messer von 660 mm

Die neue Spitzenlosschleifmaschine KRONOS L 550 ist ab sofort lieferbar

FAMILIENZUWACHS

Mit der KRONOS L 550 erweitert MIKROSA das Angebot an Spitzenlosschleifmaschinen

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SCHLEIFRING GRUPPE INTERNATIONAL

WURZELNSCHLAGEN IN CHINANach China gehen, um Kosten zu sparen – so verhielten sich Unternehmen früher. Die SCHLEIFRING Gruppe hat auf dem asiatischen Wachstumsmarkt Erfolg mit bewährter Qualität und lokalem Service

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Monteur Gui Bin bedient den Deckenkran, um das Werkstück zu transportieren

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SCHLEIFRING GRUPPE INTERNATIONAL

Wie in Europa ist die SCHLEIFRING Gruppe auch in China führend. Die vor Ort produzierten Maschinen erfüllen die V orgaben der inter-nationalen SCHLEIFRING Quality Standards und setzen Maßstäbe in puncto Qualität, Wirtschaftlichkeit und Effi zienz. „Technisch gesehen haben wir hier unserer Konkurrenz noch einiges voraus“, sagt Jürgen Schock. Der Qualitätsunterschied macht sich vor allem in der Maß-genauigkeit und der Oberfl ächenbeschaffenheit der Werkstücke be-merkbar, die der Kunde von den Schleifmaschinen bearbeiten lässt. „Oberfl ächenrauigkeit in Spiegelqualität“ nennt es Schock: „W o un-sere Maschinen ein Haar in 50 Teile spalten können, schaffen andere Maschinen zurzeit nur fünf.“ Allerdings holt die Konkurrenz schnell auf. China entwickelt sich zu einem Markt mit immer weiter steigenden Qualitäts- und Wirtschaft-lichkeitsansprüchen. Auch im Bereich der Schleifmaschinen investieren viele chinesische Unternehmen heute bereits in hochpräzise Produkte. „Chinesen werden in Zukunft chinesische Maschinen kaufen wollen“, ist Schock überzeugt. Vorbei seien die Zeiten, als asiatische Kunden Produkten vertrauten, bloß weil ein Eur opäer sie ihnen präsentierte. „Dass Chinesen eigens in die Schweiz fl iegen, um einen Kaufvertrag abzuschließen, ist heute nicht mehr üblich.“ Darum heißt die Kernstrategie der SCHLEIFRING Gruppe in China: lokale Produktion, lokale Betreuung, lokale W ertschöpfung für den Kunden. Die Aufgabe lautet, die Marktbedürfnisse der chinesischen

Geschäftsführer Jürgen Schock (oben rechts) leitet seit zwei Jahren die Niederlassung der SCHLEIFRING Gruppe in Shanghai. Zusammen mit seinen chinesischen Kollegen steht er für eine wesentliche Strategie der Gruppe: lokal am Markt produzieren

„DAS GEHT ZURÜCK.“ Jürgen Schock begutachtet einen Führungsschlit-ten, der gerade von einem chinesischen Zulieferer eingetroffen ist. Sein Blick gleitet über die glatte Metalloberfl äche und bleibt an einem win-zigen Loch hängen: kleiner als ein Reiskor n, mit bloßem Auge kaum zu erkennen. „So ein Lunker hat zwar meist keine Auswirkung auf die Funktion des Teils“, so Schock. „Aber auch die kleinsten Unregelmäßig-keiten sind in unseren Schleifmaschinen nicht zulässig.“

