August von Cieszkowski - Prolegomena zur Historiosophie (1838)
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~~J.P y o 1 e g* o me B a
~u f H s t o y s <) p i e.
~S' von
~y~.August t von Cte.sxkowsit.i.
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*1
PROLEGOMENA
X~R HtSTORt~SOPMME
VONN
AUGU8T voN CIESZKOWSKI.
BERLIN, 1838.
BKt 1 VRtT T tJNn n CO M P.
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.-r––1
1. Kapitel.
Wtpj~amtamtKatte~ ~Vet~esetttettte.
Die Menschheit hat endlich die Stufe ihres Selbst-
bewusstseins etTeicht, dass sie nunmehr die Gesetze
ihres normalen Fortschrittes und ihrer Entwicklung
keinesweges für Ausgetmrten der Seibsttauschung
eifriger Geistesforscher, sondern wesenthch fur wahr-
hafte Bestimmungen des absoluten Gedankens Got-
tes, für die Manifestation der objectiven Vernunft
in der Weltgeschichte erkennt. Die blosse Auf-
stellung und partielle Durchführung dieses Principesist schon ein grosses Resultat, ganz unserer Epoche
wûrdig, und ihrem Character und Bedùrfoiss am
meisten entsprechend. Aber obgteich wir erst an-
fangen, uns in dem Labyrinthe der Geschichte zu-
recht zu finden, obgteich wir bereits viele Grund-
tagen der Nothwendigkeit ihrer Phasen erkannt
und viele abstracte und besondere Verhaltnisse be-
reits entrâthseh haben; so müssen wir doch im
Allgemeinen eingestehen, dass dieses Resultat haupt-sacMich bis jetzt formell und nurdei'Moglich-keit nach erreicht worden ist. Was dagegen seine
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fuhrung; hctritrt, soDurcit- und Ausfuhrung betritrt, so wie die Au!-
stellung des ganzen tnhaites und die ganztiche Lo-
sung des Tota)prob)ems, ungeachtet der vieten
Schatze, die uns die Philosophie schon vorbereitet
hat; so sind wir noch weit von dersetben entfernt,
d.h. die Mcnschheit hat wohlbegriiTsmassig
diespé-culative Nothwendigkeit und Regeimassigkeit dièses
Foi-tschrittës ëingesehèn, aber diesë!be bis jét~tnoch nicht ~irkHch und seinëm BegritTe gemas~dm'ch déh ganzen thhatt der Geschichte durchge-fûhi't. Sogar der Her~ôs der neuesten Phitosôphië,dei* die vehvickettesten Gedanken-Metam6i~hl~eBin ihrëtu téinen Et<eth€nt, so ~ie aûch în deren
Mà~iféstatiohen it) der rëaten We!t durchforscht
hat, verniochte das We~eh semer Dia!ektik, wetcheser in den Bësondërhe!teh der iGeschtchte matchs
gtucM!ch durcht'ahrte, n~cht !n detn Hàuptriss ihper
Entwicktung, im aUgemëmënund organischen Ver-taufiht'èrtdëe zû ~ërfdtgen, ungeachtet det' ~ross~n
Vërdtenst~, dits èr auf d'ettt I~e!de der PM!osophièdei' Geschichte sich erworbën hat, gte!chsam ats
ob er absichtiich m dieserLebënsfrag~derMensch-heit sëiheh Weg, sëinen Standpù'nkt Und semé
Ehtdeckungen Verlassen woHt'e. Manchër Uebër~gang aus einer Spharë in die andere, die Fo!~en
tterEpbchen undVotkër auf ëinander; so \vie thren
ge'gënsèitigen Nexus steHt er vortreinich dar; abet
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Welt. Er erkannte jedoch hald, dass das Wesen
Grieciteniands so bedeutend von))rumischen ahste-
che, dass es unmogiich sey, beide Spharen zu
vereinigen, und dass wenigstens solcher Unterschied
zwischen ihnen vorwaite, wie in analoger Weise
zwischen dem Orient und Griecherdand. Eine noch
grësserc Schwierigkeit aber ~m'e die gewesen, dass
der Annahme dieser drci Epochen sogleich der
Vorwurf entgegentrat, dass wir uns doch noch nicht
am Ende der Geschichte bennden und dass es des-
wegen nicht ertaubt seyn konne, die Geschichte so
zu schliessen und môgUchen Weiterentwicklungenallen Platz zu versagen weit eher ware umgekehrtmit Herbart anzunchmen, dass die bisherige Ge-schichte selbst nur ein
Anfang sey,was
jedocheben so wenig zutassig ist. Diese Bemerkunghatte schon hinreichen kônnen, ein solches Fach-
werk zu zersturen. Der wichtigste Grund aber,der für dièse Eintheilung Heget's gegeben werden
kann, wâre das Herrschen der Tetrachotomie
in der Natur und im Aeusserlichen ûberhaupt, wo
das zweite Moment sich wieder in sich entzweit,und dadurch die Totalitat als eine Vierheit erscheint.
Hierauf ist die Antwort sehrleicht; denn die We!t-
geschichte ist doch keine Naturstufe, und dieser
hôchste Process des Geistes kann keinesweges das
Geschick der Aeusserlichkeit theilen, P)ato hat
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diess im Timaeus sehr tief aufgef'asst, wenn er
sagt, dass das Feste zwei Mitten habe, aber
eben nur das Feste, und nicht das absolut Sich-
Bewegende, welches der Weltgeist ist. Weiter
steht Gnecheniand mit Rom -in keinem so gespann-ten Gegensatz Verhaltnisse wie es seyn müsste,
wenn es eine gebrochene Mitte und uberhauptein Gegensatz im Gegensatze ware. Ausserdem aber
kehrt hier wiederum der Einwand zuruck: ,,AIs o istt
es bei dieser vierten Période mit der Ge-
schichte aus, aiso hat die Menschheit ihr
letztes Stadium erreicht"; und dieser Ein-
wand ist, wie gesagt, nicht von der Hand zu wei-
sen. Deswegen nehmen endlich Einige, welche die
speculative Unangemessenheit der viergtiedrigen
Eintheilung einsehen, zu einer anderen Entschuldi-
gung ihre Zuflucht, um die Schwache des Meisters
zu einem Vorzuge zu stempeln, indem sie sa-
gen, dass eben in dieser Besonderheit sich die
Kraft seines Geistes glanzend offenbare, da er,
sich an kein Schema bindend und keine gezwun-
gene apriorische Construction aufsteUend, gar nicht
den tnhatt der Wettgeschichte in die vorausgegos-senen Formen eines pedantischen Schematismus
einzwang, sondern dem freien Laufe der Wirklich-
keit zu huldigen wusste. Daraut mussen wir ent-
gegnen Entweder sind die Gesetze der Dialektik
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aUgemein und unumstossiich, und dann sollten sie
doch in der Geschichte ihre reaten Manifesta-
tionen nnden; oder sie sind schwach, partiellund ungenugsam, und dann dtirfen sie sich auch
in anderen Spharen des Wissens nicht oitenba-
reh, und ùberaU mûsste ihre Deduction aller Noth-
wendigkeit enthehren. Aber diese Gesetze tra-
gen in sich selbst das Kriterium ihrer Noth-
wendigkeit deswegen wird die Geschichte, die-
sér Prùfstein àllér Specutationen, uns dieselben
~M&~cc~<f/TH~/M in der Sphare der T hâte n
ôiTenbaren mûssen. So !ange dièse Gesetze aber
in der Gesehichte ihrer aHergenauesten Réalisation
entbehren, so lange sind sie ihrer sichersten StùtZë
bëraubt. Wenn also die
Phitosophiedieselben in
der Geschichte nicht constatirt, begeht sie entwe-
der einen Setbstmord oder einen Kindesmord, ih-
d'em sie entweder sic!) seibst stûrS!tôder ihre Co-
rôllarien vernic!i)et. Die Absicht abër, einem pe-dantischen ScheTnatis<husàuszuweichen und dadurch
èine vermeinttiche Freiheit aufrëcht zü erhaitën,~ahn in diesem Fatte nur far eine Sëibsttausc!)unggette'n, oder ist in der That nur eine ohnmachtigeAusnucht.
Jedèr,wetcher ein
PrinCip aufste))t, istdamit gezwungen, dessen ausserste Consequenzan-
zuerkennen, wobei es ganz gieichgûttig ist, ob er
selbst oder ein Andrer sic zieht; '<vëhe ihm, wéhn
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dasResultat seinPrincip umsturzt; Ehre aber, ewigeEhre, wenMdas Résultat, xu welchem er vIeHeicht
selbst nicht g~iangt ist, ixader Folge die neue Ent-
deckung best:itiget. Diess isL ebepsowohlHegel'sLoos wie aller derer, welche wir mjederHinsicIttt
gross nennenkOnuen. Et' ~etbst hat zwar nicht ver-
mocht,aUeConseque!)zenseinesStandpunktpsdurch-
zuiuhren, doch thut diess seinem Verdje~stenichtden genog'sten AbbfHch;¡ u~d .derjentge, iwjB~bereinen erkannteti Mangei in .sèmentSystem austuUt,oder sogar einen weiterepJFortschrittaus diesem
Stundpunkte normal entwickeit, wird oluneZweifet
dadurch Hegel's Genius weit mehr imj.digen,ats
der, welcher nur eineAufrechterhattung seiner un-
antastbarenUeberUeferungenbezwef~kt.Und k~nate
der, wetcherdjeGesetae derEntwicktung so kt'ai-
tig deducirt, und dieselben m der Genesis der
Ideen nachgewiesen hat, sich gegen sein eigeu.esWerk strauben?11 DieTotalitat der Weltgeschichte ist also d~rch-aus und absolut unter die spéculative Trichoto-
mie zuiassen, aber, um derFreiheit derEntwick-
iung keineri Abbruch zu thun, ist es kein Theil 1
derGeschichte~ etwader
verflossene,sonderneben
deren Totalitat, die so speculativundorganisch
aufgefasst werden muss. Die Totalitât der Ge-
schichte muss aber bestehen aus der Vergangen-
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heit und aus der Zukunft, aus dem bcreits durch-
gemachten und dem noch durchzumachenden Wege,und daraus entsteht als erste Forderung: die Er-
kenntniss des Wesens der Zukuntt für die Spe-cù}ation zu vindiciren.
Es giebt auch in der Wissenschaft Vonn'theUe,
seiche die ungiûcktiche Eigenschaft haben, sogarbei den krâftigsten Geistern Wurzel zu fassen und
natùrtich den weiteren Fortgang zu tahmen. Wie
oft haben solche theoretische Vorurtheile das Le-
bendigeerstickt, und dieMenschheit dessen beraubt,was gleich dahinter sich vorfand! Konnte irgendJemand von solchen Vorurtheilen frei seyn, so war
es ohne Z\veifel der speculative Geist Hegel's; aber
gerade auf diesem Punkte verrath dersetbe eine
solche Anomalie. Obgleich er nicht alle Conse-
quenzen seiner Entdeckungen aufstellen konnte,und so noch vieles zu thun ûbrig iiess; so hat er
doch nirgends der Mogtichkeit eines weiteren
Fortganges praejudicirt, so dass seine Fehler fastimmer nur privativ, nicht aber absolut negativsind. Aber eben in der Philosophie der Geschichtehat er so einem negativen Vorurtheil gehuldigt,welches, wie natürlich und unumstossiich es auch
scheinen konnte, nichts desto weniger die normale
Auffassung hinderte. Er hat namjich in seinem
Werke mit keiner Sytbe der Zukunft erwahnt;
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und sogar war es seine Me i n u n g dass die Phi-
losophie in der Ergrundung der Geschichte nur
eine ruckwirkende Kraft besitzen kônne, die Zukunft
aber ganziich aus dem Bereiche der Speculationauszuschliessen sey. Wir unsrerseits müssen jedoch
von vorn herein behaupten, dass ohne die Er-kennbarkeit der Zukunft, ohne die Zukunft
ats einen integrirenden Theil der Geschichte,welche die Realisation der Bestimmung der Mensch-
heit darstellt, unmüglich zum Erkeünen der orga-nischen und ideellen Totatitat, so wie des apo-diktischen Processes der Weltgeschichte zu gelan-gen ist. Darum ist dieFeststettung derErkennbarkeitder Zukunft eine unentbehrliche Vorfrage fur
den Organismus der Geschichte; denn mit der Un-erkennbarkeit der Zukunft bei Hegel hat es die-
selbe Bewandtniss, wie auf dem kritischen Stand-
punkt Kant's mit der Unerreichbarkeit des Absoluten
ûberhaupt, nur mit dem Unterschiede, dass dieses
bei Kant das nothwendige Resultat seines Stand-
punktés und Systems war, wahrend es bei Hegelausserlich hereingebracht und so in der ganzen
Folge storend ist. Wie also die spatere Philoso-
phie auf dem Felde der reinen Speculation wagte,diese Beschrankung Kant's zu durchbrechen, so ist
es jetzt die Bestimmung der Philosophie der Ge-
schichte, dieses analoge Vorurtheil Hegel's ebenfalls
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zu uberschreiteh; und wie wir ohne dièse erste
Durchbrechung nie zum absolutenErkennen in der
PhHosôphieuberhaupt getangenkonnten, so konnenwir ohne <Iie zweitenie das absotute Erkennen inder Philosophie der Gescluchte eiïeichen. Dnr&e
auch in der That dièse Fordepungwertnessenundparadox erscheinen, so ist sie es doch ubet'hauptnicht imehT .aïs die, welciM.den grossenSieg ûber
die knitische Philosophie errang, Wénn es atso
in der Môgiichkeit der VernUnft!iegt, das Wesem
Gottes, der Freiheit und der Unsterbiichkeit zu
ertâssen!, warnm sollte das Wesen der Zukunft
ans dieser Moglichkeitausgeschtossehbieiben? Wir
tègen hier hauptsachUGhden Accentaufdas We s Ctn,
wei*l nur dièses und gerade m diesem F~U der(~ëgenstand der Philosophie seynkann;denn das
nothWendigeW:esenkamisich in einer unendlichen
Me~ge~vonseyenden ZufaHigkeiten oiTenba-t-en,ivelche !!hmerwfHkûhrUchbteiben mussenUtmddaher in ihren Emzeinheiten mcht vorauszusehen
!sind)die aber istetsals das wurdigeunddem Wesen
adaequateReceptacu~umdes tTinemund AMgemeinenerscheinen müssen. Hierih Hegt eben der Vor-
zug der Vergamgenheithinsichtiich der phitiosophi-
schen Ergrûndungder Thaten, weil wir das, wash'i nt er unsschon entwicketttiegt, ats Gesetztesin allen seinenEinzetnheiten durchschauen und so-
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t, i-ff):]-mit bewundernkônn~ ,'wie tfefHich&io das'Ticfe
undAHgemeMe,was sich itt ihr beSndét,ofFenbaftund wie angeinëssendas Seyende seMW'esMt aus-dt*Hc'kt.'MinsichtMchder Z~kunfta]ber kSnnen wirdur das We s en des Fortschfittes ûb~rhattpt ei--
grûnden, indemdie Mt~tichkeit"det' Reattsation~6i6h, die F~eihëtt und ~i'e FuHe'des Gei~s ao
grossisty dass wlr imm~ in Geiah< 'së~nk~nneir,van der besoMdei['6nWit'Mich'k~iteM~ëder ~ibef-trb~eû oder nuf gëtat~cht zuWrdën. Bei'dieser
Firâge, sd wie 'be! jedM-logischenEt'gr<H'tduft~mU~sën wir genau die' Sphar~ der A'H~en'tëinheitundNoth~ëndigkeit vôh <~ 'der BesûMdeirh'eitUM'dZù-
faHigkeitunterscheiden, um ttachher'in~dët~wahren
Verta'ui'edes~ei~tes 'die concpet~~ynth&tischeFrei-hcit aU~uiasse~ J'edes W~~e~ tau~s ersëh'eitteh';àbei-~ié es Sëtbst Ëi~tS' Uïfdnothwetidig ist, sb istdi~eAt'tsemerOfTenbarUttgviëtfach'UMld!wi'HkuhrtiHh,ùt)d ~enti es nicht M dieser ForM iind Wei8e,~0 wird es in jener ge~chéhen: wenn nient die~ef Ort und diësës Indrvtduun~ MGhda~u eigttet, so~ëi'deh ATïdere~dazttbe~tiuMnitwerdenu.'s. Aûf
dieser UMersch~i'dungberuhtâ!s<'y die 'KIuft zwiLscheftdëm apec~Mven Er'kennen dei'-~uk~hfit i
und jenen einz~MenVorauSsagungen, die 'n~tremEm!tr:ithselndërZuku'nft(/)~<M~~), à'bërkëihes-
wegesein Vor~issëti (/?~~8.y<~yi<&)'dèrSëIb&!i'seyn
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kônnen. Es kommtuns nicht auf dasErrathen dieseroder jener Besonderheit, auf das Voraussageneines
bestimmtenHelden oder einer That an: sondern
darauf, dass die eigentlicheNatur der Menschheit
erforscht, die Gesetze ihres Fortschrittes bestimmt,
dessenManifestationenin der Geschichte vernünf-tig erkannt, der zurùckgelegteWegin sich und in
seIneinVerhattnisszum ku.n&igenabgeschatzt, end-
lich die Periodendièses fortwahrenden Sichgestal-tens mitihren bestimmteninhaltigenTypen, welchedie gesetzte Réalisation der der Menschheit ~'r-
tualiter eingepragten Etemente sind, festgesetztwerden; und diess ist gerade das eigentliche Ge-
schâftdeF Philosophie.
Fur Feststellung der Moglichkeit der Er-kennbarkeit der Zukunft mogen nachfolgendeBe-
merkungen dienen. Bekannttich veriangteCuviernur einen einzigenZahn, um ans diesem den gan-zen Organismuseines antediluvianischenThieres zu
erforschen. Es straubte sich Niemand gegen eineso paradoxeBehauptung, und die Naturwissenschaf-
ten, in denen gewôhntich alle apriorische Specu-tationen Verhohntwerden und welche nur der Em-
pirie glauben wotlen, verwandelten,anstatt ihmdenVorwurf einerVermessenheitzu machen, seineBe-
hauptung in ein Axiom, weilsie erkannten,dassdieselbe auf den tiefstenBegriS'der Natur gegrun-
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del'enWipkiichkeit uber: d.h.,wi)'mussennach-
weisen, wie das Bew~sstsein wit'kiichdazu kommt,dieses Erkennen sich anzueigneH.
Die Zukunft kann ûberhaupt dfeifach detèr~
minirt wepdeh: durch das SeRih!, dul'ch das Den-
ken und durch den WiUen. Die ers te Determi-
nationist die unmittelbare, natiiriiche, Minde, zu-
funige: daher erfasst!sie meistentheUsnur die'Par-
ticutaritatèn des Seins, einzeIneFacta; – ~ié wird
ahnentl, – sie erzeugt die Sebei') die Prophe-ten. Darum sagt Paufus sehf tief: Unser Weis-
sagen ist Stûckwerk. (t.Cor. 13, 9 etc.!J) Die
zweiteDetermiDation iat einerefleotirte, gëdachte,
theoretische, bewusste, noth'wendige;– daher ev-
p!are gan~tich ior der Zufa!!igkeit zuruck~wetohës Exemplar ebeh
sich ~n eine Menge wUIkuMicher Be~ondGrhoiten auëbreitet, um
naçhher durch semVergchcn wiederum der Nothwendigkeit,Platzzu Aiabhen; und isô ins fhiëMHche fort. – Aûf def anderrt ~ëtte
dagpgen offenbart d<!)sA~saereinattdërseiti und! die Ver~prrctt~itder Natur nur ihre Zufa!Iigt:eit, wahrend deren Nothwendigkeittind aUgemëinës Band nur dem Bcwùsstscih (tes Forsc~ers si~
adfschtt<Ssst. Die Nothwendigkeit, und ;die ZufaHigkeit erscheinen
atso hier ak immer getrennter, nicht aufzulospnder Wjidcrsprucb.Ërst im 6eiste wird dieser ConOict versohnt. Jedes GÏicd des
Gegehsatzës'Wit'd
gleich 'bercchtigtMndthut i!a:s
Seinigë,~)mdie
Tota.litat no)-malzu gestalten, w~retid auf dep fr~iCKon Stuf~n jedes Moment cntwcdcr unterdt'uckt wurde, oder unterdruckte.Die Natttrnoth~~digkett Mso~ist nur Mnseitig, die Gëtsteshoth~
wet)digkcit.a.bt'rspe'cu!ativ-concret; 'wc~we.gen'aile IndcctioD,enaus der Natorphilosophie in der Philosophie des Geistes ihre
A!)'<vendung(indehko~nen, a~er nith't'uïhgekchrt.i:
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l'asst sie meistentheils die Angemeinheit des Ge
dankens, die Gesetze, das Wesentliche, sie er-
zeugt die Phitosophen der Geschichte. Hier
hort das Stuckwerk auf, wir erkennen nicht
mehr rathseihaft, sondern klar. (L Cor. 13, 12.)
