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1414 Gönnermagazin der Schweizerischen Rettungsflugwacht Nummer 73, November 2009 Reportage Einsatz in China 48 Stunden Rega-Basis «Fascht e Familie» Lawinenspezial Jede Minute zählt

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ReportageEinsatz in China

48 Stunden Rega-Basis«Fascht e Familie»

LawinenspezialJede Minute zählt

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4 Thema48 Stunden «fascht e Familie»Während zwei Schichttagen ist die Helikopter-Crewauf der Basis Dübendorf mehr als nur ein gut eingespieltesTeam. Es ist wie in einer kleinen Familie – jeder hat hierseine Aufgaben.

9 EinsatzpartnerSie sind unentbehrliche Helfer auf der Skipiste – die Pisten-patrouilleure. Als Erste am Unfallort treffen sie wichtigeEntscheide.

10 Basis-PorträtIn Wilderswil steht die jüngste Rega-Basis der Schweiz.Nach eineinhalb Jahren ist es nun Zeit, die vielseitige Arbeitder Helikopter-Crew näher vorzustellen.

12 ReportageFünf Engel für ChinaEin Busunfall auf der berühmten Seidenstrasse führtden Rega-Ambulanzjet nach China. Die nicht alltägliche Missionist für alle Beteiligten ein bleibendes Erlebnis.

15 PersönlichEine unter vielen – Fausta Gillis über ihre Arbeitin einer Männerdomäne.

16 LawinenspezialRettung aus dem LawinenkegelBei einer Lawinenverschüttung zählt jede Minute.Professionelle Rettungskräfte leisten rasche Hilfe am Bodenund aus der Luft.

22 RückblickAnnabelle und BalthasarDas Wetter macht den Helikopterflug von Samedan nachZürich unmöglich. Mit Zwillingen im Bauch und Frühwehentritt Gabi Lämmli eine ganz besondere Reise durchdie Schweiz an.

27 GastkolumneDas Gipsbein und der VW KäferDie Kolumnistin Gisela Widmer über Schmerzen,Hunde und Käfer.

28 DamalsBei der verheerenden Sturmflut in den Niederlanden imJahr 1953 hatte die damals frisch gegründete SchweizerischeRettungsflugwacht zum ersten Mal einen Auslandseinsatz.

32 PräventionSchneeschuhlaufen: Die richtige Ausrüstung ist ein Muss.

Inhalt

Titelbild:Flughafen Kashgar: Der Ambulanzjet der Regawird rund um die Uhr bewacht.

0844 834 844Die Service-Nummer für Gönnerinnen und GönnerWie Sie die Rega erreichen: Seite 24.

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Ernst Kohler

Editorial

Rega-Stiftungsrat:Albert Keller* (Präsident), Uitikon;Franz Steinegger* (Vizepräsident),Flüelen;Markus Reinhardt*, Dr. iur., Malans;Paul Maximilian Müller*, Bern;Daniel Scheidegger*, Prof. Dr. med.,Arlesheim;Anne Ormond-Ronca, Denens;Adrian Frutiger, PD Dr. med.,Trimmis;Charles Raedersdorf, Köniz;Ulrich Graf, Pfäffikon SZ;Roland Müller, PD Dr. iur., Staad;Andreas Berger, Dr. med.,Merlischachen;Michael Hobmeier, Bäch;Bruno Jelk, Zermatt;Patrizia Pesenti, Breganzona;Christian Kern, Prof. Dr. med., Genf;Markus Mader, Bern(Vertreter des SchweizerischenRoten Kreuzes)(* = Mitglieder des Ausschusses)

Geschäftsleitung:Ernst Kohler, VorsitzRoland Albrecht, Dr. med., ChefarztAndreas Lüthi, Finanzchef

Impressum Nr. 73 / Nov. 2009Gönnermagazinder SchweizerischenRettungsflugwacht (Rega)Erscheint zweimal jährlich,Gesamtauflage 1,561 MillionenRedaktion:Sascha HardeggerChristian TrottmannAriane GüngerichMaria BetschartPhilipp KellerMitarbeit:Walter StünziRené FritschiKurt WinklerRobert FreyFotos:M.Welti / R. Eberle (Titelseite, S.12, 13)D. Boschung (S. 3, 10)Ch. Trottmann (S. 4–7, 25)Ch. Perret (S. 9)Ph. Keller (S. 15, 19, 22–25)ZVG (S. 10, 11, 18, 19, 25, 27–29,31, 32)Produktion:tutto fatto, ZürichGestaltung:Alex Demarmels, ThalwilHerausgeber:Rega-KommunikationPostfach 14148058 Zürich-FlughafenKontaktformular www.info.rega.chPostkonto 80-637-5Litho: Sota AG, ZürichDruck: Weber Benteli, BielInseratenannahme:Kretz AG, 8706 FeldmeilenAbdruck: mit Quellenangabe

Liebe Gönnerin,lieber Gönner

Die Einführung des neuen GebirgshelikoptersAgustaWestland Da Vinci prägt das Rega-Jahr 2009.Die Beschaffung von elf dieser topmodernen Maschinenist eine grosse Herausforderung: komplexe technischeSysteme, verschachtelte Zeitpläne, in letzter Minuteauftretende Probleme. Trotzdem verläuft die Einführunginsgesamt einwandfrei. In dieser Ausgabe des Rega-Gönnermagazins «1414» berichten wir von diesenErfahrungen.

Es braucht aber mehr als «nur» einen Helikopterund eine gut ausgebildete Besatzung, um auf einerUnfallstelle rasch und effizient medizinische Hilfe zuleisten. Wissen Sie, wie viele Retterinnen und Retterzum Einsatz kommen, um ein grösseres Lawinenunglückzu bewältigen?Was alles an Technik, Ausrüstung und«Handarbeit» benötigt wird, um vermisste Personenin den Schneemassen zu finden? Und welcheherausragende Rolle der Faktor Zeit dabei spielt?Spannende Informationen hierzu finden Sie in diesemHeft – und das Institut für Schnee- und Lawinen-forschung zeigt auf, wie Sie vermeiden, selber in eineso lebensgefährliche Situation zu geraten.

Wir ermöglichen Ihnen auch einen ungefiltertenEinblick in den Alltag einer Rega-Basis. Erleben Sie,wie die Besatzung einWochenende lang rundum die Uhr einsatzbereit ist, um im entscheidendenAugenblick rechtzeitig zur Stelle zu sein. Oder wie vierPatientinnen und Patienten nach einem Busunglückauf der Seidenstrasse mit demAmbulanzjet aus Chinazurück in die Schweiz gebracht werden.

«1414» erzählt auch in dieser Ausgabe wieder vonSchicksalen und Emotionen, von Medizin und Technik,von höchsten Ansprüchen an Mensch und Material.Aber in erster Linie wollen wir Ihnen, liebe Gönnerin-nen und Gönner, zeigen, was wir tun und wie wires tun. Lesen Sie und urteilen Sie selbst, ob wir IhrenGönnerbeitrag richtig einsetzen.

Ernst KohlerVorsitzender der Geschäftsleitung

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Saubere Wäsche:Ärztin Michèle Thönen sorgt fürfrische Einsatzkombis,Bett- und Frottee-Wäsche.

Thema

07.30 Uhr. Der Schichtwechsel der Crew istvollzogen. In den nächsten 48 Stunden stehen derPilot Kurt Wichser, der Rettungssanitäter AdrianFerrari und die Ärztin MichèleThönen für Rega 1auf der Basis im zürcherischenDübendorf imEin-satz. Noch vor dem ersten Alarm muss sich Ärz-tin Thönen um ihre Haushalts-Charge kümmern.Fixleintücher, Bettlaken und Einsatzkombis – dieKörbe sind voll von der vergangenen Woche.Mindestens dreiWaschgänge wird es heute brau-chen, bis alles wieder sauber und einsatzbereit ist.Jedes Crew-Mitglied erledigt einmal pro Wocheeine bestimmte Aufgabe im Haushalt – ganz wiezuhause. Heute Samstag ist auf der Rega-BasisDübendorf Waschtag. Draussen herrscht dichterNebel. Die Wetterprognose sagt jedoch 27 Gradund viel Sonnenschein voraus.

Haushalt und Einsatz

Die 32-jährige Michèle Thönen istAssistenz-ärztin am Universitätsspital Zürich und fliegtfür sechs Monate an Bord des Helikopters mit.Sie versorgt zusammen mit dem Rettungssanitä-ter Adrian Ferrari die Verletzten auf der Unfall-stelle. Wer aber auf einer Basis arbeitet, hat noch

48 Stunden «fascht e Familie»

viel mehr Aufgaben, als «lediglich» eine kompe-tente Notärztin zu sein. Michèle Thönen ist andiesem Wochenende zuständig für Wäsche undVerpflegung der Pikett-Crew. «Am Abend legenwir ein paar Würste auf den Grill, dazu gibts

Michèle Thönen• Funktion: Notärztin• Alter: 32 Jahre• bei der Rega seit 2009• Anzahl Einsätze: 100

Kurt Wichser• Funktion: Pilot• Alter: 49 Jahre• bei der Rega seit 1994• Anzahl Einsätze: 3700

Adrian Ferrari• Funktion: Rettungssanitäter• Alter: 47 Jahre• bei der Rega seit 1991• Anzahl Einsätze: 3000

Drei Menschen, eine Mission. Während zwei Tagen bildet die Rega-Crew der Einsatzbasis Züricheine Familie. Sie teilen Freud und Leid, kochen und essen zusammen und stehen rund um dieUhr im Dienste der Patienten.

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Grundriss Einsatzbasis Dübendorf

Gute Sicht:Zum Einsatz gehört für KurtWichser auch das tägliche Scheiben-putzen am Helikopter.

Immer dabei:Die Notfalltasche mit Übernamen«Beautycase» ist bei allenEinsätzen dabei.

Thema

verletzungen zugezogen. Im KantonsspitalSchaffhausen wurde der Patient erstversorgt.Der Auftrag von Rega 1: Überführung desPatienten per Helikopter in das KantonsspitalWinterthur.

Alles geht blitzschnell. Und trotzdem kommtkein Hauch von Hektik oder Stress auf. Kombi-reissverschluss hochziehen – und schon sitzt derPilot im Cockpit. Ruhig beginnt er mit seinerCheckliste. Gleichzeitig klemmtMichèleThönenihr «Beautycase» unter den Arm und nimmtkonzentriert im Helikopter Platz. «Beautycase»wird liebevoll die kleine gelbe Tasche genannt,welche die wichtigsten Notfallmedikamente undSpritzen in bereits aufgezogenem Zustand ent-hält. In der Tasche hat es unter anderem Medika-mente für Kreislauftherapie und Notfall-Intuba-tion. Der Rettungssanitäter steigt als einzigesCrew-Mitglied noch nicht in den Helikopter ein.

Salat und Brot.» Ihre beiden BesatzungskollegenAdrian Ferrari und Kurt Wichser freuen sichauf den voraussichtlich gemütlichen Grillabend.Pilot Kurt Wichser sitzt im Büro und ruft dieaktuellsten Wetterdaten ab und informiert sichüber besondere Ereignisse im Luftraum Schweiz.Auf dem ehemaligen Militärflugplatz Mollisbeispielsweise findet eine Flugvorführung derPatrouille Suisse statt – Vorsicht ist geboten.Doch auch der Pilot hat nebst seinen Kernauf-gaben im Verlaufe des Tages seine «Ämtli» imbasiseigenen Haushalt zu erledigen. Heute aufdem Programm: Kühlschrank putzen und Abfall-eimer leeren.