PRODUZIEREN DIREKT AM WACHSTUMSMARKTJürgen Schock ist Geschäftsführer der Shanghaier Niederlassung der SCHLEIFRING Gruppe. Seit 2008 lässt das Unternehmen hier Präzisi-onsschleifmaschinen fertigen. Körber Schleifring Machinery (Shanghai) hat ihren 16 000 Quadratmeter großen Werkssitz im Industriegebiet Anting, am Rande der 20-Millionen-Einwohner-Metropole. Hier reihen sich kilometerweit die Fabriken von Autoherstellern, Maschinenbauern und Werkzeugproduzenten aneinander. Viele der Firmen in der Nach-barschaft sind seit Jahren Kunden der SCHLEIFRING Gruppe. „China ist einer unserer wichtigsten Wachstumsmärkte“, sagt Jür-gen Schock, während er durch die Werkshallen führt. Das Summen der Maschinen erfüllt die Luft, rund 50 Arbeiter sind hier Tag für Tag in der Produktion im Einsatz. Seit zwei Jahren leitet Schock die Shang-haier Niederlassung. Der 50-Jährige kommt von der Fritz Studer AG im schweizerischen Thun; dort war er jahrelang als Bereichsleiter tätig.

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Kunden zu erkennen und darauf aufbauend Pr odukte, Applikations-lösungen und Dienstleistungen zu entwickeln. Um das zu erreichen, muss man die Sprache des Kunden sprechen – d. h. über Markt- und Kulturwissen verfügen. Sowie auch über Sprachkenntnisse: Der V er-trieb, die technische Beratung, der After-Sales-Service sowie Schulun-gen – all dies geschieht denn auch auf Chinesisch. Fast alle der mehr als 200 Mit arbeiter sind Chinesen, auch die Entwicklungsingenieur e. „Wir verstehen uns als lokalen Lösungs-Provider, der nicht nur Maschi-nen anbietet, sondern eine ganzheitliche Fertigungsleistungen“, sagt Schock. Davon profi tiert der Kunde – durch kurze Reaktionszeiten, be-dürfnisgerechte Produkte und Dienstleistungen, kulturelles Verständnis sowie lokale Betreuungs- und Serviceleistungen.

GUTE MITARBEITER ZU FINDEN IST WICHTIGQualität hängt auch vom Know-how der Arbeitskräfte ab. Und gu-te Mitarbeiter zu fi nden, ist eine wichtige Aufgabe. „W ir haben viele Produkte, stellen aber nur kleine Stückzahlen her. Dafür braucht man viele Skills“, sagt W erksleiter Jürgen Schock. Seine Leute müssen außerdem genau wissen, welche Fertigungslösung zu welchem Kun-den passt. Das Problem: „Die Arbeiter kommen direkt von der Schule zu uns, die Ingenieure direkt von der Universität. Die theoretische Aus-bildung ist gut, aber so etwas wie eine praktische gewerb liche Aus-bildung gibt es in China nicht. Bestimmte Basics müssen dann erst einmal erworben werden: wie man eine Schraube anzieht oder ein Teil entgratet.“ Zudem ist die Belegschaft sehr jung: 33 Jahre beträgt das Durchschnittsalter. „Die wenigsten haben vor ihrer Zeit bei uns opera-tive Erfahrung im Werkzeugmaschinenbau gesammelt“, sagt Schock. „Darum bilden wir alle unsere Mitarbeiter selbst aus.“ Diese qualitativ hoch stehende Ausbildung, teils auch in den europäischen Niederlas-sungen, faire Löhne sowie Entwicklungsmöglichkeiten und die interne Fortbildung von Führungskräften machen die SCHLEIFRING Gruppe als Arbeitgeber in China attraktiv . Die Mitarbeiterfl uktuation ist denn auch vergleichsweise gering: Viele Mitarbeiter sind schon seit Langem für das Unternehmen tätig.

QUALITÄTSANSPRÜCHE AUCH AN ZULIEFERERAuch die Suche nach den richtigen Lieferanten stellte sich zunächst als Herausforderung dar. „Beim Wareneingang müssen wir ganz genau prüfen. Bestellen wir bei einem neuen Zulieferer, schicken wir anfangs oft jedes dritte Teil wieder weg“, sagt Schock. Der Führungsschlitten mit dem einen Millimeter großen Loch ist noch ein harmloseres Beispiel. Oft musste in der Vergangenheit der Lieferant wieder gewechselt werden. „Aber heute haben wir bewährte Partner , die in enger Zusammenar -beit mit uns mittlerweile ein hohes Qualitätsniveau erreicht haben.“ Und so gilt auch in China: W o SCHLEIFRING Gruppe draufsteht, ist auch SCHLEIFRING-Qualität drin. XIFAN YANG