Die dritte Détermination ist endlich die wirklich-praktische, angewandte, voUfuhrte, spontané, ge-wollte, freie daher umfasstsie die ganze Sphureder That, die Facta und ihre Bedeutung, die
Theorie und die Praxis, den Begriff und seine Re-
atitat, und erzeugt die Vollführer der Ge-
schichte. Wenn wir nun aber nach dem Krite-
rium dieser drei Determinationen fragen, so hat
die erste dasselbe ausser sich in der âusserlich
seienden VoUbringungder Verheissung; die zweitehat es in sich, in der Apodikticitât der Gesetze
des Denkens; die dritte aber hat es sowohl in
sich als ausser sich in der objectiven ReaHsi-
rung einer subjectiv bewussten Teleologie. Die
erste ist dem Alterthume eigen, wo das Denkennoch nicht so entwickelt war, und wodie Mensch-heit mehr instinctartig lebte; diess Vorgeûihtalso erzeugtedas,waswirHistoriopneustie oder
Historiomantik nennen konnen. Die zweiteist unseren Zeiten eigen, denn seit dem Auftretendes Christenthumshaben wirkeine Propheten mehr;wir haben aber denkende e Geister, weit die
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Wahrheit durch dasselbe in die Welt gekom-menist, wahrend das AlterthumnurbiszurSchon-
hei t in ihrenverschiedenenModificationengelangte;daher kommenwir jetzt zurHistoriosophic,
und die versiegetien Bûcher Daniels wer-den durch diese Philosophie der Geschichte ge-
oft'net, weil sie nurbis zurvorbestimmten
Zeit, als viele Forscher darüber kommen
werden, und die Wissenschaft sich ver-
mehren wird, versiegelt hleiben soUten. –
(Dan.Xn, 4.). Die dritte Détermination endlich
gehërt der Zukunft an, sie wird das objective,wirktiche Realisiren der erkannten Wahrheit; und
das ist eben das Gute, d.h. das Practische, wet-ches das Theoretische schon in sich enthatt.
Man wird uns vielleicht entgegnen, dass gerade
umgekehrt das Bewusstsein, anstatt den Begeben-heiten vorauszueiten, wie wir es hier bestimmt
haben, denselben gewohnHcherst nachkommt,wo-
durch eben die Begebenheiten erktart und ver-
klart werden. Das ist allerdings sehr wahr,s oba t d wir eine hochst wichtige Unterscheidung
zwischen den Factis oder Thatsachen und deneigentlichen Thaten machen werden, welche, ob-
gleich sie synonym scheinen, doch ganz hétéro-
gène Bestimmungen sind, deren Unterscheidungvon der grossten Wichtigkeit ist. Tha t s a ch e n
2
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~cnnctt wh' dicieni!(fac.ta) namiïch ncnncn wi)' diejenigen passiven
Begebenheiten, die wir gleichsam vorSnden, und
zu wetchen wir uns ganz gtëichgultig verhaltcn,
etwas Daseiendes ohne unsère Mitwirkong und
onser Bewusstsein. Zu diesen muss frei!ich das
Hewusstsein iunzutreten, um sie in diesein)~e))umzuwandetn' und in diesem;:lussct'!t&!t€n J~ascin
em inneres Wesenzu pffoi'sc~Gh. That (ac~M/M)aber ist etwas ganz Andet'es; 6s ist nicht.~nehr
dieses unmittelbare Ereigniss, welches ~Ir bfos auf-
zunebmen und in uns zu reiieetit'en hatten, es istt
schon renecth't, schon vennitteit, schon gedacht,
vorgesetzt und dann vollfuhrt; es ist eine
active Begebenheit, die ganz die uhsrige ist,–
nicht mehr frëmd, sondern schon be~usst, noch
ehe sie verwirkticht wurde. Man kann a)so sagen,dass die Facta natùrtiche Begfbenheiten., die
Thaten aber künstliche sind. Die Facta bitden
eineunbewùsste, also vorthëoretische, die ~Tha-
t8H<aber eine bewusste, atso nachtheorétisehë é
Praxis; weH die Theorie zwischen diese beidë e
Praktiken in die' Mitte tritt, welche letztere,nan'n!ich:die nachthcoretische Praxis, aïs die~ahre
Synthesis des Theoretischen und des unmitteibar
Praktischen, des Subjectiven und Objectiven sichuns oiTenbart, indem das Thun ùbérhaupt diewahre substantieUe Synthesis des Seins und
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1!)
2'
Denkens ist.*) Davon nusfuhriicher im dntten
CapiteL–Wenn wir also die Sphare des Vorge~ihts,
welches demBewusstsem vorausg'ehen musste, langstnberschritten haben, wenn wh' uns bereits in
der Spharedes Wissens
befinden,und
zwar auf dem Punkte, wo das Bewusstsein durch die Hi-
s tor t o sophie eben gamz dieser vortheocetischen
Praxis adaquat wird, sd ist hier ein U m e bl a e n
In das Entgegengesetzte unausweichbar, namiich,
dass das Bewusstsein die Facta ûbereHe, ~ind~ nach~
dem es einen Vorsprung gewonnen hat, die wahre
That erze~ge, namHch die nachtheoretische Praxis,
die derZukù~ft aT)helmfâ)!enwird. Mit derReife
des Bewusstsems ist also eiTlWendGpunMt de rThatsaehen eingetreten, welcher die Facta in
Thaten umzuwaMde!nMat. So istatsogezeigt~ dass
dasBewiisstsein wirkiich zu dieëemWendepunkt
ge!angt, aùf we)chem es sowoht rûckwarts aisvor-
warts schauen kann; um ';die TotaMtat der Welt =
geschichte ztt darchdenken,was ebeTt j e t z t durchdie HIstoriosopMe geschieht. iSo sëhen wir also,
dass die GëscMchte irktich die drei tnstanzen der
Ahnung, des Bewusstseins und .der Thatdurchschreitet,und erst dadurch erkennenwir, wa-
*)DiessistderGrunddcsYon BaIIanche undAnderenbeobach-
tetenVorsprungs der ~o~~M:'OM~vor den ,,Sitteh (~<oe~
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rum bis jetzt die Vergangenheit so trûbe gewesen
ist, warum die Gegenwart AHes mit dem Lichte
der Wahrheit beteuchtet, und warum die Zukunft
so hestimmt bewusst und eigenkraftig sich ent-
wicketn wird. Wenn namjich die Vergangenheit
sich naturUchund gleichsam zufâ!tig darstellte, sodass erst post y~c~M/Mdie Fûgung der Vorsebungzu erkennen war, so soll die Menschheit jetzt,nachdem sie ihr wahres Selbstbewusstsein erreicht,
gleichsam kunst- und ideengemass ihre wahrhaft
eigenen Thaten nunmehr vollbringen, womit kei-
nesweges gesagt werden soll, dass die Vorsehungaus der Geschichte heraustreten und dieselbeihrem eigenen Loose überlassen so!te, sondern
nur, dass die Menschheit selbst eben zu dieserReife gelange, wobei ihre eigenen Bestimmungenganz identisch mit dem gottlichenPlane derVorse-
bungwerden, und dass in so fern die wettgeschicht-lichen Individuen, diese Helden, welche die. Na-tionen vorstellen,. und dieselben so reprasentiren,dass ihre eigenen Biographien fugnch fur allge-meine Geschichtegelten kônnen, nichtmehrbUndee
Werkz e u g e, sei es nun des ZuMs oder der
Nothwendigkeit,sondern bewusste Werkmei-s t er ihrer eigenenFreiheit sein soHen, Nur dann
erst kann Gottes Wille so auf Erden, wie imHi mme 1 geschehen, d. h., mitLiebe, Bewusstse'n,
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Freiheit, wiihreud er sich bis hieher durchGot-
tes Allmacht, ohne setbstbewusste und
seibstbestimmende Mitwirkung derMensch-
heit verwirkMchte.
Nachdem wir die abst rareté MogHchkeit und
Wirktichkeit der Erkennbarkeit der Zukunft gezeigt
haben, (denn ihre specieU-substantieiie und
bestimmte Nachweisung kann nur nach derwirk-
lichen Ausffihrung des GeschichtsstoB's kommen,)
gehen wir endlich zu deren Nothwendigkeit
über, woraus sich uns erst das hoherePrincip des
Organismus der Geschichte klar ergeben wlrd. Von
diesem hôheren Princip des Organismus ist das
Principdet Erkennbarkeit der Zukunft nur ein b e-
sonderer Fall, und aus jenem werden wir erst
die Inhahskategorien der Weltgeschichte, dann aber
ihren wahren teleologischen Process, entwickeln
konnen.
Die Menschheit hat die Bestimmung, ihren !`
Begriff zu realisiren, und die Geschichte ist eben
die Durchfûhrung dieses Realisirungspro cesses. Die
Frucht dieser Entwicklung kann aber erst am Ende
erreichtwerden,
alle frûheren Stadien sind also nur
Vorbereitungen und Praemissen, aus deren
Gesammtheit der grosse Syllogismus des Wcitgei-stes besteht. Dieser Process ist also eine bestimmte
Ganzheit, undwenn es bloss auf das Formelle der
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Progression ankame, so künnten wir, indem wir
das Bewusstseiu so vieler Jahrjmnderte ihres Laufes
b~sitzeh, die ubrigen Glieder dieser Progressionmit mathematischer Gewissheit feststellen. Da aber
der, ~veltgeschichttiche Process sich nicht auf eine
so abstracte, fonnelte und gleichsam quantitative
Fartbitdung beschrankt, gondern quditativ-substan-ticUe Bestimmungen fortwahrend entwickelt;, eben
desswegen Iconnen nns hier soiGhe mathematische
hiductionen nicht ganz gemigen, wenn sie auch
immer die Grutidtage des Vertaufs bitden müssen.
Darum wird es die Aufgabe der.Historiosophiesein, die Vergangenheit substantieH zu~erfor-
schen, alleinhaitigen
Elemente dësLebens der
Menschheit, welche..si(;h schon~ept~ickelt haben,tief zu analysireh, die einscitige und ausschiiessende
Natur Aller, deren Kampf und wëchs.elaeitigesUe-
bergewiclit zu erkennen, die specieHenSeGtio-nen des aUgemeinen Fadens zu bestimmen, um
da.dwch zu idM Erkenntniss zu gelaïtgen, in wecher dieserSectiotien wir uns bereita befinden,welche se bon durchgemaGht sind und.welché unsnoch zu durchiaufen
ûbrig bleiben, utn die hochsteSpitze der Entwicklung des. Welt~eisteë zu errei-chen. Aiso da, wo wir nur ein bestimmtes
etn&eit-iges Eiement in der Vergangenheit vor-
finden, mussen wir dessen bestimmt ~ntgtCgen-
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gesetztpsMomentin dieZnkunft verachieben;wo wir aber denKampfund dieGegcnsutzein derVergangenheit schon entwickelt fin-
den, was eben der aUgemeine FaH ist, da
werden wir ihre Synthesis erst der Zu-ktintt. anheimi'allen lassen. So werden ~!r
ans dem Chabs di~ser sc!)on entwicketten Antithe-
sfm diespecutattvenSynthesëncohsti'niren, welche
bestimmte Synthesen setbst noch weiter convergi-ren und in etner a))gemelnenSynthesis (~M~A~M
~M/A~t') zur Einheit kbmmen mûssen. Diese
Einheit wird die eigentliche, hôchste und reifste
Frucht des geschichttichen Baumes werden. So
wird der Mangei der Vergangenheit den'Vorzug der Zukunft bitden; das privativeBild der vepË&ssenen'Zeitenwird seibst das af fi r-
mative Bild der zukûnftigen seyn und so erst
werdenwir zu der nothwendigen Erkenntniss
geiangen, dass die Vergangenheit und die Zu-
kunft gemeinschaftlich, sich durchaus bedingend,deix ëxpLicirten Organismus der Wettge-schichte bilden.
Auf diese Weise fuhrt uns das Princip derErkennbarkeit der Zukunft, nam!ich des lnbegriHt{derselben,indieTotaUtatdeswettgeschichtiichenPro-cesseazu deren Organismus undfoiglichzu deren
\vahren Giiederung, nach den specutativ-vei'Ruat-
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tigen Geset.zen, nach welchen eben die apodiktische
Eintheilung der Geschichte setber sich nur er-
geben kann, eine Eintheilung, die keine andere a!s
die trichotomische, und naher, deren erste
Periode die thetische, die zweite die anti-
thetische, die dritte aher die synthetische
und.voUkommen concreteste ist. Diese Hanpt-formen des Weltgeistes mùssen sich auf dem all-
gemeinen Wege der Geschichte nacheinander r
voHfuhren,ohne deren Nebeneinanderseyn und
wechselseitiges Eingreifen auszuschliessen.
Für das unmittelbare Orientiren auf unseremStand-
punkte, – denn nur das Orientiren ùberhaupt kann
Gegenstandder
Prolegomena seyn,kônnen wir
nur andèuten, dass der Weltgeist sich gegenwartigam Eingange der dritten synthetischenPériode befindet, dessen erste, namUch die the-
tische, das g~nze Alterthum, die zweite~aber,namhch die antithetisch-e, die derselben schroiF
entgegeng~setzte christ lie h-germanischeWeit t
ist. Auf diese Weise sind die drei erstenHaupt-
penoden Hegel's iur nns nur drei Momente der
ersten Hauptperiode ùberhaupt, welche die an-tike Wett ausmacht. Die vierte Periode Hegel'sist also fur uns die z we i t e und diess ist die mo-
derne Wett. Unserc dritte Hauptperiode endlich
ist die zukùnftige, deren eigene Bestimmung
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aus der einseitigen Entgegensetzung der beiden
vorangegangenen zu erkennen ist.
Vor dem Christenthum namtich herrschte in
der Geschichte die Période der Aeusserlichkeitund unmittelbareh
Objectivitat;was aber den sub-
jectiven Geist anlangt, so fand derselbe sich auf
seiner ersten Stufe d.h. auf der Sinniichkeit,der objective aber gleichfaUsin seiner unmittel-
bàrsten Gestalt, als abstractes Recht.– Chn-stus dagegehhat das Etementderïnnerticbkeit, der
ReQexion,der Subjectivitat, in die Welt gebraclit.DIeSinnUchkeit hat er zuminneren Bewusstseynùberhaupt, das Recht zur MoraUtat erhoben~ da-
rum ist Christus der Mitte!punkt der verUossenehZeit, weil er es ist, der die RadIcaLreformderMenschheit herbelgeiuhrt und das grosse BIatt der
Weltgeschichte umgeschtagenhat. Gielchzeltig mit
demAufkommendieses neuenPrincips haben auchneue Vôlker das bisherige Feld der Geschichté
uberschwemmtund mit fnschem Blute das bereits
erstarrte und ergraute Geschtecht des Alterthums
verjüngt; und so auf diesem Punkte der Weltge-
schichte iindenwir sowohl eine physische ats auchciné moralische WiedergebmtderMenschheit. Der
Weltgeist hat atso btsher zwei grosse Spharenseiner Entwicktung durchtaufenund diese Spharensind die antike Welt, welche bis zur Votkerwan~
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derung wahrte, und die germanisch-moderne fiber-
haupt, wetche bis aufun.sere Tage fortgeht; denn
wie bedeutend anch dieRet'ormen, welche mit dem
15. Jaiu'hundert angingen, sind, so bezeugen aie
keinen so sChroSen Gegensatz, keinén so radika-
len Umsch!ag id aHen Verhattnissen des Lebens~e jene zwei sich entgegensetzten Perioden. Da
abef eben dieGeschichte noch nicht alle in ihrem
BegriiT URgende Etemente aus sich entwicke!t hat,indem uns ciné Zukunft bevorsteht, wetche
wir nach den Pt'amissen der verRoSsenen Zeiten
zu erkennen habcn/ so mùssen wir sagen, dass'keine
derausscH)ëisendenundeinseItigenEIemente,we!chëbis jetzt aufgegangen smd, eben in dieser Einsei-
tigkeitnnd ausschHessendcn Discrétion, der Mensch-
heit genugen konnen. Vielmehr' drangensiesichaus dieser Discrétion in eine hôhereCo n c r e t
heit, \ve!che eben der wahre Standpunkf:, so wie
die Krone aller vorangëgangenen Bestimmungen seynwird, die sie danach aus ihrenmechanischen
Verha!tn!ssen un d c he misc he n Entgegensetzungenzum organischen Concursus und Consensus
herauff&hren wird.° ïndem die Periode des A!)erthums die Sphare
derUnmittetbarkeit bildet, so istdieEmpi'indunga!s Psychisches, das Schone und die Kunst als
Absolûtes, in ihr dasHen'schcude. Mit dem Chri-
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stentimm tos'te sich aber die unmittejtbareEin-hei<. und naturtiche~ tdentitât der attenWettdialektischauf, dIePai-ticularitaten nahmendas
Ueborgewicht und diess Ist der weMiche Charactei-
des.Mjttelalters utid .des FeùdaMsmus,wetchei-selbst
zu semeot eigenen,Gegensatze der l'eUgiusenmne-t'en AUgemeinheitsich gegenubet' stetit. Das ïn-
dtviduum, indem es a bs t r a c t e r Me n s c h~'ird,
gerath mit sich seibst in Wlderspruch, seine Pflich-ten und Triebe ~Ind,itn wechselseitigenKampf miteiDander,was ,im .Â.tt.erthun)nicht der EaU seynkpnnte, da das ~nnefeBewusstseynder nioraHschenPHichten~so wie das gelstige innere Leben uber~
haupt npch nidtt geweckt, und bloss etnë Instinkt-
tnassigcI~mpnndung:der SittUchkeit vorhandea 'war.Die Wett ~ar~ mu'iEin~e,:kein J,easeits war .Vor-
I~andeû, oder-~enigstens war es nur, anticipations-weise vo raus g.e.fuhlt, Seiches Traumwissehke!-
nenpractisphen EtnSuss auf das -Lëben batte. Diezweite përipde steht aber nicht bloss ini)Gegen-satze zu der 'vorigen, soNdernsic zerlaHt auch! insich in einen inneren Gegensatz, von; dem dasDiesseits undJenseits
dieaUgememstenGlieder's!nd. Diess ist der Grunddes chemischeu An
tagonismus,. weLchen die zweite wettgescbicht-tichë Pënode ih sich schUes~én muss. Nichtbloss das Negiren des Principe der an tiken
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nch das sich selbst wectWelt, sondern aucit das sich selbst wechselseitig
Negirende ist also der Character der zweiten
Epoche.*)Also in diesem allgemeinen inneren Antago-
nismus musste sich die Idee der Schônheit, welche
im Alterthum herrschte, auiïësen, und die unmit-
telbare Intuition in die Renexion und Analysis über-
gehen. Die Emptindung erbOhete sich zum
Wissen, der unbewusste Trieb zur Schôn-
heit wurde zum bewussten Forschen der
Wahrheit. Die reeUenWiderspruche derWirk-
Hchkeit haben sich gleichzeitig mit den IdeefieH
des Denkens entwickett, aber ht dieser zweiten
Periode sind
dieWidersprûche
nur als gesetzt vor-
handen, wahrend sie in der frûherenWe)t nur an
sich waren. Das Unzureichende ist also beiden
Epochen gemeih. Dort war die Menschheit der
Materie fast aussch!lessilch ergeben, hier aber war
sie von dieser fast ausschliesslich getrennt. Frei-
lich ist ein grosser Fortschritt von der Empnndungzum Wissen, von der unmittelbaren Objectivitat zur
*) AIsReligionist wohldasChristenthumntchtbloss antithe-tisches, sondemauchunstreitigsynthetisches Moment.Esistnamliehdiewu'HicheVersohnungdesSchopfersmit der Schop-fung,Gottesmit demMenschcn,darumist seinStifterwahrerGott-Mensch gewcsen,und in derReligionhat unsderselbediehochste Wahrheit offenbart.Aberin demwettgeschicht-lichenProcesseist diechristlich-germanischePériodedas dialerktischantithetischeMoment.