Haushalt hin oder her – oberste Priorität hatdie dauernde Bereitschaft im Dienste der Patien-ten. Das Reinigen der Cockpitscheiben gehört aufder Basis ebenfalls zum vielseitigen Alltag.Draussen macht sich Adrian Ferrari am 30 000Liter fassenden Kerosintank zu schaffen. «JedenSamstag überprüfen wir, ob sich Wasser oderSchmutz im Tanksumpf angesammelt hat. Dieskönnte während eines Fluges verheerende Folgenhaben», so Ferrari. Er ist seit bald 20 Jahren beider Rega und leitet seit 2002 die EinsatzbasisDübendorf. Als Helikoptermechaniker und Ret-tungssanitäter kennt er viele Facetten dieser Tä-tigkeit.Allerdings trifft auch er täglich wieder aufneue emotionale und überraschende Ereignisse.

Ruhiger Stress

Es gibt Buttergipfel, Brot und alles, was zueinem guten Frühstück gehört. Die Crew stärktsich für den bevorstehendenTag. Zu diesem Zeit-punkt weiss noch niemand, wie streng die nächs-ten 48 Stunden wirklich werden. Der Duft vonKaffee liegt in der Luft. Jäh wird die gemütlicheMorgenstimmung unterbrochen. Das Telefonklingelt. Die Ärztin geht ran. Es handelt sichum einen dringenden Einsatz in Schaffhausen.Das Frühstück muss warten. Ein junger Mannhat sich bei einem Autounfall schwere Lungen-

Werkstatt

Medizin Sammelstelle Waschen Haustechnik

EC 145 HB-ZRD

Vorratskammer Küche Aufenthaltsraum Büro

Schulungsraum

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Thema

Guter Start: Adrian Ferrari überwacht die Triebwerke.

Hand in Hand:Ärztin Michèle Thönen undRettungssanitäter Adrian Ferrariladen einen Patienten um.

Selbstversorgend:In der eigenen Küche aufder Basis bereitet die Crewihre Mahlzeiten zu.

Adrian Ferrari überwacht während des Startvor-gangs der Triebwerke den Helikopter von aussen.Dann nimmt er Platz auf dem Kopilotensitz, undum 09.34 Uhr hebt die Maschine auf dem Flug-platz Dübendorf ab. Seit demAlarmeingang sindnur wenige Minuten vergangen. Nach der Lan-dung auf dem Dach des Kantonsspitals Schaff-hausen übernimmt jedes der Crew-Mitgliederseine Rolle. Während der Pilot beim Unfall-chirurgen die Patientenpersonalien notiert, küm-mert sich die Ärztin um den Verletzten. Gleich-zeitig bereitet der Rettungssanitäter die Bahresowie die technischen Geräte für denVerlegungs-flug vor. Die Stimmung auf der Intensivstation istgut. Man kennt sich. Der Patient ist narkotisiertund schläft tief. Die Verlegung ins Spital Winter-thur verläuft nach Plan. Um 11.23 Uhr landet derRettungshelikopter wieder auf der Basis.

Kalter Kaffee

Der Kühlschrank ist voll. Und doch hatniemand von der Crew so richtig Lust zu kochen.Der Pizza-Kurier muss her. Michèle Thönennimmt die Bestellung an die Hand und ordert:«1 Mal Pizza del nostromo, 1 Mal Napoli mitwenig Kapern und 1 Mal Tagliatelle al burro.»

Währenddessen erfasst Pilot Kurt Wichsersämtliche Details des letzten Einsatzes im Com-putersystem. Dieses ist mit der Einsatzzentrale inZürich-Kloten vernetzt. Die Mitarbeitenden derAlarmzentrale finden hier alle wichtigen Infor-mationen, wie Patientendaten und Unfallhergang.Diese Angaben wiederum werden von der Ein-satzverrechnung benötigt. Bei Alarmeingangkönnen selten sämtliche Details erfasst werden.Meistens pressiert es, und wenige Minutenkönnen über Leben oder Tod entscheiden. In die-ser Phase hat man wenig Zeit. Vor allem dergenaue Unfallort und die Art der Verletzungmüssen seitens derAlarmierenden raschmitgeteiltwerden. Anhand dieser Angaben werden dieHelikopterbesatzungen auf den Basen von derEinsatzzentrale aufgeboten. Es klingelt. Vor der

videoüberwachten Eingangstür der Basis stehtder Pizza-Kurier mit dem Mittagessen. Die Reta-blierung an medizinischem und technischemMaterial ist noch in vollem Gange. Ärztin undRettungssanitäter erstellen am Helikopter wiederkomplette Einsatzbereitschaft. Leere Sauerstoff-flaschen auswechseln, Bakterienfilter erneuernund Kabine überprüfen – dies sind die wichtigs-ten Pflichten der Crew nach einem Einsatz.Man weiss nie, wann der nächste Funkspruchkommt, der zum sofortigenAusrücken auffordert.

DerTisch ist gedeckt, Pizza und Pasta schme-cken gut. «Rega 1 von Einsatzzentrale? Rega 1:Velounfall mit einem 6-jährigen Mädchen imthurgauischen Schlatt.» Jede Basis ist nebst örtli-cher Bezeichnung mit einer Nummer versehen.Rega 1 lautet der Funkruf der Basis Zürich. DerKaffee bleibt stehen. Jeder weiss genau, was erjetzt zu tun hat. Die Aufgaben sind, wie auch imBasis-Haushalt, klar verteilt. Bei Kinder-Not-fällen ist vieles ein wenig anders. Die Ärztinschnappt sich ihre Checkliste und steigt in denHelikopter. Schon während des Fluges berechnetsie anhand einer Tabelle die zu verabreichendeMedikamentenmenge für Kinder. Und nur einpaar Augenblicke später fliegt der Rettungsheli-kopter zum Unfallort. Dort ist die Ambulanz-Crew bereits daran, das am Kopf verletzte Mäd-chen medizinisch zu versorgen.

Der Rettungshelikopter landet auf dem Felddirekt neben dem Unfallort. Mami, Papi und Ge-schwister stehen besorgt bei der Ambulanz.Drinnen wird das Mädchen für den Helikopter-transport vorbereitet. Ziel ist das Zürcher Kinder-spital. Sofort nach der Landung marschiert dieCrew mit dem verletzten Mädchen auf der Bahre

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Schnelle Zwillingsgeburt:Auf der Autobahn A1 bringt eineFrau zwei Buben zur Welt.

Thema

in den Schockraum. Die zierliche Rega-Ärztininformiert die Anwesenden im Schockraum inpräziser Spracheüber dasUnfallereignis.Rettungs-sanitäter Ferrari trifft derweilen leise die nötigenMassnahmen, so dass die Patientin auf die Spital-bahre umgebettet werden kann. Etwas im Hinter-grund übergibt der Pilot sämtliche Patienten-personalien dem Pflegefachpersonal für dieoffizielle Anmeldung der jungen Verunfallten.

Ruhe vor dem Sturm

Bis zumAbend rückt die Crew noch zweimalaus. Eine ältere Dame erleidet einen Kreislauf-stillstand und stürzt dabei zu Boden. Und imaargauischenKaiseraugst bricht eine Frauwährendeines Spaziergangs plötzlich zusammen. Als derRega-Helikopter landet, sind die bodengebun-denen Rettungskräfte jeweils bereits vor Ort.Sie übergeben die Patienten erstversorgt der Ärz-tin Thönen und dem Rettungssanitäter Ferrari.Die beiden arbeiten am Unfallort eng zusammen.Die medizinische Führung liegt nun bei der Ärz-tin. Trotzdem profitiert Michèle Thönen von derjahrelangen Erfahrung des Rettungssanitäters.

Insgesamt hatte die Basis Zürich an diesemSamstag fünf Einsätze zu verzeichnen. Dies ent-spricht ziemlich genau dem Durchschnitt aneinem Sommertag im Juli. Es ist inzwischen fastzehn Uhr abends. Auberginen, Zucchetti undWürste kommen auf den Grill, liebevoll zuberei-tet von der Küchenmannschaft, bestehend ausPilot KurtWichser und Ärztin Thönen.Am Grill:Basisleiter und Rettungssanitäter Adrian Ferrari.Am Abendtisch gehts zu und her wie in einer ganznormalen Familie: Man lässt den Tag nochmalskurz Revue passieren.

Um Mitternacht legt sich die Crew zur Ruh –stets im Bewusstsein, dass jederzeit und rund umdie Uhr ein Alarm eingehen kann. Die Schlaf-zimmer sind schlicht. In jedem der insgesamt vier

Räume steht ein Telefon auf dem Nachttisch.Kommt ein nächtlicher Alarm, klingelt es hier.Diese Nacht bleibt es ruhig. Doch um 05.00 Uhrmeldet die Einsatzzentrale einenAlarm der etwasbesonderen Art. Pilot Wichser schildert kurz undpräzis die ersten Angaben zum Einsatz: Zwil-lingsgeburt auf der Autobahn. Der Helikopterwird aus dem Hangar gefahren, und dann gehtslos. Der Flug dauert gerade mal knapp drei Mi-nuten. Aus der Luft sieht man die Rettungsfahr-zeuge, Polizeifahrzeuge und eine teilweise abge-sperrte Autobahn A1 bei Wallisellen (ZH).

Sobald der Helikopter gelandet ist, eilt dieRega-Ärztin zurAmbulanz. Dort liegt eine jungeFrau, die wenigeMinuten zuvor an diesem frühenSonntagmorgen auf dem Rücksitz ihres Wagensgesunde Zwillingsbuben geboren hat. Nicht nurfür die betroffene Familie, sondern auch für dieMedien war diese aussergewöhnliche Geburt dasTagesthema schlechthin.

Die nächste Familie

Der Sonntag auf der Einsatzbasis verläuft an-sonsten eher ruhig. Die Haushaltsarbeiten sinderledigt. Die neue Woche kann beginnen. Kurzvor sechs Uhr abends informiert sich MichèleThönen in den einzelnen Zielspitälern, wie esum den Zustand der geflogenen Patienten steht.Durch diese nachträglichenAbklärungen will dieÄrztin erfahren, ob sich die ersten präklinischenVermutungen amUnfallort im Spital wirklich be-stätigt haben. So erweitert Thönen ihrWissen fürweitere Einsätze.

Die Nacht von Sonntag auf Montag verläuftalarmfrei. Es ist Montagmorgen 07.30 Uhr. Nach48 Stunden findet die Schichtübergabe statt. Einneues Dreierteam der insgesamt acht Mitarbeiterauf der Basis Zürich ist startbereitet, um Men-schen inNot zu helfen. Nun sind sie für die nächs-ten 48 Stunden wieder fast eine Familie.

Christian Trottmann

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Einsatzpartner

Der Skifahrer liegt zehn Meter unterhalb des Pistenrandes imTiefschnee. Seine Ski sind verkeilt, sein Gesicht ist blass, er zittert.Der 120 Kilogramm schwere Mann musste mit hohem Tempo einergestürzten Skifahrerin ausweichen. Beim Sturz in denNeuschnee hater sich seine Schulter ausgekugelt.