KONTAKT [email protected]

SCHLEIFRING IN CHINA

Eine Erfolgsgeschichte:

1937 exportiert SCHLEIFRING-Unternehmen STUDER seine erste Maschine nach China

1994 eröffnet die SCHLEIFRING Gruppe ihr erstes Sales- und Serviceoffice in Peking

1995 Eröffnung eines SCHLEIFRING-Office in Shanghai, 1997 in Chongqing

2004 eröffnet die SCHLEIFRING Gruppe ihren Produktionsstandort in Taicang

2008 Umzug nach Anting (Shanghai)

Heute arbeiten mehr als 200 Mitarbeiter bei SCHLEIFRING in China

Produziert wird für die Werkzeug-, Uhren- und Flugzeugindustrie sowie für Kraftwerks-turbinenhersteller und Medizintechnik

Sales- und Service standorte werden in Peking, Chongqing, Guangzhou und Wuxi betrieben

SCHLEIFRING setzt auf gute Beziehungen zu Universitäten und Hochschulen

Die Mitarbeiter lernen jeden Handgriff von Grund auf. Die meisten Arbeiter in China kommen direkt von der Schule

„WIR VERSTEHEN UNS ALS LOKALEN LÖSUNGS-PROVIDER, DER GANZHEITLICHE FERTIGUNGSLEISTUNGEN ANBIETET.“

Jürgen Schock, Geschäftsführer

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SCHLEIFRING GRUPPE IDEAS

Der niederländische Sozialpsychologe Geert Hofstede und sein Sohn Gert Jan untersuchen seit Jahrzehnten die Grunddispositionen der Menschen nationaler Kulturen. Diese Unterschiede sind für globale Unternehmen von enormer Bedeutung

ROHSTOFFE, WAREN UND KNOW-HOW bewegen sich fr ei um den Globus: Maschinen werden in der Schweiz konzipiert, in China produziert und in Deutschland mit einer Anwendersoftware ausgerüstet. Obwohl die Ver-fl echtung von Wirtschaftsräumen und Unternehmen kein neues Phäno-men ist, entstehen immer noch Vorurteile und Verständigungsprob leme durch das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturen und Werte. Die spezifi schen Eigenschaften nationaler Kultur en untersuchen die nie-derländischen Sozialwissenschaftler Geert und Gert Jan Hofstede seit Jahren. Sie kommen dabei zu Erkenntnissen, die auch für global tätige Unternehmen wertvolle Informationen liefern.

GESCHÄFTSBEZIEHUNGEN MIT … DEN USAIn der Untersuchung wer den nationalen Kultur en verschiedene Di-mensionen zugeordnet. Aus diesen können auch Unter nehmen eini-ges für sich ableiten. W er zum Beispiel in den USA unter nehmerisch tätig sein will, sollte sich auf stark ausgeprägten Individualismus und geringe Machtdistanz einstellen. Dies spiegelt sich vor allem in einer

DIE GLOBALE BÜHNE: EINE INTERKULTURELLE HERAUSFORDE-RUNG FÜR UNTERNEHMEN

Heute Shanghai, morgen Prag: Moderne Unternehmer sind in der ganzen Welt zu Hause

DIE ARBEIT VON VATER UND SOHN HOFSTEDE„Jeder von uns schaut aus dem Fenster seines kulturellen Zuhauses in die Welt hinaus“, schrei-ben die niederländischen Sozialwissenschaftler in ihrem Buch „Lokales Denken, globales Handeln – Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management“. Vater und Sohn fordern eine Aus-einandersetzung mit kulturellen Unterschieden. Seit fünf Jahrzehnten analysiert Geert Hofstede die Zusammenhänge von Unternehmensorga-nisation und nationalen Kulturen. Von 1967 bis 1972 ließ er im Technologiekonzern IBM eine erste weltweite Befragung durchführen, die sich an Mitarbeiter in über 70 Ländern richtete. Daraus erarbeitete Hofstede sogenannte Dimensionen nationaler Kulturen als Grunddispositionen menschlichen Empfi ndens und Verhaltens.