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inneren Subjectivitat. Aber dieses sind nur immer
Abstractionen und Einseitigkeiien, welche erst in
ihrer gegenseitigen Versohnung ihren Grund und
ihre wahre Wirklichkeit sicit erringen konnen. Wie
also in der antiken Welt der objective Geist es
bloss zum abstracten R e c ht bringen konnte, so ister !n der modernen mit dessen, Gegensatz, namiich
mit der Moral!tat, bezeichnet. Recht und Mo-
ralitât sind aber nur abstractePraemissen der wah-
ren SittUchkeit. Durch diesenProcess Ist das
unmittelbare Individuum desAIterthums zur Wûrde
des Me n s e h e n und des Su b j e ct überhaupt
erhoben, welche Bedeutung aber erst in der con-
cretën Sittlichkeit ihre Abstraction und Leerheit
abstreifen und sich concret als G1 i e dd er Me n s c h-
heit in der Familie, im Staat etc, darstellen wird.
Was also die Empnndung vorgefiiMt und das
Wissen erkannt hat, das bleibt demabsoluten WH-
ten zu realisiren ûbrig; und diess ist mit einem
Worte die neue Richtung der Zukunft. Die Idee
der Schonheit undWahrheit im praktischen
Leben, m der bereits bewussten Welt der Ob-
jectivitat zu realisiren, aile einseitige und sich ein-
zeln oHenbarende Etemente des Lebens der Mensch-
heit organisch zu fassen und zur lebendigen Mit-
wirkung zu bririgen, endlich die Idee des a b s o1u-
ten Guten und der absoluten Teteologie auf
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unserer Welt zu verwirkiichen, -– diess ist die
grosse Aufgabe der Zukunft. –.1 Um aber diese Aufgabe zu losen, um die neue
Période durch eine grosse physische und anthro-
po!ogische Begebenih&it zu erëSnen, ist wied~r r
eme Vô!kerwande!rung nëthig, -aber dasUm-
~ekehrte der VerRattnisse macht auch dièse Noth-
wendigkeit zu einer ganz ~ntgegen~esetzten, d. h.
die neue Voikenvandenm~ muss eine Réaction
~e~eï) die Mthere seyn, und von den ci vi}i s i r t en
Vô !kèrn ansgehen, um die noch barbaïtschen
St~thmë zuuberschwemmen. BeidererstenVo)-
kerwanderun~ hat also die ToheNat~i'kraft ubër die
nocb nicht zu 'sich gekommeïte Kraft des Geistes
dën Sie~ daVon gétragen, aber dieser Sieg eben
hat nur ironisch dazu gedient, deA Geist selbst
zu regeneriren. Jetzt aber wird die geistigeKraft die seibst in sich! zerfa!)ende und zum Hô~
heren s~ch sehnende Naturkraft angrei~n und der
Sieg des!Geistes wh'd selbst wieder ~ur R'e g'en è~-ration d&r Natur diënen. Die Erhebùng det'
Naturvulker namiich zu der von uns schon en'eich-
tenGeisteSstufewirdumgekehrt fur uns se!bat eine
Erhebùng ùud Rénovation unserer entarteten Natur
seyn. Dièse Revanche des Weltgeistes, d. h.
die zweite umgekehrte Vôlkerwanderung wird ein
unenthehrMcher Uebergang zur dritten Période.
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Es ist wirMich mer~witrdig, dass mah bisjetztnicht auf dièse tt'ichôtomische Eintheilung des we!t-
geschichtiichen Organismus ~etroiïeh ist, da man
so oft Christus ats den wahren Mitteipunkt der
WeJt~'eschichtc angesehen hat. Und m der That
steht die vorcMr.isttichie und nachchristHche
Weit m' einem sb schro~eii Wid<'Bspi'uch uhd hat
mit Christo einën' so wichtigen Wendepunkt !&t'-
reicht, dass wir, wie es auch~spater ~eschehen so!i,m atten specitischel) Etementen des Lebcna dèr
Menschheit~ eine besttmmte Sich-Entgegensteihnig
dteser'.beiden Epochen anerkennen mûssen.
In e!ner abgelegenen SteUe der HegetschenSchi'IfteHh{indenisich eini~e merMwùrd!ge SteHen,wciche sowohi von
Anderen ûbersehen, atsàuch
von Hegel seibstverg'essen zu seyn scheinen und
welche doch unmittelbar auf die von UBSangege-bene Aui!'assuï)g' der Weltgeschichte hingefûht't .ha-
bem wurden. In der Abhandiung ûber das Ver-
haitniss dërNatùrphilo~ophiezur Philosophie tuber~
ttaupt {HegeL'ssammtL Wërke Bd. I. S. 311–31:5)ist'der Gegensatz der antiken und moder~nen Wtolt ab's o'lut aufgesteilt, und es fcM(.enui'
dasPl'Inôi}~ dei'1Erl<enT(barkeitder Zukunft, d. h. dieAutTassung der Zu~unft~ais eines 1 n t e g r 1r e n denGliedes der TiOtatitat, um zu der Aufstettèng
und specutativen Dûrchtûhrung des Orgânismus det-
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Weltgeschichte zu ge!angen. Dieses nahe Heran
rücken HegeFs zu unserem Standpunkte ist ebeneine Garantie fur dessen BegriFs- und Zeitgemussheit,weit in dem normaien Enhvicktungsgange des Gei-stes keine neue Richtung eingeschiagen und kein
neuer Standpunkt aufgesteUt werden kann, wenner sich nicht in derVergangenheit durch lichtvolle
Andeutungen, die das VorgefùM ihres Bedurfnisses
bezeugen, tegitimirt hat. Ist denn nicht die Me-
thode Hegel's die Sehnsucht von Jahrhunderten
gewesen? Und wenn wir z.B.Jordano Bruno lesen,
glauben wir uns nicht an ihrem Einweihungstage
angelangt zu seyn? Von Jordano Bruno also biszu Solger offenbart sich uns ein bestandiges Auf-
decken der Méthode, ein stetes Ringen nach ihr,bis endlich Hegel die Entdeckung vollbrachte und
so selbst zu diesem wichtigen Stadium des Geistes
wurde.
So haben sich also nacheinander die Einseitig-keiten der antiken und modernen Welt in der Ge-
schichte manifestirt und folglich der dritten synthe-tischen Periode, welche der Zukunft ange-hort, dieLôsung der nur erst aufgestellten Gegen-
satze ûberiassen. Auf diese Weise fügen wirden Inhalt der Weitgeschichte setbst unter diewahre speculative Trichotomie ohne weder der
Vergangenheit noch der Zukunft Abbruch zu thun,
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inden) wir der ietztern ein so weites un<tso rei-
ches, aber doch voraus zu bestimméndesFeid <otfncn. So ~enii~'enwir ~)eichMts beiden entge-
gen~'esetztenForderungen, namHch die Totaiitntder Weltgeschichte einerseitsideell zu urnschties-
sen, ohne andrerseits die Môglichkeitder kûnfti-g'en Fortbitdung abzuschHessen; welches Di-iemma nur auf dièse Weise ûberwunden werden
konnte, undfür jede andereEintheHungeineScy)!aund :Chai-ybdisgewesen ware. Denn entwedermüsstematiin die unspcculative und btoss unmit-tetbat' vorgei'undeneEintheihmg der Weitgeschichtewie z.B. in die viergtiedrige~Hegersveriatten, oderden Geschichtssto~ auf gezwungene Weise der
aprioristischen Construction anbequemen. Hegelhat es vorgezogenin die Scytta zu faHën, und'mitRecht, denn in diesem FaUe ist die Rettung ausibr integrirender; wenner aber seine versuchtedt'eifacbeEintheilung angewandt hatte, so wûrdedie Strandung an der Charybdis des leeren Sche-matismusgefahrUcherfur seine Ehre gewesenseyn.Jetztaberistesfûi'Ihn gewissEhre genug, diePhilosophie der Geschichte bis zu diesemPunkte
durchgetuhrt zu haben, besonders da er das Haupt-schIB'der Philosophie aïs sotcher so giucktich biszum Hafen einzuführen.vermochte.
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Aus dem organischenAuffassen desattgemei-nen Laufes des Weltgeistes sotfen wir jetzt in
dessen Besonderung ûbertreten, um endlich zu
dessen Einzetnheit t zu geta~gën. Da aber diese
letzteren Begiiffe schon richtiger im Bewusstseyn
der Menschheit sich entfaltet haben ais der ihresaHgemeinen Processes, so dûrfenwir uns hier
kurzer fassen.
Aus der abstract diatektischen Genesis des aH~
gemeinen Fortschrittes der Menschheit müssen wir
jetztzurspeciettenAnatysis ihrer integraten Stufen
herabsteigen, welche letzteren im kleineren Umfangeuud in miniaturartigen Umrissen den grossen Strom
der aHgemeinen Fortbiidung se!bstaueh abzuspie-
geh haben. Diese Stufen biiden die besonderenVôlker und Nationen, deren jede ihre eigene Ent-
widdung nach dem Typus des Ganzen durchmachen
und seine special relative Endbestimmung erreiGhen
muss. So ist der besondereVôlkergeist den nam-
tichen (Mektischen Gesetzen wie der allgemeine
Weltgeist unterworfen, nur mit demseiben Unter*
schiede, welcher eigentlich zwischen dem Beson-
deren und Allgemeinen immer obwatten muss, d. h.
dass jenM, indem es seine Begrânztheit und be-
stimmte Endtichkcit immer anerkennt, bestandig
negirt wird, und in d'en Fiuss dep AUgemeinhe'ttsich mündet, welche AUgemeinheit ihrerseits nur
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durch jene besonderen Strome ihre Wirkiichkeit
erfangt. Wenn aber der Character der AHgemein-heit die ewige Continu itat ist, und umgekehrtdie bestimmte Discrétion den derBesonderheit
ausmacht; so erkennen wir leicht, warum ans die-
sembestandigen und homogenen Fliessen des
aMgemeinenNacheinanderseynssich auf jeder Stufe
derEntwicklung heterogene und unabhangigeKreise berausbilden, deren Ft~chentotatitat
wieder, ini Gegensatzezur Langentotatitat des
Nacheinanderseyns, das Nebeneinander-
seyn darstellt. Diess ist die logische Grundiageder simuitanenVielheit der Nationen und Staaten,
welche selbst wieder inihrem
Nebeneinanderseyndas Nacheinanderseyn vorstellen, Indem diese ver-
schiedenen coexistirenden Vôlker selbst verschie-
dene Stufen des Weltgeistes bilden und sich auf
verschiedenen Stanjelnder allgemeinenFortbildungbennden. So zeigt sich in jeder Gegenwart die
Concentration der Vergangenheit und Zukunft,denn bei den Volkern, deren Weltbestimmung noch
ferne liegt, wahrend bei anderen dieselbe zur
Reife gelangtist, mussen sich die Keimederkûnftigen Grosse bereits vorfinden, Keime, welche
denselben die légitimeNachfolge in der Welthe-
gemonie sichem, – mit deren Erlangung sie
aber so lange warten mûssen, bis wieder der a
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gemeine Fot'tschriit der Menschheit eben im
Ga n z e n dièse Idée Crtangt, welche sie s p e c i e )i
zu repraesentiren haben. Deswegen mussensiebit.
dahin in den nebeihaftenLimben einernoch nicht
aufgescMossencî) Geschichte verweHen und durfen
nicht in die Wettbegebenheiten eingreifen, wenn
sie nicht dadurch threr etgenen Sache emen be-
trachtiichen Abbruch thun wo)ten. Diess ist sei-
nerseits der Grund dicser starken Macht des Be-
stchenden und Gegenw:h'tigen, gegen weiches
kein Zukûnftiges etwas at~zurichten im Stande ist,
so iange es noch setbst Zukunftiges ist, d.h. so
tange es sich den Bedurfnissen der Gegenwaft nicht
ao eng angeschlossen hat, dass es bereits iûr ein
derseiben ganz Entsprechendes angesehen werden
muss. Man kann sogar geradexu behaupten, dass
attes Zukunftige, es mag auch noch sovernûnftig
und conséquent au~fa))en, gar keine Wh'kung ge-
gen das Besteliende hat, sondern, ehe es setbst ein
jBestehehdes wird, schon em Bestehendes seynmuss. Diese scheinbare Antinomie ~ird erk!artich
durch die Wiederhohmg jeder Ncuerung, seiche,indem sie sich zuerst in
det'Rea)itâtaufsteUt,noch
immer demFrûherbestehenden weichen muss, aberbeim zweiten Eindnngen in die Existenz, ais etwas
schon D a gw e s e nes mit innerer und nussercr,
gteichsam physischcr und moraiischer Kraft ausge-
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rfistet, die jetzt Un-gebuhrendeWelthegemonie eendlich zu bëhaupten weiss. –DasBësiegte aberwird keinesweges vei'nichtet, sohdet'n sein eigent-)iches Rësuttat und seine \vahrë Frucht wird ebensûWoh! i dea i t eals Moment in das Neue
aui'ge-hoben, als es alich reaUter einen abgetebten Win-ket im Nebeheinanderseyh nndet, wo es sich con-
stituirt, umats unmitteibarérZeuge derVet-
~angenheit zu diehen. Auf dièse Weise konneh
wir IdeeU in jedemAugenblickeundaufjedentSchritte der Geschichte die TotaHtat des aUge-
meinenOrganismus wieder erkennen, und obg!eichdas Uebergewicht und die grossere Beteuchtdngdem
eigenttichen Eleinente der Periode angehort,obgieich das Vo!k, welches dasselbe verwirkMcht,uber die anderen hervorragt; so besitzen wh-dochunmittetbar in jeder Gegenwart die besonderen
Vergangenheiten und Zukùnt'te dersetben.So kommenwir zu derErkenhtniss, dàss das, waswar, ist und \\Ird, und das, was seynwird, ist
und war,– nur immer entweder implicite oder ex-
plicite, mit intensiver oderextensiverBëdeutung.*)
') Montesquieuscheintdiess geabnetzu haben, wenn crsagt (Espr. d. L. L.I. 'ch.l): "Chaquediversitéest uniformité,chaque changementest constance;"wenn aus dem Zusam-menhangedessen, wobei diessgesagt;wordenist, hicht c~l-leuchtete,dassdieserSatzbloss eine geistrcicueIntuition,aberkein speculativabgeleitëterGedankesei,
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a
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rh- .J TNachdem so aus dem Langenprospect derhistorischenLinie in denQueerschnitt t derselben,aus ihrem aUgemeinenF lusse in ihre besonderen
St a nd pu nk t e, endlich aus ihrem quantitativenin ihren
qualitativenProcess,
ûbergegangenworden,woraus die zeitliche und raumiicheBegrenzung der
Staaten, so wie andere wechselseitigeFluctuationenabzuleitenwaren, bliebe noch das dr i 11eMo me ntzu untersuchen, welches die subjective Einheit unddas Mass des vorhergehenden bildet.
Solche wirkliche Individualisirungen der Att-
gemeinheit und Besonderheit in der Geschichte
sind die grossen Manner, welche wieder ganz
genau jene entgegengesetzten Richtungen in ihrerEinheit absplegein. Das weitgeschichtiicheIndivi-
duum ist nâmtich einerseits der Reprasentant der
allgemeinen historischen Idee, andrerseits des be-stimmtenCharacters seines eigenenVolks; aiso die
Allgemeinheit und die Besonderheit sind in ihm
concentrirt, personificirt undprototypirt,– immer aber mit derBeibehattung der eigenenEinzehiheiten, die es aïs seibstandiges Indivi-
duum besitzt. Die Bedeutung eines grossen Man-nes bleibt aber noch nicht hierbei stehen, weilderselbe sich nicht nui- in wesenUichemVerhatt-nisse zu seiner Zeit, sondern auch zu den vo-
rigen und kûnftigcn n Jahrhunderten befindet.
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!COLU. ~Ïnn». nnf r ÎruWenn ein grosser Mann auf die Weltbuhne treten
soit, fühlt man langevorherdessen BedûriMiss;–wenn er dieselbe verlasst, geniesst man tangenachher noch der Frûchte seiner Wirksamkelt;
daher die Erwartung desselben in der Ver-gangenheit, dieKfàft t desselbenin der Gegen-wart, und derRuhm desselben m derZukunft.
Alle diese Accidenzien seiner Substanz sind um
so bedeutender, je wichtiger die Verhaltnissesind,die ihn bervorrufen, je tiefer und umfassender die
Ideeist, welche er verwa'kMcht. Der ganze Lauf der Geschichte muss mitsolchenIndividuen echei-
tonnirt seyn, und wenn es von den grossten nur
sehr wenige giebt, so soilte man,doch den kleine-ren Sternen auch nicht allen Glanz absprechen.Sie müssen wirklich eine Kette bitden, wobei der
Untergang des einen den Auigang des folgenden
verktmdigt, denn die Menschheitkann ihrer durch-
aus nicht entbehren. îhre Ungkichheit ist durch
die Ungleichheitder Standpunkte begrundet, und
besonders dadurch, dass der Riesengeist demjeni-
gen, welcher nur etwas ûber das gewôhnUcheMass
emporragt, wenig zu thun, oft nur sogar die réi-tere Ausiuhrungûberhaupt ûbrig lasst. Atso unter
diesen lebendigenDenkmatern des von der Mensch-heit durchgemachten Weges scheinen einige nu)'
Satelliten der anderen zu seyn. Je hôher aber
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cnies sich erhebt, desto umiassender wn'd sein be-
schirmender Schatten, desto umfangreicher wird
die Parabet seiner Wirksamkeit, desto langer wan-
dert auch die Menschheit unter seinem Einflusse
oder wenigstens desto schwierigere und wichtigere
Abwege wn'd sie zn machen haben, da seine Grossemcht nach der Zeit, sondern nach der Bedeutungdes erretchten Résultats zu messenist.
Auss dem bereits Gesagten folgt' von aetbst,
dass,wetin dièse ungeheure Bedeutung emes uni-
versellen weltgeschichttichen Einfiusses nur ausserst
wenigen Individuen zu 'Theil werden kann, und
yvenn dieselben sich in einer mehr ausgedehntenDiscrétion otTenbaren, so ist jedoch dié partiéll
beschranktere, aber immer wirklich geschichtiicheBedeutung jener Individuen nicht zn verkënnen,die gleichsam continuirtich dieindividuatisirungdes AUgeineinen und Besonderen mspecieiien Krei-sen ausmachew. Efst aus diëser synthetischen Sub"
je~ttvitât und côncreten Ind!viduaHsirung erkesnehwir' die wahrhait geschichttiche Bedeutung derVôlker- oder Staatsoberhaupter, die ebendiese
reichhaitige Spitze ihrer Zeit und ihres Volkes s
bilden. Sie theilen namlich, wenn auch im be-schrankteren Sinne, diese grosse Bedeutung der
,veltgeschichtlicheri tndividuen, wit-kliche P t-oto-
t y pen zu seyn, und dadurch wird es erktârlich,
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~armn wir Ofter aUgemeine Geschichte lur biosse
Biographien der Monarchen und sonstigen Volks-
leiter, oder umgekehrt ansehen kônnen. Es ist
aber nicht bloss abstract a Dr/or/ wahr~ sondern
die Empinezeigt uns dieselbe
Erscheinung,dass
das Staatsoberhaupt immer den wahren-Geist se~ner Nation aut' dieser bestimsatea Stuie ihrerEnt-
~icklung darstellt, und sich mit diesëm Geiste ni
einer absoluten Wechseiwirkung be6ndet, in-
dem es einerseits dessen pàssiver Rep~asentant:
ist andrerseits aber einen, activeh Einiluss aut'
denselben ausübt, so dass es auch umgekehrt rich-
tig ware zu sagen, das Volk sey der ausgedehnte
Reprasehtantder Idee seines
Mtmarchen. DièseConcentration des Voiksgeistes im tndividuum ist
eine so grosse geschichtuGhe Noth~endigkeit, dasswir auch die Republiken sowohl der antiken ais
der modernen Welt ihr huldigen. sehen, uud auf
dem ganzen Wege der Geschichte ein continuir-
tiches Leiten der Menschheit durch Individuen
erkennen. Dadurch aiso kana die Geschichte als
Geschichte der tndïviduen erscheinen und nichts
desto weniger die Geschichte der Menschheit biei-hen, weit ein solches Individuum, wenn es auch
seine ganze EigenthumUchkeit behalt, doch zugteicheinerseits das ~MKC/M/M ~o'ï~ eines besonde-
ren Volkes und andrerseits einen speciHSGhenKnoten
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in der aHgemeinenLinie der Fortbildung der
Menschheit ausmacht.