Alarm über den Pistenrettungsdienst

Kollegen schlagen bei der Talstation Alarm. Innert wenigerMinuten sind zwei Patrouilleure des Skigebiets beim Verunfallten.Zwar sind sie ausgerüstet mit Rettungsschlitten und medizinischemMaterial – aber bei jedem Versuch, den Mann zu bewegen, schreitdieser vor Schmerz. Den Rettern ist klar: Hier braucht es den Heli-kopter. Per Funk alarmieren sie von der Unfallstelle aus die Rega.

Medikamente und Muskelkraft

Der Rega-Arzt lindert als erstes den unerträglichen Schmerzdes Patienten.DerMannmuss umgehend ins Spital. Jetzt istTeamworkgefragt.DerVerletztemuss auf derBahre zehn steileMeter hinauf zumHelikopter getragen werden – möglichst schonend und trotzdem spe-ditiv. Pistenpatrouilleure,Arzt, Rettungssanitäterin und Pilot kommen

Rettungsprofis auf Ski

Die Pistenretter:als Erste auf der UnfallstelleBei Unfällen auf Skipisten sind sie sofort da, sichern die Unfallstelle, leiten erste medizinischeMassnahmen ein und bieten wenn nötig den Rettungshelikopter auf. Für die Rega-Besatzungensind die Pistenpatrouilleure unentbehrliche Partner.

Schnell, ortskundig und erfahren:Ohne Pistenretter gibt es auf den Skipistenkeine Luftrettung.

trotz Kälte ins Schwitzen. Sie sinken bis zur Hüfte im Tiefschnee einund können die Bahre auch zu fünft nur zentimeterweise vorwärtsschieben. Jeder ist in dieser Situation auf den anderen angewiesen.Oben angekommen, geht dann alles rasch. Ein «Routine-Einsatz»,wirdman später sagen, auch wenn das für die Retter vor Ort in diesemMoment nicht so ist. Nach kaum fünf Minuten landet der Rettungs-helikopter beim Spital. Ohne das Zusammenspiel aller Beteiligtenwäre die schnelle Hilfe allerdings nicht möglich gewesen.

Der Helikopter ist auf Skipisten die Ausnahme

In den allermeisten Fällen müssen die Pistenretter, die von denSkigebieten finanziert und auch mit Hilfe der Rega ausgebildetwerden, denUnfall alleine bewältigen. Denn nur für rund ein bis zweiProzent aller Wintersportunfälle kommt die Rega zum Einsatz.Das zeigt: Die tägliche Schwerarbeit wird von den Pistenrettern amBoden geleistet. Sie sind bei einem Unfall die ersten vor Ort und be-urteilen die Situation. Für den Helikopter sichern sie den Landeplatzund verlassen als Letzte wieder die Unfallstelle. Vor allem aber sindsie für die Rega-Besatzungen verlässliche Partner und fachkundigeHelfer. Die effiziente Zusammenarbeit ist hundertfach eingespielt –im Dienste der verletzten Wintersportler.

Walter Stünzi

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in dieser Region. Die Flüge fanden damals inZusammenarbeit mit der Berner OberländerHelikopter AG (Bohag) statt. Gemeinsam ope-rierten die Rega undBohag ab 1982 vomHeliportGsteigwiler aus. Gut zehn Jahre später übernahmdie Rega alle Rettungsflüge. Die begrenztenPlatzverhältnisse führten bereits 1992 zu erstenPlanungsprojekten und im Februar 2007 zumUmbau der heutigen Basis.

Typische Verletzungsmusterin jeder Jahreszeit

Die Basis Wilderswil fliegt an erster Stelleanspruchsvolle Gebirgseinsätze und Rettungs-flüge, die insbesondere den Tourismus betreffen.Dieser bringt saisonale Schwankungen mit sich.30 Prozent aller Einsätze betreffen den Winter-sport. Die Einsatzspitzen sind von Dezember bis

Basis-Porträt

Wilderswil: «Rega 10» fliegt seit 38 Jahren

Vielseitige Einsatzbasisim GebirgeIm Berner Oberland, wo internationale Alpinisten, Touristen undAbenteuerlustige aller Art aufeinander treffen, betreibt die Rega dieEinsatzbasis Wilderswil. Nicht nur am Fuss von Eiger, Mönch undJungfrau, sondern immer wieder auch auf den Gipfeln und in denzahlreichen Tälern des Tourismus-Mekkas sind Rega-Piloten, Rettungs-sanitäter und Ärzte mit äusserst anspruchsvollen und vielseitigenEinsätzen konfrontiert.

Die Freizeitaktivitäten Wintersport und Ge-birgstourismus beschäftigen insbesondere auchdas Rega-Team des Berner Oberlandes auf derBasis Wilderswil. Wird aus Spass, Sport undVergnügen plötzlich Schmerz, Leid und Ver-zweiflung, ist eine Rettung mit dem Helikopteroft unvermeidbar.

Einsatzbasis Wilderswil

Am 10. Mai 2008 nahm die Rega-Crew imBerner Oberland ihren Dienst in der umgebautenEinsatzbasis am neuen Standort Wilderswil auf.Das Fazit des Basisleiters und Piloten HeinzSegessenmann nach über einem Jahr: «Ich binmit der neuen Basis sehr zufrieden.» Sie steht aufdem ehemaligen Militärflugplatz Interlaken undsomit wieder an ihrem Ursprung. Hier stationier-te die Rega 1971 den ersten Rettungshelikopter

AW Da Vinci:Bugrad-Landung beim Faulhorn (BE).

Agusta A 109 K2:Evakuation am Eiger (BE).

Ständige Bereitschaft:Crew der Rega-Basis Wilderswil mitAW Da Vinci und Agusta A 109 K2.

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Majestätische Bergwelt und Bahnromantik

Schynige Platte –Hausberg der Rega-Basis Wilderswil

Basis-Porträt

Adolf Ogi:

«Die Rega erlöste mich vonder Sonntagabend-Angst»«Die Rega ist eine grosse Errungenschaft des 20. Jahr-hunderts. Dank ihr habe ich in jungen Jahren meineSonntagabend-Angst verloren. Wie kam es aber, dassich, als kleiner Bub, und meine Familie sonntags sehroft Ängste ausstehen mussten? Mein Vater, den ichfür all seinWirken sehr bewundert habe, war nebst an-deren Tätigkeiten auch Bergführer. ImBerner Oberlandder 50er Jahre geschahen die meisten Bergunglückean der Blümlisalp. Am Sonntagabend klingelte dannbeim Bergführer Ogi das Telefon, und wir wusstensofort: Vater muss mit der SAC-Rettungskolonne aus-rücken, um vermisste Berggänger zu suchen – und wirbangten um ihn, Sonntag um Sonntag. Dann kam dieRega! Die Rettungseinsätzemeines Vaters blieben vondiesemZeitpunkt an aus – und damit auchmeineAngst.Noch heute bin ich dankbar, dass Mitte des letzten Jahrhunderts die Idee zur Grün-dung der Rega umgesetzt wurde: Wie gesagt, eine unglaubliche Errungenschaft.»

Die Schynige Platte-Bahn betreibt noch immer eine komplette Nostalgie-Infrastruktur mit einerDampflokomotive, vielen Elektroloks sowie Wagons mit charmanten Holzbänken aus den Pionier-tagen. Sie führt direkt zum einfachen, aber romantischen Berghotel Schynige Platte. Wer in die alteBahn steigt, riecht noch das Eisen, das Holz und weiter oben die gute Bergluft – und das alles imAngesicht des majestätischen Dreigestirns Eiger, Mönch und Jungfrau.

Alpengarten und WanderschaftAuf dem Hausberg angekommen ist ein Besuch im Alpengarten besonders lohnenswert. Hier hegtund pflegt ein fünfköpfiges Team unter wissenschaftlicher Anleitung rund 600 Pflanzenarten aus denSchweizer Alpen. Wer Freude am Spazieren hat, für den ist der Panoramaweg Oberberghorn wiegeschaffen. Der etwa eineinhalbstündige Rundgang mit leichtem Anstieg führt zum Grat über derBahnstation und über die Alpweiden zurück zum Alpengarten. Dieser Weg eignet sich besonders fürFamilien mit Kindern. Etwas anspruchsvoller ist die Bergwanderung von der Schynige Platte aufsFaulhorn undweiter zur First. Wer will, kannmit der Gondelbahn nach Grindelwald undmit der BernerOberland Bahn zurück nach Wilderswil fahren. Diese Wandertour dauert rund sechs Stunden.

Der Schynige Platte-Familienhit: Zwei Kinder fahren gratis!Egal ob Gross-, Paten- oder Nachbarskinder, pro erwachsene Person fahren zwei Kinder bis 15 Jahregratis mit.

Weitere Infos: Jungfraubahnen, Tel. 033 828 72 33, [email protected], www.jungfraubahnen.ch

März und im Sommer von Juli bis August.Die Tagescrew – eine Ärztin, ein Rettungssanitä-ter, ein Pilot – kommt bei Bedarf auch im Flach-land und im französischen Sprachraum zum Ein-satz. Weiter führt die Basis Wilderswil spezielleRettungsaktionen durch. Dazu verfügt sie überbesondere Hilfsmittel: Die Longline für schwie-rige Rettungen in unzugänglichemGebirge; tech-nisches Material, um Passagiere von Seilbahnenund Sesselliften zu evakuieren; und einenWasser-behälter für die Bekämpfung von Waldbränden.Diese Spezialitäten wollen geübt sein. Deshalbführt die Basis Wilderswil regelmässig Schulun-gen durch.

Grossanlässe und Medienrummel

Die Einsatzbasis des Berner Oberlandes istimmer wieder in die Organisation von Grossan-lässen involviert, die auf dem dafür geeignetenFlugplatz Interlaken stattfinden. So im 2002, alsdie Rega ihr 50-jähriges Bestehen unter anderemim Berner Oberland feierte. Im selben Jahr wardie Basis auch Gastgeberin des internationalenKongresses Airmed mit über 600 Experten undzahlreichen Ausstellern. Die Basis Wilderswilstand auch schon öfters imRampenlicht. So drehtedas Schweizer Fernsehen beispielsweise dieSendungen «Eiger-Live» undDOKmit «Rega 10,bitte kommen». Am Tag der offenen Tür EndeAugust dieses Jahres hat die Bevölkerung denneuen Rega-Rettungshelikopter AgustaWestlandDa Vinci bestaunen können. Er erfüllt die hohenmedizinischen und fliegerischen Ansprüche imGebirge und wird ab Frühjahr 2010 den Rettungs-helikopter des TypsAgusta A 109 K2 ersetzen.

Ariane Güngerich

Adolf Ogi, alt Bundesratund ehemaliger UNO-Sonder-berater für Sport im Dienstevon Entwicklung und Frieden

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Angst vor Schweinegrippe: Das Flugzeug wird innen und aussen desinfiziert. Der Rega-Crew wird die Temperatur gemessen.

Reportage

Fünf Engel für China

Nicht alle Tage fliegt ein Ambulanzjet der Schweizerischen Rettungsflugwacht nach China.Am 16. Mai dieses Jahres aber wird ein solcher Einsatz für die Rega Realität. Die Mission lautet:Repatriierung von vier Verletzten nach einem Busunglück auf der Seidenstrasse.

Es geschieht bei Kashgar auf der geschichtsträchtigen Seiden-strasse zwischen China und Tadschikistan – rund 5500 Kilometervon der Heimat entfernt. Der Chauffeur eines Kleinbusses gerät ineiner Linkskurve über die Strasse hinaus. Dann krachts. An Borddes Busses befinden sich drei Touristinnen, ein Tourist sowie derReiseleiter aus der Schweiz. Sie alle werden beim Unfall verletzt.