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selbst bewussten und informellen Of fenheit gegenüber unbekannten Geschäftspartnern wider. Vorgesetzte und Manager verlassen sich in hohem Maße auf die Expertise ihr es Teams. Getreu dem Motto „th e winner takes it all“ ist das Str eben nach Spitzenleistungen tief in der Gesellschaft verankert und als maskuline Tendenz zu bewerten.

… DEUTSCHLAND UND JAPANGeschäfte mit Deutschland sind geprägt dur ch eine direkte Verhand-lungsweise. Eine starke Mittelschicht und die dezentralisierte Struktur der Gesellschaft tragen zu einer geringen Machtdistanz bei. Gut durch-dachte Strukturen sind wichtig, um einen sicheren Überblick zu gewähr-leisten und Unsicherheiten zu vermeiden. Die maskuline Ausprägung zeigt sich vor allem darin, dass viele Menschen „leben, um zu arbeiten“. Deutsche Unternehmen sind oftmals langzeitorientiert und fokussiert auf Erfolge in der Zukunft. Japan ist ein ausgeprägt maskulines Land mit einem hohen Grad an Unsicherheitsvermeidung. Daher sollten sich Unternehmer in Geschäftsbeziehungen auf Strebsamkeit und Wetteifer

einstellen. Machbarkeitsstudien und die Aufl istung von Risikofaktoren werden vor der Durchführung eines Geschäfts und vor Entscheidungs-fi ndungen verlangt, was Veränderungen erschweren kann.

… CHINA UND RUSSLANDUnternehmer, die mit Geschäftspartner n in China verhandeln, könn-ten auf eine stark hierar chische Struktur innerhalb des Partnerunter -nehmens treffen. Chinesen sind meist mit mehr deutigen Situationen vertraut und können sich diesen gut anpassen. Ausdauer und Spar -samkeit der Bevölkerung tragen in jeder Hinsicht zur markanten Lang-zeitorientierung Chinas bei. Menschen im zentralistisch organisierten Riesenstaat Russland sind von gr oßer Machtdistanz gekennzeichnet. Die großen Unterschiede zwischen den stärkeren und den schwäche-ren Mitgliedern der Gesellschaft geben Statussymbolen eine wichtige Bedeutung im alltäglichen Leben wie im berufl ichen Umgang. Um Unsi-cherheiten zu vermeiden, bevorzugen russische Geschäftsleute oftmals detaillierte Planungen und Briefi ngs.

„JEDER VON UNS SCHAUT AUS DEM FENSTER SEINES KULTURELLEN ZUHAUSES IN DIE WELT HINAUS.“

Aus: „Lokales Denken, globales Handeln – Interkulturelle Zusammen-arbeit und globales Management“ von Geert und Gert Jan Hofstede

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KULTURDIMENSIONENNATIONALE EIGENSCHAFTEN UND IHR EINFLUSS AUF UNTERNEHMENSKULTUR

INTERKULTURELLE KOMMUNIKATIONDie von Geert Hofstede erfassten Dimensionen nationaler Kulturen spiegeln sich im gesamten geschäftlichen Umgang wider. Wie wird verhandelt? Welche Bedingungen haben in einen V ertrag einzu-fl ießen? Wie rede ich mit meinem Gegenüber? Solche Fragen spielen ebenso eine Rolle wie allgemeine Umgangsformen, etwa Begrüßung, Essen und das Zeigen oder V erbergen von Gefüh-len. Fortbildungen und Trainings in interkultureller Kommunikation sowie eine gute Vorbereitung auf Auslandsgeschäfte werden somit immer wichtiger. Die konkr ete Umsetzung von interkultur ellen Verhandlungen verlangt geradezu diplomatisches Geschick. Die Hofstedes argumentieren deshalb für den Einsatz von sogenann-ten Unternehmensdiplomaten. KRISTIN MENZEL

Geert Hofstede, Gert Jan Hofstede, Michael Minkov: Cultures and Organi-zations: Software of the Mind, 3. Aufl age, Verlag McGraw-Hill, 2010.