So sind wir dazu gekommen, den Organismusder Weltgeschichte dreifach anzudeuten und diess
aus demGesichtspunkte der Allgemeinheit,Beson-derheit uhdEinzeInheit.
1. Ats allgemeinerOrganismus imNach-
einanderseyn der Weltgeschichte, wo wir die
totaleEntwicklung des Weltgeistes für einen leben-
digenProcess,dessenStadien durch einanderbedingtsind, in seiner speculativenGanzheit ats trichoto-misch gegliedert anerkannt haben.
2. Ah besonderer Organismus im Ne-
beneinanderseyn der Weltgeschichte, wo wirden continuirlichen Process sich haben dirimiren
tassen,was dasAntithettschezumVorigenbiidet. Als
Antithetisches aber ist es selbst in sich nicht bloss
unterschieden, sondern der Unterschiedunterschei-det sich noeh in sich selbst, und so nnden wirauf dieser Stufe eine doppelte Strahlenbrechungdes primitiven Organismus, namHch:
a) jedesbesondere Volk
spiegeltin sich selbst
den Organismusder Ganzheitab, welche Spie-getung sich wieder selbst
a) in Nacheinanderseyendesund
/~) in Neheneinanderseyendestheilt.
/') Die ToUdit.âider coexistirenden Vôlker dage-
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gen ist wieder selbst eine Spiegelung itn
Queerschnitte e des allgemeinen Nachein-
anderseyns.3. Ais einzeiner Organismus im Con-
centrirtseyn der Wettgeschichte, wo w~r den
Process desWeitgeisteszu semerconcretestenSpitze
getriebenhaben. DasConcentrirtseyn numlich
ist die speculative Identitat des Nacheinander-
seyns und Nebeneinander'seyns, seiche beide
nur dessenabstractePramissensind. Diese beiden
verlaufen sich unbestimmtin unterschiedener Rich-
tung, und sind allein betrachtet jedweden Brenn-
punktesberaubt. DasConcentrirtseyn ist iebendiess gesuchte Centrum, dieser.Schneidepunkt der
beiden Richtungen, und diess ist eben das, wasdie Bedeutung, des \veltgeschichtHchenIndividuumssowohi fur seine Nation, a}s auch für die Mensch-
heit uberhaupt ausmacht, so dass dieses, in jenem
doppeltenVerhaltnissestehend~dochselbst bei sich
bleibt, d. h. an und fur sich ist und denkt,und aus sich selbst wirkt. Diess ist der Or-
ganismus in seiner wli'kiichsten und concretesten
Gestalt, die absoluteBedeutung
derwcitgeschicht-lichen Persôniichkeit.
Aus diesem ersten Kapitel wird es schon ein-
leuchten, warum wir unsere Auffassung der Phiio-
sophie der Gcschichte Htsioriosophie genannt
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haben. Zuvorderst haben wir deren phaenomeno
togische Abteitting angedeutet, indem wir diesctbe
in Gegensatz zur HIstoriopneust!e steHtOt,a)so in die Mitte zwischen dem Ahnen und de)!)
Vo!!fuhren der Geschichte, auf den Wende-
pUhkt des UmscMagens der Facta in Thaten,
wetche'' WendepUnM dânt) die Théorie, 'das ab-
sotuteWissen dër Geschichte und, objectiv ausge-
drûckt, dieWeisheit derWèttgeschichte ist.
– Danh aber haben ~ir<turch dleAutsteUung des
BegriFes des ge~chicht!ichen0rganismus ein nettes
Recht zu dieser'iBenennûng ert'ungen, weil daraus
et'hellt, d:tss die bisherigën Phitosophien der Ge-
schichte ebett hWvor!au(ige Système,
ùnd Ablei-
tungen von geis<ireichën Philo~ophëmen gewe-sen sind, aber këinesweges eine streng specùtàtivè
Entvtdcklung derWettgeschichte in ihrerorganischen
ïdealitat, wie es Heget für die Philosophie a)sso)che
gethan hat. Wenn es atso von Pythagoras bis
Heget nurPhiiosophie gab, welche aber beim
!etzteren zur Sophie ~ecT' e~o~~heranreiite; so
haben wir hier in anatogerWeise (von Seiten der
Méthode) das Problem behande!t, wodurch ebendie bisherige Philosophie der Geschichte selbst
zur Historiosophie e heranreitcn muss. Das
Weitere, so wie die Hervorhebung der a nd e r c n
Seiten im ioigenden Kapitel.
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i
II. K&ptict.
)&<t<~<MtCM<ter Wettg<'<M'Mett<<WieaiïëssichzumGanzenwebt,Einsindemando'nwirktMKdlebt!Wie HimmelskrafteaufuudniedersteigenUndsichdie goldnenEimerrciciten!Mit segcnduftendenSchwingenVomHit~mel.dm'chdie Erdedringen,HarmonischaH'das AUdurchkiingen!Harm,onischall' das t111,
Goethe.
.Obg!eich wir im ersten Kapitel die Allgemein-
heit, Besonderheit und Einzeinheit des geschicht-iichen Orgamsmus auigestelt< haben; sa ist diess
jedoch wledel' nur einseitig geschehen, indem wir
b!css das Formelle des Processes und nur uber-
haupt das Wie der Entwicklung des Weltgei-stes herausgehoben haben. Diese ganze Betrach-
tung ist a)so wieder btoss a)s AUgemeinheK t
zu fassen.und wir ~oiten jetzt zu deren Bes o n-
derung ùbergehen, namtich zu den bestimmten
inhaitigen E!ententen, die zur concreten Ent- \Yict(!ung des Lebens der Menschheit concurriren
müssen. Das abstracte Wie muss sich also hier
zum specinschen Was besttmmen; denn, indem
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m)f <1!f T<'nf~!f'Hnn<r ~rnt'wir wissen, wie (lie Entwicklung vor sich geht,mussen wir jetzt erkennen, was sie eben zu ent-
wickeln hat, um nachher endlich nach dem
Warum d. h. nach der absoluten Teleologie der
Weltgeschichteüberhauptzu
fragen.Bei der hohen
und concretenAusbildungderPhilosophie alssolcher,wie sie bei Hegel zu finden ist, musste ein grosserTheil dieser Elemente ihrem Begriff ganz ange-messen auf die Weltgeschichte angewandt werdenaber es fehlte wieder bei diesem an der systema-tischenDurchführung desselben in dem Geschichts-
stofe, mit einem Worte an einem inhattigen
Organismus der Kategorien der Geschichte;
we!cheï)urchfuhrung eben den zweitcn Hauptpunktttnsrer Untersuchung ausmachenwird.
Das Bewusstseyn der Analogie, welche in allen
Spharen des Universums wattet und deren Spitzedie Identitat des Denkens und Seyns ist, welche
sich schon bei Spinoza in dem Satze: ~0/v7ocoMM~o K~a!y'M??ï /~c/Mest ac ordo et coMM~a'z'0
r~M/M",so bestimmt ausspricht und welche durchdie letzten Leistungen derWissenschaft zurEvidenz
gebràcht worden, ist eigentlich der grosse Fundder neuesten Philosophie. Alles spiegelt sich in
Allem wieder ab, weilEin Grundgedanke das We-sen von Allem durchzieht. Schon aus diesem un-
mittelbaren Gesichtspunkte der allgemeinentdentat
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mûssten wir dieWeltgeschichte a!s einenMikro-
kosmus ansehen,in welchemafieSpharendesSeyns,des Denkensund des Thuns einen bestimmtenAn-
klang und eine eigentliche Manifestation erhaiten
dürften. Aber das Weitere ist, dass die Weltge-
schichte das Fetd der wirklichen That über-haupt ausmacht,und da, wie wir es frûlter bemerkt
haben, die wahrhaft substantielleldentitat des Den-
kens und Seyns das Thun ist, (was im dritten Ka-
pitel etwas umstandHcher erortert werden wird)so muss das ganze Wesendes Seyns undDenkensauf demSchauplatz der Weltgeschichte in der Ge-statt vonThaten 'auftreten. Da aber der Welt-
geist die hochste Spitze der Geistesentwicklung
bildet, namiich die unn~itte~bare Einheit dessubjectiven und objectiven Geistes; somüssenwir vielmehr die Weltgeschichte nicht Mi-
krokosmus,sonderngeIstigenMakrokosmus ùber~
haupt nennen, der alle niedrigerenBestimmungen insich absorbirt und dann erst in sich begriindet.So zeigt sich uns die Weltgeschichte a]s die Spitzeund das Ziel, nicht bjoss des Geistes, sondern des
ganzen Universums überhaupt, und aus dieser Be-
trachtunggeht hervor, dassalle moglichenabstractenund realen Bestimmungen,welche die Philosophiezu entwickeln hat, sich in ihrer letzten Instanz, indem Weltgeiste, oiTenbarenmüssen, um da erst
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zn iltrer wnrdigsten Manifestation sich emporzu-
sch~vihgen.*) Heget war sehr nahe an diesen Schiuss
gelangt, deh M' jedoch in seiner vollen Bedeutungnicht gezogen hat, indem er sagt: ,,Der Geist ist
,,abëi' auf dem Theater, auf dem ~ir ibn betrach-
“ ten, in der WettgesChichte in seiner conci'ete-
,,stën Wirktichkeit; dessenungeachtet aber oder
,,dieserWeise seiner concretenWiFMichkëit wegen
,nùssen wir der Natur desGeistes einige abstracte
,,Bëstimmungen vorausschicken.) Wir aber ma-
chen den SchJuss umfassender und sagen: nicht nur
einige e Besthnmungen sind deshatb voranszu-
schicken,sondernsie sind es all e, welche, mogensie auch selbst in sien ganz concret seyn, doch
in Ihrem Verhaitniss zum Geiste der Geschichte
immer a btract bteiben werdenundebenwegendieses Characters seiner concretesten Wirkiichkeit,kënnen und mûssena))e demsetben btoss aïs Mo-
menteoderKategorien dienen.
Auf diesem Unserem Standpunkte atso bekom-
*) Die Geschichteist nichtbloss eineanalogischeVorstel-tung von Unten, sondernein wahrer Begriff von Oben.(VorstellungundBogrMnehmenwir hier in ihMfhochstenob-
jcctivenBedeutung).AïsmakrokosmischerBegriff ist ~iea!soUebersteHung, nicht mehrVorstellung, wahrendsicalsinikrokosmischeVorstellungnur ein Eingriff, norh nifht Be-griff ware,,dennwas v or-gestel,lt,ist, grei.ft wohi in dasHoherecin, aber es begreift esnicht.
*")Einleitungzu denVorlesungenuberPhHos.d. Gesch.S.20
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4
men wir eine totale Kategorien-Taf'e! der We)t-
geschichte, eveil Alles., was sonst im Universum
fursich besteht, in letzter Analyse In dièse zu-
sammeniauft, und alle Stufen der Entwicklung des
Denkens 'und
desSeyn~
endlich mirMomcnte des
W~Itgeistes sind, und erst hier erlangen sie selbst
?!* ) sich mndfur dièse hocj)ste Sphare ihrë wahr-
!)aft concrèteBedeutung. Atso aite ~togische, phy-
sischeundpïteumatischeEntwIcHungs-Bestimmtmgenmüssen in der Geschichte aisMomente e derselben
aufgefasst werden und~dadurch entstehen ihre drei
Kategorien-Ktaasen nach diesen dreiHauptentwick-
lungs-Mothenten des Universums.
1. Das, was wlr!ogischeKategorien
der
Weltgeschichte nennen, ist überhaupt von alléi) tie-
feren Philosophen der Geschichte, besonders aber
von Hegei, meistéhtbeits in ihr nachgewiesen, unddiess macht eben Hegel's grossies Verdienst um die
Philosophie der Greschichte.! Die fogischeBerech-
tigung der Begebenheiten, das tief gedachte Be-
grûnden dessen, was sohst fur bloss natûriich Da-
seyendesgegolten hat, ist eineAufgabe, die.Hegel
glùcktichzu
losenwusste,und wenn er nochmanche
Lucke und manche nicht durchgearbeitete,Stetieim Genechte der Thaten ubrig liess, so kànn es nur
aIspartieUer Mangel und Unvollkommenheit gelten,die jedoch taglich zu verbessern sind. Aber was
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sein Herausgeber ihm für ein Haupt-Verdienst an-
rechnet und was es in hesonderer Hinsicht auch
wirklich ist, namlich das natürliche Ge!tenlassen
der Empirie und Erscheinung, ohne derselben die
Gewalt einer apriorischen Construction der That-
sachen aufzubürden, ist doch in einer anderen Hin-
ein wIrkMcher Mangel. ln der Historiosophie, und
selbst amEnde des in.Kapiteis unserer Prolegomena,wird es kiar werden, wie wir diesen beiden ent-
gegengesetztenAnfordeningen zu genûgen gedenkennam!ich der Empirie ihren natûrtichsten Lauf zu be-
lassen und zugleich die Strenge der logischen De-
duction wirklich und systematisch durchzufûhren;
ja selbstin diesem
Kapitelwird es bei
Getegen-heit der psychischen Kategorien klar werden, dass
wir keinesweges dem Geiteniassen der Besonder-
heiten a!s solcher in der Geschichte abhold sind.
Hier aber müssen wir bemerken, dass wenn man
nicht das ganze System der logischen Kategorienim Substrate der Geschichte auffasst, man immer
Gefahr laufen wird, ein nicht ganz concretes, or-
ganisch gegiiedertes und vollkommen abgeschlosse-nes Ganze zu bilden.
Hegelweiset
gewohnnchdie tiefere logische Bedeutung der Begebenheiten,die sich ihm g!eichfaHs in dieser aussertichen Hülle
darbietet, nach; er beschrankt sich aiso auf ein
solches aposteriorisches Verfahren mit dem
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4*
Speculativen; wShrendwir es zu behaupten wagen,dass von der apriorischen Déduction, wenn
man mit ihr namlich Ernst machen, und dieseibe
nicht a!s Schreckbild henutzen wi! nicht so argzu denken
sey,und dass ihre
ganzlicheWegtassungmmer aïs ein Fe hler u nd als eine Einseitigkeits-sünde zu betrachten ist. Man muss durchaus die
Ideen in denBegebenheitea aufsuchen und sich
nicht passiv auf das beschranken, was diese
selbst oiTenbaren. Um diess aber zu erreichen,muss man das ganze System der Kategorien sich
diatektisch in der Geschichte eritwickeln lassen;dann erst werden wir zu einer totalen Enthûiiungdes
Logosder Geschichte
gelangenund den Ka-
tegorien-Nexus sowohl explicite ats auch im-
p Hcite nachweisen, d. h. nicht bloss die dyna"mische Fortbildung des Weltgeistes von einer
Kategorie zur andern, von einer niedrigern Bestim-
mung zur hoheren und reicheren,sondern auch die
statische, zeitlose innere Bedeutung derselbenin speciellen Stadien oder Kreisen. Darum ver-
langenwirein System dessen, was Hegetgteich-
sam unmittelbar und natürlich, also nur partiellgeleistet hat. Darum verlangen wir ein systema-tisches Suchen des Logischen in der Weltge-schichte, wahrend wir bei Hegel nur ein specula-tives Finden derselben anerkennen konnen. Es
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ist wohl anzuhehmen, dass Hegel sich in der Er-
kenhtniss derGèschichtegevfiss oft activ verhalten
hat und das manche tiefe Begrundung der That-
sachen einem apriorischen Ausgange ihr Daseyn
verdankt; aber doch uniaugbar ist es, dass; wennwlr den normaten Faden der logischen Kategorienin seinen Vorlesungen verfolgen wollten, wir be-
trachtiichen Lùcken und Abbréchungen begegnenmôchten. Sotche Lûckett xu vermeiden, ist' das
specieMe Postulat, welches wir der Historiosophiefur diesen Fall auf legen. Man braucht dazu kei-
~esweges die Greschichtë anders zu schaifen,–sie ist schon vernünftig genug geschaiTen, um das
normale Denken nie Lügen zu strafen, – und in-demwir gar nicht behaupteh, dass Alles gieich von
vorne herein vollkommen ideenmassig begnmdetwerden kSnne, steUenwlr doch dieses Ziel der Phi-
tosophie auf,-mit der Bemerkung, dass eine absolute
Nichtûbereinstimmung der Gedankendeductionen mit
der Entwicklung der Thaten oft 'auf eineii MangeloderFehter in jenen, manchmal aber auf eine un-
zulangliche Kritik dieserzurûckweisen konnte. Also
auf beiden Seiten kann der Fehler iiegen.Um nur an etwas sehr Bekanntes zu erinnern,
sind z. B. die aetiotogischen Forschungen in der
Geschichte, welche untangst noch fur etwas so
Tiefes und Vortreiniches galten, bei Hegel fast
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ganznch, gewiss einer phiiosophischen Réaction
wegen, zuruckgedrangt; die Kategorie derUrsache
.sottte aber ein gleiches Recht mit den ûbrigenbehatten und sie istauch durchausfahig, besonders
aber bei Zuziehung der Kategorie der Wechsei-wirkung, âusserst wichtige Anfschtûsse zu Hëfern.
DasWerkMontesquieu's ûber die Grosse UDdden
VërfaU Roms beruht hauptsachtich auf dtesey; Ka-
tegorie. So ist \vleder, um ein dagegen noch nicht
bekanntes Beispict anzufuhren, vom mathematischen
Elemente mHegers Geschichte ntcht die geringste
Spur. Die mathematischen Kategorien aber, wenn
auch vieUei~ht unter den logischen die, armaten,
ermangetn jedoch keinesweges einer uTtgeheurenBëdeutung, hauptsachitcli was das abstract Formelle
der Geschichte anlangt und aus diesem Gesichts-
punkte mussen sie in aMe Vei-hal~tnisse des Uni-
versums eingreifen und die erate Grundtage dersetbenbilden, ohne sie jedoch erschëpfen zu konnen, wa&
pineweiterëFrage ausmacht.
Dieser Forderung eines systematischen Aufsu*
e h e ns der togischen Kategorieu in der Wëltge-
seliichté sehen wir schon den Vorwurf entgegen-treten, dass es bioss ein pedanti~cher FormàUsmus
vvare. Diesen weisen wir durch die Erwiederungzunick, dasa diess det'setbeVor~'urf sey, den fauLe
Schiitcr iin'em viel forderruden Lehi-er zu machen
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pnegen. Ft'eitich dart es nicht so nusser)ichund
rnechanisch geschehen, wie diejenigen es meinen,welche diesen Vorwurfmachen; denn es darf dabei
nicht vergessen werden, dass die Kategorien eben
nur Kategorien sind, also nur dienende Momente
ftir den sich entfattendenWeltgeist, der auf dieser
Stufe ihr concreter Grund ist und also nicht um-
gekehrt ihnen dienenkann. Der Pedantismussteckt
eben nur in der Absorption des hôheren Concre-ten durch das bloss Abstracte und Formelle.
2. Die physischen Kategorien derWeft-
geschichte sind dagegenbis jetzt gar nicht aufge-steHt worden.Ungeachtet des grossenAufschwungs
derNaturphiiosophie,ungeachtet dessen,dass schon
Novalis sagte die Natur ~are nur einIndex des
Geistes," ein Ausspruch, der so tief wie treffend
ist, denn die Natur im Verhaltnisazum Geiste kann
es eben nicht weiter bringen, als der In d ex des-selben zu seyn, ungeachtet dessen, dassbereitsmehrere Philosophen der Geschichte in ihren In-ductionen sehr nahe daran waren, wie z. B. unterden atteren Herder, unter den neueren Bûchez z–
dass sogar Naturphilosophen selbst, wie z. B.Schubart, so wichtigeMaterialien dazu lieferten,hat man bis jetzt noch nicht die Naturbestim-
mungen fur symboiischverhtillteT y p e n der Weit-
geschichte angesehen.