Fiebermessen gegen Schweinegrippe

Unmittelbar nachdem die Schweizer Botschaft die Rega-Alarm-zentrale über denVorfall informiert hat, beginnen dieVorbereitungenin Zürich-Kloten auf Hochtouren zu laufen. «SwissAmbulance – youare cleared for take-off runway 28» – der Kontrollturm gibt den Startfrei. Am Samstag, 16. Mai 2009, um 16.51 Uhr hebt der Rega-Ambulanzjet in Richtung China ab. Knapp elf Stunden später –inklusive Zwischenstopp in der ehemaligen kasachischen Haupt-stadt Almaty – landet die fünfköpfige Rega-Crew um 05.00 UhrOrtszeit auf dem Flughafen von Kashgar. Doch dort heisst es: «Aus-steigen verboten!» Bevor irgendein Besatzungsmitglied chinesi-schen Boden betreten darf, wird die gesamte Flugzeugkabinepeinlichst genau untersucht und desinfiziert. Gleichzeitig wird allenmit einem Laser-Fiebermesser dieTemperatur gemessen.Mit diesen

Vorsichtsmassnahmen will China verhindern, dass gefährlicheSchweinegrippe-Keime ins Land geschleppt werden. «So etwas habeich noch nie erlebt», meint Kopilot Marc Welti.

30 Quadratmeter für 10 Personen

Nach kurzem Schlaf geht die China-Mission weiter. Inzwischenist es Sonntag, der 17. Mai. Regula Amiet und Yvonne Vollmeier,die beiden Rega-Ärztinnen, die Pflegefachfrau Christine Wagnersowie die beiden Piloten MarcWelti und René Eberle nehmen einenersten Augenschein im chinesischen Spital. Hier liegen die vierVerletzten in einem rund 30 Quadratmeter grossen Krankenzimmer.Normalerweise werden in diesem Zimmer bis zu zehn Patienten ein-quartiert. «Als wir das Zimmer betraten, wurden wir wie Engelempfangen», sagt Captain René Eberle fasziniert. Die verletztenSchweizer geniessen einige Privilegien. «Wir wurden alle sehrherzlich vom chinesischen Pflegepersonal betreut und hatten rundum die Uhr einen Dolmetscher zur Verfügung», erzählt ToniaBischofberger. Sie hat sich beimBusunfall denUnterarm gebrochen.Am schlimmsten hat es den Reiseleiter erwischt. Er hat eine Blut-und Luftansammlung in der Brusthöhle sowie den Unterarm gebro-chen. Die Ärzte treffen die letzten Vorbereitungen im Spital von

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Flughafen Kashgar: Von der chinesischen Ambulanz werden die Patienten direkt in den Rega-Jet umgeladen.

Zürich

Almaty

Kashgar

Reportage

Kashgar, bevor die Patienten am nächsten Morgen in aller Frühmit drei Ambulanzen zum nahe gelegenen Flughafen gefahrenwerden – begleitet von einem stattlichen Polizei- und Militärtross.

Dort wird der Rega-Ambulanzjet, seit er gelandet ist, von Solda-ten derVolksrepublik China rund umdieUhr bewacht. Der SchweizerJet ist das einzige Flugzeug auf dem internationalen Flughafenvon Kashgar. Der Busunfall ist ein regelrechtes Medienspektakel.Bei derAnkunft von Patienten und Flugbesatzung stehen bereits zahl-reiche chinesische Reporter von Presse, Radio und Fernsehen bereit,um alles genau zu dokumentieren. In dieser Stadt mit knapp 400 000Einwohnern ist der Schweizer Besuch etwas ganz Besonderes.

Mission beendet

Am Montagabend, 18. Mai, landet die Ambulanzmaschine derRega um 19.15 Uhrmit den vier Patienten an Bord in Zürich-Kloten.Die China-Mission ist beendet. Nun werden dieVerletzten im Rega-Hangar in Kloten von den Rettungskräften sorgsam in Empfang ge-nommen. Während Tonia Bischofberger mit vorsichtigen Schrittenlangsam aus dem Ambulanzjet steigt, sagt sie nochmals zur Crew:«Danke, dass ihr uns nach Hause geholt habt.»

Christian Trottmann

Mao Zedong: Die 18 Meter hohe Statue ist eine der grössten in China.

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Präzisionsarbeit:Fausta Gillis inspiziert einenEurocopter EC 145 imRega-Center Zürich-Kloten.

Erfahren Sie mehr überdie Weiterbildung zumLuftfahrzeugmechaniker:www.svfb.ch oderwww.berufskunde.com

Persönlich

Alles hat mit einem Insektenstich auf einerAlpwiese begonnen. Es trifft ausgerechnet einMädchen, das allergisch auf Bienengift reagiert.Es braucht sofort medizinische Hilfe vor Ort.Ihre Klassenkameradin, die damals zwölfjährigeFausta Gillis, sieht zum ersten Mal einen Rega-Helikopter und ist sofort vomVirus der Fliegereiinfiziert. Gebannt beobachtet sie das Geschehenund weiss seit jenem Sommermorgen, dass sieeinmal in der Helikopterbranche arbeiten will.

Nur wenige Ausbildungsplätze

Heute ist Fausta Gillis als Luftfahrzeugme-chanikerin bei der Rega angestellt. Die 31-Jähri-ge hat zuerst vier Jahre Maschinenmechanikeringelernt und von 2004 bis 2006 die zweijährigeAusbildung als Luftfahrzeugmechanikerin ab-solviert. Inzwischen dauert dieseAusbildung dreiJahre. Die Rega ist eines der wenigen Unterneh-men in der Schweiz, das eine solche Weiter-bildung anbietet. Im Besitz der begehrten natio-nalen Lizenz für Luftfahrzeugmechaniker verlässtFausta Gillis die Rega, so ist es im Lehrvertragfestgehalten. Sie sammelt in zwei anderen Be-trieben weitere berufliche Erfahrungen, bevor siesich im Sommer 2008 auf eine ausgeschriebeneStelle in ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte be-wirbt. Für die Zürcherin ein Gewinn: «Mich be-eindrucken die Kollegen, die diesen Beruf zehn,zwanzig und mehr Jahre ausüben. Sie haben eineenorme Erfahrung, während ich erst am Anfangmeiner Karriere stehe. Ich bin eine unter vielen.Es ist schön, Teil dieses kollegialen Teams zusein.» Elf Luftfahrzeugmechaniker halten die ge-samte Rega-Helikopterflotte in Stand. Dabei sindsie einemVorarbeiter und einem Inspektor unter-stellt. 13weitere Luftfahrzeugmechaniker, die aufden Rega-Basen primär als Rettungssanitäter imEinsatz stehen, unterstützen sie dabei.

Gemeinsam zum Ziel

Meistens ist ein Team von drei bis fünf Per-sonen damit beschäftigt, einen Helikopter nachCheckliste zu inspizieren oder zu reparieren.Jedem Team steht ein Supervisor vor. Dieser ist

Wenn sich eine Frau für Technik und Fliegerei begeistert

«Ich bin eine unter vielen»

für ein bestimmtes Wartungsereignis zuständig,teilt die auszuführenden Arbeiten zu und behältden geplanten Termin für die Fertigstellung imAuge. Hilfsbereit, professionell und herzlich er-lebt Fausta Gillis ihre Berufskollegen. Mit ihremHumor trägt auch sie einen Teil zum gutenKlima bei.

Sind die Arbeiten am Helikopter beendet,wird dieser amBoden und in der Luft geprüft. Eintechnischer Pilot und zwei Luftfahrzeugmechani-ker testen jeweils die verschiedenen Komponen-ten und Systeme: die Dichtheit von Öl-, Treib-stoff- und Hydraulik-Leitungen ist zu prüfen,verschiedene Öldrucke, Temperaturen und Dreh-zahlen sind nach den Vorgaben des Herstellerseinzustellen. Zudem werden der Haupt- und derHeckrotor balanciert: Was für den Automechani-ker beim Pneuwechseln das Auswuchten derRäder ist, ist für die Luftfahrzeugmechanikerdas Ausbalancieren von Haupt- und Heckrotorbeim Helikopter.Während des Fluges werden dieRotoren so eingestellt, dass sie sich ohne Un-wucht drehen.

Schon heute gibt Fausta Gillis den EurocopterEC 145 frei. Die Lizenz für denAgustaA 109 K2und den neuen AgustaWestland Da Vinci erwirbtsie Ende 2009. Sobald sie diese beiden letztenBerechtigungen erhalten hat, wird auch FaustaGillis, wie der Rest derHelikoptertechniker, einenTeil der 365 Piketttage übernehmen und berech-tigt sein, alle Helikopter der Rega-Flotte nachStörungen zum Einsatz freizugeben.

Exotischer Beruf

In ihrem Freundeskreis ist der Ausnahme-beruf kaum ein Thema. In Fausta Gillis Freizeitbeschränken sich ihre technischen Tätigkeitenmeist auf das Auswechseln von Glühbirnenoder dasAufstellen vonMöbeln bei Freundinnen.Im Rega-Hangar aber arbeitet sie täglich mitHerzblut und Fachwissen an der kompliziertenTechnik. Das gesamteTeam der Luftfahrzeugme-chaniker hält die Rettungsflotte mit einer PortionIdealismus, viel Liebe zum Beruf und grossemEngagement in der Luft.

Maria Betschart

Im Rega-Center Zürich-Kloten warten Luftfahrzeugmechaniker die ge-samte Helikopterflotte. In Routinekontrollen prüfen sie die kompliziertenMaschinen auf Herz und Nieren, Mängel werden behoben. Fausta Gillisist ein Teil des Teams, das für einwandfrei funktionierende Rega-Heli-kopter sorgt.

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Überlebenschance einerkomplett verschütteten Person

Trotz moderner Ausrüstung geraten Wintersportler immer wieder in Lawinen.Das ist lebensbedrohlich: Viele Verschüttete ersticken in der Lawine.Schon nach 20 Minuten beträgt die Überlebenschance nur noch 50 Prozent.

Rettung aus dem Lawinenkegel

Suche mit LawinenhundenNach oder schon während des Helikoptersuch-fluges kommen Lawinenhunde zum Einsatz.Hundeführer und Hund bilden ein Team.Kommerziell betriebene Helikopter von Partner-firmen der Rega fliegen die Hundeteams zumLawinenkegel. Je nach Grösse der Lawinesuchen mehrere Teams nach Verschütteten.Lawinenhunde haben einen hervorragendenGeruchssinn, lassen sich gut führen und zeigenSucheifer, Kondition sowie einen guten Appell.Ausgebildet werden sie durch den SAC.Mehr lesen Sie unter www.alpinerettung.ch

Suche mit Sondierstange/LVSAuf Kommando des Sondierchefs gehen dieRetter in einer Linie Ellbogen an Ellbogen einenSchritt vorwärts. Anschliessend stecken dieRetter die etwa drei Meter lange und dünneLeichtmetallstange in den Schnee und suchennach festen Gegenständen oder Verschütte-ten. So wird auf sehr aufwendige Art systema-tisch der Lawinenkegel beziehungsweiseTeile davon abgesucht.

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Versorgung der PatientenDer Notarzt reanimiert den Patienten undbehandelt Verletzungen und Folgen von Unter-kühlungen. Er ist mitverantwortlich für dieSicherheit am Einsatzort und betreut weitereanwesende Personen, insbesondereAngehörige und Kameraden des Patienten.

