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Bulgarien-Exkursion 2007der

Slawischen Sprachwissenschaft

Universität Bamberg

3. bis 9. Juni 2007

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Inhalt

Inhalt und Impressum……………………………….…. 2Planungen und Vorbereitungen…….…………………. 3Exkursionsteilnehmer…………………………..………. 5Exkursionsprogramm…………………………………… 6Exkursionsbericht, Tag 1 – 7………………………….... 8Makedonsko Devojče…………………………………… 56Reiselektüre…….……………………………………….. 59Reiseroute……………………………………………….. 61Ende / Коньць……………………………………..…… 62

Der Exkursionsleiter geht voran, alle anderen folgen (Šipka-Pass)

Impressum

Exkursionsberichte: Die TeilnehmerRedaktion, Herausgeber, Layout: Sebastian Kempgen unter Mithilfe von

Anna-Maria Meyer© Autoren. Alle Rechte vorbehalten.2. Auflage, Univ. Bamberg, Slavische Sprachwissenschaft 2007Nachdruck, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gerne gestattet.

Inhalt und Impressum

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Bamberg. Eine größere Exkursion erfordert, wenn sie später reibungslos, mit Orien-tierung (s. Foto aus Veliko Tărnovo) und gut organisiert ablaufen soll, eine erhebli-che Vorbereitungs- und Planungszeit. Dutzende von Briefen müssen geschriebenwerden, ebensoviele Gänge ins Bamberger Reisebüro (zuständig für die Flüge) sindnotwendig, E-Mails gehen zwischen Bamberg und dem Münchener Reisebüro(zuständig für Bus und Hotels) hin und her, außerdem zwischen Bamberg und Sofia(BAN, Prof. Anisava Miltenova). Es wurde die Route geplant, diesmal mit demSchwerpunkt “Zweites Bulgarisches Reich” und “Bulgarische Wiedergeburt“, einerster Ablauf skizziert usw.

Die konkreten Vorbereitungen – nach informellen Planungen, die schon vieleMonate vorher eingesetzt hatten – begannen im Februar mit den Reservierungender Flüge und vor allem mit der endgültigen Suche der Mitfahrer. Denn: nebendenen, die gerne mitfahren wollten, gab es auch solche, die gerne gewollt hätten,aber nicht konnten, und solche, die gefragt worden waren, aber kein vertieftes Inter-esse am Balkan hatten. Mit der Bedenkzeit, die jeder so brauchte, zog sich das Sam-meln der Mannschaft eine gute Weile hin. Wer‘dabei’ war, wurde vom Exkursionsleiter eifrigmit Kopien, Büchern und Literaturhinweisen fürsein – obligatorisches – Referat versorgt.

Am Ende gab es eine kurze Schreckminute,als die Flugtickets aus dem Reisebüro kamen –und auf einen falschen Tag für den Hinflug (einTag zu früh) ausgestellt waren. Der Fehler, denman ja evtl. sogar gerne in Kauf genommenhätte, wurde dann aber doch korrigiert, alle Zah-lungen wurden rechtzeitig vor Antritt der Reiseüberwiesen, alle Unterlagen lagen vor, die Vor-freude stieg.

Planungen und Vorbereitungen

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Bamberg, Teil 1: Dozentinnen und DozentenAm Mittwoch vor der Abreise (30.5.) finden sich alle mitreisenden Dozentinnen undDozenten erstmals zusammen, im Sitzungszimmer des Dekanates. S.K. händigt dieFlugtickets aus, verteilt noch einige weitere Informationen, klärt die Anreise nachMünchen und zeigt seinen Kolleginnen und Kollegen dann seine vorbereitende Prä-sentation, nach dem Motto: “Man sieht nur das, was man kennt”. Um außer den opti-schen Anreizen weitere Sinne anzusprechen, steht eine Flasche Rotwein aus Melnikbereit, dazu Hirtenkäse und Weißbrot. Alles wird dankbar angenommen und konsu-miert, die positive Grundstimmung ist hergestellt und gewährleistet, wenn das über-haupt noch nötig war. Jedenfalls sind jetzt alle darauf eingestellt, daß es wirklich baldlosgeht. Ein kleines Fragezeichen hängt noch über der Mitfahrt eines Teilnehmers,doch erweisen sich alle Bedenken zum Glück als hinfällig.

Bamberg, Teil 2: Studentinnen und Studenten Am Freitag, den 1. Juni, also zwei Tage vor Abfahrt, findet die allgemeine Bespre-chung mit den Studierenden statt. Die Präsentation (s.o.) haben die Studierendenschon zu Semesterbeginn gesehen, dabei gleichzeitig noch für ihre Referate Hinweiseerhalten. Jetzt werden noch die Flugtickets ausgeteilt, die Abfahrt in Bamberg amKranen bzw. in Nürnberg am Flughafen wird ausgemacht, es werden die Handy-nummern ausgetauscht, damit man im Notfall erreichbar ist, die Haftungsverzichtser-klärungen werden unterschrieben (“es sind ja alle erwachsen, aber ich kann unmög-lich für alles haften”), dann ist alles geklärt.

S.K.

Letzte Vorbereitungen

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Drei nichtstudentische Exkursionsteilnehmer (Asenova Krepost)

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Teilnehmer der Exkursion sind diesmal erstmals nicht nur Slavisten und Slavistinnen,sondern dazu einige Gäste aus anderen Fächern.

Dozenten und Dozentinnen 1. Herr Prof. Dr. Sebastian Kempgen (Slavistik, Exkursionsleiter) 2. Herr Prof. Dr. Christoph Houswitschka (Anglistik) 3. Frau Prof. Dr. Dina De Rentiis (Romanistik) 4. Frau Erna Malygin M.A. (Slavistik) 5. Frau Marcela Zimmermann-Weichert M.A. (Slavistik)

Studenten und Studentinnen (alle: Slavistik) 6. Frau stud. phil. Anna-Maria Meyer 7. Frau stud. phil. Agnieszka Eichmann 8. Frau stud. phil. Nevena Tsvetkova 9. Frau stud. phil. Lilia Kress10. Herr stud. phil. Philipp Demling11. Herr stud. phil. Bernhard Huber

Exkursionsteilnehmer

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Die sechs studentischen Exkursionsteilnehmer (Asenova Krepost)

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Sonntag, 3. JuniHinflug München – Sofia; Sofia (Ausführlicher Stadtrundgang mit Besichtigungen:Alexander-Nevski Kathedrale, Sophien-Kirche, Parlament, Banja-Baši-Moschee,Markthallen, Synagoge etc.). Hotel Triada.

Montag, 4. JuniBojana (Kirche, Vorort von Sofia, UNESCO) – Nationalmuseum (gute Säle zurGeschichte Bulgariens) – Rila (Kloster im Gebirge; UNESCO-Weltkulturerbe; dasbulg. Nationalheiligtum). Hotel Carev Vrăh.

Dienstag, 5. JuniRila – Borovec (Wintersportort in den Bergen, kurze Pause) – Plovdiv (Nachmittag:Stadtrundgang und Besichtigungen: Altstadt mit Stadion, Moschee, Nebet Tepe, Eth-nograph. Museum, Häuser der Wiedergeburtszeit).

Mittwoch, 6. JuniAusflug in die Umgebung von Plovdiv: Asen-Festung (spektakuläre Lage, Kirche) -Bačkovo-Kloster (Zweitwichtigstes Kloster Bulgariens; berühmtes Refektorium,Beinhaus) – Plovdiv (Nachmittag zur freien Verfügung: Moscheen, Museen...)

Donnerstag, 7. JuniKazanlăk (thrakisches Grabmal, UNESCO-Weltkulturerbe) – Šipka (Russische Kir-che und Pass; Befreiungskampf gegen die Türken) – Veliko Tărnovo (StadtrundgangAltstadt und Carevec-Festungshügel). Hotel Milenium.

Freitag, 8. JuniVeliko Tărnovo – Preobraženski-Kloster (Umgebung Vel. Tărn.) – Loveč (Altstadt,überbaute Brücke) – Trojan-Kloster (drittwichtigstes Kl. Bulgariens) – Koprivštica(Museumsdorf in den Bergen; Häuser der bulg. Wiedergeburtszeit; Rundgang mitBesichtigungen). Hotel Panorama.

Samstag, 9. JuniKoprovištica – Sofia (Innenstadt; nochmaliger kurzer Aufenthalt, zur freien Verfü-gung) – Nachmittag: Flug nach München, Heimreise.

Exkursionsprogramm 2007 – So war’s geplant …

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Sonntag, 3. JuniHinflug München – Sofia; Sofia (Ausführlicher Stadtrundgang mit Besichtigungen:Alexander-Nevski Kathedrale, Sophien-Kirche, Ivan Vazov, Parlament, Banja-Baši-Moschee, Markthallen, Synagoge etc.). Hotel Triada.

Montag, 4. JuniBojana (Kirche, Vorort von Sofia, UNESCO) – Nationalmuseum (gute Säle zurGeschichte Bulgariens) – Picknick – Rila (Kloster im Gebirge; UNESCO-Weltkultu-rerbe; das bulg. Nationalheiligtum). Hotel Carev Vrăh.

Dienstag, 5. JuniRila – Kostenec (kleiner Ort am Wege, Kaffepause) – Plovdiv (Nachmittag: Stadt-rundgang und Besichtigungen: Altstadt mit Stadion, Moschee, Nebet Tepe, Ethno-graph. Museum, Häuser der Wiedergeburtszeit).

Mittwoch, 6. JuniAusflug in die Umgebung von Plovdiv: Asen-Festung (spektakuläre Lage, Kirche) -Bačkovo-Kloster (Zweitwichtigstes Kloster Bulgariens; berühmtes Refektorium,Beinhaus) – Plovdiv (Nachmittag zur freien Verfügung: Moscheen, Museen...)

Donnerstag, 7. JuniKazanlăk (thrakisches Grabmal, UNESCO-Weltkulturerbe) – Šipka (Russische Kir-che und Pass; Befreiungskampf gegen die Türken) – Veliko Tărnovo (StadtrundgangAltstadt). Hotel Milenium.

Freitag, 8. JuniVeliko Tărnovo (Carevec-Festungshügel, Asenova Mahala) – Preobraženski-Klo-ster (Umgebung Vel. Tărn.) – Trojan-Kloster (drittwichtigstes Kl. Bulgariens) undPicknick – Koprivštica (Museumsdorf in den Bergen). Hotel Panorama.

Samstag, 9. JuniKoprovištica (Rundgang mit Besichtigungen: Häuser der bulg. Wiedergeburtszeit)–Sofia (Stadtrand; Einkäufe) – Nachmittag: Flug nach München, Heimreise.

… und fast genauso so ist’s auch abgelaufen!

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Bamberg. Für vier der elf Teilnehmer beginnt die Exkursion bereits um 4.30 Uhr amKranen, gegenüber der Bibliothek der Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaf-ten, wo sich im Morgengrauen der Leiter der Exkursion, Herr Kempgen, sowie diebestens ausgeschlafenen Student(inn)en Nevena Tsvetkova, Anna-Maria Meyer undPhilipp Demling einfinden und aufbrechen. In der Unteren Königstraße stößt nochHerr Houswitschka dazu. Anschließend geht es in schneller Fahrt über die A 73, spä-ter über die B 4 zum Flughafen Nürnberg, wo die Studenten Lilia Kress, AgnieszkaEichmann und Bernhard Huber sowie Erna Malygin zusteigen. Weiter geht es überdie A 9 in Richtung München. Noch vor 7.00 Uhr erreichen wir den FlughafenFranz-Josef Strauß, wo Frau De Rentiis und Marcela Zimmermann-Weichert dieExkursionsgruppe vervollstän-digen. Bereits in diesen frühenMorgenstunden herrscht aufdem zweitgrößten deutschenFlughafen ein reger Betrieb.Freude kommt insbesonderebei den Sicherheitskontrollenauf, als wir plötzlich daranerinnert werden, dass Flüssig-keiten im Handgepäck nurnoch in geringen Mengengerne gesehen werden, wasmanche vor die Herausforde-rung stellt, innerhalb von dreiMinuten 500-1000 ml Wasser oder Früchtetee zu sich nehmen zu müssen. Trotz die-ser bestandenen Prüfung kommt es zu kleineren Verzögerungen, und nicht alleExkursanten können ihre sämtlichen Habseligkeiten mit an Bord retten. Gegen 9.00Uhr dürfen wir das Flugzeug besteigen, und um 9.20 Uhr geht die Maschine mit derNummer LH 3434 nach Sofia dann endlich in die Luft (trotz der umfassenden Kon-trollen). Dank Kaffee, Wasser,Sandwiches, einer gepflegtenZeitungslektüre sowie einesregen Gedankenaustauschesüber Sinn und Unsinn (insbe-sondere letzteres) der neuarti-gen Flughafensicherheitsvor-schriften vergehen uns dieknapp 100 Minuten fast wie imFlug.

Jetzt ist es an der Zeit, seineArmbanduhr eine Stunde vor-zustellen, denn gegen 12.00Uhr Ortszeit landet das Flug-zeug in Sofia – nicht in Buka-rest, wie die Stewardess zu-nächst irrtümlich verkündet.Nachdem die Pässe erfolgreich kontrolliert sind, alle ihr Gepäck – soweit sie es mit-nehmen durften – wiederhaben, wir festgestellt haben, dass die jungen Herren in den

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Frage: Was heißt eigentlich Purser? Sowas wie Stewardess? –Antwort: Ja, genaugenommen Chef-Stewardess.

Ihr Kollege hört auf den schönen Namen Tripptrap.

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Trainingsjacken, die am selben Gepäckausgabeband stehen wie wir, tatsächlich dieSpieler der bulgarischen Fußballnationalmannschaft sind, und wir unsere Fahrbereit-schaft ausfindig gemacht haben, geht es in einem schicken Kleinbus in RichtungHotel Triada. Es herrscht strahlender Sonnenschein, nur wenige Wolken sind amHimmel, und selbstverständlich ist die Zuversicht groß, dass es auch so bleiben wird.Im Hotel angekommen, haben wir kurz die Gelegenheit zur Besichtigung der Zim-mer sowie zur Selbstrestaurierung. Um 14.00 Uhr brechen wir dann auf, um uns diewichtigsten Kulturschätze Sofias anzusehen. Das Wetter ist nach wie vor traumhaft.

Zunächst muss einmal Geldgewechselt werden, was dadurch,dass der Umrechnungskurs Euro :Lev etwa 2:1 beträgt, massiverleichtert wird. Daraufhin bringt uns der Bus insZentrum der bulgarischen Haupt-stadt, wo wir das Denkmal „ZarOsvoboditel“, gegenüber desalten Parlamentsgebäudes, in Au-genschein nehmen. Die Statuezeigt den russischen Zaren Niko-laj II. zu Pferd. Die Wolken am

Himmel sind mehr geworden, aber das stört uns nicht. Weiter geht es zur wunder-schönen Aleksandr-Nevski-Gedächtniskathedrale, die zwischen 1904 und 1912ebenfalls zu Ehren des russischen Zaren erbaut wurde, der die Bulgaren aus der Tür-kenherrschaft befreite. Die Kirche, die mit ihren zahlreichen Kuppeln dem Stil einerbyzantinischen Kreuzkuppelbasi-lika entspricht, wurde von mehre-ren bedeutenden Künstlern Bulga-riens, Russlands und anderer Län-der erbaut. Architekt der Kathe-drale ist der Russe Aleksandr Niko-laevič Pomerancev, der übrigensauch das weltberühmte KaufhausGUM am Roten Platz in Moskauentwarf. In ihrem 50 m hohenGlockenturm befinden sich 12Glocken mit einem Gesamtgewichtvon 23 t. Von innen ist die Kathe-drale ebenfalls beeindruckend,wenn auch ein wenig düster. Für die Besichtigung der Krypta, die einen gewaltigenSchatz bulgarischer Ikonen beherbergt, reicht die Zeit leider nicht mehr. Als wir dieKathedrale verlassen und uns in Richtung der Kirche St. Sophia bewegen, sind dieWolken schon etwas dichter geworden und auch etwas dunkler, aber wir sind nachwie vor guter Dinge, was die Witterung angeht.