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Die Natur hat z~'ar keine Vorstellung vont
Geiste, aber sie i ssetbstVorsteiïung des Gei-
stes, sie ist eine verworrene Vorstellung, denn
ihre Form ist das Auseinander. Um a!so zu
zeigen, dass die Natur wirklich objective Vor-stellung des Geistes ist, wollenwir die Sache
beispielsweise durchztifuhrensuchen, da, wie ge-
sagt, die wIssenschaftMcherschopfende Durchfûh-
rung nur im Werke der' Historiosophie gegebenwerden kann. Die fotgendenAndeutungenwerden
jedoch genugen, um wenigstens eine subjective e
Vorstellung dieser objectiven Vorstellungder Natur zu gebeh, und daherwoiïen wir diese
Andeutungen an etwas schon Bekanntes knupfen.Es ist bereits zu einemGemeinpiatzegeworden,
Persien ats das Land des Lichts zu bezeichnen.
Man ist wegen der wirklichen Lichtanbetung der
Perser darauf gekommen aber aufserdemist dasLicht
der wahrhafteT ypu Persiens. Manhat jedoch nicht
bemerkt, dass andereVoiker, Reiche oderEpochenauch ihre eigenen, so zu sagen einheimischen
oder patronartigenNaturkrafte besitzenkonnen,
ohne sic deshalb anzubeten, und dass es leichttnogtich ware, dass jede Periode in der Weltge-schichte eine ihr entsprechende Stelle in der Na-
turentwicklung behaupte, welche das ausseriiche
Symbotihrer innerenBedeutung abgebe. So kônnte
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es z. B., wenn es nue)) vieiieicht Niemanden be-
fremden mochte, den Mechanismus s ats dem
chinesischen Geiste entsprechend darzusteHen, –
doch nicht so leicht fassiich seyn, warum wir etwa
die Et e kt r i c i t at ats den wahrhaften Naturtypusdes griechischen Geistes betrachten, wobei insbe-
sondere Athen der dyn a mi s c h e n, Sparta aber
der statischen Etektricitat entsprecheti wm'de,~'etche beide sich endHch Im etektromagneti-s ch e n Système des grossen macedomschen Reictts
vereinigen, und, obgteich schon in sich selbst einen
Gcgensatz bildend, doch jnsgesarnmt und bestimmt
sich derLichtregion Persiens s- gegenüber-stel-
)en, und sich so biszum
schroiïstenWidersprucheder onentatischen und classischen Welt erlieben
würden, bis sie endtich dm'ch die éxpansive und
absorbirende Kraft der Warme, welche ihrerseits
das natùrphHosophischeSymbot vonRom bildet,setbst mit dem innern und âusseren Gegensatze indieselbe Tubergingen. Die weitet'e fur jetzt blossassertoMSche Fortfuhrung dieser Principien, um
wenigstens einen Ueberb!ick des Ganges, den sie
machen sollen, voranzudeuten, ware den c h e mi-schenProcess in der Welt der Particuiaritâten
des Mittetatters zu erkennen, \velche Particu-
taritâten mit ihl'en b~sonderenVerhaItnissen, anfangsden unterschiedenen chemischen Eiementen,
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d. h. deh Radicatën entsprechend, stch dattti zùm
wit'kMchen~Gegensatzë' der Saure und Bàsis
im DtiàUsmusder geistigèti uhd wettlicheh Macht,
d. h. der Kirche und des Staats et'heben und coTi-
cèntrireh sollten, UmendHch die ~ynthetisch-neutl'àteti
Objecte, tulniMch die modërnen Staâten hervol'zu-
bringen,welche ~edoëh' 'këinèsWege~ organische,
sûndetti hur berëits në~tralg'ëWot'de'në ehefni-
sche'G'bmbi~atIcfUen;sind, 'die,' '!iachdetndël' eigeïtt-
McMechèmîsChe Procèsa uberwïmden ~vërden ist,
zWarstnthetische, abei' ddch wieder t n d t ffere t~te
Stibstrate' bildeh, wobei dëf Mëchânismùs, 'diesier
Ruck'kehr der IhdiSerenLZwegeît, ~'ieder' aùftauchen
iMttss. JDiësën neuerwahntenn MeC~amamUs erkeh-
tiëhwirnichtb~s:
<~)~Ései~ich, 6x~i(titë ini' (~ieichgewi'cbt dM
Staàtensy~ntS in' der Viëtheit deï' Stààtëh
'Mtdërtt"aueh' ~<h-,
~j liitiertich, 'Mpiiette ih de~ BatanciMng~ dei-
~Staatsgë~altè~ in derEinheit desStaAtes ~etbst.
Hauptsachiich aber 'ini scheihbar'indiFerentén
hSûhsteh 'Vel'cattniss des S~aates zùr Rirché
"ûberhaUpt"Dieser Mechanismus aber, a)s nicht auf seiïtem
eigentHchenPtatze', sotidern 'aïs Zeugede8 berëits
dttrchgemâchten chemischen KaiM~fes, atsû nui' aîs
Reactibn gegeï) denaeiben, atseine Restitution,
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die aber hôher seyn sou als das primitive ï nte-
grum, muss dem organischen Leben, welchem
dassynthetische gewordene, aber indifferente Ob-
ject des Chemismusnur zum Substrate dienenwird,weichen. Das lntegrum nâmlich ging durch das
Urtheil hindurch, und nachdem diess kassirt twurde, kam es zur Restitution, die aber immer
nur iur eine montentane und négative Uebergangs-
p~sis angesehen werden kann, und die nur dazu
dient, dem Processe selbst einen hoheren Auf-
schwung zu verleihen. So auf demRand der Ge-
genwart angelangt werden wir erkennen müssen,dass die organische Naturweit in der ganzen Na-
turvorsteHungder Weltgeschichte, erst der Zukunft,
namUch der synthetischen Periode, anheimfa))enwird, die einen wirklich concretenOrganismusauf-
stellen wird,im Vergleich zu dem die bisherdurch-
gemachtenStufen nur Abstractionenund Elementar-
Bestimmungenwaren; so wie uberhaupt die phy-sische und chemische Naturwett nur die beiden
abstracten Pramissen der organischen bilden.
Die chaotischen Bewegungender Gegenwart wer-
den wir eben aisdann für den elementarischen
Pr o c e ss des organischen L eb e ns erkennen jaman konnte sagen fur eine ~M~o <ï~~M~oc<j',die, indem sie noch ein grosses Geheimniss der
Natur ausmacht, vieileicht von Ihrem Anaiogon
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im Geiste aufgpktart werden wird. Umgekehrt
sogar mag es uns ertaubt seyn zu schtiessen, dass
das Wesen der Fermentation und Biogeniedarum nur bis jetzt verborgen geblieben ist, weil
wir die ihm entsprechende Stufe im.Geiste nochnicht erreicht haben; gleichsam wie die Ge-schichte der Chemie m der chemischen
Geschichte des Mittetaiters erstihren An-
fang nahm,wahrend die Phy s i k imph ys i s c h e nAtterthum schon zumBswusstseyn derMensch-heit getangte.
Wir haben uns erlaubt, diesenvor!aungenasser-
torischen Ueberblick der physischen Kategorien-
reihe in ihrer Manifestationauf dem aUgemeinenWege der Menschheit zu geben, weil, wie gesagt,eine solche naturphilosophischeSymbolik der Ge-schichtebis jetzt nochgar nichtaufgestellt wordenist.Bei den logischenKategorien habenwir dièss nicht
nôthig gehabt, da ihre Anwendung bereits bekannt
war; es kam uns also nur darauf an, die ganzee
Systematisirung und Ableitung dei'setben in der
Geschichte zu verlangen. Die eben gegebenen nur
provisorischenAndeutungen sollen aber dazu die-nen, diese neuen physischen Kategorien der We!t-
geschichte vor der Anschauung und Vorstellung zu
tegitimiren,deren wirklicheund vernùnftigeDurch-
führungaber durch denganzenEntwicklungs-Process
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choh bemerkt. dass LWir haben schon bemerkt, dass bei den phy-sischen Kategorien der Weltgeschichte nicht bloss
die symbotisch typischenzubetrachten seyen, son-
dern auch die realen, unmittelbar in das Leben
der Menschheit eingreifenden, wetche die naturli-
chen Einwirkungen und die physischen Gntndiagender Geschichteausmachen. Dièse soUeîiûberhaupt
der organischen Natur angëhSreh, und sind ofter
(aber, gleich den logischen, nie ganz complet,) in
der Philosophie der Geschichte, zuerst besonders
von Montesquieu und Hèrder bërùcksichtiget wor~
den; .diess sind namMch die geographischeh und
klimatischen Verhaitnisse, die miheraMschén, vege-tabiHsehen uhd animaiischen Bodenerzeugnisse, die
Raçenunterschiede, physische Lëbenswéise der In~
dividuen etc. etc., Wàsfreilich schon in die anthro-
pologisèhen Kategorien, wenh dièse ûberhaupt hier
aïs geistige zu betrachten sind, eingreift, zu wel!-
chen wir jetzt ùbergehen.
3) Hier erst treten wir auf ùnsern wirklichen
und dem Weltgeiste angemessenen Boden. Die
Geisteskat,egorieri sind nicht bloss symbolische Ty-
pen, nur etwa denGeschichtsphasen analog, oder
bloss passive und materielle Grundlagen derseJben,wie die physischenKategorien; sie sind auch nicht
bloss abstracte Begriirsbestimmungen, allgemeineideelle Grundiagen der Thatsachen, wie die logi-
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schen Kategorien, sondern sie sind active und
concrète e Selbstmanifestationen desGeistes, welche
unmittelbare specifische Elemente der Geschichte
ausmachen, wahrend die vorigen nur deren mittel-
bare Momente waren. Aber wenn wlr eben die phy-
sischen Kategorien tiberhaupt nur ats der Entwick-
)ung des Weltgeistes analog betrachtet haben, und
nur wen!gc für wirklich mitbestimmende aner-
kannten, so verhalt es sich mit den geistigen Ka-
tegorien gerade umgekehrt, indem sie hauptsachlichwirkliche und specielle Offenbarungsweisendes Gei-
stes bilden und nur wenige b1osanatog sich in
ihm absptegetn. Zu diesen letzten gehërt z. B. die
Vergleichung des Laufs der Geschichte mit dem
Menschenalter und dergieichen, und sogar dieses
wird zu einem unmittelbar WirkUchen, sobald wir
die ganze Menschheit individualisiren, was im Aus-
drucke Wettgeist zu geschehen pflegt. Denn
das, was wir Individualisiren der ganzen Mensch-
heit als Weltgeit nennen, kennen wir schon aus-
iuhrMcher unter der Benennung des allgemeinen
Entwickiungs-Vertaufs der Geschichte, und wenn
es uns hier als ein synthetischesEmporsteigen,sobald wir vom einzelnen Geiste ausgehen, er-
scheinen mochte, so ist es doch an sich seiner
logischen Bedeutung nach nur das abstract AH-
gemeine.
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Auf diesem Punkte entsteht die neue Forde-
rung, die ganze Reihe der Geistesbestimmungennic!)t mehr in ihrer abgeschlossenen Bedeutung,wie sie an und für sich cind, zu entwickeln, son-
dem dieselben in Ihrer Bedeutung fur die Ge-schichte aufzufassen. Aufdiescrhoherentnstanz
:ds Wettgeschichte mussen wir diesetben gleichsam
negiren, und zeigen, dass sie erst in der Geschichte
ihrer hôchsten Bedeutung und Wahrheit, so wie
ihres Grundes theilhaftig werden – und dass die
Gettung, die sie bis dahin hatten, wohl in sic h
concrète, aber im Verhattnisse zum Weltgeiste
ganz abstracte waren; weswegen auch die
an und für sich schon wirklichen und concretenBestimmungen des Geistes fur die Geschichte nur
a!s Kategorien dienen müssen. So werden alle
anthropologische und psychoiogische Entwicklungs-momente auf die ganze Menschheit, aufbe-
sondere Votker und auf einzelne Indivi-
du en angewandt; in allen diesen Spharen aber
werden sie zugleich simultan, also zeitlos – und
dann im eigentlichen Sinne mo me n t a n, also zeit-
lich, indem sie fiir d i e s e Moment das speci-nsche movimentum ausmachen also immer,theils wirklich, theils typisch ihrer Stellung
und Vorstellung nach erscheinen. Auf diese Weise
sind z. B. die anthropologischen Bestimmungen des
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Alters und des Tempéraments in de:' Geschichte
so zu benicksichtigen, dass.das Alter nicht bloss
unmittelbar in das Leben der geschichtiichcn In-
dividuen machtig ein~reift, sondern dass auch~ wie
Herder schon aufsteitte, ein Alterslauf der ganzen
Menschheit selbst inharire, und was ausscrdem nochhinzuzusetzen ware, besondereVûtker auf besondereu
Stufen besondere und verscMedene Altersstationen
verkùndigen~ so dass die ganze Entwicklung- desAlters nicht bloss extensiv auf der totaienMnie
der Geschichte sich oifenbare, sondern auch in-
tensiv auf ilu'en besonderen Stationen alle, ihre
integrirenden Monaente In simuitaner Entwicklung
entfa~te~– Desgteichen mit den Temperamenten,
welche nicht b!oss die Individuen, sondern auchdie Votker untërscheiden und sogar dièse Untpr-
schiedë im atigemeineHF~rtscht'eiten der Geschichte
behaupten, da das Leben der Mënschheit selbst
eincmTemperamentenwechsel untenvorfen ist.– Ja,die noch am meisten mit der Naturtichkeit behaf-
tftenBestimmungen, wie z.B. dieJahres- und Tages-Wechset, sogar der Wechseizustand des Schtafes
undWachens, muss in der Geschichte berucksich-
tigt werden, was freilich tropisch zu geschehenpilegt, aber dadurch eben dièses Characters der
speculativen Nothwendigkeit und dialektischen Ab-
leitung entbehrt, die wir ihnen hier vindiciren woUen.
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5
'Wie oft sind noch atigemeine geschichttiche Ah-
nungen, Traumwissen und Traumhandeln bei denVë!kern und der Menschheitzufâttig bemerkt wor-
den wie oft hat man besondere tdiosynkrasien,
A.nlagen, trübe Leidenschaften aïs herrschend in
besonderen Epochen angesehen? Wir verlangenalso, dass die ZufaUigkeit dieses Ansehns abge-streift und die wahre philosophische Bedeutungaller dieser Bestimmungen fur die Weltgeschichteanerkannt werde. So muss es wieder characteri-
stiscite Epochen des GetuMs, wie auch des Wis-sens undWotlens geben, und docb auf jeder Stufemuss man alle die IntegratenMomente des Geistes
wieder antreiTen; – so ist auch andrerseits die
phanomenologischeEntwicklung des Bewusstseynsin den drei benannten Kreisen verschieden an-
zuerkennen, Indem es bei Individuen und Vôlkern
wohl alle seine nothwendigenPhasen durchgemachthaben mag, ohne dass darum die Menschheit~e-
reits zu dieser oder jener Phaais~<XT'e~o~~ ge-
iangt ware, weit bei den Individuen wegenihrer
Concretheit schon etwas actu sich entwickelt
haben kann, otttte in der abstracten Sphat'e der
Menschheit anders ats nur ~o~M~'<xvorhandenzu seyn. Dièse Entwicklung des Bewusstseyns in)
Individuo, ist nicht bloss objectiv wichtig, sondern
auch subjectiv ausserst intéressant, und wir machen
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(!6
diese Bemerkung absichttich, uin die jetzt tast ver-
kannten Rechte der Unmittetbarkeit und des zu-
faUigen, sogenannten kieinlich Psychologischen der
Geschichte zu revindicsiren, weH man aus Furcht vor
Einseitigkeiten selbst in Einseitigkeiten faiit und vor
dem Watde die Baume nicht sieht. Ja, wir dürfenuns gar nicht gegen diese nnmitteibarePsychoto~iein der Geschichte so sprode stellen, denn der Mangetdaran ist es eben, der unsere atigemeinen Geschichts
darstellungen dieses Sympathieerregenden beraubt,welches wir in den Werken derAften so oft, sehrselten aber in den modernen antreffen; und für das
Leben der Idee brauchen wir. gar nicht das Leben
des Lebens zu todten. Wenn Hegel aiso- sagt, die
blossen Particutaritaten der Individuen seyen amentferntesten von dem der Geschichte angeho-
rigen Gegenstande; sokonnen wir woh) diesenSu-
pertativ ge!ten lassen, um wenigstens den abso-
tutan Pô sitiv nicht zuzutassen. Die ganzIicheVer-
weisung derselben in den Roman, wie Hege! *) es
vertangt, kônnte nur dazu beitragen, die Geschichts-
philosophie noch weiter von der Geschichtskunstzu entfernen. Nichts aber moctfte wûnschenswer-
ther seyn, a!s ùberall die Tiefe der Ideen durchdas Lebendige ihrer DarstëHnhgaufzuschtiessen.
') Encyciop.der philos.Wissënsch.3.Ana.§.549.Anmerk.
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67
5~41
Diese BenMrkttBgen haben bloss den Zweck,
die Réhabilitation der durch Reaction ausgestos-sehenEieméhte zu befôrdern; denn sowoht im Gei-
stigen, ats auch ImLogischen mHssen wir jetzt das
ffûnei'VerHa~hte und deswegen spâter atsunbrauch-
bar und vertrocknet Heraùsgeworfene, wieder auf-
quiUen lassen, dasselbeneu berechtigen und auf sei-
nem eigehtiiehenPtatze tiefer begrùnden. FpeiMchdarf es in dais Wesentliche der Gesetze nichtem-
gfeifen~and nicht da bestimmend auftreten, wo es
mtr untergeordnet sey~ hann. Seibst Hegel hat
es ausgesprochen, da~s die Geschichte z un ac h s t
ais derKampf von Leidenschaften, partHeliichen In-
teressen u.s. attZMsehensey, deswegën
abër bei
der specuiativen ErhebHng über dièse Pafticuian-.
tâte~ ut)d ZuMtigkeiten wir keinesweges den un~
mittelbaren Standpunkt g a nz t i ch a b we is e n, und
so statt einer wahrhàftenIdentification desDetikens
ùnd Seyns der AHgemeinheit des Denkens ëin ent-
schiedenes Uebergewi cht {tber die BesoBiderheit dés
Seyns geben dürfen. ScMiess!ich fugen wïr noch
dèn schonem ~nd tiëfen Ausspruch Herbart's ben
,ie Psycho!ogiebteibt immer
einseitig,so~
langesie den Menschen aïs allein stehend betrachtet *).'i;– Es muss also eine Psychologie der Menschheit
*) Herbart's Psychologie. Letxtea.Capitet.
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68
und derVô!ker, so wie des individuellenMenschen
geben*).Die weiteren und immerh~herenMomente des
Geistes werden endJich die wirklichen und wich-
tigsten Elemente der Geschichte ausmachen. Re-
Mgion,Sprache, Kunst, Wisspnschait, Recht, Staat
etc., das sind die eigertUichenErgebnisse der Ge-
schichte, weil sie zugleich auch die hôchsten Be-
stimmungen des Geistes sind. Zu deren weltge-schichtlichen Ableitungd. h. zu deren AuNassungnicht in ihrer eigenen Bedeutung, sondern afs
integrale Momente des Weltgeistes sind schon
sehrschiitzbare Beitrage vorhanden**). Es bleibt
aiso dieAui'gabe der Historiosophie,alle dièse Eic-
mente, dietheihveisebereits organisirt,meistentheilsaberjwhzu organisiren sind, fur unseren Stand-
punkt zuvindiciren und diesem gemass sie ab
zuleiten.
tn dieser Betrachtungsweisee!'scheinen uns; aUe
Momented~s pbHosophIsf'hen Systems In ihpcrr
specialen Beziehung und Amvendung zurGeschichte derMenschheif, und dasaus dem
Grunde, weil dieGeschichte,
wieiruher gesagt,
*)Zu dieser Aufgabe habcn Condorcet und Kant bereits schatz-
bMeBeitrfigegeMefert.**) Von den Choryphaeen der Berliner, Munchener und Wienet-
Schule, in Deutschland; nicht zu gedeuken mancher sehr wich-
tigen austiindischen Monographien.