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Feinsuche

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Suche mit demRettungshelikopterSolange man nicht ausschliessen kann, dassPersonen unter den Schneemassen liegen,leitet die Rega sofort einen Suchflug ein.Aus der Luft erhält die Rega-Crew einen Über-blick und kann Signale schnell und effizient or-ten. Oft wird der Lawinenkegel in einer erstenPhase mit einer Antenne auf LVS-Signale undin einer zweiten Phase (Skizze Nr. 4) mit einemDetektor auf Recco-Signale abgesucht.

NotfallausrüstungZur Standardausrüstung gehören ein Lawinen-verschütteten-Suchgerät (LVS) der neuestenGeneration, eine robuste Lawinenschaufel undeine Sondierstange. Nur diese drei Geräte kom-biniert erlauben eine effiziente Kameraden-rettung von komplett verschütteten Personen.

LVS – Das Lawinenverschütteten-SuchgerätDie heute üblichen Suchgeräte haben zweiBetriebsarten: einen Sende- und einen Such-modus. Das LVS wird nahe am Körper getragenund ist auf Sendebetrieb. Nach einem Lawinen-niedergang stellen die nicht verschüt-teten Personen ihr Gerät auf denSuchmodus um, und versuchen dasSignal der Verunglückten zu orten.

ReccoRecco ist der Markenname eines anderenLawinenverschütteten-Suchsystems.Dieses System besteht aus einem passivenReflektor und einem aktiven Suchgerät(Detektor). Die Reflektoren benötigen keineeigene Energieversorgung und sind daherkostengünstig. Sie sind schätzungsweise ineinem Fünftel aller Wintersportbekleidungenund -ausrüstungen integriert, die entsprechendgekennzeichnet sind. Das Suchgerät wird vonder Rega oder anderen Spezia-listen eingesetzt.

Kameradensuche• Lawinenkegel mit Augen und Ohren

absuchen• LVS auf Suchbetrieb schalten und

Verschüttete orten

Dort, wo das Suchsignal am stärksten ist,eventuell Lage des Verschütteten mit Sondier-stange genauer bestimmen und sofort mit derSchaufel zu graben beginnen. Je schneller dieKameradensuche anläuft, desto grösser ist dieÜberlebenschance der Verschütteten (sieheGrafik links). Wie das LVS optimal eingesetztwird, lesen Sie auf den Merkblättern desSchweizer Alpen-Clubs (SAC): www.sac-cas.ch

Alarmierung• Lawinenniedergang und erfasste

Personen (Punkt des Verschwindens)genau beobachten

• Übersicht gewinnen und eigene Sicherheitberücksichtigen

• Rega alarmieren: 1414oder über den Emergency-Kanal(161.300 MHz mit 5-Ton-Ruf)

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Kameradensuche

Alarmierung 1414

Grobsuche

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Gefährliche Kabelund Seile meldenSeilbahnen und Kabel sind fürRega-Rettungshelikopter, kommer-zielle Transporthelikopter oderauch Gleitschirme eine grosseGefahr. Die Rega und die Armeerufen die Besitzer von nicht mehrgebrauchten Seilbahnen oderKabeln auf, sich bei der nächst-gelegenen Rega-Basis oder unterTelefon 1414 zu melden.Gefährliche Luftfahrthindernisse,insbesondere Kabel, werden ohneKosten für deren Besitzer vonSpezialisten der Armee und zivilenPartnern abgebrochen und ent-sorgt (Aktion «Remove»).

Prävention gegenVergiftungenDie Internetseite des Schweizeri-schen Toxikologischen Informations-zentrums bietet wichtige Informa-tionen, die helfen, Vergiftungenvorzubeugen. Mit Onlinespiel«Toxli» für Kleinkinder (Flash-Playerbenötigt). Dazu Listen zu giftigenund ungefährlichen Pflanzen, Ant-worten zu häufig gestellten Fragensowie Merkblätter zum Bestellen(Medikamentensicherheit fürKinder, einheimische Schlangen).24-Stunden-Notfallservice:Tel. 145, www.toxi.ch

Bereits wenige Nadeln der Eibe führen zuErbrechen, Bauchkrämpfen, Blutdruckabfallund erhöhtem Puls.

Wo ist die Regazu sehen?Auf unserer Internetseite findenSie immer die Messen und Stand-orte an denen die Rega präsent ist.www.expo.rega.ch

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Kurz notiert

Die heimlichen Stars von «Ewigi Liebi» sinddie Murmelis. Bei ihnen hängt der Haussegenschief, nachdem sich Murmeli-Sohn Baschti imEngadin verliebt hat – nicht inMaria oder Renate,sondern in Bruno. Nun will er sich perTunnel zu-rück ins Engadin graben und dort als Au-pairarbeiten. Die Sorgen und Ängste der zerstrittenenMurmeli-Eltern sorgen für manchen Lacher imPublikum. Gespielt wird die Murmeli-FamilievomTrio Eden. Hinter diesem Namen stehen de-ren Gründer und Macher Midi Gottet, Guy Land-olt undHelmi Sigg. Bekannt wurde dasTrio Edenzwischen 1993 und 1996 in über 150 Fernseh-sendungen bei «Eden TV» sowie mit der erstenBühnenshow «Jenseits von Eden».

Das Musical ist auch eine Murmeli-Soap.Wie muss man sich diese Tierfamilie aliasTrio Eden vorstellen?

Midi Gottet: Bezeichnenderweise ist die ver-menschlichte Murmeltierfamilie eine ganz nor-male Durchschnittsfamilie. Die Familie hat je-doch ein ernsthaftes Problem: Mutter Martha istsehr herrschsüchtig, Vater Gusti kuscht ständig,und der Sohn outet sich als schwules Murmeltier.Und das löst dann Reaktionen in der Familieaus, wie sie vermutlich für eine gutbürgerlicheSchweizer Familie normal sind.

Ewigi Liebi – Hand aufs Herz:Glaubt ihr wirklich daran?

Guy Landolt: Meine grosse, ewige Liebe istdie Fernbedienung meines Fernsehers. Frühermusste ich immer aufstehen, um das Programm

«Ewigi Liebi» – das Hitmusical in der dritten Spielsaison

Rund 340 000 Personen haben dasMusical «Ewigi Liebi» bereits gesehen. Jetzt wird das Schweizer Erfolgsmusical nochbis Ende Dezember 2009 in der dritten Spielsaison in Zürich in der Maag MusicHall aufgeführt. Rega-Gönner/innenprofitieren von einer Ticket-Ermässigung von 20 Prozent für die Vorstellungen am Mittwoch- und Donnerstagabend,Samstagnachmittag, Sonntagnachmittag und/oder Sonntagabend. Vergünstigte Tickets gibt es nur über die Rega-Websitewww.rega.ch. Den genauen Spielplan finden Sie unter www.ewigiliebi.ch.

zuwechseln, heute kann ich liegen bleiben. In denvergangenen 30 Jahren habe ich mich auf demSofa jeweils anmeine Fernbedienung gekuschelt,und es wurde immer wieder ein ganz speziellschöner Abend.

Was bedeutet euch die Rega ganzpersönlich?

Helmi Sigg: Die Rega ist für mich ein Stück«fliegende Schweiz», eine Institution, die unserLand braucht. Es ist beruhigend zu wissen, dassman bei einemmedizinischenNotfall, sei es in derSchweiz oder auch imAusland, von einemderHe-likopter oder Jets geholt wird. Meine Familie undich sind Gönner und zählen auf die Rega, hoffenjedoch, sie nie in Anspruch nehmen zu müssen.

Weshalb gehört die Rega in dieses Musical?Midi Gottet: Das ist symbolisch. Hanspeter

droht aus der Gondel zu fallen und wird von derRega gerettet. Im Flug springt er auf das Heckund singt dazu den Kultsong «Campari Soda».Das Leben ist wieder in Ordnung – wunderbar!

Guy Landolt: Bei dieser Musical-Szene habeich mich immer gefragt, weshalb dieser Helikop-ter so tief und waghalsig unter der Gondel fliegensoll. Ich fand das sehr gefährlich. Aber das Dreh-buch «Ewigi Liebi» schreibt dies so vor, und so-mit fliegt sogar die Rega ein riskantes Manöver.

Helmi Sigg: Das zeigt auf, was die Rega be-deutet. Es beweist doch, dass das Gute im Lebenimmer siegt. Jeder Mensch soll darauf vertrauenkönnen, gerettet oder – fürs Leben gesprochen –durch ein soziales Netz aufgefangen zu werden.

Christian Trottmann

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«Seit vielen Jahren bin ichSkitourengänger und Varian-tenskifahrer. Unter Kollegenkamen wir am Stammtischneulich auf Lawinen zu spre-chen: Jemand sagte, dass mög-lichst alle Lawinen an die Regagemeldet werden sollen, umein unnötiges Ausrücken der Rettungskräfte zu vermeiden.Wie genau soll man sich verhalten? Soll man der RegaLawinen melden, auch wenn keine Personen verschüttetwurden? Falls ja, unter welcher Telefonnummer?»

Peter Frick aus Balzers/Liechtenstein

Lieber Herr Frick

Tatsächlich: Die Rega ist froh um Meldungen,die dazu dienen, unnötige Einsätze zu verhindern.Bedingung ist allerdings, dass man genaue Anga-ben zum Ort und zum Zeitpunkt des Ereignissesmachen kann.

Beispiel: Eine Skitourengruppe löst eine Lawineaus, ohne dass Personen zu Schaden kommen.

Wenn die Skitourengänger das Ereignis unserer Einsatzzentrale(Telefon 1414) melden – mit genauem Ort und genauer Zeit –, wissendie Einsatzleiter, dass bei allfälligen späteren Hinweisen durch Drittekeine Suche notwendig ist. Übrigens nicht nur bei Lawinen: Es kommtvor, dass Passanten den «Absturz» eines Gleitschirms in einemWald-stück beobachten und die Rega alarmieren. Der Pilot konnte sich abervielleicht selber helfen oder hat das Ereignis unbeschadet überstan-den. Auch hier sind wir froh, wenn der Pilot selbst oder eine Person,die sich in seiner unmittelbaren Nähe befindet, die Rega informiert.

Allerdings: Die Rega muss sich unbedingt darauf verlassenkönnen, dass die Meldungen zutreffen. Die Person, die «entwarnt»,muss sich deshalb ihrer Sache absolut sicher sein. Ist dies der Fall,dann kann verhindert werden, dass die verfügbaren Rettungsmittel insLeere laufen.

Freundliche Grüsse

Ihr Robert FreyLeiter Helikopter-Einsatzzentrale

Lawinenunfall:Checkliste für Alarmierung

Rufen Sie die Rega Alarmnummer 1414 an.Alternativ kann die Einsatzzentrale auch miteinem Notfunkgerät (161.300 MHz) inklusive5-Ton-Ruf erreicht werden.

Die Rega-Einsatzzentrale wird Ihnen bei einemLawinenunfall folgende Fragen stellen:

Wo ist der Unfallort?� Schweizer Landeskoordinaten

z.B. von einem GPS-Empfänger� Höhe in Meter über Meer� nächste Ortschaft und/oder Flurname

auf der LandeskarteWer ist wie vor Ort erreichbar?� Name und RückrufnummerWas ist genau passiert?� Wie hat sich der Unfall ereignet?� Was haben Sie gesehen?Wie viele Personen sind betroffen?� Anzahl beteiligte Personen?Wie sind diese Personen verschüttetoder verletzt?� von der Lawine ganz verschüttete Personen?� von der Lawine teilweise verschüttete

Personen?� Art der Verletzungen?� unverletzte Personen?Haben diese Personen einLawinenverschütteten-Suchgerät (LVS)?� z.B. Barryvox, Tracker, Pieps etc.Wie ist die Situation vor Ort?� Landung mit Helikopter möglich?� Gefahren durch Kabel, Seile, Antennen?Wie ist das Wetter vor Ort?� Sicht?� Bewölkung?� Nebel?� Schneefall?� Regen?