In der Kirche St. Sophia, die wesentlich schlichter gehalten ist als die Aleksandr-Nevski-Kathedrale, findet zufällig gerade eine Taufe statt, deren Ritual wir einigeMinuten lang andächtig lauschen, bevor wir uns einen kurzen Abstecher auf einenkleinen Souvenirmarkt genehmigen, auf dem einige schöne, einige befremdende

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sowie auch einige Dinge angebo-ten werden, deren Verkauf inDeutschland strafrechtliche Kon-sequenzen nach sich ziehenwürde. Was die Entwicklung desWetters betrifft, so ist Regen mitt-lerweile nicht mehr auszuschlie-ßen. Es tut sich ein dichtes, tiefdunkelblaues Wolkenfeld auf,auch ein unangenehmes Rumorenist deutlich zu vernehmen. Aberdas macht uns nichts aus.

Wir beschäftigen uns jetzt mitdem Schriftsteller Ivan Vazov,dessen Grab und Denkmal wir uns ansehen, und überdessen Roman aus der Revolutionszeit „Unter demJoch“ (bulg. „Pod igoto“) Herr Houswitschka referiert.Währenddessen setzt dann doch der Niederschlag ein.Zum Glück stehen wir unter einer schützendenBaumgruppe. Da der Regen sich als hartnäckiger er-weist, als wir zunächst anzunehmen bereit waren,beschleunigen wir unsere Schritte in Richtung einesCafés, das uns vor den Tropfen schützen soll, und indem wir eine Kleinigkeit zu uns nehmen wollen. Aufdem Weg dorthin kommen wir noch an der durchausimposanten russischen Kirche vorbei. Im Café ange-kommen, suchen wir erfolgreich ein Eck, das Platzgenug für elf Personen bietet. Nachdem wir mit Hilfeunserer Dolmetscherin Nevena unsere Bestellung auf-gegeben haben, lauschen wir (m)einem Referat überdie Geschichte Sofias. Dass Sofia zu den ältesten Städ-ten Europas gehört, dürfte für viele neu sein. Es hateine bewegte Geschichte hinter sich, wurde von zahl-reichen verschiedenen Völkern bewohnt (Thraker,Römer, Slaven, Byzantiner), häufig zerstört undimmer wieder aufgebaut. Der Name „Sofia“ tauchteerstmals im 14. Jahrhundert auf, er symbo-lisiert den Glauben an Freiheit und Selb-ständigkeit durch Weisheit. Im Jahre 1878wurde Sofia aus der Osmanenherrschaftbefreit, heute ist es mit insgesamt über 2Millionen Einwohnern die größte undHauptstadt Bulgariens.

Als dann schließlich unsere Speisenund Getränke aufgetischt werden, kommtFreude auf. Die meisten haben sich zumTrinken Kaffee in all seinen Abartenbestellt, zum Essen „Palačinki“, eine Art

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Oben: Taufschmaus in der Sv. SofiaMitte: Ivan Vazov und sein InterpretUnten: Erste Köstlichkeiten in Sofia

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Ivan Vazov (1850-1921)

Ivan Vazov wurde in die letzten Tage der fünfhundertjährigentürkischen Besatzung Bulgariens hinein geboren. Er kam auseinem wohlhabendem Elternhaus und verbrachte in Nachbar-ländern prägende Jahre schon als Schüler. Als er nach Bulga-rien zurückkehrte, half er Kommittees zu gründen, die diebulgarische Unabhängigkeit anstrebten. 1876 sollte dies zumberühmten Aprilaufstand führen, die von den Türken mit sol-cher Grausamkeit niedergeschlagen wurde, dass sich erstmalswestliche Politker damit beschäftigten. Gladstone forderte denenglischen Premier Disraeli auf, das Blutvergießen in Bulga-rien bei seiner Balkanpolitik zu berücksichtigen. Vazov war zudieser Zeit allerdings nicht mehr in Bulgarien und verfolgtedie Entwicklungen aus dem Exil. Erst als nach dem türkisch-russischen Krieg 1877/78 die Zeit der Unterdrückung Bulgari-ens ein Ende gefunden hatte, kehrte er zurück und stieg in derZeit nationalistischer Erneuerung zum Nationalliteraten auf.‘Unter dem Joch’ verhalf ihm zur Unsterblichkeit nicht nurunter den Bulgaren. Einer der ersten Romane der bulgarischenLiteratur war von europäischen und russischen Vorbilderngeprägt und folgte den Grundregeln nationalistischer Identi-tätskonstruktion dieser Zeit: nicht nur Eigenwahrnehmung inAbgrenzung von einem schrecklichen Feind, dem bedrohen-den Anderen, sondern auch Opfer- und Erlösungsgeschichten,die beanspruchten, mit dem Blut des bulgarischen Volkesgeschrieben worden zu sein. Vazov war kein Revolutionär,aber er revoltionierte die Bedeutung der Literatur der Bulga-ren für deren nationale Wiedergeburt. Trotz aller Stereotypennationalistischer Identitätsfindung bleibt Vazovs Roman auchein im Stile des literarischen Realismus verfasster Bericht derHeterogenität aller Menschen und Interessen, diein der Aprilerhebung so heftig aufeinander tra-fen. Der Roman legt lebendiges Zeugnis ab voneiner Epoche nationaler Erhebungen, in der sichUntergang und Aufstieg großer Reiche und gan-zer Nationen in der Zeitspanne von oft nur einerGeneration vollzogen. Deshalb wurde er auch inmehr als dreißig Sprachen übersetzt. Er repräsen-tiert einerseits die schöpferische Kraft so mächti-ger sozialer Konzepte wie Nation und Volk undmarkiert andererseits bis heute die Trennliniezwischen den alten Ideologien des 19. und 20.Jh.s und der Hoffnung auf ein friedliches unddemokratisches Zusammenleben unterschiedlich-ster Völker in Europa, auch wenn diese fastimmer eine leidvolle Geschichte verbindet.Vazov bleibt so auch im ersten Jahr der EU-Zugehörigkeit Bulgariens und während der Dis-kussion um die türkische EU-Migliedschaft ausder Sicht des Zentraleuropäers Pflichtlektürenicht nur eines jeden Slavisten.

Chr. Houswitschka

ИВАН ВАЗОВ

АЗ СЪМ БЪЛГАРЧЕ

Аз съм българче и силнамайка мене е родила;с хубости, блага обилнамойта родина е мила. Аз съм българче. Обичамнаште планини зелени,българин да се наричам -първа радост е за мене. Аз съм българче свободно,в край свободен аз живея,всичко българско и роднолюбя, тача и милея. Аз съм българче и раснав дни велики, в славно време,син съм на земя прекрасна,син съм на юнашко племе.

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Pfannkuchen mit Beilagen und Füllungen aller Art, wie z.B. Honig, Marmelade,Nüsse, Eis und vieles mehr – siehe Foto. Nach dem guten Essen zahlen wir undsehen, ob das Wetter schon wieder besser geworden ist. Leider ist es nur teilweisebesser geworden. Der Vorteil ist, dass es jetzt nicht mehr regnet. Der Nachteil ist,dass es jetzt schüttet wie aus Eimern. Und dazu noch gewittert. Unsere Hoffnungenauf besseres Wetter haben sich also nur zum Teil bestätigt. Man könnte auch gutenGewissens sagen, sie habensich nicht im Geringsten bestä-tigt. Wir stellen uns draußenunter die Sonnenschirme, bisder Regen nachlässt. Als wirfeststellen, dass er nicht nach-lässt, rennen wir 200 m weitzur nächsten Straßenunterfüh-rung. Frau Malygin gibt unsden Tipp, uns Taschentücherin die Schuhe zu legen, umunsere Füße halbwegs trockenzu halten. Diesen Trick hat sieschon mal in St. Petersburg beiähnlich sintflutartigen Regen-güssen ausprobiert. Und es hilftwirklich. [In der Fußgängerunterführung war es nicht nur trocken, sondern es gabauch etwas zu sehen: die Reste des römischen Osttores der Stadt. - S.K.] Als derRegen unglaublicherweise doch nachlässt, rennen wir einige Meter weit zur St.Georgs-Rotunde, die wir sowohl von außen als auch von innen begutachten. [Dabeikommt es für Herrn Kempgen zu einem unverhofften Wiedersehen: während wirgerade schon im Gehen sind, kommt eine Reisegruppe mit ihrem bulgarischen Reise-leiter herein, der Führerstutzt kurz und erkenntdann Herrn Kempgen: er,Hristo, war nämlich 1999der Begleiter der erstenBamberger Exkursion nachBulgarien. Näheres im ent-sprechenden Exkursionsbe-richt. Um seine Kompetenzzu beweisen, hält Hristo eindemonstrativ für dasgemeinsame Publikum ge-haltenes Grundsatzreferatüber den Zusammenhangvon Weltreichen und Ar-chitektur. - S.K.]

Das nächste, was wir unsansehen, ist die kleine Kirche „Sveta Petka Samardžiska“. Die Besonderheit dieserKirche besteht darin, dass sie zur Hälfte in die Erde eingegraben ist. Sie befindet sichmitten im Trubel der Großstadt, in einer Straßenunterführung unter dem großen

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Kaufhaus CUM. Die Legende besagt, dass in der Kirche der bulgarische Nationalheldund Freiheitskämpfer Vassil Levski begraben liegen soll.

Weiter geht es zur Banja-Baši-Moschee, der einzigen Moschee in Sofia, in dernoch regelmäßig gebetet wird. Überhaupt gehört die Moschee zu den wenigen Bau-werken in Sofia, die aus der Osmanenherrschaft erhalten sind. 1576 wurde sie erbaut.

Der Name Banja (=Bad) hängt mit den Mineralbädern neben der Moschee zusam-men, die früher zu ihr gehörten. Beim Betreten der Moschee müssen wir die Schuheausziehen, die Damen bekommen als Entschädigung wenigstens schicke grüne Mor-genmäntel übergezogen, um die männlichen Moschee-besucher nicht vom Gebet abzulenken. Leider müssensie diese Kleidungsstücke beim Verlassen der Moscheewieder abgeben, bekommen aber wenigstens ihreSchuhe zurück, deren Taschentucheinlage dringend er-neuert werden muss. Glücklicherweise haben Frau DeRentiis und Frau Malygin inzwischen für jeden einePackung Taschentücher besorgt. Daraufhin genehmigenwir uns einen kleinen Abstecher zu einem Trinkwas-serbrunnenkomplex, an dem man sich heißes Mineral-wasser, frisch aus der Quelle, gratis in Flaschen abfüllenkann.

Der Regen hat mittlerweile aufgehört, wir bewegenuns weiter zur Synagoge. Da sie jedoch nicht nur denEindruck macht, abgeschlossen zu sein, und wir inihrem Innenhof auch niemanden antreffen, können wirsie leider nicht betreten. Sie wurde zwischen 1905 und1909 nach den Plänen eines österreichischen Architekten erbaut und ist 33 m hoch.Ihre sechs Türme tragen jeweils einen Stern, die alle nach Osten, also in RichtungJerusalem zeigen. Ihre Inneneinrichtung besteht vor allem aus Terrakotta und Mar-mor, künstlichem wie echtem. Als besonderes Kunstwerk in der Synagoge gilt der 19

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m hohe und 1,7 t schwere Messingkronleuchter. Im Juni 1955 wurde die Synagogezum nationalen Kulturdenkmal erklärt. Berühmt ist sie auch für ihre hervorragendeAkustik, eine Eigenschaft, die sie mit der vielbefahrenen Straße neben ihr, an der wirjetzt stehen, nicht teilt.

Unser Zeitplan lässt auch noch einen kurzen Shoppingaufenthalt in der Markt-halle zu, die durch ihr modernes Intérieur überrascht – und manche enttäuscht, dieeinen weiteren kulturell wertvollen Altbau erwartet hatten.

Nach ca. 20 Minuten treffen wir uns wieder am Ausgang und marschieren nochzur Kirche Sveta Nedelja, unserer letzten Besichtigungsstätte an diesem Tag.

Auf unserer Suche nach einem Restaurant, das uns würdig erscheint, dort unserAbendmahl einzunehmen, kommen wir nochmal an der Aleksandr-Nevskij-Gedächt-niskathedrale vorbei, müssen jedoch kurz ausharren, um nicht die Filmdreharbeitenzu stören, die dort gerade verrichtet werden. Offensichtlich handelt es sich um einenactionreichen Polizeithriller. Wann und auf welchem Sender dieses Meisterwerk derFilmkunst zu bestaunen ist, entzieht sich leider der Kenntnis des Verfassers diesesTextes [dazu neueste Erkenntnisse auf einer separaten Seite! – S.K.].

Nach längerer Suchefinden wir endlich einsehr schönes Restaurant(“Kotkite” – “Die Kat-zen”), in dem wir spei-sen. [Das Restauranthatte uns Nevena emp-fohlen, deren Bruder hiereinmal in der Küche ge-arbeitet hatte und sichsomit für die Qualitätverbürgen konnte. Neve-na hat ihr Handy am Ohrund läßt sich von ihremBruder zum Lokal in derKnjaz Dondukov-Str. dirigieren, das, wie sich herausstellte, Herr Kempgen ohnehinkennt.] Das angenehme Ambiente in Verbindung mit einer freundlichen, sogardeutschsprechenden Bedienung bildet einen würdigen Abschluss eines durch unddurch gelungenen ersten Exkursionstages. Vom Essen ganz zu schweigen. Der ein-zige Wermutstropfen bleibt, dass wir einfach mehr bestellt haben, als wir essen kön-nen. Der berühmte Šopska-Salat, den wir an diesem Abend erstmals zu uns nehmenund der auf dem Exkursionsspeiseplan eine dominante Rolle einnehmen wird, dasgegrillte Fleisch mit Gemüse, das Bier, der Wein, der Schnaps, die heitere Konversa-tion bei Tisch – an diesem Abend sind sich wohl alle einig, dass Exkursionen ein vielzu seltenes Vergnügen darstellen. Mehr als drei Stunden verbringen wir in demRestaurant. Als die Meinungsverschiedenheit, ob man den Rückweg ins Hotel liebermit der Straßenbahn oder dem Taxi antreten sollte, zugunsten des letzteren ausge-räumt ist, endet der offizielle Teil des Abends gegen ca. 23.30. [Merke: der offizielleTeil! Die Planungen der Dozenten für den inoffiziellen Teil wurden durch eineprivate Veranstaltung in der ‘Sky Lounge’ des Hotels leider unerwartet vereitelt, dieStudierenden griffen zur Selbstversorgung, wie zu hören war. – S.K.]