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\vegen ihrer hôchsten und concretesten SteUungin der Entwiciktung des Geistes den Makrokosmus
bildet, zu welchem alle niedrigerenDeterminationen
convergiren mûssen. So ist die Weltgeschichtedas ~/Mor/M/7ï co~MM/ïg des Universums. Eins
nur steht ûbci' der Weltgeschicitte, das ist der
absolute Geist, Gott. Deswegen, so wie Alles in
der Welt der Geschichte unterworfen ist, so ist
dieselbe wiederum nur Gott unterworfen. Wie
die Wettgeschichte das Weitgericht ist, so ist
wieder Gott der Richter der Weltgeschichte, und
dièses Wa!ten Gottes in derWeItgeschichte, wah-
rend die Weltgeschichte selbst über Alles wattet,
ist eben unser letztes Ergebniss, welches zugleichauch das erste ist, und in diesem Faite, wie
irnmer, wird es das Alpha und das Oméga seyn.Darum haben auch die zwei ersten JBegrunder der
jthilosophischen GeschichtsdarsteUung, der heilige
Augustinus und Bossuet, dieses gottliche Walten
ais Princip der Weltgeschichte aufgestellt, darum
werden auch die letzten Bearbeiter dieses Feldes
zu den namMchen Resuttaten gefangen, da diess
zugleich Princip uud Resultat ist. Dieses Waltenist bis )etzt meistens nur assertorisch aufgestellt
\vordeH; wir aber hatten es in seiner dreifachen
OirenbarungsYveise zu statuiren.
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1) unmitteibar in derVergangenheitdurchdieVer-
wirkiichung der gôtttichen Verheissungen im
besondern Antaute der Geschichte;
2) mittelbar in der Gegenwart durch die Entdek-
kung der gottlichen Vemunft im aUgemeinenVerlaufe der Geschichte;
3) zweckmassig vermittelt in der Zukunft dm'ch
die Erreichung der gCtt'ichen Endbestimmungder Glückseligkeit, in dem bestimmt voilfuhr-
ten te!eo!ogischenAustau(e der Geschichte.
Die erste Art von (Menbarung wird sich in
dem empirischen Theite der Historiosophie fa-
ctisch beweisen und sie bildet das specifische Ete-
ment desGtaubens; – die
zweite wird im
specuhtivehTheile abstraet und genetisch abge-
leitet wobei die Kategorien, von dehen wir nur
ein ûûchtiges Schema gegeben haben, die bestimm-
ten Entwicketungs-Momente ausmachen; diese da-
gegen bildet das specifische Etement des Wis-
sens;– die dritte aber soU Im synthetischenTheil concret, frei und wirktich der inneren
Teleologie des Geistes gemass entwickelt werden,
und diese bildet das speciiische Element' des hoch-sten Cuttus, denn die t ha tige Erhebung der
Menschheit zu Gott ist gewiss der Erhebung im
Gefuhte oder im Gedanken ùber!egen. So wird
dièses machtige Eingreifen der Gottheit in die Ge-
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sctn~hte, dièse angenounueneveruùnitigeV~rsehungkeinesweges ein leerer Gedanke bieibe~; sonderu
begnirstnassig;und bestimmt diaeseLiclltsaulebiiden,deren dieMenschheit nur zu folgen hat imNameu
`
des Vaters, des Sohncs und desheiligen
Geistes.
Wie wir ini ersten Capitet die Forderung auf-
gestellt haben dieVernunft, welche fur die in der
Weltgeschichte waltende Macht ausgesagt wlrd, or-
ganisch zu entwickeln und dieselbe selbst vernûnf-
tig d. h. den bestimmten Vernunftgesetzen gemasszu deducircH, also von dieser i'ormellen Seite e
die Geschichte seibstats eine ideelle Totatitat zu
systematisiren;– so
haben ~'Ir jctzt die zweiteForderung betrachtet, wonach derinhalt derGe-
schichte und die denselben bestimmenden Katego-
rien, die eben seine Elemente und Momente aus-
machen sollen, selbst gleichfaHs in ihrer unterschie-
denen Totalitat zu organisiren sind. Wie dort also
der eine aUgomeine speculative Gesichtspunkttur die Totalitat der Weitgesôhichte zu vindiciren
gewesen war, so war es uns hier wieder darum zu
thun, die Totatitat der vieten be s onde l'en Ge-sichtspunkte hervorzuheben, also dasselbe für den
tnhaft, wie fur die Form und Methode der Ge-
schichte zu thun. Wie wir also im ersten Capitelden ideellen Organismus des allgemeinen Laufes der
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72
Geschichte und der objectiven Méthode derselben
aufgestellt haben, so stellen wir hier die gleiche For-
derung eines ideellen Organismus der Kategorien der
Geschichte auf. Dadurch haben wir auf beiden
Seiten gar nichts weiter geleistet, a!s die Philoso-
phie der Geschichte ihrer Méthode und ihrer In-
hattsdurchfûhrung nach dem Hege!schen Standpunktder Philosophie überhaupt adaquat gemacht, weil
es aus dem bisher Gesagten genug erheUt, dass
Hegel.'s Philosophie der Geschichte dem eigenen
System überhaupt nicht angemessen war. Was wir
also bis jetzt abgehandett haben, ist für das Systemder Philosphie a!s solcher nur eine VervoUstandi-
gung und Vergleichung gewesen. Was aber im drit-
ten Capitel foJgen wird, soU dagegen über das allge-meine System selbst hinausreichen, atso nicht mehr
eine Ausfüllung des Standpunktes, sondern einen po-sitiven Durchbruch desselben ausmachen. In der
Folge werden wir also Hegeln nicht mehr der In-
consequenz, oder wenigstens nicht volistandiger Ab-
leitung undDurchfuhrung auf diesem Fetde seiner
eigenen Principien beschuidigen konnen, sondern
umgekehrt werden wir ihn für
streng conséquentanerkennen, aber eben darum ihn vertassen mussen.
Also, sowohl wegen ïnconsequenz, ais auch wegenConsequenz mussen wir ihm entgegentreten. Esist nicht zu bez~eifein, dass, wenn, ~ie schon oben
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bemerkt, Hegel dazu gekommen ware, seine Vor-
lesungen ûber die Philosophie der Geschichte zu
einem Werke umzugest:Jten und diese hohe Stufe
des Geistes noch tiefer, als er es bereits that,
zu durchiorschen, sich ihm die bereits aufgestelltenFordenmgen selber aufgeschlossen hatten, und so
ware uns ein weit mehr organischesWerkmit der
strengsten und durchgefuhrtesten Diatektik einerseits,und mit der concretesten Entwicklung der Elemen-
tarbestimmungen andrerseits geworden. Den Man-
gel der Hegelschen Philosophie der Geschichte
aber, we!chen wir im. dritten Capitel auseinander
zu setzen haben, hatte Hegel dagegen nie zu he-
ben vermocht, weil wir ihn dort auf seinem ange-messenstenPiatze seiner allgemeinen philosophischen
Stellung ausserst getreu finden werden*).
*)Das zufattigMerkwurdige dabei besteht darin, dass eben das,was wir weiter bei Hegel zu bekampfen haben werden, was wirihm aber nicht zur Schu!d anrechnen konnen, weil es die treu-ste Consequenz seines philosophischen Standpunktes überhauptist, sich gcrade in dem Theite der Einleitung in die Vorlesun-
gen ilber die Philosophie der Geschichte befindet, welcher nachder Angabe seines Herausgebers ganz von ihm herriihrt und vonihm seibst vottstandig zum Druck umgearbeitet war. Diesesware also nicht me))r zu verandcrn gewescn. Derselbe Umstand
berechtigt uns aber zu glauben, dass er die Consequenz seines
allgemeinen philosophischen Standpunktes überall bei einer letz.
ten Umarbeitung durchgefuhrt hatte, um) einem Spaterkommen-den nicht mehr die Ausfutlung, sondern bloss die Durchbrechungseines Standpunktes gelassen batte.
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Die Forderungen, die wir iu diesen beiden Ca-
pitetn für die kunftige Historiosophie geltend ge-macht haben, erschweren nicht nur unendiich die
Aufgabe, sondern würden diesëtbe sogar unmoglich
machen, wenn man nicht auf die Mitwirkung con-
vergirender Monographien zu rechnen berechtigtware. Wenn wir nur z. H. die Durchiûhrung der
Kategonen in dem Geschiehtsstoffe betrachten, so
ist uns die Schwierigkeit desto einteuchtender, jentehr wir überzeugt sind, dass diese Kategorienselbst an und iur sich noch nicht ihre absolute
und durch das ganze System dm'chgretfende Ab-
teitung erlebten. Dieses Voiffuhren des philoso-
phischen Systems selbst ist jetzt eben die wirkliche
Aufgabe der thutigen Denker, das System seibst
also muss, wenn man so sagen konnte, erst m sich
fertig werden, bevor es seine relativ hôchste Be-
grûndung und Probe in der Weltgeschichte zu fin-
den im Stande ist. Diess ist uns ein wichtigerGrund fur die AufsteUung der Aufgabe der Histo-
riosophie gewesen.Wir haben bei der Andeutung dieserKatego-
rienkette sehr
oft auf Denkergetroffen,welche die
eine oder die andere von diesen besonders hervor-
gehobfn haben, uud diess a!s den Cuhninationspunktibrer Betrachtung gesetzt, ~as wir hier in den
Zusamrnenhang des Gnnzen aufzunehmen forderten.
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Dièse AufsteUungen von stpecieiten Priucipien iund
das Erschopfen ihrer Bedeutung fur die Weitge-schichte ist die ebenvet'Jangte~ihyirkung, welche,
obg'ieich sie schdn viel Terrain gewonnen und viele
Positionen eingehommen, dessenuHgeaGhtetnicht~e~niger nocb kûnfttg einzunehmen bat. Wie namiich
der allgemeine dialektische; Organismus der We!t-
geschichfeso zu sagen kunst- uud ideegem~ss von
em6m Gbsse in haj'momscher Architektonik auizu-
stellen ist:,–so ist wieder das System! der par-ticuiaren Elemente dei' Geschichte gleichsam wie
gothiscbeBauwerke, nach uhd nach von ver-
schiedenen Seiten und durch verschiedene Indivi-
duen zur vollendeten Ganzheit zu bringen. Wieaber die Kategorien sëibst in sich einen vollstan-
digen und gegtiederten Organismus bilden, so,istihre zeitliche Aufstellung selbst ein speculativer Pro-
cess, der, obgleich weit entfernt beeudigt zu seyn,doch seinen ganzen Vertauf woM zu begreifen er-
laubt. Also selbst die Geschichteder Philo-
so p h i ed er Ge s ch i ch t e ware organisch zu Jas-
sen, und es bHebe fur sie das Anabge zu leisten,
was Hegel fur die Geschichte der Phiiôsophie atssotcher geieistet hat. Indem aber in diesem zwei-
(.en Capitel der Plan dièses gothischen Gehaudes
der Historiosophie (im Gegensatze zu deren k l as-
s i s c h e mBauim ersten Capitel) aufgesteitt wor-
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den ist, so ist es jedem kûnftigen Baumeister teicht,das Moment zu wahien, was er bearbeiten wi! um
so nach und nach das Ganze aus so heterogenen
Beitragen auszubi!den, wobei sich wohl ergebenkann, dass mit der
Foigeder Zeit und also mit
der Entwicklung des arbeitenden Geistes, der pri-mitive Plan sich selbst entwickle, – eine Erschei-
mjng, die wir an mittelalterlichen Bauten iast immer
erkennen, und die gar nicht zufallig, sondern dem
Begriire der Particularitatsbildung ganz entsprechendist. Darumzweifeinwirdurchaus nicht, dass die be-
reits gegebene Uebersicht der Kategorien, obgleichsie dem gegenwartigen Standpunkte der Philoso-
phie ganz entspricht, sich doch in der Folge voll-kommener entwickeln werde, ohne indessen das
Wesen seiner Gestalt anzugreifen. So ist also die
ciassische Architektonik der Weltgeschichte, die
wir iin ersten Capitel aufgestellt haben, gar nicht
zu verandern, denn sie ist die wirkliche dem Ge-
schichtssto~e ganz angemessene Form. Die roman-
tische Architektonik unseres zweiten Capitets aber
kann wohi viele Abanderungen erleiden, denn es
kommt bei ihr auf eine Menge Spitzen und Ge-wo)be an, welche alle fur sich zu bearbeiten sind, uud
deren icteeller Nexus nur ein atfgemeiner seyn kann.
Zu dieser Arbeit lordern wir also die einzelnen
denkenden Geister aui', um nach der teitenden Idee,
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in der Zeit und mit der Zeit, den Tempe) der Ge-
schichte aus so verschiedenartigen Materialien auf-
zubauen.
Auf diese Weise, nach der Aui'stettung des
Wie und des Was des Organismus der Weltge-schichte, gehen wir zu dessenWarum <iber, wel-
ches gteichfaUs in einem genetischenProcess aufzu-
fassen ist.
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Ut. Kapiiei.
TTe]teot<~ie AefW~e)tjse)s)eM~t<Mir HIftder Geist!Awfeinmatseh"ich Ràthh
Undschreibegetrost amEn d e wi r d die ThatGoethe.
Nachdem die leere Perfectibilitâtstheorie dem
philosophischen Bewusstseyn der Weltgeschichte
ungenûgend erschien, trat die erste teleologische
Grundansicht hervor, wetche, dasie Rbendieerstc e
war, auch die unmittelbarste und die niedrigste in
der Entwicklung der Idee seyn musste. Die Te-
leologie der Weltgeschichte hat namlich auch ei-
nen Entwicklungsgang durchzumachen und die Be-
stimmungsstadien der Idee einzeln und stufenmas-
sig festzusetzen. Den Organismus dieser Sta-
dien, d.h. den complet speculativen Vertauf der
Teleologie müssen wir hier wiederum zu erken-
nen suchen.
Die Idee in ihrer Unmittelbarkeit, in ihrer
ersten âusserlich natürlichen Gestalt ist die Idee
des Schënen und der Kunst. Dieses ist von
Hegel in der Lehre vom absoluten Geiste sehr rich-
tig aufgefasst, obgleich logisch nicht mit solcher
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KJarheit abgeleitet worden. Diese Unmittetbarkeii
bleibt die wahrhafte ;Stellung' des Schonen und der
Kunst, wenn man auch spater, ~Ie z.jB. Weissee
ihrer Idée eine andere Stellung anzuweisen ver-
suchte, und wenn man auch sogar vonder anderen
Seite die Idée der SchOnheit iur die specutativeEinheit der Idee desWahren und desGuten, atsof(ir die Synthesis des Theoretischen und Practi-
sehen ansehen wollte. Jener hrth~m hat seinen
Grund darin, dass man dem Denken die Prioritat
vindiciren wotite, wodurch die Schonheit zu ihrer
Voraussetzung die Wahrheit haben muss, was je-doch tmigekehrt sich gestattet, indem die Wahr-
hëit eine weitere und hôherë, wehn auch in Ge-
gensatz zu der ersten tretende Bestitmmmg iat,
was schon von Hege) sehr richtig im Uebergangévon der Kunst zurPhitosophie nachge~iesen WOr~
den ist. Der zweite tn'thum aber ist gewiss ausdem Missversteben dessén, was Heget in der Ae~
sthetik (S. 145-–148)sagt, ëntstanden, wo er daa
Schone wohl aïs die Vereinigung der~beideitu Ge-
sichtspunkte der endiichen IntelHgenz und des
endiichenWoUens bezei~hnet, was esauch wirk-iich ist, aber auchmir dièses, und keinesweges die
Einheit des a bs ot ut Wahren und GrutëH. Ans-
serdem noch hat diese Aunassung gewtssërmâs-sen Recht, wenn sie das Schône fur eine solche
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Einheit anninnnt,nur mit der Unterscheidung, dass
diess eine unmittelbare, unaufgeschlossene,a)so
thetische, aber keineswegessynthetische und
absolut vermittelte Einheit ist, dass sie aber
nur eine natürliche Indifferenz bildet, welche den
Process der Diremtion noch nicht gemacht hat,aber nur an sich diese Einheit ist.
Die Idée des Schônen also a!s das erste Sta-
dium des teleologischen Processes der Weltge-schichte aufzusteUen,lag in dem Wesen der Idee.
Ihre nahere Bestimmung als weltgeschichtMchist:
Cultur, Humanitât, asthetische Bildungdes Menschengeschleclits. Der erste Den-
ker,welcher den
teleologischen Standpunkt derGeschichte festsetzte, trat auchsogteich mit diesen
Begriffen hervor, und wenn auch die Idee derCultur noch vorHerder durch Iselin aufgestelltwurde, so geschah es in so unbestimmter Weise,dass demsetben in der Darstellung der Entwick-
htng der geschichtlichenTeleologie nur ein Ehren-andenken zu Theil werden kann. Was,aber Is e-lin unbestimmt, abstract und gleichsam instinct-
massig in die Weltgeschichte einfûhrte, das hatHerder bestimmt, concret und bewusst durch
den empirischen Stoff der Weltgeschichte durch-
gefûhrt, bis .endlich SichiHer dassetbe specu!a-tiv und ganz ideenmassigausfuhrte, –in wet-
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6
t'herAusFûhrung zugleich die Herausfûhrung
m einenhôhernundweiternStandpunkt lag. Bevor
wir zu diesem zweiten ùbergehen, mûssen wir uns
kurz mit derBedeutungdes ersten vertraut machen.
Indem die Kunst die ers teVersohnung
des
Geistes mit der Natur und überhaupt des durch-
greifendenHaupt-Gegensatzes desUniversums aus-
macht, ist die ihr in der Weltgeschichte entspre-chende asthetische Bildung und Humanitat die er-
ste Bèstimmung der Menscitheit. Das ist der
Kern der SchiUerschen und Herderschen Welt-
ansicht, welcher selbst bei Schiller ganz bewusst
ausgesprochen wird *). Die schon wirklich syn-
thetische und beiden Seiten des Gegensatzes ihrRecht widerfahren lassende Versohnung ist die
absolute Forderung dieses Standpunktes, – ,,da-
her soU es jederzeit von einer mangelhaften Bil-
dung zeugen, wenn dersIttiicheCharacter nur mit
Aufopferung des Naturlichen sich behauptenkann **). Diese Versohnung indessen, wenn auch
schon absolut, aber doch in dieser Absolutheit als
die erste und unmitteibarste, muss sich in der Form
der naturHchenEinzeInheit zurExistenzbrin-
*) In dessen so sehr wichtigem und im Verhaltniss zu dieser
Wichtigkeit fast verkannten Werke ,,Ueber die aesthetische
Erziehung des Menschen."
'") Schiller, aesthet. Erziehung Brief 4.
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gen. Es konnte auch nicht anders ausfallen bei
den Phitosophen"des unmittetbaren Wi s s e ns,"welches von der ,,empfundenen Wahrheit"
und von dem ,,Glauben, ats Resultat der Er-
fahrung, dem die Vernunft zu gehorchen
hat," ausgeht, sowiebei demDichter-PhiIosophen,dessen philosophische Weltanschauung immer
poetisch und künstlerisch sich gestattcn musste.
Die ,,Coincidenz der Gegensatze" ist woh!
auf dieser Stufe auch für die Geschichte a!s Cu!-
minationspunktangesehen, aber, wie der Ausdruckselbst bezeichnet, ist dieselbe mit ZufaHigkeitundBesonderheit behaftet. Es ist nâmtich nur Coin-
ci denz, keinesweges aber speculative tdentitat.
Darum wird diese Einheit auf natûriiche und sinn-liche Weise in der Erfahrung gemacht und ge-funden, darum ist auch die Bildung blossB i du ngEinzeiner. Daher ist es Herdern, absehend vonder Substanzialitdt des Staates, um die individuelleHumanitât zu thun, und daher ist die Fortbildungder Menschheit zu dieser Humanitât ats eine zu-
fallige betrachtet worden, die wohl andershutte ausfallen konnen; wenn aber derMenschin dieGesellschaft tritt, so ist es, weil er dazu g e-boren Ist*).