DIE FORSCHERGEERT UND GERT JAN HOFSTEDEGeert Hofstede (*1928, Foto r.) ist eme-ritierter Professor für Organisations-anthropologie und Internationales Management an der Universität Maas-tricht, Niederlande, sein Sohn Gert Jan (*1956) Professor für Informations-systeme an der Universität Wage-ningen, Niederlande.

Diese Werte sind Aussagen über Gesell-schaften – nicht über Individuen. Natürlich gibt es ebenso Individualisten in China wie kollektivistisch denkende Amerikaner. Hofstede beschreibt lediglich Trends. Das beste Beispiel für Abweichungen sind er und Sohn Gert Jan selbst. Denn in der individualistisch geprägten niederländi-schen Gesellschaft (4. Rang) gilt es nicht gerade als „normal“, wenn der Sohn in die Fußstapfen seines Vaters tritt.

Große Machtdistanz bedeutet die Bereit-schaft einer Gesellschaft, ungleiche Macht-verteilung zu akzeptieren. In Unternehmen spiegelt sich dies in großen Gehaltsunter-schieden und hierarchischen Strukturen. Geringe Machtdistanz äußert sich in Dezen-tralisierung und Partizipation der Mitarbeiter.

In individualistischen Gesellschaften sind die Bindungen zwischen Individuen zwanglos. Es wird erwartet, dass jeder für sich selbst und seine Kernfamilie sorgt. In kollektivisti-schen Gesellschaften hingegen befi nden sich Individuen und Gemeinschaft in einem Abhängigkeitsverhältnis mit starker Loyalität.

Im Arbeitsleben maskulin geprägter Kulturenstehen Anerkennung, Einkommen und Be-förderungen im Mittelpunkt. In „femininen“ Gesellschaften ist die Erfüllung von Lebens-qualität ein zentrales Merkmal. In Bezug auf die Berufswelt sind die gute Zusammenarbeit und ein sicherer Arbeitsplatz wichtig.

In Kulturen mit schwacher Unsicherheitsver-meidung gehören mehrdeutige Situationen zum Alltag. Regeln sollte es nicht mehr als erforderlich geben. Starke Unsicherheits-vermeidung zeigt sich, wenn ambivalente Situationen als Bedrohung wahrgenommen und Konfl ikte tunlichst vermieden werden.

Langzeitorientierte Gesellschaften sind auf zukünftigen Erfolg und Fortschritt ausgerich-tet. Im Arbeitsleben werden Anpassungsfä-higkeit, Verantwortung und Selbstdisziplin erwartet. Schnelle Resultate, Stabilität und der Status des Einzelnen sowie Leistung sind Merkmale der Kurzzeitorientierung.

MASKULINITÄT

1 Slowakei 2 Japan

11 China 11 Deutschland 14 Schweiz 19 USA 74 Lettland 75 Norwegen

MACHTDISTANZ

1 Malaysia 1 Slowakei

12 China 54 Schweiz 59 USA 65 Deutschland 75 Israel 76 Österreich

UNSICHERHEITSVERMEIDUNG

1 Griechenland 2 Portugal

43 Deutschland 46 Schweiz 64 USA 70 China 75 Jamaika 76 Singapur

LANGZEITORIENTIERUNG

1 Südkorea 2 Taiwan

4 China 11 Deutschland 15 Schweiz 69 USA 92 Ghana 93 Puerto Rico

INDIVIDUALISMUS

1 USA 2 Australien

19 Deutschland 20 Schweiz 35 Japan 58 China

75 Ecuador 76 Guatemala

Wir geben in Auszügen eine Rangfolge der Länder bei den Kulturdimensionen wieder, jeweils die zwei höchsten, die zwei niedrigsten und vier ausgewählte aus dem Mittelfeld. Hofstede vergibt Indexwerte für die Dimensionen, bei gleichen Indexwerten wird ein Rang mehrfach vergeben. Bei den ersten vier Dimensionen wurde die Schweiz getrennt nach deutsch- und französischsprachigen Teilen erhoben, bei der fünften (Langzeitorientierung) Deutschland getrennt nach BRD und DDR. Wir haben jeweils Durchschnittswerte errechnet.