Philipp Demling

Sonntag, 3. Juni (1. Tag)

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Hitman-Kinofilm mit Luc Besson als ProduzentDreharbeiten haben begonnen - ohne Vin Diesel

Laut Eidos haben die Dreharbeiten für die Verfilmung der Hitman-Spiele begonnen. AlsProduzent konnte Luc Besson verpflichtet werden, der unter anderem für Filmperlen wie”Leon der Profi” und “Das fünfte Element” verantwortlich zeichnet.Den gezüchteten glatzköpfigen Auftragsmörder Agent 47 aus den Hitman-Spielen wirddoch nicht Vin Diesel verkörpern, sondern Timothy Olyphant, bekannt aus der TV-Serie“Deadwood”. Auch im noch nicht erschienenen Kinofilm “Die Hard 4.0” (“Live Free orDie Hard”) ist Olyphant zu sehen. Seinen Gegenspieler verkörpert Dougray Scott (“Mis-sion: Impossible II”, “Desperate Housewives”). Ebenfalls auf der Besetzungsliste des Hit-man-Films stehen Olga Kurylenko (“Paris je t'aime”), Robert Knepper (“Prison Break”),Ulrich Thomsen (“Festen”) und Michael Offei (“Casino Royale”). Der Film entsteht unterder Regie von Xavier Gens nach einem Drehbuch von Skip Woods (“Passwort Sword-fish”). Er wird produziert von Luc Besson, Pierre-Ange Le Pogam, Adrian Askarieh undCharles Gordon sowie Co-Produzent Daniel Alter. Im Mittelpunkt des Films steht ein als “Agent 47” bekannter internationaler Killer, der füreine mysteriöse Organisation namens “Die Agentur” arbeitet.Die auf zwölf Wochen angesetzten Dreharbeiten in der bulgarischen HauptstadtSofia haben laut Eidos bereits am 27. März 2007 begonnen. Es folgen weitere Dreharbeiten in Südafrika, St. Petersburg und London. Der Film ent-steht unter der Regie von Xavier Gens nach einem Drehbuch von Skip Woods (Sword-fish). Er wird produziert von Luc Besson, Pierre-Ange Le Pogam, Adrian Askarieh undCharles Gordon sowie Co-Produzent Daniel Alter. Der Film erscheint in Europa überEuropaCorp Distribution und weltweit über Twentieth Century Fox, ein Unternehmenvon Fox Filmed Entertainment. Zum möglichen Starttermin wurde noch nichts verkün-det. Die Hitman-Spiele wurden laut Eidos mittlerweile weltweit über 6 Millionen Mal ver-kauft. Auf den letzten Teil der Reihe, Hitman: Blood Money, sollen davon 1,4 MillionenStück entfallen.

Recherche: Agnieszka; Quelle: http://www.golem.de/0704/51500.html

Sonntag, 3. Juni (1. Tag)

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Immer eine ersteAdresse: Die Bulgari-sche Akademie derWissenschaften, und seies als Kulisse für ‘Hit-man’ (samt Karl-Marx-Denkmal vorder Alexander-Nevski-Kathedrale…)

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Sofia. Der zweite Tag der Exkursion beginnt für zwei Teilnehmer schon früh: FrauDe Rentiis und Herr Kempgen haben sich bereit erklärt und verabredet, für dasgemeinsame Picknick einzukaufen. Herr Kempgen ist schon sehr früh auf den Beinenund hat schon um 7.20 Uhr einen ersten Gang zu dem von ihm erspähten Super-markt gemacht, um feststellen, dass der erst um 8 Uhr aufmachen wird. Ersatzweiseersteht er unterwegs eine Flasche Merlot, die dann allerdings die ganze weitere Fahrtim Koffer erlebt, da Nachschubprobleme wie am Vorabend nicht mehr auftreten,sowie eine Flasche Rakija (Ouzo), die als Aperitiv bei diversen Gelegenheiten dank-bare Abnehmer finden wird. Das Wetter ist im übrigen wieder sonnig und schönwarm.

Da also der Supermarkt erst später aufmachen wird, frühstücken Frau De Rentiisund Herr Kempgen erst und gehen dann schnell einkaufen: Spitzpaprika, Tomaten,Gurken, Käse (Kashkaval und Sirene), Wurst, Brot, Pfeffer und Salz, Wasser und Saft.Im Hotel kann das Gemüse schnell noch gewaschen werden, dann kommen die Vor-räte mit auf die Reise.

Pünktlich um 9 Uhr sind alle Teilnehmer zur Abfahrt erschienen, auch derBusfahrer ist mit seinem Gefährt zur Stelle. Herr Kempgen bittet Nevena nochschnell, ein Versäumnis nachzuholen, nämlich die Gruppe telefonisch zur Besichti-gung der Kirche von Bojana anzumelden. Mit Mühe gelingt es Nevena, zuerreichen, dass unsere Gruppe sich zwischen zwei Japanergruppen um 10.15 Uhrdrängen darf. Diese Uhrzeit erweist sich für uns als günstig, denn ein Umstanderschwert vermutlich die rechtzeitige Ankunft der übrigen Gruppen: der SofioterBerufsverkehr, den wir in der nächsten Stunde ausgiebig mit Stop-and-Go kennen-lernen werden, bevor wir den Vorort Bojana erreichen (und Stojko auch die richtigeAbzweigung findet). Vor Ort erweist sich die Besichtigung dann als viel weniger

problematisch als befürchtet: Wir hören unsererstes Referat des Tages, in dem uns Frau DeRentiis in die Besonderheiten der Kirche unddes orthodoxen Bildprogrammes einführt,bevor wir dann – mit drei japanischen Touri-sten, die keiner Gruppe angehören – in dasInnere der Kirche dürfen. Herr Kempgen hateine Abbildung der kirchenslawischen Stifter-inschrift samt Übersetzung dabei, die freund-liche lokale Führerin erläutert Besonderheiten

Montag, 4. Juni (2. Tag)

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der Darstellungen(Zar und Zarin,Stifter und Stifterin,der Maler mit seinemstechenden Blick, derhl. Nikolaus undanderes) und zeigtauch die landestypi-schen Bestandteiledes Abendmahles,die – denjenigen un-seres Picknicks nichtunähnlich – ein Fresko schmücken. Von der kleinen Kirche sind alle zu Recht sehrbeeindruckt, als sie nach dem – zeitlich immer limitierten – Aufenthalt im Innernwieder an das Tageslicht hinaustreten.

Unsere nächste Station ist das nicht weit entfernte Nationalmuseum. Hierkönnen die Teilnehmer der Gruppe sich in den repräsentativen, prächtigen Räumender Hauptetage mit zentralen Funden, Orten und Objekten von bulgarischem Terri-torium vertraut machen: mit Pliska und Preslav, den ersten beiden Hauptstädten, mitden Goldschätzen der Thraker, mit Veliko Tărnovo, der mittelalterlichen drittenbulgarischen Hauptstadt und Ikonen, Ikonostasen und Inschriften aus ihrer Umge-bung. Wer sich dar-über bisher nochnicht so richtig Klar-heit verschafft hat,dem machen diese Sä-le mit ihren mit Kar-ten und anderen Me-dien gut präsentiertenMaterial deutlich, wel-che ‘Supermacht’ aufdem Balkan das erstebulgarische Reicheinst gewesen ist. Ei-nige Teilnehmer nutzen die zur Verfügung stehende Zeit auch für einen schnellenKaffee oder ein Sandwich, andere bewundern (mehr kopfschüttelnd) die Exponatevor dem Eingang in den Protzbau (die ehemalige offizielle Gästevilla dessozialistischen Bulgariens): Kampfjets sowjetischer Produktion, die so gar nicht zursonstigen Ausstellung passen. Der Museumsshop bietet eine erste reiche Auswahl anPostkarten, Briefmarken sind aber hier genausowenig zu erstehen wie an weiterenKiosken im Laufe der Reise, so dass die meisten Postkarten dann doch die Heimreisemit antreten und erst mit deutschen Briefmarken versehen auf die Reise gehen.

Um 12.30 Uhr geht es weiter, hinaus aus Sofia und auf die große Verbin-dungsstraße nach Griechenland, die inzwischen – mit EU-Geldern – gut ausgebautist. Auf ihr kommen wir schnell und zügig voran. Ein kurzer Stopp unterwegs amStraßenrand, um Kirschen zu kaufen, dann biegt der Bus auch schon bald in das Rila-Tal ein. Herr Kempgen lässt den Busfahrer eine Picknickwiese ansteuern, die erschon aus dem letzten Jahr kennt. – S.K.

Montag, 4. Juni (2. Tag)

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Nach den Besichtigungen machen wir uns auf den Weg ins Rila-Kloster. Es istendlich sonniges Wetter, alle Teilnehmer der Exkursion sind gut gelaunt und neugie-rig auf den Besuch in dem größten Kloster Bulgariens. Nach langer Fahrt machen wireine kurze Picknick-Pause, da wir alle schon richtig hungrig sind.

Glücklicherweise finden wir den gleichen, gemütlichen Platz, den schon voreinem Jahr die Exkursionisten herausgesucht und getestet haben (vielen Dank!).Unsere Professoren und Dozenten haben für uns alle leckere, typisch-bulgarischeSpezialitäten (vor allem einen echten bulgarischen Käse aus… Griechenland) einge-kauft und vorbereitet. Und nun: auf die Plätze, fertig, los…. Keine Sorge, es ist soviel, dass wir nicht imstande sind, alles aufzuessen. Gegessen? Aufgeräumt? [Aufge-raucht? – S.K.] Na dann zurück in den Bus und weiter ins Rila-Kloster.

Nach kurzer Zeit erreichen wir unser Ziel. Das Kloster befindet sich ca. 100 kmsüdlich von Sofia; es ist in einem Tal, 1147m über dem Meeresspiegel innerhalb desRila-Gebirges gelegen.

Nachdem wir uns im Hotel [gemeint ist das Carev Vrăh – S.K.] frisch (kalteDusche – mangels Alternative) gemacht haben, gehen wir ins Kloster. Es ist Zeit fürmein Referat und für eine genaue Besichtigung des Klosters. Als die Pflichten erfülltsind, bekommen wir „freie“ Zeit, jedoch will keiner von uns den Klosterhof verlassen.Wir sind bezaubert von der architektonischen Schönheit und ewiger Ruhe, die aufdem Hof zu sehen und zu spüren sind. Als wir unsere Bedürfnisse (sowohl die ästhe-tischen als auch die praktischen wie Postkarten, Souvenirs oder etwas zum Naschenkaufen) befriedigt haben, begeben wir uns auf eine kleine Wanderung (da die große,zur Ivan Rilskis Grabstätte, wegen Regen nicht mehr möglich ist). Sie führt uns zudem Grab von einem englischen Journalisten (der durch Bulgarien gereist ist unddarüber berichtet hat) – James David Bourchier (1850 – 1920).

Aufgrund der überaus heiteren Stimmung wird allgemein beschlossen, einenUmweg zurück zum Hotel zu nehmen. Und damit ist der offizielle Teil unseres Auf-enthalts im Rila-Gebirge beendet.

Montag, 4. Juni (2. Tag)

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Auf zum wohlverdientenAbendessen! Aber es wird nichtnur gegessen – nein! – wir disku-tieren auch hochphilosophischeFragen und lösen die Problemeder Welt. Zum Beispiel: Wozubraucht ein Mensch eigentlichZehen? Egal. Hauptsache ist, dassuns jetzt klar geworden ist: DerZucker ist an allem schuld. Allehaben großen Spaß, nur Nevenahat zusätzlich ein bisschen Ärgermit dem etwas machohaften undsturen Kellner. Dieser entschul-digt sich aber nach kurzer Zeitganz subtil auf seine Weise, indemer Nevena unauffällig einenSchnaps spendiert. Auf jeden Fall:„Nevena, Kopf hoch, sei froh, dasser nicht dein Ehemann ist!“ (Zitat:Frau Malygin).

Satt, glücklich und sehr erhei-tert vom bulgarischen Wein undselbstgemachtem Radler begebenwir uns mit der vergeblichenHoffnung auf eine heiße Duscheauf unsere Zimmer [komisch:meine Dusche war heiß. – S.K.].

Die Nacht ist kalt. Und wie!Statt zu schlafen, heißt es erstmalüberlegen, welcheKleidungsstückewir noch anziehenkönnen, um nichtzu erfrieren.Glücklicherweiseüberleben alle dieNacht und wir fah-ren am nächstenMorgen pünktlichum 9 weiter nachPlovdiv.

Agnieszka Eichmann

Montag, 4. Juni (2. Tag)

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Rila-Kloster:Gesamtfläche: ca. 8800 m², drei Bauperioden:Erste Bauperiode (950 – 1335)

Östlich vom jetzigen Kloster gelegenEinstöckige Fachwerkgebäude aus HolzKlosterhof offenKeine architektonischen Zeugnisse oder Überlieferungen

Zweite Bauperiode (1335 – 1816)1335 Fürst Chreljo errichtet einen mächtigen Schutzturm – das älteste erhalten gebliebene Gebäude1343 Chreljo errichtet e. kleine Steinkirche im Klosterhof Mitte des 15. Jh. – Plünderung, Brand und Zerstörungdes Klosters1749 Beginn der Errichtung neuer KlostergebäudeFachwerk- und Holzbauten, ein- bis zweistöckig

Dritte Bauperiode (1816 – 1870)Beginn des Baus des Nord-, Süd- und Westflügels1833 das Kloster brennt erneut niederBeginn des WiederaufbausErrichtung der Hauptklosterkirche 1839 – 1844 Ikonostase

Ivan Rilski (bulgarisch: Иван Рилски) *876, Skrino – †18. August 946, RilaSt. Ivan Rilski lebte in verschiedenen Stätten, bis er sich indem wunderschönen Rila-Gebirge als Einsiedler niederließ.Als sich ihm immer mehr Schüler anschlossen, gründete erdas Kloster Rila, das er leitete und das schnell aufblühte.Johannes legte Wert darauf, dass zum Mönchsleben auch kör-perliche Arbeit gehört. Für seine Wundertaten bekannt, ist erder Nationalheilige Bulgariens. – A. E.

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Montag, 4. Juni (2. Tag)

Einziges Versäumnis auf der Exkursion: Kein Gruppenfoto gemacht. Der Regen warschuld! (Oder der Zucker?) Als Ersatz hier nicht ein Gruppenfoto, sondern die ganze

Gruppe auf zwei unmittelbar zusammengehörenden Fotos:Spaziergang beim Rila-Kloster, alle 11 Teilnehmer im Bild, manche mehrfach.

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Anstelle eines Gruppenfotos: zwei

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Neofit Rilski (1793 – 1881)

Ein bulgarischer Mönch, Autor und Lehrer sowie eine wichtige Persönlichkeit aus derZeit der bulgarischen Wiedergeburt.

Nikola Poppetrov Benin (so sein Geburtsname) stammt aus der Gegend um Bansko(heute als Wintersportort bekannt) und wurde zuerst von seinem Vater als künftigerLehrer ausgebildet, setzte dann seine Studien im Rila-Kloster fort, wo er Zugang zugriechischen und kirchenslawischen Büchern hatte. Von 1822 an verbrachte er vier wei-tere Jahre mit Studien in Melnik. 1827–1831 unterrichtete er als Lehrer in Samokov,dann wieder im Rila-Kloster, um von 1835–1839 an einer Schule in Gabrovo bzw.Koprivštica zu unterrichten. Danach schloß er sich einer theologischen Schule in Chal-kis an und kehrte nach diesen Wanderjahren 1852 ins Rila-Kloster zurück, wo er denRest seines Lebens verbrachte. Von 1860 an war er der Igumen des Klosters; andere,höhere Posten in der Orthodoxen Kirche, die man ihm anbot, schlug er aus. Sein Grabist an der Außenwand der Klosterkirche zu sehen (s. Foto).