HecdersIdeenzueinerPhilos.derGesch.derMenschheitBch.tV.Cap.6.
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6*
Dieser Zweck der Menschheit ist ausserdem
noch aus der physischen und sinnlichen Or-
ganisation des Menschen abgeteitet. Die Organi-sation ist fur ihn das Kunstwerk, aus wetchemer seine teleologische Bedeutung hervorthut. –
DasHochsteist im Sinnlichen vorhanden, und
jede KteinHchkeit der sinnlichen Organisation istder angemessensteAusdruck oder Fingerzeig fürdie Bestimmung der Menschheit. Diess, wir
mtissen es anerkennen, ist der achte Stand-
punkt der Kunst, auf die Weltgeschichte übertragen.Analogfordert Schiller fur die Volker, wasHer-
der fSr die Individuen fordert, aber ausserdemerhebt er diese künstlerische
Anschauungzur ho-
hernAlIgemeinheit,indemer sagt: "Totalitat desCharacters muss bei dem Volke gefunden wer-
den*). Bei der kunstlerischen Bildung des Voi-
kes erkennen wiralso in dieserForderung derAuf-
behaltung aller Mannigfaltigkeitender Vôtkernatureben dasselbe Kunstkriterium fur den Weltgeistvindicirt, welches Hirt fur das Schône ûberhauptaufstellte, und welches, der formellen und abstra-
cten Seitenach,
dasrichtige
ist. Schiller bleibt
aber dabei nicht stehen, und geht zum Inhaltigenfort, welches er in der Versôhnung des universel-
') Schiller a. a. 0. 4. Brief.
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ten Antagonismus durch die Kunst vornndet; und
hier sehen wir ihn bereits mit Schelling zusammen-
fallen.
Aber nicht bloss die te)eo!ogische Weltan-
sicht dieser subjectiven Denker haben wlr auf
dieser ers<.enStufe zu erfassen, was nur ein Zweck
an sich, alsVorgesetztes, w:in'e,'Sondern der-
selbe ist in dei'Wit'kiichkeit. aïs Gesetztes s noch
aufzuweisen. Der Weltgeist auf der Stufe der
Kunst ist der griechische Geist; die griechischeGeschichte und das griechische Leben sind k)as-
sisch par excellence. Dieser Kunststandpunkt in
der Geschichte aïs etwas bereits Vergangenes ist
gteicl)fat)s von Schiller aufgefasst, und daher sagter so wahr: "Die Erscheinung der griechischenMenschheit war unstreitig ein Maximum, das auf
dieser Stufe weder verharren noch hoher steigenkounte. Nicht verharren, weil der Verstand durch
den Vorrath, den er schon batte, unausbleiblich
genothigt werden musste, sich von der Empfindung
undAnschauung abzusondern, und nach Deuttich-
keit der Erkenntniss zu streben; auch nicht
hôhersteigen,
weil nur ein bestimmter Grad von
Klarheit mit einer besthnmten Fülle und Warme
zusammen bestehen kann. Die Griechen hatten
diesen Grad erreicht, und wenn sic zu einer hô-
heren Ausbitdung fortscbreitcn wollten, so muss-
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ten sic, v\ic ~vir, die Totatita~ ihres Wesens
aufgeben, und die Wahrheit aufgetrenntenBahnen verfbtgen *)."
Indem so Schiller sehr klar erkennt, dass diese
natùrHcitvorhandeneEinheit sich aufschiiessen undin Widerspnich gerathen nmsste, bleibt er dabei
nicht; mindcr stehen, und nachdem er den Wider-
spruch als das Loos der Gegenwart angesehen hat,
stellt er fui' die Zukunft die Forderung einer neuen
hôheren Einheit, und das Ziel auf, eine h ô hèree
Kunst t an die Stelle der ersten, die zerstort
n'urdc, auszubitden.
Mit dieser Forderung hat es, indem wir sie
mit unserem jetzigen Bewusstseyn betrachten,nachsteltende Bewandniss. Der schune und kunst-
gemâsse Standpunkt des Weftgeistes in Griechen-
land war ein natûriicher Zu stand. Die Sub-
jecttvititt wlrkte zu seiner Hervorbringung und Er-
haltung gar tncht, weil sie selbst noch nicht ent-
wickett war; – es war also ein rein objectiver
Zustand, welcher eben darum nur seyend war,und der, sobald er antmg gedacht zu werden,
dadurch eben in sich zerneL Jetzt aber hat sic!)das Denken selbst durchdacht, es hat sich
mit dem Seyn versohnt, denn es wird ja selbst
') SchUter,Aest.Erzichungd. M.Br.6.
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zum Seyn, aber nicht ats Zu stand, sondern a!s
Ausbitdung, welche eine durch dasDenken be-
reits übergegangene, also vermittelte Kunst her-
vorzubringen hat. Das Kunstleben der Vergan-
genheitalso verhalt sich zu dem der Zukunft wie
Thatsache zur That (Factum zuActum)*).
A. W. Schlegel Dennt die griechische Cultur sehr
trefflich eine vollkommene natürliche Erziehung.Nach derenZerfaHen ist also eine künstlerische e
Erziehung zu Stande zu bringen eine that-
sachtiche Kunsthildung ist durch eine thatge-masse zu ersetzen; das ist das Hochste, wozu
es Schiller bringen will, und es ware dasselbe
wirklich dieses, wenn die Kunst ats sotchedas Hochste seyn kunnte.
Auf diese Weise sind von Herder und Schiller
die Grun dlagen der wahren Aesthetik derWeJt-
geschichte e aufgestellt, auf welcher Stufe das
Leben der Menschheit eine Kunstbildung, die Staa-
ten und Individuen Kunstwerke, die grossen Man-
ner endlich Staatskünstler sind. tndem wir aber
jetzt zum zweiten Stadium ûbergehen, werden wir
erst der wahren Philosophie der Weltge-schichte begegnen, auf ivelcher Stufe wieder das
Leben der Menschheit eine Fortbildung des Be-
*) Man vergl. das erste Kap. diescr Frolcgomena.
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wusstseyns, die Staaten Ideen, die grossen Man-
ner endlich (wir meinen es gar nicht ironisch) Staats-
phitosophen sind. Hier also muss die astheti-
sche Bildung der philosophischen Bildungweichen.
Ats Uebergang dient uns wieder ein AusspruchSchillers, der selbst zum Bewusstseyn der Unzu-
iângUchkeit seines Standpunktes kommt, und diesen
aïs Mittel und Uebergang fasst. Er sagt namUch
,,Die Schônheit ist es, durch welche man zu der
Freiheit wandelt *). Dieser Satz ist sehr w ah r
und zugleich sehr fa aiseh. Die Schonheit nur ais
Uebergang betrachten, hiesse die Kunst beeintrach-
tigen die asthetische Bildung der Menschheit ist
aber nicht nur Mittel, sondern auch Selbstzweck,wirkliche Bestimmung des Weltgeistes, aber sie
ist Seibstzweck in noch unmittelbarer, also u n z u-
tangHcherForm, unddiessistwieder das Wahre
des Satzes. DieKunst ist schon diese absolute
Vei'sëhnung, dièse*hohe synthetische Bestimmung,die nicht bloss Mittel und Durchgangspunkt, son-
dern wirkliche teleologische Bestimmung ist. Aber
die Synthesis selbst ist eine TotaHtat, die wie-
der verschiedene Entwicklungsstufen in sich
enthalt, deren erste für unseren Fall hier, namlich
Schiller aest.Erziehung.2. Brief.
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fiir die Weltgeschichte, die asthetische Bildung ist.
Also, obgleicli.sie an sich schon das Hôchste ist,
weisst sie jedoch auf etwas noch Hoheres, und so
diiTerencirt sich das AUgemeinbochste, indem es
selbst in sich Niedrigeres und Hôheres enthâlt.
Um aber bei dieser Stufe g)eichfaHs, wie spa-ter bei der foigenden, es nicht mit dieser bloss for-
meUenATierkennungihrerBei-echtigung ais Seibst-
zweck bewenden zu lassen, sondern auch denset-
ben in der That aïs Seibstzweck zu statuiren, wer-
den wir nach der Aufweisung des abstracten Ver-
laufes der teleologischen Entwick!ungen, so wie
deren concreteren ReaUtât in der Geschichte, (wiedas bereitshier,
dur ch Aufstellung
der asthetischen
Teleologie und ihre real entsprechende SteUungdes Weltgeistes in der griechischen Cuttur zuerst
geschehen ist) dieselben Stufen zum dritten male
am concretesten aufnehmen und dieselbe ~<XT'
~o~~ in der absoluten Teleologie der Weltge-schichte begrùnden. Diese hochste ideenmassige
AutTassungwird erst die jetzt vorangehende, logisch-
begriilmassige, so wie deren einseitige Objectivititt
vermitteln,und so wird diese absolute
Teleologiedurch das Factum in der Geschichte und durch
dessenBewusstseyn in der Historiosophie durch-
gehenderst zurwirkiichcnThatgciangen. – Diè-
ses kann aber nicht etier gesciiehen, ais bis wit-
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die ùbrigen Formen dieser abstracten Te!eb!ogie
durchgegangen seyn werden.
Indem die Schonheit so als nicht mehr genû-
gend, weil sie nur das NIedrigste des Hoc b-
sten ist, sich erfasst, mûss sie in ihr Gegentheil
dialektisch umschiagen. DasUmschIagen geschiehtnun durch dasHervorheben <lessen,was eben das
WesentUche in ihr ist, und da dièses sich als un-
angemessen erwies, muss umgekehrt das Entgegen-
gesetzte als angemessen hei'vortreten. Das We-
sentliche der Schonheit und der Kunst ist eben
die Unmittetbarkèit, die naturhche und kûnstliche
Aeusserlichkeit, in welcher das Hôchstespontan,aber nicht
seibstspontan(d.h. wohi
spontan.in dem Sirine von ~M~'o~'o ~OM/aM~O!, aber
nicht ~Mûc.~OM/<?)zur Existenz kommt. Darans
entspl'ingt also das BedurEniss des Entgegengesetz-
ten, des Reflectirten fur sich,rder übersinnii-
chen hinerlichkeit, in welche,dieses Hochste nun-
mehr in .der. Form des Denkens uud des B~e-
wusstseyHS sich hel'auszuentwickeln hat. So
wird das Schonc wil'kiich zum Durcngangspunkt,welches Verhaltniss
Hegel*)sehr
richtigbezeich-
net, indem er sagt, das Kunst\vei'k stehe in der
Mitte zwischen unmittetbarer Sinnlichkeit einerseits
*) Vorlesungen uber Aesthetik S. &i.
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und demideellenGedankenandrerseits. Hegel aiso
konnte erst das klare Bewusstseyn über die vor-
angegangeneStufe aussprechen und darum erkennt
er dasKunstschone ais ,,eineder Mitten, wel-
che jenen Gegensatzund Widersprnch des in sich
abstractberuhendenGeistes und der Natur auHossteund zur Einheit zuruckiuhrte *)."
Nicht minder wie Schiller bleibt auch Hegelbei dieserRuckwartserkenntnissnicht stehen, son-
dern schreitet vorwarts zu der we i t ere n Mit te,welche sich uns wiederspâter a!s die eigentlicheMitte der Mitten ergeben wird. Bei ihm
ist “ die hOhereForm, – der Darste!!ung durch
das )-!inn!Ichconcrete gegenùber, das Denken
das zwar im relativen SInne abstract,aber nicht einseitiges, sondern concretes Denken
seyn muss, um wahrhaftigesund vernûnitiges Den-ken zu seyn *~).
Das ist eben der Punkt, zu dem wir für jetzt
ge!àng6n wo!tten, und welcher für unsern Gegen-stand die Begrûndung der wahren Philosophieder Geschichte, im Gegensatz zur vorigen Ae-
sthetik der Geschichte bildet. Wie bei dem
ersten teleologischen Standpunkte die Geschichte
nur Ihrer individtf~Henund natürlichen Gestaltung
*-)a. a. 0. S.711.") a. a. 0. S. 93. 94.
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nach aufgefasstwar, so ist sie es jetzt ihrer obje-ctiven Attgemeinheit nach. Die Schonheit ist in
die Wahrheit übergegangen, das Kunstleben der
Menschheit ist in seine philosophischeIdee absor-
birtworden,
und statt der Humanitatund schë-
nen Bildung, ist das wahre Bewusstseyn des
Geistes von seiner Freiheit, ats ,,Endzweck der
Welt" ausgesprochen*).Dieser zweite Standpunkt der Teleologie der
Geschichte, nâmlich der wahrhaft philosophi-
sche, welcher in seiner gediegenstenKlarheit erst
von Hegel aufgestellt ist, muss zunachst dem e r-
sten asthetischengegenùber, anerkannt und
in seiner Wahrheit erkannt werden,um
nachherseibst wieder ûberschritten, und in einen ho-
heren dritten aufgelost zu werden. Ueber das
Wesen dieses Standpunktes aber kënnen wir uns
ûbe~aupt kûrzer fassen, da derselbe eben den
j et z i ge n Standpunkt der Wissenschaft ausmacht,und ausserdem die beiden ersten Capitel dieser
Schrift als Beitrâge zu seiner VervoUkommnungund ganzHchenAusbildung anzusehen sind (nach
deren Erreichung ihm nichts weiter übrig bleibt,aïs sich aufzulosen und einem hôheren Piatz zu
machen). Wir brauchen bloss Hegels Definition
') Hcgel'sVorlesungeniibcr Philosophie der GoschichteS. 20und an anderenOrten.
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derWettgeschichte, welche sichS.22 seinerVor-
lesungen ûher die PLitosophie der Greschichte he-
findet, in JBetracitt zu ziehen, um den ganzen Stand-
pùnkt in seiner gediegensten Ktarbeit attfznfasscT).
Sie tautet so: ,,Die Wettgeschichte istder Fort-
schritt iin Bewusstseyn der Freiheit, – ein Fot't-
schritt, den wir in seiner Nothwendigkeit zu e)'-
kennen haben." Die Anaiysis dieser Definition
und derenVer~leichung mit der ver~nngenenStufcwird uns das ganze System aufschiiessen; und dar-
um ist diese Définition für den Standpunkt HegeFsvoi'trëfnich zu nennen.
M) Auf der vorigen Stufe fanden wir die Er-
kenntniss eines natùrtichen, sinniichen und ausser-
lichen Fortschrittes in der schënen Cultur, hier
umgekehrt finden \vir nur die Erkenntniss des Fort-
achrittes im Bewusstseyn, welcher (um diese
Dèimition durch andere Beiegsteuen zu erkiaren)der ,,ImputsdesgeistigenLcbens i n sich setbst,
die Rinde der NatûrHchkeit, SinnMchkeit und Fremd-
heit seiner selbst zu durchbrechen, und zum Lichté
des Bewusstseyns, das ist zu sich seibst, zu kom-
nien" – ist. Die Entgegensetzung hier ist so
worttich, dass man nichts mehr hinzufugen kann.
b) Auf der vorigen Stufe fanden wir weiter die
Annahnie der ZufaHigkeit dieses Fortschritis,– die Fortbildung zur Cultur konnte uach Her-
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der so uder anders ausf'aiten, die Totalitat der
characteristischcn Besonderheiten war nach Schi{-
ler das WesentHche. Hier dagegen fordert He-
gel dieErkenntniss der Nothwendigkeit t dieses
Fortschriites, der keinesweges eine Gallerie voneinzelnen Kunstwerken, sondern eine apodiktische
Verkettung allgemeiner Ideen ist.
c) Was eudiich die Freiheit anbetnS't, so ist
deren Begriff, wie Hegel selbst anerkennt, so sehr
Missverstandnissen ausgesetzt, dass wir eimge Er-
tauterungen hier vorausscliicken müssen. Eitiem
dieser Missyerstandnisse glauben wir von Hause
aus vorzubeugen durch die logische .Bestimipuug'
der Freiheit, die keinesweges aïs einseitigesGHed eines Gegeusatzes und also im WIderspruçl)mit einem Entgegengesetzten, etwa mit der Noth-
wendigkeit, zu nehmen ist, sondern welche selbst
schon eine wahre syntlietisehe Bestimmung ist,indem sie namiich die voUbrachte Identitat der Zu-
falligkeit und der Nothwendigkeit, also auf einer
hohern Stufe die AuSosung und wirktiche Versoh-
nung der Willkûhr und des Zwanges enthatt. Jene
faische und doch im gemeinen Bewusstseyn ammeisten eingewurzelte Annahme der Bedeutung der
Freiheit ist der Grund der meisten Incongruenzen,die sich um diese Angel drehen. Ein Weiteres
ist wieder, den Begriff der Freiheit selbst als eine
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in sich unterschiedene Totalitât zu fassen, wonach
er selbst in seinem Werden sich gegen die ver-
schiedenen ihn constituirenden Richtungen wech-
selseitig hinneigt, um erst am Ende wahrhaft und
rein zu sich selbst zu kommenund sich festzuhal-
ten. Es wird also Niemanden befremden, noch fur
widersprechend gehaltenwerden kônnen, wenn wir
die Freiheit setbst in: ~) zufattige Freiheit,
b) nothwendigeFreiheit und c) freie Frei-
heit unterscheiden. In diesen Worten scheinen
zwar lauter Widerspruche zu liegen aber specu-lativ gefasst sind sie schon aufgetost. So, um die-
ses naher zu bestimmen, ist der Geist a;) indem
er Kunshverke erzeugt, gewiss frei, aber seineFrei-
heit ist eine zufaUige, weil sie zufallig abbangt
a) subjectiv, von dem individuellenGenius und
denidiosyncrasien desKunstiers, /?)objectivabervon den verschiedenen Beschaffenheiten des sinn-
lichen Materia!s; A) indem der Geist dagegenGedanken erzeugt, ist er nicht minder frei, aberseine Freiheit ist eine nothwendige, weil sie
nothwendig abhangt von der speculativen Dia-lektik der Sache, von der allgemeinen
Objectivitatdes Denkens. Es ist aber von beiden Seiten eine
abhangige Freiheit und eine freie Abhan-
gigkeit, und obgleich sie in dieser Hinsicht das-selbe sind, sindsie dessenungeachtetsich entgegen-
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gesetzt. Auf die freie Freiheit aber, welche die
NothwendigkeitundZufaIligkeitin sich~c<T*e~o~~zu vereinigen hat, werden wir spater zu sprechenkommen.
Die FreiheitHegel's
ist also eine wahre und
wirkliche Freiheit, welche jedoch mit einem Ue-
bergewicht der Nothwendigkeit behaftet ist, des-
sen Grund im Principe des absoluten Idealismus
seibst liegt, was wir sogleich zu erortern haben
werden. So steht sie der Schiller'schen, mit un-
mittelbarer Zufaiiigkeit behafteten Freiheit abstract
gegenüber. Auf die Erkenntniss dieses Punktes
liesse sich die ganze Berechtigung der bekannten
Polemik gegen die Hegelsche Freiheit reduciren,welche insofern faisch ist, aïs nicht das Resultat,
sondern das Princip anzugreifen war; denn eine
im Denken begrûndete Freiheit muss durchaus a!s
nicht nichtseynkonnende aufgefasst werden. Dass
aber Hegel's Freiheit noch mit der Nothwendig-
keit behaftet ist, und somit, wenn auch eigentlich
concret, doch partiell einseitig bleibt, ist eine so
bekannte, anerkannte, und verkannte Thatsache,
dass wir für jetzt nicht langer dabei zu verweitenbrauchen.