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MÄGERLE BLOHM JUNG STUDER SCHAUDT MIKROSA WALTER EWAG

SAVE THE DATE

MOTION-KALENDER: DIE WICHTIGSTEN TERMINE DER NÄCHSTEN MONATE

Weitere Fachmessen fi nden Sie unter: www.schleifring.net

Die 1987 gegründete Manu-facturing Indonesia ist eine der größten und umfassendsten Veranstaltungen für Maschi-nen- und Anlagetechnik. Die inter nationale Fachmesse fi ndet jedes Jahr als Verbundausstel-lung mehrerer Fachmessen statt. 2013 werden die Tools & Hardware Indonesia 2013, die Industrial Automation & Logistics Indonesia 2013 so-wie die Machine Tool Indonesia 2013 präsentiert. www.pamerindo.com/events/1

JULI 2013

18.7. – 20.7.2013 CWIEME, CHENGDU, CHINA

Sie gehört zu den drei größten Ausstellun-gen für industrielle Ausrüstungen in China: die China West International Equipment Manufacturing Exposition (CWIEME). Zwei-mal im Jahr – jeweils im Frühjahr und im Herbst – können die Besucher die neu-esten Produkte der rund 5000 Aussteller kennenlernen.www.cwieme.com

AUGUST 2013

2.8. – 5.8.2013 JNMTE, QINGDAO, CHINA

Neueste Produkte und Technologien aus den Bereichen Werkzeugmaschinenbau und Guss-industrie fi nden Besucher jedes Jahr auf der Qingdao International Machine Tools & Moulds Exhibition, kurz JNMTE – und das nun schon seit 16 Jahren. www.jch-mj.com

OKTOBER 2013

7.10. – 11.10.2013 MSV, BRÜNN, TSCHECHIEN

Die Internationale Maschinenbaumesse (MSV) ist die größte Technologiemesse in Mitteleuropa. Neben neuesten Produkten im Bereich der Mess-, Steuer-, Automatisierungs- und Regeltechnik erwarten die rund 75 000 Besucher auch Konferenzen, Seminare und Workshops. www.bvv.cz/de/msv

NOVEMBER 2013

20.11. – 23.11.2013 METALEX THAILAND, BANGKOK, THAILAND

Die METALEX ist die größte internationale Fach-messe für Werkzeug- und Metallverarbeitungs-maschinen der ASEAN-Staaten. Jedes Jahr reisen rund 2700 Aussteller aus 50 Ländern an und präsentieren den Besuchern die neuesten Technologien und Maschinen. Das Motto der 27. METALEX: The Pride of ASEAN. www.metalex.co.th

AUGUST 2013

2.8. – 5.8. QINGDAO INTERNATIONAL MACHINE TOOLS & MOULDS (JNMTE), QINGDAO, CHINA

SEPTEMBER 2013

1.9. – 5.9. CHINA INTERNATIONAL EQUIPMENT MANUFACTURING EXPOSITION

(CIEME), SHENYANG, CHINA

16.9. – 21.9. EMO, HANNOVER, DEUTSCHLAND

OKTOBER 2013

7.10. – 11.10. MSV, BRÜNN, TSCHECHIEN

15.10. – 17.10. WESTEC, LOS ANGELES, USA

NOVEMBER 2013

20.11. – 23.11. METALEX, BANGKOK, THAILAND

DEZEMBER 2013

4.12. – 7.12. MANUFACTURING INDONESIA SERIES,JAKARTA, INDONESIEN

JULI 2013

18.7. – 20.7. CWIEME CHENGDU, CHINA

DEZEMBER 2013 4.12. – 7.12.2013 MANUFACTURING INDONESIA SERIES, JAKARTA, INDONESIEN

SEPTEMBER 2013

16.9. – 21.9.2013 EMO,HANNOVER, DEUTSCHLAND

Weltleitmesse für Werkzeug-maschinen und Metallbearbeitung www.emo-hannover.de

GROSSE ENTHÜLLUNG:16. SEPTEMBER, 12 UHR HALLE 11, STAND B46

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