In der Slavistik bzw. Bulgaristik ist Neophyt Rilski als Autor der ersten bulgarischenGrammatik der Neuzeit, die er 1835 veröffentlichte, bekannt (ein Reprint erschienKöln–Wien 1989). Bemerkenswert ist, daß die Grammatik in der “Fürstlich-serbischenTypographie” in Kraguevac erschien, also gar nicht in Bulgarien, was aber typisch auchfür andere einschlägige Publikationen der Zeit ist (ähnlich z.B. bei der Fischfibel vonPetar Beron).

Literatur/Links/Quellen:

http://en.wikipedia.org/wiki/Neofit_Rilskihttp://kodeks.uni-bamberg.de/Bulgaria/NeofitRilski.htm

S.K.

Montag, 4. Juni (2. Tag)

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James David Bourchier

“James David Bourchier kam 1850 zur Welt. Seine Familie war anglo-normannischerHerkunft. In Eton ging er zur Schule, wo er auch später als Lehrer unterrichtete. Schonals Junge plagte ihn krankhafte Schüchternheit und die Ahnung, taub zu werden. SeineBiographin notiert, daß ihn aber die Taubheit letztlich davor bewahrte, als erfolgloserSchulmeister in Mittelmäßigkeit zu versinken. Im Alter von achtunddreissig Jahren – erwar unverheiratet und hatte nur wenige Freunde – reiste er aufs europäische Festlandmit dem Vorsatz, Schriftsteller zu werden. Eine Reihe von Zufällen führte ihn 1888 nachBukarest, wo er für die Times einen Bericht über den Bauernaufstand gegen die Regie-rung von König Carol I. verfaßte. Bourchier wurde freier Mitarbeiter der Times. Zu die-sem Zeitpunkt scheint er als Person einen grundlegenden Wandel vollzogen zu haben. Inder für ihn neuen, exotischen Umgebung, wo ihn niemand als scheuen Schulmeisterkannte, und mit einem Job ausgestattet, der ihn zwang, mit bedeutenden und interessan-ten Persönlichkeiten in Kontakt zu treten, legte Bourchier seine Schüchternheit ab. Erwurde äußerst gesellig und entwickelte viel Einfühlungsvermögen für die verschiedenenethnischen Gruppen, über die er zu berichten hatte. ... Der griechische PremierministerEleftherios Venizelos hieß Bourchier «einen Freund Griechenlands», während König Fer-dinand ihn «einen Freund Bulgariens» nannte. 1892 fand Bourchier bei der Times eineFestanstellung als Balkankorrespondent. Diese Funktion hatte er über zwei Jahrzehnteinne. Während dieser Zeit berichtete er von den beiden Balkankriegen und dem ErstenWeltkrieg und verfaßte außerdem für mehrere Auflagen der Encyclopedia Britannica dieKapitel über Griechenland, Bulgarien und Rumänien. Gegen Ende dess Ersten Weltkrie-ges nahm er an verschiedenen Friedenskonferenzen teil und unterstützte als britischerZwischenhändler den bulgarischen Anspruch auf Makedonien, spielte also eine ähnlicheRolle wie Lawrence, der sich für die Sache der Araber einsetzte. Doch Bourchiers Bemü-hungen konnten nicht fruchten, da Bulgarien auf der Seite des Kriegsverlierers Deutsch-land stand.” (283–284)“Während eines Treffensmit König Ferdinandentdeckte Bourchierdiese Stelle und äußerteden Wunsch, hier begra-ben zu werden. Als er[1920] starb, erfüllte ihmBoris, der neue König,diesen letzten Wunsch.Seitdem heißt der OrtVallée Bourchier.” (282)

Quelle: Robert D. Kaplan,Die Geister des Balkan.Eine Reise durch dieGeschichte und Politikeines Krisengebietes. Ham-burg: Kabel 1993.Weitere Quellen, Links:http://bourchier.info/http://en.wikipedia.org/wiki/James_David_BourchierThe Times Correspondent Reporting from Sofia. Bulgaria As Seen by ‘The Times’. Sofia Press 1983.188 pp.

S.K.

Montag, 4. Juni (2. Tag)

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Rila. Der Morgen bietet Frühaufstehern zunächst Gelegenheit, das Rila-Klosternoch einmal in vollkommener Stille und bei Sonnenschein zu besuchen, oder aucheinem Teil der Morgenmesse beizuwohnen. Danach warten schon die Frühstücksra-tionen (s. Foto) und geben Anlass, Käse gegen Wurst oder andersherum zu tauschen

und sich beiFrüchtetee (oderKaffee) nach derKälte der Nachtaufzuwärmen.Die Fahrt führtdann zurück durchdas Rila-Tal undnach Norden bisDupnica, wo wirRichtung Samokovabbiegen, der Hei-mat berühmterIkonenmaler und -schnitzer, lassenBorovec am Wegeliegen und machenstattdessen spätereine Kaffeepause

in Kostenec, wo martialische Geräte den Dorfplatz schmücken, die Bevölkerung aberansonsten friedlich, wenn auch etwas langsam, ist. Das aufgesuchte Café bietet Gele-genheit, eine denkwürdige Sammlung von Zuckerportionen anzulegen und mit ihrganz spezielle Andenken aus dem Sofioter Hotel Triada, die auch reichlichGesprächsstoff bieten, zu ergänzen. Unter freiem Himmel werden nach dem Kaffeedann noch die Reste des gestrigen Picknicks verzehrt. Auf der Weiterfahrt nach Plov-div gibt es wieder passende Lektüre (siehe Literaturverzeichnis).

S.K.

Dienstag, 5. Juni (3. Tag)

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Plovdiv – die Stadt, in der immer die Sonne scheint…

Am dritten Tag führt uns unsereExkursion nach Plovdiv, derzweitgrößten Stadt Bulgariensund gleichzeitig auch eine derältesten Europas. Eine ununter-brochene Besiedlung des Gebie-tes durch die Thraker begannbereits vor über 6000 Jahren.Gegründet wurde sie auf dreiHügeln; in Anlehnung an einenfrühthrakischen Herrscher unterdem Namen Eumolpia.

342 v. Chr. wurde die Stadtvon Philip II. von Makedonien,dem Vater Alexander des Gro-ßen, erobert und in Philippopolisumbenannt. Nach dem Tod Alexanders übernahmen die Thraker wieder die Herr-schaft und änderten den Namen in Pulpudeva. Auf die Eroberung ganz Thrakiensdurch die Römer 72 v. Chr. folgte unter Claudius 46 n. Chr. die Eingliederung derStadt, die dann den Namen Trimontium (Drei-Hügel-Stadt) trug, in das RömischeReich. Obwohl sie 250 zwischenzeitlich von den Goten erobert wurde, erlebte dieStadt im 2. und 3. Jahrhundertals Hauptstadt der ProvinzThrakien eine Blütezeit, in derviele Straßen, öffentlicheGebäude, Tempel, Stadien undTheater gebaut wurden und siesich über die ursprünglichendrei Hügel hinaus ausbreitete.Nach der Einführung derTetrarchie gehörte Trimontiumzum Byzantinischen Reich undwurde unter Justinian dem Gro-ßen komplett erneuert. Auchdie Zerstörung durch die Hun-nen 447 konnte die Stadt nichtdauerhaft vernichten.

Die slavische Besiedlung der Region begann im 5. Jahrhundert und in Folge des-sen bekam sie im 6. Jahrhundert den slavischen Namen Puldin. Mit der Gründungdes Bulgarischen Reiches 681 erlangte Puldin durch seine Grenzlage zwischenByzanz und Bulgarien strategische Bedeutung. Erstmalig erobert wurde sie durchKhan Krum 820 und wechselte bis zur Besetzung durch das Osmanische Reich 1364mehrmals zwischen den beiden Reichen ihren Besitzer. Nach 1364 überlebte diedann Filibe genannte Stadt als eines der Hauptzentren bulgarischer Kultur und Tra-dition.

Dienstag, 5. Juni (3. Tag)

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Referat am Stadion, regengeschützt

Die Häuser am Nebet Tepe, nicht regengeschützt

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Dienstag, 5. Juni (3. Tag)

Plovdiver Stadtplan aus “Meyers Reisebüchern” von 1908

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Im 19. Jahrhundert wurde Plovdiv zu einem Zentrum der Nationalen Wiederge-burt. Das aufstrebende, immer gebildetere Bürgertum wurde mit wachsendem Wohl-stand selbstbewußter und die Stadt spielte eine führende Rolle im Streben nach einerunabhängigen Bulgarischen Kirche und der Errichtung bulgarischer Schulen. ImJanuar 1878 wurde Plovdiv von den Russen befreit und als damals größte, wohlha-bendste und belebteste Stadt Hauptstadt und Sitz der temporären russischen Regie-rung. Allerdings hielt dieser Zustand nur bis zur im selben Jahr erfolgten ZweiteilungBulgariens an, die bis 1885 existierte und infolge derer Plovdiv der Türkei zugespro-chen wurde und Sofia Hauptstadtstatus erhielt.

Während der kommunistischen Herrschaft nach dem 2. Weltkrieg wurde Plovdivzum Geburtsort der Widerstandsbewegung. 1956 wurde die Stadt zum architekturhi-storischen Reservat erklärt und 1979 erhielt sie die europäische Goldmedaille für dieErhaltung der Denkmäler aus alter Zeit. Heute leben ca. 380000 Menschen in Plov-div.

Den Rundgang durch das wunderschöne alte Plovdiv beginnen wir im am Endedes 2. Jahrhundert errichteten Antiken Stadion unter strömendem Regen, der aller-dings unseren Begeisterungswillen, Tatendrang und Wissensdurst nicht zu trüben imStande ist. Die Überreste des Stadions befinden sich unterhalb der Fußgängerzonemitten im Zentrum der Stadt. Es hat eine Hufeisenform, umfasste ursprünglich 250 x74 Meter und besaß ein Fassungsvermögen für ca. 30000 Besucher, was es zum

damals dominierenden Element derStadt machte. Die 14 amphiteatrischangelegten Ränge waren aus Marmorund die Sitze waren typisch römischmit Reliefs in Form von Löwenfüßenverziert. Während der Blütezeit Tri-montiums wurden hier alle vier Jahremehrtägige traditionelle Wettkämpfeder Athleten nach Modell der griechi-schen Olympischen Spiele ausgetra-gen. Die wichtigsten Sportarten warenDiskus- und Speerwerfen, Laufen,Weitsprung und Ringen. Nachdemdie Spiele Ende des 11. Jahrhundertsdurch den Imperator verboten wur-den fungierte das Stadion nur nochals Hippodrom.Gleich neben dem Antiken Stadionbefindet sich die Džumaja-Moschee,die wahrscheinlich Anfang des 16.Jahrhunderts von den Osmanenerbaut wurde. Leider wird dieMoschee gerade renoviert und istdaher momentan nicht zugänglich. Siewurde dort errichtet, wo sich vorherdie Kathedrale der Plovdiver Diözesebefunden hatte, die in der erstenHälfte des 15. Jahrhunderts von den

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Osmanen zerstört wurde. Die Moschee ist eine der größten in Bulgarien und wurdeim Bursatypus (Pfeilermoschee) erbaut. Moscheen dieser Bauart gibt es heute auf demgesamten Balkan nur noch drei. An der Südseite des Gebäudes befindet sich eineSonnenuhr und im Inneren sind sämtliche Oberflächen mit Wandbemalungen vomEnde des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts und Medaillons bedeckt, die geogra-phische und Pflanzenmotive sowie Korantexte zeigen. Bis heute wird das Gotteshausvon Muslimen genutzt.

Danach begeben wir uns hinauf in die Altstadt durch teils sehr enge pittoreske,unebene, steinige Gassen, die sich durch den Dauerregen teilweise in reißende Bächeverwandelt haben, einen Hügel hinauf zum antiken Osttor, das seit dem frühestenAltertum existiert und unter dessen Pflasterdecke sich noch Grundmauern aus dem2. Jahrhundert befinden. Blitz und Donner verhindern leider einen Ausblick von derKuppe des Hügels auf die Stadt.

So besuchen wir zunächst die sich nahe des Osttores befindende Kirche der Heili-gen Konstantin und Elena. Die Kirche entstand in frühchristlicher Zeit, 304, undwar ursprünglich Märtyrern geweiht, die ihr Leben für den christlichen Glaubengaben. Später wurde sie dann den Heiligen Konstantin und Elena geweiht und ver-fiel bis ins 19. Jahrhundert, als sie zu Zeiten der Nationalen Wiedergeburt wiederaufgebaut wurde. Heute stellt diese älteste orthodoxe Kirche ein Denkmal des Schaf-fens der berühmtesten Baumeister, Holzschnitzer, Ikonen- und Wandmaler dar.

Unser nächstes Ziel, das Ethnographische Museum, eröffnet beeindruckendeEinblicke in die frühere Lebensweise der Bewohner der Region, speziell welcheWerkzeuge sie zur Verfügung hatten und welche Kleidung man trug. Das Gebäude,in dem es sich befindet, ist der wohl größte und schönste Repräsentant der so

Dienstag, 5. Juni (3. Tag)

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Holzdecke im Ethnographischen Museum

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genannten Plovdiver Häuser, die zur Zeit der Nationalen Wiedergeburt nach einerganz bestimmten Bauart errichtet wurden. So besitzen sie eine typische Fassade undsind innen reich verziert. Man unterscheidet zwischen zwei Ausprägungen; die ersteBauweise stammt aus der Frühzeit des türkischen Feudalismus, die Häuser wurdenzweistöckig und asymmetrisch gebaut, die erste Etage ragt zur Straße hin über dasErdgeschoss hinaus und wird durch Holz abgestützt. Die Fassaden sind durch ver-schiedenartige Erker unterbrochen und die Häuser haben zwei bis drei Zimmer, dieüber die beiden Etagen verteilt sind. Die zweite Bauart entstand Anfang des 19. Jahr-hunderts. Hierbei sind die Häuser symmetrisch, haben einen regelmäßigen Grundriss,eine stabilere Konstruktion und eine ausufernde Architektur. Sie beinhalten immereinen großen Salon im Erdgeschoss, um welchen sich zumeist gleich große Räume

gruppieren und eine Treppe, die zu einem breiten Gästezimmer führt. Im Innerenfindet man Holzverzierungen, bemalte Nischen und feine europäische Möbel. Vieledieser Plovdiver Häuser sind Architekturdenkmäler und beheimaten Museen oderGalerien bzw. wurden zu Cafés oder Restaurants umgebaut. Entlang der Straße, diedurch das Osttor führt, findet man eine der bedeutendsten Aneinanderreihungen die-ser Häuser der Wiedergeburtszeit.

Nachdem damit der „offizielle“ Teil zu Ende ist, gehen wir, nach einem kurzenAbstecher in unser überaus luxuriöses, mit allen Annehmlichkeiten wie Schwimm-becken, Fitnessraum und üppigem Frühstücksbuffet ausgestattetes Hotel Trimon-tium, in dem wir zwei Nächte residieren dürfen, zum Trocknen und Frischmachen,in ein schönes Restaurant, um den kulinarischen Seiten bei tollem Essen, exzellentenbulgarischen Weinen und dem einen oder anderen Cocktail frönen zu können undden Tag angenehm ausklingen zu lassen (s. nächste Seite).