Bereits während der ersten Fragen wird dieRega-Einsatzzentrale parallel die richtigen Ret-tungsmittel (Rettungshelikopter, SAC-Rettungs-spezialisten mit Lawinenhunden etc.) aufbieten.

Weitere Sicherheitshinweise und Tipps� Beginnen Sie wenn möglich sofort mit der

Kameradensuche (Hören, Schauen und LVS).� Betreuen Sie gerettete Personen und treffen

Sie Erste-Hilfe-Massnahmen. Bei Fragen hilftIhnen die Rega-Einsatzzentrale weiter.

� Falls Sie mit Ihrem Mobiltelefon oder Not-funkgerät keine oder schlechte Verbindunghaben, wechseln Sie den Standort.

Kurz notiert

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Rätsel-Ecke

Die zehn Unterschiede

Der Rega-Helikopter steht startklar im Hangar. Auf dem letzten Flug haben die Ärztin, der Pilot und der Rettungssanitäterfür den Patienten Material benötigt, das sie umgehend durch neues ersetzen. Jederzeit kann der nächste Alarm kommen.Die Crew ist 24 Stunden am Tag einsatzbereit.Unserem Zeichner «Joggi» sind beim Abzeichnen zehn Fehler unterlaufen. Findest du sie?

Lösung aus Nr. 72: Portoroz̆ befindet sich in Slowenien.Die Ländervorwahl für einen Telefonanruf aus der Schweiz ist 00386.Je ein Modell des neuen Rega-Helikopters AgustaWestland Da Vincihaben gewonnen:Aedan Bélet, Fontenais; Andrin Steiner, Rehetobel; Ivan Baroni, Mendrisio;Manuel Friedli, Eglisau; Mathias Sgrazzutti, Bironico; Max Kaufmann,Oberrüti; Nathalie Bloch, Puplinge; Reto Trümpy, Ennenda; Sabine Rouvé,Saint-Légier; Tim Theiler, Wilchingen

Wir gratulieren!

Schreibe die Antwort auf eine Postkarteund sende diese bis zum 12. Dezember 2009 an:Rega, «Quiz», Postfach, 8099 ZürichUnter den richtigen Antwortenverlost die Regazehn Sporttaschen im Wertvon je 49 Franken.

Viel Glück!

© Illustration: Joggi/Peter Jost

Wettbewerb

Jeder Helikopter und jedes Flugzeugin der Schweiz hat eine Nummer – wieein Auto auch. Diese Helikopter-Nummer besteht aus fünf Buchstabenund heisst Immatrikulation.Dieser Rega-Helikopter trägt dieImmatrikulation HB-ZRD.Schau dir dieses 1414-Heft genau an.

Zu welcher Rega-Basisgehört der HelikopterHB-ZRD?

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Rückblick

Schwangerschaft mit Komplikationen

Annabelle und Balthasar

Eine 35-jährige Frau hat frühzeitige Wehen; sie ist schwanger mitZwillingen. Die Rega wird aufgeboten, sie mit dem Helikopter vomOberengadin ins Universitätsspital Zürich zu fliegen. Die Indikationist dringend, das Wetter jedoch verunmöglicht den direkten Weg. Einkombinierter Transport mit Helikopter und Ambulanzjet ist die Lösung.

Noch einmal einen Ausflug machen, nocheinmal ins Engadin fahren vor der anstehendenGeburt: Diesen Entschluss fasst eine mit Zwil-lingen schwangere Frau kurz vor Ostern 2008,zweieinhalbMonate vor demEntbindungstermin.Zusammen mit ihrem Ehemann tritt sie in Ab-sprache mit der Gynäkologin die Reise an.

Drohende Frühgeburt

Kaum im Urlaub, setzen ungewöhnlich hefti-geWehen ein. In der 29. Schwangerschaftswoche,am 22. März 2008, fährt die Schwangere vollerAngst ins nächstgelegene Spital. Obwohl GabiLämmli auf die Wehen hemmenden Mittel gutanspricht, will der leitende Arzt sie ins Universi-tätsspital Zürich (USZ) verlegen. «Er sagte, dassdiese Klinik nicht für Frühgeburten eingerichtetsei», erzählt die Patientin. Da eine dreistündigeFahrt mit dem Ambulanzwagen nicht zumutbarist, erhält die Rega den Auftrag, sie nach Zürichzu fliegen. Der Transport ist für den 25. Märzorganisiert. Starker Wind und dichte Wolken ver-unmöglichen an diesem Tag, dass der Rega-Heli-kopter nordwärts über die Berge fliegen kann.

Die Patientin und die ungeborenen Zwillingeaber benötigen nun zwingend eine auf sie zuge-schnittene medizinische Behandlung und Über-wachung. Die Einsatzzentrale der Rega ent-scheidet, dass der Helikopter vom Engadin nachLugano fliegt, denn in dieser Gegend ist dasWetter problemlos. In Lugano soll der Ambu-lanzjet die Patientin abholen und sie nach Zürichbringen. Ein aussergewöhnlicher Einsatz für dieRega, der so durchgeführt wird, weil ungünstigesWetter den direkten Weg vom Engadin ins USZverunmöglicht.

Erst als Gabi Lämmli um 13.15 Uhr im Rega-Helikopter auf der Bahre liegt, wird ihr bewusst,wie ernst ihre Situation ist. Die Crew lenkt siewährend des Fluges, der knapp 30 Minuten dau-ert, von ihren Sorgen ab, indem sie ihr das herrli-che Panorama zeigt, denn auf der Südseiteherrscht Sonnenschein. Die Übergabe erfolgt um13.50 Uhr auf dem Flugfeld in Lugano: Die Pa-tientin ist angenehm überrascht, dass sich die ge-samte Rega-Crew – Pilot, Kopilot, Ärztin und

Pflegefachperson – persönlich vorstellt. An dieseBegrüssung sowie die professionelle Betreuungerinnert sie sich noch heute.Von denTurbulenzenwährend des Transportes merkt die Patientinwenig. Ausser dem erhöhten Puls, verursachtdurch dieWehenhemmer, verläuft die Reise ohnemedizinische Komplikationen. Als der Rega-Jetum 14.50 Uhr auf dem Flughafen Zürich-Klotenlandet, schneit es. Und plötzlich setzen wiedersehr starke Wehen ein.

Langer Abschied von der Schwangerschaft

Die Rega-Ärztin begleitet die Patientin mitdem Ambulanzfahrzeug ins USZ und übergibtalle Informationen dem zuständigen Arzt. DieSchwangere ahnt, dass für sie womöglich einelang andauernde Bettruhe ansteht. Sie gibt sich ei-neTagesstruktur, um diese Zeit gut zu überstehen.Die fantastische Aussicht von der Frauenklinikauf den See und die Berge helfen ihr dabei. DieBesuche ihres Ehemannes, von Verwandten undFreunden schenken ebenfalls Kraft. Gut, hat sieschon zeitig das meiste für ihren Nachwuchsvorbereitet. Bereits vor den Ferien im Engadinist das Kinderzimmer mit zwei Betten, selbstgenähten Vorhängen und Babykleidern in derKommode ausgestattet.

Nach einer Woche im USZ erhält GabiLämmli Besuch von CristinaMonticelli: Die Lei-terin des Sozial- und Betreuungsdienstes derRega kümmert sichmit ihremTeam umPatienten,die mit der Rega geflogen wurden. Sie besuchennach einem Einsatz Betroffene, um sie zu unter-stützen, wenn Fragen auftauchen, oder ihre Pro-bleme aufzunehmen, um darauf einzugehen.«Das Nachfragen von Cristina Monticelli habeich sehr geschätzt. Ichwar nicht bloss ein Einsatz,sondern ich wurde als Mensch wahrgenommen»,erzählt die Mutter.

Je länger die Babys im Bauch bleiben, destobesser für deren Entwicklung.Detailliert besprichtder Kinderarzt mit den besorgten werdendenEltern das Vorgehen. Er erklärt, welche Konse-quenzen der Zeitpunkt der Geburt für die Zwillin-ge hat. Normalerweise dauert eine Schwanger-schaft 40 Wochen. Die Ärzte stecken als Erstes

Der Moment zählt:Annabelle und Balthasargeniessen mit ihrer Mutterdie Gemeinsamkeit.

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Rückblick

das Ziel, die Schwangerschaft bis zur 32. Wochehinauszuzögern; danach streben sie die 34.Wochean. Zwillingsschwangerschaften können physischbesonders anstrengend sein und dauern deshalbhäufig nicht bis zum erwartetenTermin. ImHerbst2007 hat die betreuende Gynäkologin als Entbin-dungsdatum die 36. Woche berechnet – schliess-lich halten alle bis zu dieser Frist durch.

Das Bangen ist vorbei:zwei gesunde Kinder

Kurz vor der Geburt wird Gabi Lämmli in diePrivatklinik verlegt, an der ihre Gynäkologin alsBelegärztin tätig ist.Am5.Mai 2008 kommen umzwei Minuten vor achtAnnabelle und nur wenigeMinuten später Balthasar per Kaiserschnitt aufdie Welt. Das Mädchen wiegt 2450 Gramm, derBub 2350 Gramm; sie ist 49 Zentimeter, er 50Zentimeter gross. Die Neugeborenenwerden um-gehend mit Wickeltüchern und Wärme versorgt;der frischgebackeneVater lässt sie dabei nicht ausdenAugen. Eine Stunde später schliesst auch dieMutter Annabelle und Balthasar richtig in dieArme. Spürt und riecht die kleinen Körper ganznah. Den beiden Neugeborenen geht es sehr gut.Sie entwickeln sich in der Folgezeit prächtig.An Pfingsten verlässt die nun vierköpfige Fami-lie das Spital und fängt gemeinsam ein neuesLeben an. Der Ehemann bleibt sechs Wochen zuHause und betreut zusammen mit seiner Fraudie Säuglinge. Welche Freude! Schon nach dreiMonaten schlafen die zwei Kleinen durch.

So schwierig die Schwangerschaft war, sounkompliziert sind die beiden Kinder heute.Am 5. Mai 2009 hat die Familie im ganz kleinenRahmen den ersten Geburtstag von AnnabelleundBalthasar gefeiert.Anderthalb Jahre später istdie belastende Schwangerschaft beinahe verges-sen. «Ich trat warm angezogen mit der Daunen-jacke ins Spital ein. Sieben Wochen später, alsich das erste Mal wieder nach draussen konnte,war es bereits Sommer», beschreibt die Mutterden Wechsel der Jahreszeiten, der während desSpitalaufenthaltes stattgefunden hat. Die zweiSprösslinge bereichern ihr Leben, das sich in denvergangenen anderthalb Jahren grundlegend ver-ändert hat. Die Eltern sind glücklich, dass ihreKinder gut gedeihen und lebhaft sind. Seit derenGeburt gibt es keine gesundheitlichen Schwierig-keiten mehr, und ihre pflegeleichten Charakterehelfen, denAlltag gelassen und freudig zu bewäl-tigen. Ihr Weinen und Lachen sind emotionaleMomente, die bewegen; ihreNeugier und ihre Ent-deckungsfreude machen die Welt etwas grösser.