Bernhard Huber

Dienstag, 5. Juni (3. Tag)

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Dienstag, 5. Juni (3. Tag)

Preise in Bulgarien im Jahre 2007:

11 Personen essen und trinken ‘normal’ für 250Lewa oder 125 EUR. Einzelne Speisen steuerndazu beispielsweise folgende Anteile bei:- Hühnchenfilet 7,80 Lewa- Šopska salata 3,20 Lewa- Palatschinken 3,50 Lewa- Cocktails jeweils etwa 3,50–4,00 Lewa- Weine wie der rote Mavrud aus dem nahege-legenen Asenovgrad die Flasche 12 Lewa, Tra-miner 17 Lewa usw.Alles in allem also durchaus bezahlbar, was dieTeilnehmer auch dazu veranlasst, Cocktails mitso schönen Namen wie Bombaj, Džangăl Džusoder Maj-Taj zu probieren, zumal das Esssenwieder einmal aus der Exkursionskasse begli-chen wird. – Unten: Oblak, eine Mischung ausOuzo und Pefferminzlikör. Auch gut.

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Plovdiv. Aufwachen im Trimontium Hotel in Plovdiv. Traumhafter Ausblick, wennda nicht der ständige Regen wäre. Nach sehr ausgiebigem Fruhstück geht es dannnicht mehr ganz vollzählig mit unserem Reisebus richtung Asen-Festung. Kurznachdem wir die Stadt verlassen haben, wird das Ausmaß der heftigen Regenfällesichtbar: überall überflutete Straßen. Das Vorankommen ist teilweise sehr mühsamund nur langsammöglich. Und danndie befürchtete Übera-schung: der Weg zurFestung ist durcheinen riesigen umge-fallenen Baum blok-kiert. Nach einem ris-kanten Wendemanö-ver begeben wir unsauf den Weg zumBačkovo-Kloster,dem zweitgrößtenKloster Bulgariens.Die Geschichte desKlosters ist als guterhaltenes Wandbildaußen am Refektorium zu bewundern. Auch die Ausmalung des Refektoriums mitder “Wurzel Jesse” (gerade jetzt ist die Innenbeleuchtung ausgefallen) ist sehr beein-druckend. Interessant ist, dass Philosophendarstellungen in dem Stammbaum Jesuenthalten sind. In der Hauptkirche befindet sich die Ikone der “Jungfrau MariaEleusa”. Der Ikone werden Wunderkräfte zugeschrieben, und so stellen sich vieleBesucher an, um sie zu berühren oder vor ihr zu beten.

Wir beschließen, noch einen kurzen Fußweg zur weiter außerhalb gelegenenGrabkirche zurückzulegen. Sie ist das älteste erhal-tene Gebäude, aus der Gründungszeit des Klostersvon 1083.

Auf dem Rückweg können wir doch noch zurAsen-Festung hinauffahren. Das mühselige Erklim-men der Festungsmauern lohnt sich. Der Ausblickist überwältigend und sogar das Wetter spielt mit:strahlender Sonnenschein.

Lilia Kress

Mittwoch, 6. Juni (4. Tag)

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Strahlender Sonnenschein? Jedenfalls dann, wenn nichtgerade Wolken die Sonne verdunkeln: Bernhard erklimmt die

Fahnenstange auf der Assen-Festung, bis sie sich gefährlich biegt – wird schon kein Blitz gerade jetzt einschlagen wollen...

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Bačkovo-Kloster

Das Bačkovo-Kloster hat eine überaus interessante Gründungsgeschichte, die mit deninnenpolitischen Vorgängen im Byzantinischen Reich zu tun haben: Es war die Stiftungeines orthodoxen, georgisch-armenisch-stämmigen Adli-gen namens Gregor Bakouri-anos, der als Gegenleisungfür die Mithilfe bei demPutsch des Alexios Komne-nos 1081 zum Oberbefehls-haber aller Truppen gewor-den war. Um sein Seelenheilzu retten, stiftete er im Jahre1083 das Kloster – Bulgarienwar ja zu diesem Zeitpunktunter byzantinischer Ober-hoheit. Im Untergeschoß derBeinkirche ist der Stifterbegraben; er war 1086 bei Plovdiv im Kampf gegen die Petschenegen gefallen. Das Klosterwar von Steuern befreit, erwies sich also besonderer Gunst des byz. Kaisers, weshalb esseinerseits ein Interesse an einer starken Zentralmacht haben mußte. Das Kloster war imMittelalter so berühmt, daß auch Kaiser Barbarossa auf dem dritten Kreuzzug, der denLandweg durch Bulgarien genommen hatte, 1189 ein Treffen mit dem Abt arrangierte.

Im Kloster gab es eine Zeit lang den Versuch, so etwas wie eine georgische Philosophie-Schule zu etablieren, ein Versuch, der jedoch keinen nachhaltigen Erfolg hatte. Das Klo-ster selbst sollte ein Gegen-gewicht der OrthodoxenKirche zu dem Vielvölker-gemisch der Stadt Plovdivsein, wo Griechen, Arme-nier, Katholiken, Judenund Zigeuner alle bedeu-tende Bevölkerungsteilestellten (vgl. auch dieNamen der Stadtviertel aufdem alten Stadtplan).

Erst mit dem 14. Jh. warder byzantinische Einflußim Bačkovo-Kloster vor-über und der bulgarischedominierte fortan – daszweite bulgarische Reichwar entstanden, hatte sichvon Byzanz gelöst undseine Kultur etabliert.

S.K.

Mittwoch, 6. Juni (4. Tag)

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Teuerster Eintritt der ganzen Fahrt und Fotographierverbot:Bačkovo-Kloster

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Am Nachmittag stellen wir uns mit einer krankheitsbedingt leider etwas reduzier-ten Teilnehmerzahl erneut den immer noch offenen Himmelsschleusen, um weitereSehenswürdigkeiten der Stadt kennen zu lernen. Der Busfahrer lässt uns am Randeder Altstadt aussteigen, wir durchqueren nochmals das Areal des einstigen Stadions(d.h. die Fußgängerzone) und steigen hinauf in die Altstadt zum Lamartine-Haus,wo Frau De Rentiis etwas über den Namensgeber erzählt und seine Notizen zu sei-nem Aufenthalt in Plovdiv vorstellt, die sie recherchiert hatte (s. nächste Seite).

Nach einigen Versuchen desWettergottes, uns von ihmfernzuhalten, erreichen wirendlich auch ein weiteresHighlight Plovdivs, nämlichdas Antike Theater. Esstammt aus der Zeit desrömischen Imperators Tra-jan, Anfang des 2. Jh.s,wurde durch Zufall bei Bau-arbeiten entdeckt und zehnJahre freigeschaufelt. Es isteines der am besten erhalte-nen Theater der Welt undbot ehedem Platz für ca.7000 Zuschauer. Die Ränge

sind horizontal unterteilt in zwei Ringe mit jeweils 14 marmornen Sitzreihen, diewiederum vertikal in Sektoren unterteilt sind. Auf den Bänken jedes Sektors wurdenStadtteilsnamen eingemeißelt, damit jeder Besucher entsprechend seines WohnsitzesPlatz nehmen konnte. Es war Schauplatz von Tier- und Gladiatorenkämpfen undwurde Ende des 4. Jh.s durch einen Brand oder ein Erdbeben bis auf die Grundmau-ern zerstört. Von den 28 Sitzreihen wurden 20 in der Neuzeit gefunden. Heute wirddas Theater für Auf-führungen und Kon-zerte genutzt undfasst etwa 4000Zuschauer. – DenRest des Nachmittagsund den Abend kön-nen alle nach Lustund Laune auf eigeneFaust gestalten:Regenschirme oder –ganz fürsorglich –Regenmäntel (füralle!) kaufen…

Bernhard Huber

Mittwoch, 6. Juni (4. Tag)

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Mittwoch, 6. Juni (4. Tag)

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Alphonse de Lamartine (1790-1869) in Plovdiv

Auszug aus: „Erinnerungen, Eindrücke, Gedanken und Landschaften während einer Reise in den Ori-ent, 1832-1833, oder: Notiz eines Reisenden“. Recherche: Dina De Rentiis

Aus Adrianopel nach Philippopel weiter. Der Weg führt durch liebliche, bewaldete, abermenschenleere Höhen und Täler, zwischen den hohen Bergketten des Rhodopos und desHemus. Dreitagesmarsch. Schöne Dörfer. Abends, drei Leugen von Philippopel entfernt,erkenne ich im Tal einen Schwarm türkischer, armenischer und griechischer Reitender, diesich uns im Galopp nähern. Ein ansehnlicher junger Mann auf einem herrlichen Ross erreichtuns als erster und berührt mit einem Finger meine Kleidung, dann stellt er sich neben mich.Er spricht italienisch und erklärt mir, dass ich, da er mich erster berührt habe, seine Geist-freundschaft annehmen muss, was auch immer die anderen Reiter täten, um mich woandershinzuführen. Sodann kommt der „kiaia“ des Gouverneurs von Philippopel an, überbringt diebesten Grüße seines Meisters und sagt mir, dass der Gouverneur ein großes und bequemesHaus und ein Abendessen für mich habe vorbereiten lassen und wünsche, dass ich einigeTage in der Stadt verbringe. Ich bestehe darauf, im Haus des jungen Griechen, Herrn Mauri-des, einzukehren. Wir treten in Philippopel ein, sechzig bis achtzig Reitenden, die Mengesteht an den Fenstern, um den Einzug zu sehen. Die Schwester und die Tanten von HerrnMaurides empfangen uns – großes und elegantes Haus – schönes Wohnzimmer mit 24 Fen-

stern und Möbeln in europäischemStil, in das der Gouverneur unddie Häupter unterschiedlicherBevölkerungsgruppen der Stadtkommen, um uns willkommen zuheißen und mit uns Kaffee zu trin-ken.Drei Tage in Philippopel verbrachtund die wunderbare Gastfreund-schaft Herrn Maurides’ genossen,die Gegend besichtigt, Besuchevon Türken, Griechen und Arme-niern erhalten und erstattet. Phil-ippopel ist eine Stadt von 30 000Seelen, vier Tage von Adrianopelund acht von Sofia entfernt, situ-iert am Ufer eines Flusses, aufeinem steinigen kleinen Berg, derisoliert inmitten eines fruchtbaren,großen Tals steht. Es ist einer derschönsten natürlichen Orten, die

man sich für eine Stadt denken kann. Der Berg endet in zwei Spitzen, die mit Häusern undGärten gekrönt sind, und die Straßen schlängeln sich hinunter, Kreise ziehend um die steileNeigung zu mildern, bis zum Fluss, der am Fuß der Stadt mäandriert und sie mit einemnatürlichen Graben umgibt. Das Aussehen der Brücken, der Gärten, der Häuser, der großenBäume, die am Flussufer wachsen, des bewaldeten Tals, das den Fluss von den Mazedoni-schen Bergen trennt, der Berge selbst, deren Hänge von Sturzbächen benetzt sind, die manweiß schäumen sehen kann, und von Dörfern und großen griechischen Klöstern besprenkeltsind, dies alles macht aus dem Garten von Herrn Maurides einer der herrlichsten Aussichts-punkte der Welt.

Die Stadt ist zur Hälfte von Griechen, Armeniern und Türken bevölkert. Die Griechensind in der Regel gebildete Kaufleute. Die wichtigsten unter ihnen lassen ihre Kinder inUngarn erziehen, und die Unterdrückung durch die Türken ist für die Kindern danach umsoschwerer zu ertragen, sie sehnen sich nach der Unabhängigkeit ihrer Brüder.

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Mittwoch, 6. Juni (4. Tag)

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Frühstück!

Immer ein Erlebnis:Frühstück im Hotel Tri-montium, das mit türki-schen Spezialitäten auf-wartet – da beginnt derTag doch gleich miteinem Highlight. Abjetzt hieß es aber ohne-hin nur noch: Sonnepur, die Gewitterfrontliegt hinter uns.

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Nachdem wir die große Überschwemmung von Plovdiv heil überstanden haben,machen wir uns auf dem Weg nach Kazanlăk. Das Wetter scheint endlich seineschöne Seite zeigen zu wollen (juhu, das wurde auch Zeit, viele trockene Klamottensind uns nicht geblieben). Die Fahrt ist nicht lang, die meisten nutzen sie aber trotz-dem aus, um ein bisschen Schlaf nachzuholen.

Tal der Rosen… Da sindleider nicht so viele Rosen zusehen, anscheinend sind sie vornicht langer Zeit gepflückt wor-den... In der Stadt angekom-men, weiß unser Busfahrernicht (welch eine Überra-schung!), wohin es weiter zuder thrakischen Grabstätteführt, also hält er mitten auf derHauptstraße und fragt einfachdie Einheimischen. Die Stadtscheint mir sehr belebt, wasnicht selbstverständlich für soeinen kleinen Ort ist. Vielleichtliegt dies am sonnigen Wetter.

So, weiter geht’s zum Grabmal! Zuerst erzähle ich kurz von den Thrakern underkläre, was wir gleich zu sehen bekommen werden, dann stellen wir uns vor demEingang an. Es geht ziemlich schnell, anscheinend haben wir die richtige Zeiterwischt, es sind nicht so viele Touristen wie sonst da. Frau Zimmermann trifft einenLandsmann mit seiner Frau (eine Bulgarin, die auch Tschechisch kann) und unterhältsich so rege, dass ich denke: „die Welt ist wirklich ein kleines Dorf“. Später stellt sichheraus, dass sie sich gar nicht gekannt haben. Ach, es ist immer schön die eigeneMuttersprache im Ausland zu hören, ich stelle mir das als eine Erholung vor nachden ganzen Anstrengungen, Bulgarischzu verstehen (obwohl die beiden Spra-chen slawisch sind, versteht man nichtunbedingt viel).

Die Luft in der Grabstätte ist stickigund für mich ist die ganze Besichtigungkein großes Ereignis; nicht weil ich dasGrabmal schon von früher kannte, son-dern weil wir uns nicht das Original anse-hen (dieses ist konserviert und für Touri-sten 1:1 nachgebaut worden). Trotzdemmuss ich zugeben, dass die Wandmale-reien wirklich beeindruckend in ihrerFarbenintensität sind (ich hoffe sehr, dassdie Geschichte mit dem Wasserschlauchdoch nicht ganz stimmt!), besonderswenn man bedenkt, wann sie geschaffenwurden und über welche Maltechnikenman in dieser Zeit verfügte.

Donnerstag, 7. Juni (5. Tag)

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Quer durch die thrakische Tiefebene und direkt auf das Balkan-Gebirge zu: Fahrt nach Kazanlăk

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Es ist noch Zeit, Rosenöl, -schampoo, -seifeetc. einzukaufen oder einen türkischen Kaffeezu trinken, dann geht es weiter. Eine kurzeFahrt, und wir näheren uns der russischenKirche bei Šipka. Von Weitem kann man diegoldenen Kuppeln sehen, die einen wunder-schönen Kontrast zu der grünen Landschaft bil-den. Bevor wir ein bisschen Zeit bekommen,um uns alles in Ruhe zu besichtigen, halte ichein kurzes Referat, in dem ich über den Šipka-Pass, die historischen Ereignisse, die sich dortabgespielt haben, und die Entstehung der Kir-che erzähle. Und an dieser Stelle möchte ichoffiziell etwas klären: die Ikonostase wurdenicht geschnitzelt, sondern geschnitzt, ich ent-schuldige mich vielmals für den kleinen Fehler![OK – S.K.]

Unser Tagesplan führt uns weiter zumŠipka-Pass mit seinem Denkmal, zu dem wirnur den letzten Rest zu Fuß hinaufsteigen (dieknapp 900 Stufen schrecken uns ab). Ein Teilunserer Gruppe macht dafür einen kleinenAbstecher zu dem russischen Kreuz, das inSichtweite des Hauptdenkmals und am soge-nannten “Orlovo gnezdo” (auf Deutsch “Adler-nest”) steht. Dort wurden der Überlieferungnach die härtesten Kämpfe geführt. Nach einer,wie man später sehen wird, sehr gut gelunge-nen Fotosession, schließen wir uns den anderenan. Da wir zu erschöpft (oder faul?) waren, alle900 Stufen zu dem Denkmal hinaufzuklettern,entscheiden wir wenigstens, die fünf Etagen desTurms hochzusteigen. Die kleine Mühe wirdmit einem gewaltigen Ausblick über den gan-zen Nationalpark und das Balkangebirgebelohnt. Wieder unten auf der Paß-höhe angekommen [jetzt aber alle900 Stufen zu Fuß! – S.K.], gönnenwir uns einen Šopska-Salat undeine Tasse Kaffee in einer kleinenImbissbude, die so stark nach Holz-lack riecht, dass manche sie baldwieder verlassen müssen. Nachdemwir neue Kräfte getankt haben,machen wir uns auf den Weg nachVeliko Tărnovo.

Nevena Tsvetkova

Donnerstag, 7. Juni (5. Tag)

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Die kryptische Bemerkung zur “Geschichte mitdem Wasserschlauch” sei zum besseren Ver-ständnis erläutert: angeblich, so das Gerücht, sindin kommunistischer Zeit, als Ljudmila Živkovasich einen Namen mit der Publikation von Kul-turgütern machte, für die Veröffentlichung vonKazanlăškata grobnica (1974) die Fresken desGrabmales beim Photographien – des besserenKontrastes wegen – mit Wasser besprengt worden,was ihnen erheblich geschadet haben soll, so daßman sie heute angeblich auch Fachleuten gar nichtmehr gerne vorzeigt.S.K.

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Kazanlăk – die bedeutendste Stadt im Rosental mit ca. 50 000 Einwohnern. Sie liegtzwischen dem Balkangebirge und dem Gebirge Sredna Gora und ist Zentrum derTextilindustrie und Musikinstrumentenproduktion. Am meisten ist sie jedoch bekanntfür ihre Rosenölproduktion.

Thraker – großes Volk in der Antike, das im ganzen Balkangebiet siedelte (von dennördlichen Karpaten bis zum Ägäischen Meer). Sie besaßen keine eigene Schrift, ausden überlieferten Inschriften und Ortsnamen kann aber man schließen, dass ihre Spra-che zur indogermanischen Sprachfamilie gehörte.

Thrakisches Grabmal von Kazanlăk – zufällig 1944 entdeckt. Es besteht aus einemVorraum (1,95m lang und 1,20m breit) und einer Kammer mit Kuppel (3,25m hoch).Seine Weltbedeutung verdankt es den Wandmalereien, die zu den besterhaltenen derfrühhellenistischen Epoche zählen (Ende des 4. und Anfang des 3. Jh.s v. Chr.). Eswurden vier Farben verwendet: gelb, rot, schwarz und weiß. Die Hauptszene stellteinen thrakischen Herrscher und seine Frau beim Festmahl nach einem Begräbnis dar.Es sind noch ein Weinschenksklave, zwei Musikerinnen, ein Kutscher mit zwei gesat-telten Pferden und ein junger Mann in einem Kampfwagen zu sehen. Das Grabmalwurde als erstes von neun bulgarischen Denkmälern in die Liste der von UNESCOunter Denkmalschutz gestellten Objekte aufgenommen.

Šipka-Pass – Gebirgspass im Balkange-birge, der zwischen Gabrovo undKazanlăk liegt und eine wichtige Verbin-dung zwischen Nord- und Südbulgariendarstellt. Er ist knapp 1200m hoch, wurdezuerst von den Römern und später vonden Thrakern ausgebaut. Im russisch-tür-kischen Krieg fiel dort die Entscheidungdes bulgarischen Befreiungskampfs (1877-78). In Bulgarien ist Šipka – die Schlacht – ein wichtiges Symbol. Im bulgarischenNationalbewusstsein ist diese Schlacht tie-fer verankert als der entscheidendeKampf für die Befreiung Bulgariens vomtürkischen Joch (die Schlacht von Pleven), ist aber militärisch gesehen unbedeutender.

Šipka-Denkmal – liegt in Sichtweite des Passes, wurde 1934 mit Spenden errichtet. Esist ein Steinturm mit 31,5 m Höhe, vor dem Eingang steht ein Bronzelöwe von 8mLänge und 4m Höhe. Der Turm hat 5 Etagen: in der ersten steht ein Marmorsarko-phag mit Knochenüberresten der Kämpfer, in den anderen vier sind bulgarische Trup-penfahnen und andere Reliquien ausgestellt.

Russische Kirche – ein Denkmal der Helden von Šipka und ein Meisterwerk derArchitektur. Sie wurde im Stil der russischen Kirchen aus dem 17. Jh. erbaut und hat 5vergoldete zwiebelförmige Kuppeln, von denen die höchste 33m hoch ist. Die Kirchehat 17 Glockentürme, die zusammen 20t wiegen. Auf der Hauptikonostase, die völligvergoldet ist, sind 83 Ikonen zu sehen. Am Haupteingang wurden 34 Gedenktafelnmontiert, worauf mit goldenen Buchstaben die Namen der Opfer - 18 491 Mann –geschrieben sind.

Donnerstag, 7. Juni (5. Tag)

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Nach einer weite-ren kurvigen, holperi-gen und amüsantenFahrt über das Bal-kangebirge an Gabro-vo vorbei erreichenwir am späten Nach-mittag – bei strahlen-dem Sonnenschein! –das kleine, aber rechtkomfortable HotelMilenium in VelikoTărnovo.

Unterwegs wirdbeschlossen, sich andiesem Abend aufeinen Stadtrundgangzu beschränken underst am nächsten Mor-gen die Burganlage zubesichtigen. Wie im-mer ist nach derAnkunft erst einmaleine kurze Dusch-und Umziehpause nö-tig, bevor die ganzeGruppe sich zur Stadt-führung aufmacht.Endlich eine Stadtbe-sichtigung ohne nasseHaare und durch-weichte Schuhe!

Der Charme vonVeliko Tărnovo istumwerfend, die histo-rische Altstadt stelltsich als wahres Juwel heraus. Bei herrlicher Abendstimmung schlendern wir durchdie Gässchen und sind beeindruckt von dem Stadtpanorama, das sich uns im Lichtder Abendsonne präsentiert: der Fluss Jantra, der sich in weiten Windungen durchdie Stadt schlängelt, die Hügel, die zu ihm hin sanft abfallen und mit romantischanmutenden Häusern bebaut sind. Kein Wunder, dass der sowjetische Dichter Kon-stantin Paustovskij Tărnovo einst so beschrieb:

„Ich verbrachte dort drei Tage, doch auch heute kann ich die Stadt nicht als eineRealität empfinden. Als ob man hier in alten Zeiten ein Schauspiel aufführte, unddanach Autor, Darsteller und Zuschauer verstarben, und nur die Bühnenbilder die-ser märchenhaften Stadt zurückgeblieben sind.“

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Oben: Der Anfang der Handwerkergasse; rechts vorne die Säulen des HansUnten: Malerische Altstadthäuser

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Unser Weg durch die Stadt führt uns am Haus mit dem Äffchen, dem Wirtshausdes Hadži Nikola und der Kirche des Heiligen Konstantin und der Heiligen Elenavorbei, allesamt von (Veliko) Tărnovos bekanntestem Baumeister Nikola Fičeverbaut. In der Samovodska-Ladenstraße mit ihren kleinen Werkstätten und Lädenerkennen wir vieles wieder aus einem Film, den wir im Exkursionsseminar gesehenhaben. Wir glauben sogar, die Werkstatt des dort interviewten Messerschmieds zuentdecken. Zuletzt wird der Konak besichtigt, in dem 1878 die erste Nationalver-sammlung stattfand und die bulgarische Unabhängigkeit nach der jahrhundertelangenTürkenherrschaft verkündet wurde.

Unser Tisch für das Abendessen ist schon reserviert, aber zuvor müssen unbedingtnoch Souvenirs gekauft werden! Der Laden, den wir finden, ist eine Goldgrube: HerrKempgen kann seine Sammlung von T-Shirts mit kyrillischen und glagolitischenAlphabeten erweitern, es gibt wieder mas-senweise Erzeugnisse aus Rosenöl imAngebot und Frau Malygin schafft es,einen Rabatt auf ihre drei neu erworbenenSchals herauszuschlagen. Wer weiß, woman das nächste Mal wieder so günstig soschöne Sachen einkaufen kann!

Das Abendessen muss diesmal ohneHerrn Houswitschka und Frau De Rentiisstattfinden, da diese an einer Konferenz inder Stadt teilnehmen (s. Kasten). DasEssen schmeckt wie immer herrlich undwir haben es uns auch redlich verdient,nachdem wir uns endlich in der monu-mentalen Speisekarte mit gefühlten hun-dert Seiten zurechtgefunden haben. DiePortionen erweisen sich als ähnlich monu-mental, ich will beim Anblick meinersogenannten kleinen Pizza (es kann janicht immer Balkan-Food sein) schon fastkapitulieren und fragemich, wie wohl einegroße Pizza hieraussehen mag. DerTisch biegt sich unterall dem leckeren Essen,als wir erfahren, dassum 21.30 Uhr die all-abendliche Lichtshowauf dem Carevecbeginnen soll, die lautNevena spektakulär istund die somit keinervon uns verpassen will.Also, den letzten Bis-

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Ireland Across Cultures, June 7–9,Hotel Yantra, Veliko Tarnovo

Die Organisation der Tagung hatte Ass.Prof. Dr.Ludmilla Kostova, die gleichzeitig die für denERASMUS-Austausch mit Bamberg zuständigist. Sie war von S.K. vor der Exkursion ange-mailt worden, ob nicht ein Treffen möglich sei.Da sie nun aber mit der Konferenz beschäftigtwar, hatte sie umgekehrt Bamberger Vertreter zudem “Conference Dinner” in Anwesenheit des iri-schen Botschafters eingeladen. Also waren DekanProf. Houswitschka und Frau Prof. de Rentiisdem Rufe in das Hotel gefolgt, hatten überausinteressante Gespräche geführt, mit FrauKostova, aber auch mit anderen Konferenzteil-nehmern, zu denen z.B. Herr Houswitschka teil-weise immer schon Kontakte hatte knüpfen wol-len – in Bulgarien trafen sie sich nun.

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sen herunterschlucken, den Rest einpacken lassen, und los geht’s, mit Brot und Pizzain Pappkartons unter dem Arm. Aber was haben Herr Kempgen und Frau Malyginda in ihren Plastikflaschen? „Na, den Wein vom Abendessen, den kann man ja nichtwegschütten!“ wird der entgeistert dreinschauenden Nevena erklärt. Sie ärgert sichdaraufhin schwarz, ihre gute Flasche Wein halbvoll stehen gelassen zu haben: „Ichhab gedacht, ich lauf doch nicht mit dem Wein in der Gegend rum wie ein Penner!“[S.K.: Haben wir ausgesehen wie Penner? – E.M.: Auf gar keinen Fall!]

Leider findet an diesem Abend nicht die reguläre Licht- und Tonshow auf demBurgberg statt, die Nevena uns so gern gezeigt hätte, sondern ein japanischesTrommelkonzert (für Gehörlose), das von einer anderen Lichtshow begleitet wird.Auch wenn diese wohl nicht so überwältigend ist wie das Original, bildet sie einenschönen vorläufigen Abschluss für unseren Abend in Veliko Tărnovo. Vorläufig, weiles erst elf Uhr ist, weshalb man allgemein beschließt, dass auf jeden Fall noch dieHotelbar getestet werden muss. Bei Radler und Wein (Radlerfraktion grüßt Wein-fraktion!) wird dort noch bis weit nach Mitternacht geredet und gelacht. Zu späterStunde stoßen auch wieder Frau De Rentiis und Herr Houswitschka zu uns, diedarüber klagen, vom guten Buffet bei der Konferenz nichts mehr abbekommen zuhaben aufgrund der Gefräßigkeit der anderen Konferenzteilnehmer. Die arme Liliahat leider wegen ihrer Erkältung vom Abend in Veliko Tărnovo wenig mitbekom-men, sie schläft die meiste Zeit auf ihrem Zimmer und wartet darauf, dass es ihrwieder besser geht. Glücklicherweise kann Nevena ihr wenigstens als kleinen Trostjede Menge Essen anbieten, so dass Lilia nicht hungern muss.

Anna-Maria Meyer

Donnerstag, 7. Juni (5. Tag)

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Veliko Tărnovo. Die Nacht ist wie immer kurz, und diesmal soll es am Morgenschon eine halbe Stunde früher losgehen. Da heißt es noch eher aufstehen, da vordem Frühstück noch ein paar Besorgungen gemacht werden müssen, etwa Briefmar-ken (Mission gescheitert wegen Hunderter Rentner auf der Post), Paprikapaste undSchafskäse. An diesem Morgen rafft sich auch Lilia auf, der es schon besser geht, undso kann die Fahrt weitergehen zum Carevec – allerdings nicht ohne vorher nochunserem Lieblingssouvenirladen für weitere Glagolica-T-Shirts einen Besuch abzu-statten.

Der Carevec, der wichtigste Hü-gel von Veliko Tărnovo mit der imZweiten Bulgarischen Reich von ZarAsen erbauten Festung, ist beein-druckend und überraschend groß.Wir besichtigen den Todesfelsenund die Ruinen des ehemaligen Za-renschlosses, hören die Legendevom Balduinsturm und staunen(Herr Kempgen warnt uns noch vordem Eintreten mit den Worten„Achtung, Kulturschock!“) über dieüberwältigende Hässlichkeit derWandbemalungen in der Patriar-chenkirche, die wir uns wahrlich an-ders vorgestellt haben. In kommuni-stischer Zeit wurde das Innere derKirche neu gestaltet mit düsteren Fi-guren, die eher heidnischen Helden-sagen als einem religiösen Ursprungentsprungen zu sein scheinen unddem Besucher heute ein äußerst gewöhnungsbedürftiges Bild bieten.

Im Anschluss können wir in der Unterstadt auch die Kirche der Heiligen 40 Mär-tyrer besichtigen, die sicham Fuß des Carevecbefindet und aus interes-santem Stein (Muschel-kalk?) erbaut ist. Nachmehrjährigen Restaurie-rungsarbeiten erstrahlt siefür Besucher nun inneuem Glanz.

Anna-Maria Meyer

Freitag, 8. Juni (6. Tag)

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Der CarevecDer Carevec ist der wichtigste der vier Hügel, auf denenVeliko Tărnovo erbaut ist. Auf ihm befindet sich die Haupt-festung der Stadt, die im 2. Bulgarischen Reich von ZarIvan Asen errichtet wurde. Das Zarenschloss mitThronsaal, Hofkirche, Wirtschaftsräumen und anderenGebäuden in der Mitte des Hügels galt als der Mittelpunktdes bulgarischen Zarenreichs zu dieser Zeit. Auf dem höch-sten Punkt des Hügels steht die Patriarchenkirche „ChristiHimmelfahrt“, als Krone der Stadt, symbolisch für die geis-liche Herrschaft. Sie wurde 1393 bei der Eroberung derStadt durch die Türken zerstört, ebenso wie das Zaren-schloss.Des Weiteren befinden sich auf dem Carevec der Richt- oderTodesfelsen, von dem einst Verräter zur Strafe für ihreUntreue in die Jantra geworfen wurden, und der Balduin-sturm. Der Legende nach nahm Zar Kalojan dort Baldiunvon Flandern gefangen und ließ ihn schließlich töten, nach-dem die Zarin ihn aus Rache für ihre unerwiderte Liebeverleumdet hatte.Insgesamt wurden auf dem Carevec über 400 Gebäudegefunden, darunter 21 Kirchen und vier Klöster.