Maria Betschart

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So erreiche ich die Rega

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Gönner-CenterTel. 0844 834 844, Fax 044 654 32 48www.rega.ch oder www.info.rega.ch

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Gönner-Service

Der ganz normale Alltag in der Gönnerabteilung

Heitere Gönnerpost

«Ich bekomme jeweils eine Rechnung für einElternteil mit Kinder. Ich habe keine Kinder,ausser ich hätte was verpasst und die habenmir nichts gesagt. Bitte ändern Sie meineGönnerschaft auf eine Einzelperson.»

«Mirjam Keller bitte löschen.Melde dann meine neue Freundin an,wenn mich noch eine will.»

«Bitte Gönnerschaft erweitern auf

1 Einzelperson mit Hund (Pfüdi).»

Schon bald ist das Jahr 2009 Geschichte, und der Gönner-Jahresversand 2010steht bevor. Jedes Jahr erreichen das Gönnercenter über 100 000 Anfragenund Änderungsmitteilungen, die gesichtet, sortiert und priorisiert werden.Dass es darunter zuweilen auch Amüsantes gibt, möchten wir Ihnen, liebeGönnerinnen, liebe Gönner, nicht vorenthalten. Ein kurzer Blick in den Fundusunserer Gönnerpost mit klärenden Erläuterungen.

Anpassungen werden von uns wie gewünscht vorgenommen. Aufgrund des gros-sen Anfrage- und Mutationsvolumens werden diese jedoch jeweils nicht bestätigt.

Haustiere und andere Tiere können nicht in einer Gönnerschaft eingeschlossenwerden. Die einzige Ausnahme bildet das Rindvieh im Rahmen eines Abkommensmit der Schweizer Berghilfe und demSchweizerischen Sachversicherungsverband.Voraussetzung dazu ist, dass der Tierhalter eine Familiengönnerschaft zu 70 Frankenabgeschlossen hat. Zudemmuss der jeweilige Tierhalter in rechtlicher Hinsicht einenatürliche Person sein.

Selbstverständlich ändern wir die oben erwähnte Gönnerschaft. Generell ist zusagen, dass wir bei bestehenden Gönnerschaften nicht wissen, ob noch weitereKinder unter 18 Jahren zur Familie gehören. Deshalb bleibt eine Familiengönner-schaft bis zur entsprechenden Änderungsmitteilung bestehen. Übrigens: Die beiuns registrierten Familiendaten und andere Daten zu Ihrer Gönnerschaft können Sieselber über unsere Internetseite abfragen. Dazu benötigen Sie Ihre Gönnernummersowie den PIN-Code, den Sie auf dem Rechnungsformular finden.

Und so funktionierts:www.admin.rega.ch oder www.rega.ch > Gönner > Abfrage Ihrer Gönnerdaten.Jetzt sind Sie nur noch einen Tastendruck von Ihren Angaben entfernt.

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Rega-Inside

Der Rettungshelikopter DaVinci ist die neueste Errungenschaft der Rega. Bis der imJahr 2006 durch die Rega bestellte moderne Italiener aber im Einsatz steht, ist es einlanger Weg. Seit vergangenem Mai und noch bis ins Jahr 2010 werden im italienischenWerk inVergiate, naheMailand, sämtliche elf bestelltenMaschinenwährend jeweils runddrei Tagen in einem der riesigen Hangars auf Herz und Nieren getestet. Eine Rega-Delegation, bestehend aus sechs bis acht Spezialisten, überprüft stichprobenartig dieQualität der Fertigung, die Funktionstüchtigkeit der Instrumente im Cockpit und diemechanischen Einstellungen. Rund um die Uhr stehen den Rega-Spezialisten währenddieser Tage diverse Mechaniker und Ingenieure der Herstellerfirma AgustaWestlandzur Verfügung. Sie haben den Auftrag, sämtliche Mängel, und seien sie noch so klein,sofort zu beheben. Nicht erst im späteren Alltag der Rettungseinsätze, sondern bereitsbei dieser Abnahme ist Präzision für die Rega Programm.

Nachdem die 405 Punkte des 54-seitigen Abnahmeprotokolls kontrolliert sind,geht die rund 3000 Kilogramm schwere und fast 13 Meter lange Maschine in die Luft.Abschliessend werden während des Fluges Vibrationsmessungen durchgeführt undbesondereAnflugverfahren getestet. DieTests sind bestanden, das Protokoll kann unter-schriebenwerden. Nunwird der DaVinci in seine neueHeimat, die Schweiz, überflogen.Damit ist aber noch lange nicht Schluss:Was dann folgt, sind der medizinische Kabinen-umbau und die intensiveAusbildung der Besatzung.

Rund 80 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Rega sind von der Umschulung, dersogenannten Basiseinführung, direkt betroffen. Diese Einführung dauert vier Wochenund besteht aus drei Ausbildungsteilen.

In einer ersten Phase absolvieren die Piloten die Umschulung auf den Da Vinci.Insbesondere im Bereich der Flug- und Navigationsinstrumente setzt der Rega-Heli-kopter neueMassstäbe in der Rettungsfliegerei. Im zweitenAusbildungsblock trainierenRettungssanitäter undPilot die Zusammenarbeit amneuenFluggerät.Auf demProgrammstehen unter anderem – abhängig vom Basis-Standort – Operationen mit der Rettungs-winde und Nachtflugtrainings.

Mit den beiden erstenTrainingseinheiten ist für die Rettungssanitäter und die Pilotendie Ausbildung abgeschlossen. Jetzt werden die Rollen getauscht, die Auszubildendenwerden zuAusbildnern. Im letztenTeil der Basiseinführungwerden die Spezialisten desSchweizerAlpen-Clubs (SAC) mit der neuen, 90 Meter langen Rettungswinde vertrautgemacht. Gleichzeitig erklärt der Rettungssanitäter dem Notarzt die neuen medizini-schen Geräte. Ziel der einheitlichen, modulartigenAusbildung ist, dass die Helikopter-Crews Einsätze auf jeder der insgesamt sechs Gebirgsbasen leisten können. Damit stelltdie Rega auch hier grösste Flexibilität sicher. Nach vier Wochen Training am neuenRettungshelikopter steht nun noch dieValidierung des Luftfahrzeugs durch das Bundes-amt für Zivilluftfahrt (BAZL) an: Dann endlich sind Mensch und Maschine bereitfür den Einsatz.

Christian Trottmann

Kreatives Gestaltenfür die Rega

Immer wenn Mo Richner unterwegs ist, sam-melt sie Eindrücke, die sich ihren Augen dar-bieten. Die Impressionen formen sich zu fertigenBildern, die sie in ihrem Kopf abspeichert. 1960in Lenzburg geboren, viele Jahre als Primarlehre-rin tätig, arbeitet sie seit drei Jahren selbständig alsGestalterin. Seit November 2005 bietet die Regaein Memo-Spiel an, das Mo Richner gemalt hat.BeimZeichnen desMemo-Spieles ist die Idee ent-standen, Kunstkarten für die Rega zu kreieren.«Ich habe viele Fotos gesichtet, um geeigneteSujets auszuwählen. Dabei habe ich spannendeFarbflächen, ja ganze Farbwelten entdeckt. Meinnächster Gedanke war dann:Warum nicht Kartengestalten, auf denen der Bezug zur Rega erst aufden zweiten Blick zu erkennen ist?», schildert dieKünstlerin ihren Kreativprozess.

Geheimnisvolle Kunstform

«Seit längerer Zeit interessiert mich das The-ma Verdichtung. In meinen Farbstiftarbeiten legeich zwischen fünf und zwölf Schichten feinsterFarbstiftkritzel übereinander, webe so eine immerdichter werdendeTextur aufs Papier. So entstehenintensive Farbräume; scharfe Kanten stossen anausufernde, flimmernde Ränder, erahnte Formenverblassen im Farbstiftdickicht», verdeutlicht MoRichner. Für die Kunstkarten hat sie bildstarkeAusschnitte gesucht und sie mit ihrer Farbstift-technik umgesetzt. Farben und Formen, hinterdenen sich beispielsweise Rotor oder Pilotenhelmvermuten lassen.Auf der Rückseite jeder Doppel-karte ist das Originalfoto abgebildet und der ge-wählte Ausschnitt hervorgehoben.

Maria Betschart

Im Rega-Shop (siehe Heftmitte) ist das Kunstkartenset(5 Sujets, Doppelkarten mit Couvert) von Mo Richnerabgebildet, siehe auch www.shop.rega.ch undKontakt für Originale unter www.schriftbildform.ch

Rettungshelikopter Da Vinci: Von der Fabrik auf die Basis

Langer Weg zurEinsatzbereitschaft

Abstraktes Sujet: Die Karte zeigt einen Ausschnitt derFront-Partie des Helikopters A 109 K2.

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Vergessen Sie’s! Brechen Sie nie ein Bein!DerMensch, demSie davon erzählen, wird seins injedemFall viel schönergebrochenhaben.Undwenner nicht sein eigenes Bein viel schöner gebrochenhat, dann hat es bestimmt sein Bello, der Hund.

Gleich verhält es sich mit den Weisheitszäh-nen: Die Weisheitszähne der anderen sind immerviel vertrackter verwurzelt, als der Ihre je einmalvertrackt verwurzelt sein kann.

OderMassenkarambolagen.Erdbeben. Schiffs-havarien. Bha! Bei den andern hat die Masse im-mer viel besser karamboliert. Die Erde immerviel stärker gebebt. Und kaum erzählen Sie je-mandem von Ihrer letzten Grippe, antwortetIhnen dieser Jemand: «Also ich, ich hatte dieSchweinegrippe, im Fall.»

Und selbst wenn Sie dann einesTages tot sind,erzählen die Leute schon amoffenenGrab von an-deren Todesfällen: «Sie musste wenigstens nichtleiden – imVergleich zuHugo.Dermusste leiden!»

Sie haben schlicht keine Chance! Gegen dieMalaisen der anderen kommen Sie niemals an!Dies zumindest ist meine Erfahrung. Nach 50Lebensjahren lautet die Bilanz, die bittere: Inseiner Not ist der Mensch allein.

Als ich acht war, schlug ich mir das schönsteLoch, das man sich vorstellen kann, in den Hin-terkopf. DerArzt rasierte grossräumigHaareweg,nähte dieWunde zu und klebte ein Riesenpflasterdrauf. Zwei Stunden lang war ich das Dorf-gespräch. Dann kam Ueli. Und was machte der?!Er fiel vom Baum. Extra, wenn Sie mich fragen.Holte sich drei (in Zahlen: 3!) Löcher und einengebrochenen Kiefer. Sein Einzug nach den Ferienauf dem Pausenplatz, mit diesem fantastischenDrahtgestell vor dem Mund, war triumphal.Mich fragte die Lehrerin nur: «Hast du eineandere Frisur?»

Immerhin, ein paar Jahre lang hatte auch icheine gute Geschichte: Es war kurz nach Sapporo,

Das Gipsbeinund der VW Käfer

und ich wollte Maite die Zweite werden. Olympi-sches Gold für die Schweiz einfahren. Jawohl.Also fing ich an zu trainieren. In einem kleinenSkiort namens Finsterwald im Entlebuch. Raufmit dem Lift. Runter in der Hocke. Ungebremst!30Mal. Bis es in Finsterwald etwas finsterer wur-de, ich deshalb einen Dreckfleck nicht sah und esmich sodann auf diesem Dreckfleck verhudelte,dass die Knochen krachten. Dies war das Endevon «Maite die Zweite».