Referat auf dem Carevec. Wer fehlt denn da??

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Veliko Tărnovo:Der Tag beginntmit einem außer-ordentlich interes-santen Rundgangauf dem Carevecin Veliko Tărno-vo. Dabei wirdder Richtfelsen fürein gewagtes Fo-toshooting ge-nutzt. Eine Rie-senüberaschungist die Innenaus-malung der Patri-archenkirche: sehrgewagte, fastschon expresioni-stische Darstel-lungen von Heili-gen und Herr-schern collagenar-tig zusammenge-setzt, brutaleKreuzigungssze-nen und der über-wiegende Grau-ton erzeugen einesehr depressiveUntergangsstim-mung. Auf jedenFall ein Erlebnis!

Lilia Kress

Fotoshooting auf dem Richtfelsen: Runter kommen sie immer…

Die Kirche der Heiligen 40 MärtyrerUnterhalb des Carevec kann man heute nach mehrjährigen Renovierungsarbeiten die Kirche derHeiligen 40 Märtyrer besichtigen. Sie wurde 1230 anlässlich des Sieges der Bulgaren in derSchlacht bei Klokotnica von Zar Ivan Asen II gebaut. Die dreischiffige Basilika war bis zu ihrerUmwandlung in eine Moschee 1853 eine christliche Kirche. 1913 wurde sie bei einem Erdbebenstark zerstört. Interessant an ihr sind vor allem drei Säulen in ihrem Inneren, die wichtige histori-sche Inschriften tragen: die auf Altbulgarisch geschriebene Asen-Säule, die griechische Säule desKhans Omurtag und eine weitere mit der griechischen Inschrift „Festung Rodosto“. In der Kirchebefindet sich das (ehemalige) Grab des serbischen Nationalheiligen St. Sava, der allerdings schonbald nach seinem Tod nach Serbien übergesiedelt wurde. A.-M. M.

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Wiederbeisetzung der Reliquien von Zar Kalojan19. April 2007

800 Jahre nach dem Tod des bulgarischen Zaren Kalojan werdenseine Reliquen in der Hl. 40 Märtyrer – Kirche in Veliko Tar-novo mit staatlichen Ehren wiederbeigesetzt. Die Gebeine sindin einen spezial gefertigten Sarg mit dem Zeichen von Kalojan –seinem persönlichen Wappen, gelegt. Bei der Zeremonie wirddas Protokoll für ein staatliches Begräbnis eingehalten.

Dem Begräbnis werden der Staatsoberhaupt Georgi Parvanov,der Kulturminister Stefan Danailov und der Direktor des Natio-nalen Historischen Museums Boshidar Dimitrov beiwohnen. DerVeliko Tarnover Metropolit Grigorij wird um 11.00 Uhr in derHl. 40 Märtyrer – Kirche eine Totenmesse abhalten.

Kalojan war von 1197 bis 1207 Zar der Bulgaren. Unter Kalojan stabilisierte sich dieOberschicht des Reiches, das sich erst kurz zuvor aus der byzantinischen Herrschaftgelöst hatte, was sich unter anderem durch die Verleihung einer Königskrone durchPapst Innozenz III. ausdrückte. Kalojan hatte dem Papst zuvor angeboten, die bulgari-sche Kirche mit der römisch-katholischen zu vereinen. 1204 eroberten die Kämpfer desVierten Kreuzzugs Konstantinopel. Vertreter aus den nicht von den Kreuzfahrern kon-trollierten Teilen des Byzantinischen Reiches boten Kalojan an, ihn zum Kaiser zumachen, wenn er gegen die neuen Herrscher vorgehe. Kalojan übernahm die Kontrolleüber. Daraufhin begannen Venezianer und Kreuzfahrer am 29. März 1205 mit der Bela-gerung der Stadt. Kalojan sammelte ein Entsatzheer aus Bulgaren, Walachen und Kuma-nen, das den Kreuzfahrern zahlenmäßig deutlich überlegen war. Am 14. April kam eszwischen den beiden Heeren zur Schlacht von Adrianopel. Kalojan siegte und nahmKaiser Baldiun I. gefangen, der am 11. Juni in der Haft starb.

http://www.plovdivguide.com/newsfiles/news.php?id=2446&lang_id=3

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Weiter geht es zum Preobraženski-Kloster. Leider ist von der Klosteranlage ausdem 14. Jh. nicht mehr alles erhalten. Ein sehr alter Mönch sitzt auf einer Bank vorder Kirche und blickt immer wieder auf seine Taschenuhr, die er fest in den Händenhält. Ein rührender Anblick. Als wir fragen, ob wir fotografieren dürfen, erfahren wir,dass er vollkommen taub ist (Foto siehe Titelseite!).

Hinter der Kirche erstreckt sich eine Felswand und nur einige Meter neben derKirche liegt ein hinuntergebrochenes Felsstück mit einem Durchmesser von grobgeschätzt 2-3 Metern (s. Foto!). Erstaunlich, dass die Kirche selbst bisher verschontgeblieben ist. Das Kircheninnere wird momentan von dem über Jahre angesammeltenKerzenruß gesäubert, unter dem sich wunderschöne Wandmalereien des 19. Jh.sbefinden. Im Hinterhof des Klosters stehen ein paar Bienenstöcke und der Honigwird in der Klosterkirche verkauft.

Lilia Kress

Der Weg bis Koprivštica, unserem nächsten Ziel, ist weit, und nach etwa zweiStunden Fahrt sind alle froh, für eine Mittagspause aus dem warmen Bus steigen zukönnen. Diesmal müssen wir uns unsere bulgarische Brotzeit wirklich verdienen,denn es gilt, beim Trojan-Kloster eine äußerst instabil aussehende Hängebrücke (s.nächste Seite!) zu überqueren, die glatt einem Indiana Jones-Film entsprungen seinkönnte, und in waghalsigen Manövern über Ufersteine zu balancieren. Direkt unterdieser Todesbrücke auf den Steinen praktizieren wir Extrempicknicking [diesmalkönnen wir sogar richtigen bulgarischen (!) Schafskäse genießen! – L.K.], bei herrli-chem Sonnenschein mit dem ersten Sonnenbrand der Woche auf dem Rücken. Undbei Käse und Oliven mit den Füßen im herrlich kühlen Wasser kann man denken:was für ein großes Glück, hier in Bulgarien zu sein!

Anna-Maria Meyer

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Auf dem Rückweg zum Bus haben dann zwei von uns die Gelegenheit, den Hin-terhof eines Hauses zu besichtigen. Eine sehr alte Frau, die auf einer Bank vor ihremHaus sitzt, winkt uns nach kurzem “Dürfen wir auf Ihre Toilette?” nach hinten.Durch das große Holztor gegangen fühlt man sich um 150 Jahre zurückversetzt. BeimAbschied erst erkundigt sie sich, wer wir sind, und erzählt kurz von ihrer Situation.

Das Trojankloster liegt auf der anderen Seite des Flusses. Es ist das drittgrößteKloster Bulgariens und stammt aus dem 16. Jh. Der Klosterkomplex ist sehr gepflegt,man sieht sofort, dass es im 19. Jh. wieder aufgebaut wurde. Als wir uns nicht ganzlegalerweise zum Fotografieren auf eine der Treppen begeben, entdecken wir die zuÜbernachtungszwecken umgebauten Mönschskammern: sehr geräumig und zumÜbernachten bestimmt zu empfehlen.

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Weiter geht es zu unserem letzten Ziel, dem Museumsdorf Koprivštica. Eine sehrruckelige Fahrt durch die engen Gassen, die nicht großartig gepflastert sind, führt unszu unserem Hotel “Panorama”, und das Panorama ist herrlich!

Für den Abendsind wir im etwastiefer gelegenenDorfkern in einemnetten Restaurantzum Essen verabre-det.

Anlässlich desGeburtstages vonHerrn H. singt FrauMalygin ein wun-derschönes russi-sches Volkslied,was wiederum FrauDe Rentiis veran-lasst, zwei kurzeitalienische Liederanzustimmen. Wir Studenten kriegen dann sogar noch die erste Strophe des Liedes“Hoch auf dem gelben Wagen” zusammen. Und so wird mit viel kulturellem Aus-tausch und dem Genuss landestypischer Speisen und Getränke, von dem überausbeflissenen (“čaj – limončik – mersi”) und um unser Wohl besorgten Kellner auf dasvortrefflichste unterstützt, unser letzter Abend in Bulgarien ein voller Erfolg.

Lilia Kress

Live-Musik im Gasthaus von Djado Liben

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Vladimir Zarev: Verfall (Roman)Bei passender Gelegenheit (am Abschlussabend in Koprivštica) wird einem der Teil-nehmer ein kleines Präsent überreicht, das hier noch einmal dokumentiert werden soll,weil es a) in der allgemeinen Reiselektüre vorkommt (vgl. S. 59), b) die aktuelle Situa-tion in Bulgarien aufarbeitet.

Klappentext:Die Entdeckung eines großen europäischenErzählers. Unterschiedlicher können Entwick-lungen nicht sein: Während der SchriftstellerMartin die abstrusesten Jobs annimmt, um seineFamilie über Wasser zu halten, kommt Bojandurch Zigarettenschmuggel zu Geld - derBeginn einer Karriere, in der kriminelleMachenschaften, Korruption und ErpressungBojan zu unvorstellbarem Reichtum verhelfen.Doch der moralische Verfall ist spürbar, Wertewerden über Bord geworfen, denn es zählen nurnoch Macht und Geld. Martin unterdessen, zusozialistischen Zeiten ein geachteter Autor, derdie Freiheit als das höchste Gut ansah, kommtmit der Realität nicht zurecht. Er steht auf derVerliererseite, und als seine finanzielle Situationimmer schwieriger wird und er seine Sorgen imAlkohol ertränkt, ist das Unglück nicht mehraufzuhalten. Mit schonungsloser Genauigkeitzeichnet Vladimir Zarev zwei typische menschli-che Schicksale in Zeiten des politischenUmbruchs. Während machtbesessene, »demokra-

tisch« regierende Politiker, die das Land eigentlich in ein anderes politisches Systemüberführen sollen, Bulgarien ausbluten lassen, lebt der größte Teil der Gesellschaft ingrößter Not. Komisch, lehrreich und literarisch brillant - Vladimir Zarev, in Bulgarienein literarischer Superstar, kann nun auch vom deutschsprachigen Publikum entdecktwerden. Eine echte Überraschung.

Rezensionsnotiz - Neue Zürcher Zeitung, 21.05.2007Vladimir Zarev lässt einen Verlierer und einen gaunerhaften Aufsteiger im postkom-munistischen Bulgarien um ihre Existenz ringen und zeichnet ein grelles Panoramader Nachwendezeit, wobei er der notorischen bulgarischen Unterhaltungsliteratur inSachen 'sex and crime' in nichts nachsteht, meint Jörg Plath amüsiert. Während Zarevsich nämlich ungehemmt den Versatzstücken der Trivialliteratur hingebe, distanziereer sich gleichzeitig davon, indem er sie seiner Hauptfigur, dem glücklosen Schriftstel-ler Sestrimski zuschreibt, der einen Roman über einen gerissenen Gewinnler derhistorischen Gegebenheiten verfasst. Der Autor konnte seinen achten Roman 2003nur mit Mühe bei einem kleinen Verlag veröffentlichen und landete dann den größ-ten Literaturerfolg seit Ende des Kommunismus, weiß der Rezensent. Wenn er auchfindet, dass sich das Buch mitunter etwas zieht und Zarev unter den burlesken Ereig-nissen der chaotischen Entwicklungen manchmal der Faden seiner Geschichte ent-gleitet, so will ihm dennoch scheinen, als hätte der Autor mit seinem Roman ein tref-fendes Bild vom Bulgarien nach der Wende gezeichnet.

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Koprivštica. Am Morgen heißt es zum letzten Male: aufstehen, frühstücken, packen,auschecken, Bus erklimmen, losfahren. Schade! Aber zuerst einmal haben wir ja nochviel vor uns. Schon das Frühstück ist ein erster Genuß (s. Foto)! Anschließendversammeln sich alle brav undpünktlich vor dem Bus – bis auf zwei(wer wohl??). Aber die kommenschließlich auch, und dann kann eslosgehen. Stojko nimmt die lange,sichere Route und umfährt dieGassen, die ihm schon am Tag zuvornicht ganz geheuer waren. Wirsteigen in der Dorfmitte aus und losgeht es: mit dem Referat und derFührung von Erna Malygin (s. Foto),die bei der Vorbereitung auf Kopriv-štica immer mehr Interesse an demOrt und seiner Geschichte gefundenhat. Bei herrlichstem Sonnenschein hören wir den einleitenden Teil des Referates aufdem Dorfplatz, dann geht es mit dem Rundgang los (s. auch die Erläuterungen aufder nächsten Seite): zuerst zum prachtvollen (unsymmetrischen) Oslekov-Haus mitseinen vielen Schwalbennestern unter dem Vorbau, dann zum eindrucksvollen undarchitektonisch ganz anders konstruierten Debeljanov-Haus, in dem die ungewohntniedrigen Türstürze bald auch den des Bulgarischen nicht Mächtigen deutlichmachen, was die entsprechenden Hinweisschilder wohl besagen. Und schließlichweiter zur Muttergottes-Kirche mit ihrem Friedhof, wo im Übrigen das Original derSkulptur der wartenden Mutter steht, deren Kopie sich vor dem Debeljanov-Hausbefindet.

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Die Stationen des Koprivštica-Rundganges:Start beim Platz des 20. April mit dem einführenden Teil des Referates; Kauf der Sammeltik-kets bei Nr. 14; erste Besichtigung: Oslekov-Haus, Nr. 16. Dann Weitergang zum Debeljanov-Haus, Nr. 17. Rückkehr zur Mitte des Ortes und Besichtigung von Nr. 29, dem Gelände derblauen (!) Muttergottes-Kirche. Anschließend Nr. 18, Kableškov-Haus. Ein paar Meter denHügel hinunter zur Brücke des ersten Schusses, Nr. 23. Und zum Abschluss noch Nr. 19, dasLjutov-Haus.

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In der Muttergottes-Kirche treffen wir prompt den der Exkursonsleitung schonvon früher bekannten Popen, der es sehr bedauert, dass wir am morgen gekommensind (“noch keineZeit für Schnaps”),zumal er gleich nocheine Verlobung zuvollziehen hat.Ersatzweise aber lässter den männlichenTeil der Gruppe indas Allerheiligstehinter der Ikonostaseund holt von dortseinen größten Schatzhervor, ein in Russ-land gedrucktesEvangeliar. Um diekirchliche Feier we-nigstens in Teilenmitzuerleben, kehrennach dem Ende des gemeinsamen Rundganges einige Teilnehmer noch einmal kurzzur Kirche zurück (andere sonnen sich oder essen schnell einen Salat). Was wir allebei dieser Kirche lernen: warum sie blau ist. Dies ist nämlich die Farbe, die generellMuttergottes-Kirchen kennzeichnet (was empirisch an weiteren Beispielen überprüftwerden müsste).

Weiter geht es zum Todor-Kableškov-Haus (s. Foto auf der nächsten Seite), dassowohl mit seiner Prachtfassade wie mitder schönen Inneneinrichtung und denExponanten beeindruckt. Hier bringenErna Malygin und Nevena auf demInnenhof den “mit Blut geschriebenen”flammenden Aufruf des Revolutionärszu Gehör, der seine Landsleute anspornt,dem Beispiel anderer zu folgen und dietürkische Sklaverei abzuschütteln.

Die “Brücke des ersten Schusses” istAnlass, sich an die Revolutionäre undihren Mut noch einmal zu erinnern,bevor zum Abschluß das Ljutov-Hausnoch einmal einen Eindruck von derAtmosphäre in den Häusern Koprivšticasbietet.

S.K.

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Koprivštica

„...Заслугите (на копривщенци) през това време за българския народ встопанска, народностна, езикова и политическа насока са неоценими” – д-р Хр.Кесяков.

Geographische LageKoprivštica befindet sich 1060 m über den Meeresspiegel auf beiden Seiten des Flusses

Topolka. Unweit von ihr erheben sich die beiden höchsten Berge des Gebirges SrednaGora – der Bogdan (1604 m) und der Burnaja (1594 m).

Geschichte des OrtesKoprivštica entstand im 14. Jh. Vermutlich wurde das Dorf 1393 von bulgarischen

Flüchtlingen aus den Städten in der Ebene gegründet. Viehzucht, Handwerk, Malereiund Textilmanufakturen (Weberei, Kürschnerei) sicherten eine wirtschaftliche und kultu-relle Blüte. Mit ihren Waren zogen die Bewohner des Dorfes auf die Märkte bis nachIstanbul. Dreimal wurde der reiche Ort von Plünderern ausgeraubt und niedergebrannt.Aber er konnte sich trotzdem zu einem wichtigen Zentrum des Kunsthandwerks und derKunst im 19. Jh. entwickeln.

Damals, vor 200 Jahren, besaß Koprivštica 1000 Häuser und rund 12.000 Einwohner.Es wurden schöne geräumige Häuser gebaut, Schulen, Kirchen, Brunnen und Brücken.Die erste kirchliche Gemeindeschule wurde hier bereits 1810 gegründet.

Koprivštica gehört zum Typ des so genannten Vojnik-Dorfes, das eine selbstbewussteund auch wirtschaftlich unabhängige Bevölkerung beherbergte. Die Bewohner dieserDörfer wurden im Kriegsfall zu besonderen Hilfsdiensten herangezogen. Koprivšticawurde von den Osmanen verschont und nicht zerstört, weil wohlhabende Kaufleute undHandwerker es sozusagen freikauften. So ist Bulgarien ein wertvolles Baudenkmal ausvergangenen Jahrhunderten erhalten geblieben.

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DenkmälerDas Dorf ist jetzt Museumsreservat und steht unter Denkmalschutz. Deutlicher Aus-

druck der einstigen wirtschaftlichen und kulturellen Blüte sind die zahlreichen öffentli-chen Bauten und Bürgerhäuser. In einem Teil der sehenswerten Gebäude sind heuteMuseen eingerichtet (s. Sammeleintrittskarte unten). Die ältesten Häuser im Ort sindüber 300 Jahre alt.

Die Häuser aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ihren mehrfarbigen Fassa-den und sonnigen Veranden, mit ihren vorstehenden Dachüberhängen und Nischen undihren geschnitzten Decken sind mit modischen europäischen Möbeln exquisit eingerich-tet. Die Oslekov-, Ljutov- und Kableškov-Häuser (s. Foto vorige Seite) u.a. sind alle guteBeispiele für die spätere Architektur der Nationalen Wiedergeburt.

Erna Malygin

Berühmte Persönlichkeiten aus Koprivštica

Dimčo Debeljanov (1887 – 1916)Georgi Benkovski (1843 – 1876) Ljuben Karavelov (1834 – 1879)Petko Karavelov (1843 – 1903)Todor Kableškov (1851 – 1876)

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Um 12 Uhr heißt es dann, Abschied zu nehmen von diesem sympathischenBergdorf. Der Bus bricht mit uns zu seiner letzten größeren Etappe auf, der Rück-fahrt nach Sofia. Zwei Stunden später erreichen wir ohne Probleme die Außenbe-zirke der Stadt. Da Präsident Bush ausgerechnet heute zu Besuch erwartet wird, istdie Innenstadt komplett gesperrt, der private Autoverkehr dort für drei Tage unter-sagt, also Ausnahmezustand, worüber auch die Tageszeitungen empört berichten.Aus diesem Grunde macht es nicht viel Sinn, einen nochmaligen Aufenthalt in derStadt selbst vorzusehen, aber die Peripherie bietet auch gern genutzte Infrastruktur:Stojko kutschiert uns zu einem Supermarkt in der Nähe seiner Wohnung, wir habeneine halbe Stunde frei, um einkaufen zu gehen – Mitbringsel für zu Hause (Zigaret-ten, Schafskäse, je nachdem) oder Kleinigkeiten, um den mittäglichen Hunger zu stil-len. Nevena hat sich gut mit Kaffee eingedeckt, entdeckt dann aber bei einem flüchti-gen Blick auf die Packungen den Hinweis “koffeinfrei”, was sie zu einem Entsetzens-schrei veranlasst. Also verschenkt sie den gesamten Kaffee an Herrn Kempgen, dersich bereiterklärt hat, notfalls auch solchen Kaffee zu trinken. Bei einem nochmaligenKontrollblick auf die Packung, wie dieser Irrtum denn habe passieren können, stelltsich dann aber doch gottlob heraus, dass das ominöse Wort nur in einem Hinweis aufweitere Sorten auftaucht und nicht etwa die vorliegende Packung beschreibt. Nevenaist hocherfreut, allerdings besitzt ja Herr Kempgen inzwischen den Kaffee, doch einegroßzügige Rückschenkung stellt die ursprünglichen Besitzverhältnisse wieder her.Als also alle Einkäufe erfolgreich erledigt sind, werden Restbestände an kleinenScheinen gesammelt, die Stojko dann als Dank für das umsichtige, vorsichtige Fahrenvon Herrn Kempgen mit Simultandolmetschen von Nevena überreicht werden.

Am Flughafen angekommen, werden ein letztes Mal die Koffer aus dem Busgeholt und jetzt reisefertig gemacht: Taschenmesser aus dem Handgepäck in denKoffer, Mitbringsel noch schnell in den Koffer, dann Einchecken, Passkontrolle –alles ohne Probleme. Es ist dann noch ausreichend Zeit, sanitäre Einrichtungen zusuchen (die nämlich rar und dazu schlecht ausgeschildert sind) und die freundlicheToilettenfrau zu überreden, die Putz- und Trockenphase vielleicht doch etwas zuverkürzen. Wer nochGeld übrig hat, kann esein letztes Mal in türki-schem Kaffee oder schonwieder in Capuccino an-legen, bis sich allepünktlich am Gate ein-finden – nur das Flug-zeug nicht, denn daskommt erst 20 min. spä-ter. Aber schließlich istes dann soweit, allehaben Platz genommenund wir verlassen wiederden bulgarischen Boden.

Zwei Stunden [und eine unerbittliche Schlacht um die Zeitungen im Flugzeug, A.-M.M.] später in München problemlos gelandet und mit allem Gepäck versehen, heißtes, Abschied zu nehmen von dreien, die in München bleiben. Der Rest geht zu demschon wartenden Linienbus, der uns wieder zum P41 bringt. Parkgebühr bezahlt,Auto wiedergefunden, getankt und die Rückfahrt nach Bamberg in Angriff genom-

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men. Da wir eine Person weniger als auf der Herfahrt sind, braucht Erna Malyginnicht auf dem Kindersitz in der vorderen Reihe Platz zu nehmen.

Die Handys informieren Wartende von der bevorstehenden Ankunft in Nürnberg,wo ein Teil der Gruppe abgeholt wird, der verbliebende letzte Teil bewältigt auchdie letzte Etappe nach Bamberg schnell und problemlos. Nacheinander setzt derFahrer alle ab (Anna-Maria und Philipp am Kranen, Christoph Houswitschka in derKönigsstraße und Nevena am Atrium), dann ist es geschafft: alle heil zu Hause ange-kommen, keine Zwischenfälle (außer Platzregen), alle beeindruckt und mit demGefühl, dass eine Woche eigentlich doch viel zu kurz gewesen sei…

S.K.

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Zuverlässiger Chauffeur für eine Woche: Stojko und sein Sprinter. Er kennt sich in Sofia, sei-ner Heimatstadt, allerdings deutlich besser aus als auf dem Lande.

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Während der Fahrt entstand bei den Teilnehmern spontan der Wunsch, dochwenigstens ein bulgarisches Lied zu erlernen. Die Wahl fiel auf Makedonsko devojče,das zumindest einigen schon bekannt war. Hier der Liedtext in seinermakedonischen (!) Fassung:

Makedonsko devojče[♫ K. Mancevski ~ V. Tomovska] Makedonsko devojče kitka šarena,vo gradina nebrana dar podarena. Nema zvezdi polični od tvojte oči,Da se noḱe na nebo den ḱe razdeni.

Koga kosi raspletiš kako koprina,lična si i polična od samovila.

Koga pesna zape-e slavej nadpe-e,koga ora za igra srce razigra.

[Refrain:]Dali ima n’ovoj beli svetpoubavo devojče od Makedonče?Nema, nema neke se rodipoubavo devojče od Makedonče!

Es ist eines der berühmtesten Lieder des mittleren Balkanraumes, das in ganz Ex-Jugoslawien und Bulgarien wie ein Volkslied gesungen wird. Es preist die unver-gleichliche Schönheit der mazedonischen Mädchen und Frauen und gibt denen derrestlichen Welt gleich dezent zu verstehen, dass sie die Hoffnung endlich aufgebensollen: “Gibt es in der großen, weiten Welt ein schöneres Mädchen? Nein, so einMädchen wird nie geboren werden.” (Quelle des Kommentars: Web).

Der genaue Wortlaut des Liedes variiert oft etwas, er wird auch oft sprachlich fehler-haft wiedergegeben. Die obige Fassung stellt eine korrigierte Version dar, und dieseVersion wird auch unten (s. nächste Seite) übersetzt. (S.K.)

Makedonsko devjoče • Text

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Die nachfolgende Übersetzung zu Makedonsko Devojče ist eher wörtlich als lyrisch.

Makedonisches Mädchen

Makedonisches Mädchen, bunter Blumenstrauß,im Garten gepflückt, als Geschenk geschenkt.

[Refrain]Gibt es auf dieser weiten Welt ein schöneres Mädchen als das makedonische? Nein, nein, niemals wird geborenein schöneres Mädchen als das makedonische.

Es gibt keine Sterne schöner als Deine Augen,dass nachts am Himmel der Tag erstrahlt.

Wenn Du deine Haare löst wie Seidenfäden, bist Du so schön wie eine Fee und noch schöner.

Wenn Du ein Lied anstimmst, dann übertriffst Du die Nachtigall. Wenn Du den Reigen tanzt, beginnt das Herz zu tanzen.

Wer eine holländische Wiedergabe bevorzugt, der möge sich an folgendem Textdelektieren (Quelle: www):

Macedonische meisjesMacedonische meisjes zijn als een boeket bloemen,in een siertuin geplukt en harmonisch geschiktZijn er in deze wereld mooiere meisjes dan Macedonisch?Nee, nooit werd er een mooier meisje geboren dan een Macedonische!Er zijn geen mooiere sterren dan jouw ogen en als ze aan de hemel zou-

den staan,zouden zij stralend de nieuwe dag verwelkomen.Als je haar los hangt ben je mooier dan een fee. Als je een lied zingt,lijk je op een nachtegaal, als jij de oro danst,breng jij een hart van slag!

Sogar die passenden Noten zu dem Lied sind im Internet zu finden (s. nächste Seite).Das Lied selbst ist z.B. auf iTunes in einem halben Dutzend Versionen zu finden, diezeigen, wie unverwüstlich dieses Lied ist.

Makedonsko devjoče • Übersetzung

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am dm G C

am dm E7 am

am dm am E7 am

Gesang1. 2.

am dm G C

B am E7 am

1. Makedonsko devoj e, kitka sarena, vo gradina nabrana, dar podarena.

Ref.: Dali ima n'ovoj beli svet, po-ubavo devoj e od makedon e. Nema, nema, ne ke se rodi, po-ubavo devoj e od makedon e.

2. Nema zvezdi poli ni od tvojte o i, da se no e na nebo, denje razdeni.

3. Koga kosi razpleteš, kako koprina, li na si i poli na od samovila.

4. Koga pesna zapee, slavej nadpee, koga ora zaigra, srce razigra.

Notation: Birgitt Karlson - 12/2004

Makedonsko devoj e Makedonien

Makedonsko devjoče • Die Noten (Quelle: www)

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Während der Exkursion an passender Stelle im Bus (s. Foto) verteilte Lektürematerialien,vorbereitend gesammelt und kopiert:

Brill, Klaus: Sofia spricht Deutsch. Wer in Bulgariens Hauptstadt spazieren geht, kommtsich seltsam heimisch vor. In: Süddeutsche Zeitung, 13.02.2007.

Brill, Klaus: Charmeoffensive auf Kyrillisch. Die Bulgaren benutzen ihren Nationalfeier-tag, um herzhaft für den Beitritt zur Europäischen Union zu werben. In: SüddeutscheZeitung, 26.05.2006.

Hagelüken, Alexander: Korruption gehört hier zum Alltag. Die Regierung malt nachaußen ein rosiges Bild - hinter den Kulissen kämpfen die Menschen mit alten Sorgen.In: Süddeutsche Zeitung, Juni 2003.

Henkel, Jürgen: Aufbruch im Tal der Rosen. Adieu Klischee! Der “graue Osten” gibt sichbunt und attraktiv. In: Rheinischer Merkur, 15.02.2007.

Magenau, Jörg: Der Lew fiel stark im Kurs, die Sprache auch. Mythischer Orpheus alsBundesgenosse aktueller Selbstbehauptung: Ein Schriftstellertreffen im bulgarischenPlovdiv. In: Süddeutsche Zeitung, 13.04.2007.

Martens, Michael: Die Kyrillisierung Europas. Mit Bulgarien hält auch ein neues Alpha-bet Einzug in die EU. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.12.2006.

Scharfenberg, Nadeschda: Attacke auf die Toleranz. Bulgarische Nationalisten entfachenin der Hauptstadt Sofia einen bizarren Streit um die Lautstärke muslimischer Gebete.In: Süddeutsche Zeitung, 20.07.2006.

Sommerbauer, Jutta: Wintersport im Wunderland. Die Badeorte an der Küste ziehenviele Touristen an. Doch auch das Landesinnere birgt reiche Kultur- und Natur-schätze. In: Rheinischer Merkur Spezial, 7/2007.

Voswinkel, Johannes: Das Recht des bösen Wolfs. EU-Erweiterung I: Warum Bulgarien,einst Musterschüler des Balkans, in Korruption und Lethargie stecken bleibt. In: DieZeit, 11.05.2006.

Gesammelte Reiselektüre

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Reiselektüre

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Reiseroute der Bulgarien-Exkursion 2007

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Ende • Finis • Konec

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