Der Dorfarzt in Entlebuch sagte: «Sehr schöngebrochen!» (Wenigstens das!). Dann drehte erden oberen und den unteren Teil des entzweitenSchienbeins in zwei entgegengesetzte Richtun-gen, so dass ich für kurze Zeit vor lauter Schmerzdas Höllloch sah. «Schon vorbei», sagte er.Pflasterte den Gips ums Bein. Im VW Käfermeines Onkels ging’s nach Luzern zurück. Da lagich, zuhause, sechs Wochen lang, bis ich – mitzwei Krücken bewehrt – endlich auch einmaleinen triumphalen Einzug auf dem Pausenplatzfeiern konnte.

Aber wenn ich diese Geschichte heute erzäh-le: Bha! Kein Mensch bricht sich heute mehr dasBein in Finsterwald, sondern grundsätzlich nur anmondänen Orten. Und niemand wird mehr imVW Käfer transportiert. Mit Blaulicht geht das.Besser noch: im Helikopter. Was die zu erzählenhaben! Und im Spital wird dann geschraubt undgenietet und geöst, gelötet meinetwegen. Jeden-falls: Alle haben richtige Operationen heute mitrichtigen Nähten. Dagegen kommt meine Land-arztgeschichte einfach nicht an.

Kürzlich, da wollte ich meine Maite-die-Zweite-Geschichte wenigstens noch einmal er-zählen: noch einmal imLeben. DerTrudy, von derich wusste, dass sie sich noch nie was gebrochenhatte. Also hub ich an. Doch schon bei meinemersten Atemholen, da sagte Trudy: «Also Bello,der hat sich letzthin…»

Gastkolumne

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Gisela WidmerAutorin, Kolumnistin undDozentin, Luzern

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Damals

1953: Erster Auslandseinsatz der Rettungsflugwacht

Verheerende Sturmflutin den Niederlanden

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Damals

Die Katastrophennacht vom 31. Januar 1953 prägt auch heute noch dieErinnerung der holländischen Bevölkerung. Innerhalb weniger Stundenverloren damals nach Dammbrüchen an der Nordsee 1835 Menschenihr Leben in der eiskalten Flut. Die noch junge Schweizerische Ret-tungsflugwacht stand bei jenem Ereignis zum ersten Mal mit einemHelikopter im Ausland im Einsatz.

Holland war auf diese Katastrophe nicht vor-bereitet. Niemand hatte sich vorstellen können,dass die schützenden Dämme und Deiche bre-chen und die Nordsee die ihr mühsam abge-rungenen Gebiete auf so brutale Weise zurück-erobern würde.

Hoher Wasserstand und Sturm gleichzeitig

Die schwerste Sturmflut des 20. Jahrhundertsin den Niederlanden ist darauf zurückzuführen,dass ein Rekordpegelstand bei Flut mit einemOrkan von Windstärke 12 über dem Atlantik zu-sammentraf. Mitten in der Nacht begannen dieKirchenglocken zu läuten, Sirenen heulten in dendunklen Strassen und kündeten Wasseralarm an.Am Sonntagmorgen um 03.00 Uhr hielten dieDeiche dem wachsenden Druck von Wasser undWind nicht mehr stand. Sie brachen auf einerLänge von 187 Kilometern. 200 000 HektarKulturland im Südwesten der Niederlande gingenunter. In weiten Teilen der betroffenen Gebietewaren nur noch Baumkronen und Hausdächerzu sehen. In einzelnen Ortschaften wie Schuringoder Capelle blieb kein einziges Haus stehen.Die Menschen wurden im Schlaf überrascht.Es herrschte bittere Kälte, Schneefall erschwertedie Rettungsarbeiten. Insgesamt starben 1835Menschen, und über 30 000 Nutztiere wurdenOpfer der Flut.

Internationale Hilfe rollt an –die Schweizer retten aus der Luft

Als am Montag, 2. Februar, die niederländi-sche Regierung den Notstand ausrief, hattendie Menschen schon zwei Tage und zwei Nächtein den Flutgebieten ausgeharrt. Unter prekären

Durchbrochen:Die Deiche halten der Nordsee-Sturmflut nicht mehr Stand.

Internationale Hilfsbereitschaft: Die Helikopter-Crew der Schweizerischen Rettungsflugwacht wartet auf Einsatzbefehle.

Zwischenlandung:Der ununterbrochene Rettungseinsatz und das schlimmeUnglück haben die Helfer deutlich gezeichnet.

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Rotterdam

Antwerpen

Dordrecht

Bergen op ZoomMiddelburg

BELGIEN

NIEDERLANDE

Überflutungsgebiete

Damals

Verhältnissen und weitgehend von der Umweltabgeschnitten, warteten sie auf Hilfe. Eine Welleder Solidarität erfasste Europa. Über das nieder-ländische und das Schweizerische Rote Kreuz ge-langte der Hilferuf zur noch nicht einjährigenRettungsflugwacht. Bereits in der nächstenNachtbrachte ein Spezialflugzeug der Swissair dasLuftrettungsteam ins Katastrophengebiet. DasTeam bestand aus den Piloten Sepp Bauer,WalterDemuth und Oswald Matti sowie den Rettungs-fallschirmspringern Guido Piedermann, LuziusDettli, Max Hunziker und Albert Müller. Miteinem gemieteten Helikopter standen sie an derNordsee während dreier Tage und Nächte unun-terbrochen im Rettungseinsatz. Zusammen mitanderen, meist militärischen Helikoptern rettetensie Hunderte von verzweifeltenMenschen aus derKälte ihrer ungeschützten und weitgehend zer-störten Behausungen. Der Helikopter hatte seineerste grosse Bewährungsprobe als Rettungsmittelbestanden.

Erschütternd: Der alte Mann wird in letzter Minute aus seinem vom Einsturz bedrohten Haus gerettet.

Zerstört: Hier standen geschlossene Häuserzeilen.

Frühe, improvisierte Katastrophenhilfeder Schweiz

Was die Schweizer Retter an menschlichemLeid und an Schicksalsschlägen mitbekamen,beeindruckte sie tief. In den betroffenen Nieder-landen, vor allem aber auch in der Schweizfand die Leistung der Schweizer Retter hoheBeachtung.

Die Aktion war nichts anderes als ein Vor-läufer der heute als Schweizerisches Korps fürHumanitäre Hilfe (SKH) und als «RettungsketteSchweiz» institutionalisierten solidarischenHilfeder Schweiz bei Katastrophen imAusland. Nochheute ist die Rega ein Glied der RettungsketteSchweiz. Sie hat dabei vor allem die Aufgabe,in einer ersten Phase nach der KatastropheRettungshundeteams von Redog ins betroffeneGebiet zu fliegen.

Walter Stünzi

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Rega,

PF1414,8058Zürich

-Flughafen

Weiterführende Links:www.slf.ch(Infos zur aktuellen Lawinensituation)www.whiterisk.org(Interaktive Lawinenpräventions-CD)www.sac-cas.ch(Schweizer Alpen-Club, SAC)www.bergsportschulen.ch(Bergführerverband, Bergsteigerschulen)www.swisssnowshoe.ch(Schweizerischer Schneeschuh Verband)www.globaltrail.ch(Tourenvorschläge)

Weitere Informationen finden Sie auch in der BroschüreNr. 3.028 Freeriden der bfu-Beratungsstelle für Unfall-verhütung. Sie können sie kostenlos beziehen oder alsPDF herunterladen unter www.bfu.ch oder beibfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung,Hodlerstrasse 5a, 3011 Bern.

P.P.

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Achtung, Lawinen – auchauf Schneeschuhtouren

Schneeschuh laufen ist so einfach, dass esvielen Wanderern die winterliche Bergwelt zu-gänglich macht. Dieser Vorteil kann aber zumProblem werden: Im winterlichen Gebirge liegenharmloses Gelände und lawinengefährdete Hän-ge oft sehr nahe beieinander. Was für den Laienso wunderbar unberührt und harmlos aussieht,kann höchst gefährlich sein. Der Schneeschuh-Boom hat in den vergangenen Jahren leider zuimmer mehr Lawinenunfällen geführt: ImWinter2008/09 verloren insgesamt sechs Schneeschuh-läufer ihr Leben in einer Lawine – das ist fast einViertel aller Lawinenopfer.

Bereits in denVoralpen und auch in bewalde-tem Gelände können Lawinen ausgelöst werden.Wer abseits gesicherter Schneeschuhwege unter-wegs ist, muss deshalb seine Tour sorgfältigplanen:Wie verläuft die Route genau? Haben wirdie Notfallausrüstung dabei? Sind alleTeilnehmerder Tour gewachsen – und wer leitet die Gruppeüberhaupt? Kurz vor der Tour müssen die Infoszum aktuellenWetter und zur aktuellen Lawinen-gefahr eingeholt werden.

Um im Gelände die gefährlichen Hänge zuerkennen, ist Erfahrung in der Beurteilung derLawinengefahr nötig. Diese gewinnt man auf ge-führten Touren oder unter der Obhut eines erfah-renenTourengängers.Wer eigenverantwortlich inswinterliche Gebirge will, sollte vorgängig einenLawinenkurs besuchen. Dort lernt man die wich-tigstenVerhaltensregeln kennen und anzuwenden:� Nie alleine auf Schneeschuhtour gehen.� Neuschnee und Wind erhöhen die Lawinen-

gefahr – frische Triebschneeansammlungenkritisch beurteilen.

� Vorsicht vor Hängen, die in den letzten Stun-den viel Wärme erhalten haben.

� Steilste Hangpartien einzeln begehen und beischlechten Verhältnissen ganz meiden.

� Unerfahrene bleiben ab Gefahrenstufe 3(«erheblich») auf gesicherten Schneeschuh-wegen.

Prävention

Nichts geht über eine Tour mit den Schneeschuhen im unberührten, verschneiten Gebirge.Allerdings: Wie Skitourengänger und Variantenskifahrer sind auch Schneeschuhsportler nichtvor Lawinen gefeit. Gute Informationen, die Einhaltung wichtiger Regeln und die richtigeAusrüstung helfen, Unfälle zu vermeiden. Der Spezialist sagt, was zu tun ist.

� «Wumm»-Geräusche, Risse beimBetreten derSchneedecke oder frischeLawinen sindAlarm-zeichen für sehr kritischeLawinenverhältnisse.

� Durch die Beurteilung der Faktoren Schnee-verhältnisse, Gelände und Mensch (3x3-Methode) lassen sich besonders gefährlicheHänge bereits bei der Planung erkennen undunterwegs meiden.

Sollte es dennoch zu einem Unfall kommen, istdie sofortige Kameradenrettung am wirkungs-vollsten – vorausgesetzt, jeder trägt die folgendeNotfallausrüstung auf sich und weiss auch damitumzugehen:� eingeschaltetes Lawinen-Verschütteten-

Suchgerät (LVS)� Lawinenschaufel� Sondierstange

Das Ziel ist stets, gar nicht erst von einerLawine erfasst zu werden, denn leider kommtauch die beste Rettung bei einer Lawinenver-schüttung oft zu spät.

KurtWinkler,Lawinenwarner amWSL-Institut fürSchnee- und Lawinenforschung SLF