So ist auf dieser Stufe: das Denken die hoch-
ste Form des Geistes, die Vernunft das Lei-
tende und das Ob~ectiv-Wahre der Geschichte,
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desseu Bewusstseyn end!ich dus hochsfe Ziet und
Bedurtniss der Menschheit. Damit hangt es zu-
sammen, was zunâcitst fur zutattig angesehen wer-
den konnte, dass die Entwicklung des Weltgeistesin der Geschichte aïs CoroUanum der phanomeno-
logischen Entwicklung des Bewusstseyns aufgefasst
wurde, und dass die Entwicktung des Wettgeistessich zuerst ganz nat(ir!ich an die Critik des Be-
wusstseyns anschloss Das Bewusstseyn ist nam-
lich bei Hegel das Alpha und das Omega, von
dièse ni leitet er das ganze System seiner Philo-
sophie überhaupt ab, zu diesem sehen wir ihn
hier den ganzen Process der Weltgeschichte hin-
führen, und das ist übrigens das, was die grosse
Bedeutung der Phanomenologie in der Ge-
schichte der Philosophie setbst ausmacht, namlich
dass der, unter der Form des Denkens sich aus-
bildende Geist mit diesem Werke, mit dieser Ge-
nesis des Bewusstseyns eben selbst zum Be-
wusstseyn ~c;~ ~o~y angelangt ist, d. h. dass
der Standpunkt Hegels selbst in der Gescbtcttte
der Philosophie diese Stelle uberhaupt angenommenhat, welche das Bewusstseyn a!s solches in dem
Systeme der Philosophie selbst einnimmt. Dammist da~ Bewusstseyn der specifische Kern der He-
gelschen Philosophie; und obgleich seine Entwick-
tung selbst den ganzen Process der Geschichte .'h
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7
extenso begleitet, so faMter doch erst bei Hegel in-
tensiv mit sich zusammen; und darum ist hier
das Bewusstseyn Bewusstseyn xecT*e~o~f.Dieses Zusammenfaiten kann wohl wieder aus ein-
ander fallen, aber das Resultat des vollbrachten
Zusammenfallens ist schon ein gewonnenes Resul-
tat darum wird die Trennung nicht mehr einAus-
einanderfallen, sondern ein Aussichse)bstfort-
gehen, d. h. eine immer mit sich identisch blei-
bende Trennung. Damit eben ist schon der Keim
der AuMosung dieses Standpunktes gegeben, und
damit auch zugleich angedeutet, warum wir uns
eben jetzt bei dem weltgeschichtlichen Wende-
punkte des Umschtagens der Thatsachen in Thaten
befinden. Das Bewusstseyn namlich nimmt eine
bestimmte Stelle im wahren Systeme der Philoso-
phie ein, mitihmaIsoschliesstdasUniversumnicht. jWas vor ihm (dem Gedanken nach) liegt, ist un-
bewusst, d.i.Thatsache, was aber hinter ihm, muss
sich bewusst entwickeln, und das ist die That.
Durch die absolute Eroberung des Bewusstseynsa!so wird sich nunmehr der Geist mit einer ganzandern Bestimmtheit auf seinem weiteren
Wegeentfalten, und von jetzt erst wird er sich in seinen
objectiven und absoluten Metamorphosen einhei-
misch zu Hause finden.
Wie wir aber auf der vorigen Stufe der ge-
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schichtHchen Teleologie uns nicht mit dem Auf-
weisen einer vorausgesetzten Ansicht begmig-ten, sondern diesetbe aïs gesetztein der sich
entwickelnden WirkHchkeit erkannten, was wir ats
das Schon& in der antiken Welt und hauptsachHch
mdergnechischen vorfanden; so ist auch dasselbefur diese Stuie zu thun, obgleich nach dem cben
Gesagten es klar einleuchten muss, dass die ihr
entspl'echende rea!e Entfaltung des Geistes eben
die moderne ist. Zwar hat fur die Philosophie
uberhaupt diese Sphare bereits in der Aristoteli-
schen ~o~o'fg ~o~ceajg ihren Anfang, aber auchweiter nichts aïs ihren Anfang, dessen weitere und
absolute Durchfuhrung erst die christllche PliHoso-
phie, die Philosophie des Denkens, in seinem wah-
ren innern Elemente zu leisten im Stande war
und dessen wIrktichesEnde und wirkticheVo)!iuh-
rung der zweite Aristoteles unsererTage erst kürz-tich voUbracht hat. Wie also das classische AI-terthum und besonders Griechentand dieWett derKunst und der uninitteJbaren Schonheit ~var, so istdie christlich moderne Epoche wieder die Weltdes Denkens, des
Bewusstseynsund der Philoso-
phie. Diese Welt, welche Aristoteles mit demDenken des Denkens eroJTnete, hat Hegel con-creter mit dem Denken der Identitat desDenkens und des Seyns geschiossen; denn
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9!)
7*
diess ist auf dem Standpunkte Hege!s die hochste
Definition der Philosophie *). Diese Welt aber,selbst aïs Abstraction und aïs schroH'er Gegensatzzu der vorigen, muss sich selbst auftosen, und in
der Forderung einer d r 111e n Wett ihren formel-
len Uebergang finden. In dem Erkennen aber, dass,wie gesagt, das Bewusstseyn nicht das Hochste
ist, sondern selbst uber sich hinaus und noch
nchtiger aus sich iortschreiten muss, Megt das
Inhaltige des Ueberganges, welcher sich ats die
Forderung einer substantIeHenEinheit desDen-
kens und des Seyns darstcllt, die nicht bloss an
und fur sich seyn, sondern auch aus sich ein
Substrat hervorzeugen muss.
Um dieses Ueberganges willen mtissen wir aber
die specietteren Betrachtungen über die Historio-
sophie gegen eine aUgemeinere und viel umfassen-
dere vertauschen.
Indem Aristoteles sagte; “ die Théorie sey das
Vortrefflichste," hat er eben durch diesen Ausspruchder Kunst den Todesstoss gegeben. Er wurde
zwar in einer ganz andern Hinsicht gegeben, nichts
*) Wenn er auch dieselbe nicht so worttich hingestellt hat,soist sie doch nichts destoweniger diewahrhaft seinige.Ausserdem stimmt die gegebene Definition, dass: "die Philoso-
phie die Wissenschaft der Vernunft sey, insofern diese ihrerselbst ats alles Seyns sich bewusst werde," mit der vorigeniiberein.
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"1 1.desto weniger ist dessen absolut geistige Bedeu-
tung dieser Rûckschiag auf die Kunst gewesen,
nach welchem die Inthronisation der Philosophie
auf deren Stelle erfoigte. So, indem die Kunst
aufhorte das Hôchste für den Geist der Menschheit
zu seyn, ist diese Bedeutung, namUch das Hôch-ste zu seyn, dem innern Denken, der Theorie,
mit einem Worte der Philosophie anheim gefaUen~).
Die hochste Bedeutung der Philosophie hat sich
bis zu unseren Tagen erhalten, wo die Epoche der
Intelligenz ihr Apogeum erreichte. Das sehen
wohl diejenigen ein, welche sich keine klare Re-
chenschaft geben konnen, was nach der Entdek-
') Von Religion kann hier nicht die Rede seyn, denn dieReligion enthalt, wie sie wahrhaft begriffen werden muss, und
wie Hegel sie auch im §. 554. der Encyclopadie 3. Aufl. im AH-
gemeinen erfasst, was spater von Richter in seiner "Lehre von
den letzten Dingen" sehr klar hervorgehoben und ausgefiihrtworden ist, die ganze absolute Sphare des Geistes, in welcher
Kunst, Philosophie u. s. w. nur specielle Stufen sind. Die Reli-
gion ist also keinesweges cin denselben assimilirtes und beige-ordnetes Moment, sondern eben das hochste Substantielle der
ganzen Sphare, und sie waltet absolut über diese Stufen, indemsie sich in ihnen bestandig reflectirt und sich nicht von denselben
aïs etwas Unterschiedenes scheidet, wie es sonst Hegelund seine Schule gewohntich annimmt. Wenn wir aber sagen,
dass im AIterthume die Kunst das Hochste war, so ist auch da-mit die Religion als Kunst gemeint, so wie die spatore Opposi-tion der Philosophie sich auch unter der Gestalt der Religionkund giebt, indem die christUche Religion der antiken gegenuberaïs die philosophische, gedachte, geglaubte und bewusste sichdarsteHt.
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kung der absolutenMethode noch der Philosophiewesentlich zu thun übrig bleibe. Die absolute
Methode ist erreicht und diese ist der Kern der
Philosophie, darum hiesse es wirklich die Grosse
und weltgeschichtlicheBedeutung Hegels verken-
nen, nicht in ihm wenigstens (nach Weisse's An-
wendungdes TalleyrandschenWitzwortes)denAn-f ang des Endes der Philosophie zu sehen, wie
in Aristoteles, wenn nicht deren eigentlicherAn-
fang, so wenigstens das Ende des Anfangs zu
setzen ist. Ja, in Hegel hat das Denken seine
wesentticheAufgabegetost, und wenn auch dessen
Entwicklungslauf damitkeineswegesbeendigt ist, so
wird es jedoch von seinem Apogeum zurûcktreten
und partiell dem Aufgange eines andern Sternes
weichen. Gerade so wie die Kunst, indem sie dieclassische Form erreicht hatte' über sich selbst
hinaus ging, und sich in die romantischeKunst-
form auflüste, aber auch zugleich die Weltherr-
schaft an die Philosophie abtrat, so steht eben in
diesem Augenblicke die Philosophie selbst auf ei-
nem so classischenPunkte,wo sie sich selbst über-
schreiten muss, und dadurch zugleich die eigent-licheWeltherrschaft an einAnderes abzutretenhat.
Aus diesemGesichtspunkte erkennenwir erst, dassdiejenigen, welche noch sehr viele Umge-~statttut~e& und Fortschritte der Philosophie ver-
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sprechen, als auch diejenigen, welche mit demBe-
wusstseyn der Wichtigkeit des gewonnenenStand-
punktes eine absolute Seibstgenûgsamkeit fur die-
selbe fordern, beiderseitig Recht haben. Denn
Umgestaltungen in der Philosophie und sogar sehr
wichtige sind wohl noch zu erwarten, aber das
WicMgsteistvoruber, undje mehr sie fortschrei-ten wird, desto mehrwird sie sich setbst entfrem-den und von ihrer Classicitat sich entfernen. Nichtsdesto weniger aber wird diess ein Fortschritt desGeistes seyn, so wie die Romantik, der antikenKunst gegenüber, auch wirklich ein Fortschritt der
Idee des Schonen war.
Die AuSosungdesgegenwartigenStandpunkteswird sich ergeben, sobald wir ihn klar aufgeiasst
haben werden. Dazuwollen wir uns hier der ganzangemessenenWorte des Prof. Michelet bedienen,welcher sagt: ,,dass der allgemeine Character allerneuen Systeme der Philosophie nicht mu'ûberhauptdie innige Durchdringung von Seyn und Denken,
Subject und Object sey, sondern eine solchee
Durchdringung, wo das Denken oder die Idee atsdas
Princip, und,nach
einem Aristotelischen.Aus-drucke, aïs das Vortrefflichste der beiden in Ver-haltniss stehenden Momenteanerkannt ist. – Derbesonderé Character eines jeden dieser Systëmekann also nur aïs ein so oder so sich gestattender
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Idealismus aufgefasst werden Hegel end-
lich, welcher den Idealismus mit dem Rea-lismus aufs innigste verbindet, hat die Philosophie))!s zu dieser Hohe der Ausbildung gefuhrt, wo ihrderName des absoluten Idealismus
beigelegtwerden kann *).Die Einseitigkeit diesesStandpunktes tritt hier
in ihrem voUen Lichte hervor, denn es wird aus-
dmckMchgesagt, dass dièse"Identitât desSeynsund Denkens nicht nur überhaupt ah)solche, son-
dern mitdemPradominirendes Denkens,atso ei ne s
G) ie dedieses Gegensatzesbehaftet ist. Sie bleibt
aiso eineideaHstische Identité wenn auoh die-
serïdealismus aïs absolut bezeichnet wird;–
er ist wohlabsolut, aber in seiner Sphare fur
sich, also nur als Ide,alismus ist er absolut;'aber eben deswegen, weil er Idealismus bleibt,kann er nicht absolut das Absolute seyn.DieEinseitigkeit ist hier sogar nicht verhehlt, son-
dern o6'en ansgesprochen und aïs Vorzug geprie-sen. Dièses hat wohl seine Berechtigung in der
nothwendigen Silchentgegenstellung des absoluten
Idealismus der Philosophie dem unmittelbarabsoluten Realismus der Kunst gegenùber.Denn, wie wir oben die Philosophieaïs ,dasDen-'
*) Micheiet'sGeschichtederletztenSystemederrhiloso-phievonKantbisHegel.Th. S.33,34.
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dentitat des Sf\'ns t)TxI T)fn)f ken der Identitat des Seyns und Denkens" defi-nirt haben, so ist wieder die wahrhaftesteDefinitionder Kunst, im Gegensatze zu jener, das Seyn der
Identitât des Seyns und Denkens. Damit ist ei-nerseits die Kunst boher a!s das abstract endliche
Seyn, indem sie nicht bloss ein Daseyendes süberhaupt, sondern ein Daseyn ist, was ganz sei-nem innern Begriffe entspricht; und darnit istauch andrerseits die Philosophie Mher ais das ab-stract endliche Denken,da sie nicht bloss eiu Ge-dachtes überhaupt ist, sondern eben eut Gedanke,der die concreteste Objectivitat besitzt. Es sindalso auf beiden Seiten hohe synthetische Bestim-
mungen, die aber noch mit der Einseitigkeit der
EntgegensteHung behaftet bleiben. Und in derThat, wenn wir die obige Definition der Philoso-
phie z.B. ganz formell, also mathematisch, analy-siren wolten, so. findenwir eine Gleichung, wo dereine der beidenFactoren zweimal, wâhrend daszweite nur einmal in Betracht kommt. Die Phi-
losophie ware hiemach~ mathematisch ausgedruckt,das Quadrat des Denkens, muhipMcirtdurch das
Seyn;
– die Kunstaberwareumgekehrt das Qua-drat des Seyns, muttipticirtdurch das Denken. Ein
Quadrat aber multiplicirt durch eine einfacheZahi,ist schon ein Cubus, d.h. eine dritte Potenz,d. h. die wahrhaft wirkliche und concrete Dimen-
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,1:~ T: -1T7)-t.,sion, wahrend die Linien- und Fiachen-Verhatt-nisse nur Abstractionen sind. Daraus ergiebt sich,dass sowohl die Kunst als die Philosophie schonwirklich dritte, concrete und synthetische,nicht aber abstracte undthetischeoderantithetische
Bestimmungensind. Sie sindCuben und dritte e
Potenzen, welche eben die wahrhaâesten, aber imVerhaltniss zu einander sich entgegengesetzt sind,weil in beiden der ehtgegengesetzte Factorzum Quadrat erhoben ist *).
Wie wir oben den Begrii!' der Freiheit selbst
insichunterschMden und in diesersynthetischen
Bestimmung innere Antithesen hervorgebracht ha-
ben,wie wir selbst die
Teteotogie, welche den,hochsten Punkt der weltgeschichtiichen Betrach-
") Diejenigeh, Wetche inathem~tisëhen Betechnu~geit g&keine Geltung auf dem FeMe der Spéculation zugestehen wotlen,tauschen sich gewaltig, indem sie von der ersten Grundab-stractlon seibst a~strahiren. Ûàss die Mathematik unzurei-
chend ist, die ganze Fülle der Dégriffé zu e!ttwickelD,,iat aUer-dings gewiss; sie bleibt doch nichts destoweniger deren erste
Grundtage, und ~er von ihr abstrahirt, un), ~'ie er w&hnt. ver-
nünftig zudenken denkt sogat nicht einmal verstShdig. Mit det
Verachtung des Verstandes, welcher in der Mathematik das Lei-tende ist, muss einmal ein Ende gëmacht werden und es ~are
leicht zu zeiget), dass, indem man sich oft über den Verstand zuerhoben glaubti man selbst nicht versteht, was man will. Miteinom Worte, das Mathematische drückt nicht Alles aus, aber
das, was es aUsdruckt, ist das Grimdtichste, indem es dio erste
Gr und 1 a g e von AUcm bildet. Aïs Gru,ndlage aber ist es nichtdas Hochstc, sondern das Niedrigste, aïs Niedrigstes aber ist
es das Festeste und das Alles Haltende.
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tung ausmacht, auch wiederum in niedrigere und
hohere Stufen organisch sich entwickein lassen;so ist auch hier bei der Frage nach der hochsten
absoluten Synthesis dieselbe Dliferencirung und
derselbe Entwicktungsprocess zu statuiren. Denn
die hochste Identitat schliesst auch verschiedeneStufen ihrerEntwIcktung in sich, und obgleich sie
von Hause aus schon das ist, was sie ihrem Be-
griffe nach ~seyn spH,so wird sie doch immer hô-
her, vollkommner und concreter. Darum
kahn die Tâuschung leicht vom Nichtunterschei-
den der wieder in sich bestimmten Stufen ent-
stehen, indemman sich begnugt mitder Erreichungdes synthetischen Standpunktes ûberhaupt, ohne
diesen Standpunkt selbst wieder in sich zu unter-
scheiden,ihn fortschreiten zu Iassen und die Syn-thësis selbst noch synthetischer zu machen.
Aiso seibst in der absoluten Synthesis haben \fir
die Momente derThesis, Antithesis undSyn-thesis aïs solche zu unterscheiden. DieKunst t
ist schon dièses Hochste, dièse absoluteSynthesis,welche aber selbst auf der Stufe der Thesis s
Méibt,–8ie ist nur eine
ringendeIdentitat.
Die Philosophie ist unagekehrt gteichfaUsdieseabsolute Synthesis, aber auf der Stufe der Anti-thesis, welche von der sinniichenUnmitteîbarkeltder Kunst befreit in ihrem abstr&cteMElemente
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ruht. Man wotte uns aber gar nicht missverste-
hen und meinen, dass wir die Philosophie zur tee~-
ren Abstraction herabwùrdigen sondern gerade um-
gekehrt haben'wii' gesagt, dass sowohl sie als die
Kunst bereits absolute concrete Identitâten
waren, nur muss man diese Concretheit setbst tdifferenciren und das Uebergewicht des einen
oder des andern der GegensatzgIIeder anerkennen.
Diess ist eben dasschwierigste Geschaft der Spé-culation, das man, nachdem dielndifferenz differen-cirt und dann wieder identificirt ist, nicht in die-
ser Identitat die Setbststandigkeit der mitwirken-
den Elemente zu Grunde gehen lasse, und ihrer
Integralitat zu Liebe nicht ihre Integritat
aufopfere. Hegel selbst sagt: ,,In der That steht
die Philosophie im Gebiete des Gedankens, siehat es damit mitAUgemeinheiten zu thun, ihr
Inhalt ist abstract, aber nur der Form, demElemente 'nach, in sich seibst ist aber die Idee we-sentlich concret, – dieEinhéitvonunterschie-
denen Bestimmungen." Diess ist eben das, was
wir mit der Differencirung der hochsten Synthesis
bezwecken,und wie die
Philosophie selbst einsei-tig abstract mit dem Uebergewicht einer Seite,namtich der des Denkens und des Idealismus, be-
haftetist, so ist auf der andern Seite die Kunst
umgekehrt einseitig, mdemsieihremEtemente
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derspruche, welcher nur deswegenbis jetzt nochnicht hervorgehoben seyn konnte, weil einerseits
das zweite GUed des Gegensatzes, namlichdiePhi-
losophie, noch nicht zu ihrer classischen Reife
gediehen war, also nicht auf gleiche relative Hôhe
mit der schon entwickelten Kunst zu stellen war,andrerseits aber weil, je concreter und hoher
ein Gegensatz ist, er desto wenigergrell in die
Erscheinung heraus tritt. Darum ist der Wlder"
spruch, der zwischenKunst uud Philosophie waltet,nicht so anschaulich schroff, wie wir es auf nie-
drigeren Stufen sehen; denn bei den armsten und
unmittetbarstenBestimmungen sind die Glieder des
Gegensatzesam entferntesten von
einander; jebôher wir aber aufsteigen, desto wichtiger und
schwerer werden sie, aber desto weniger weichen.
sie zugleich von einander ab, so dass sie auf der
absoluten Stufe ihre hëchste Bedeutung, aber auch
zugleich ihre unendlich kleinste Abweichung er-
halten, und demgemâss für den Verstand sogleichin die abstracte, unmittelbare und natürliche Ein-
heit zusammen fallen würden. (Darum wird auch
vom Standpunkte des Verstandes gesagt: in Gottsey nichts Widersprechendes vorhanden; für die
Speculation dagegen werden diese Widerspruchezu ihrer hochsten Spitze getrieben und dadurcheben in der hochsten Einheit auigelost, ohne in-
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dessen auf die Macht ihrer Din'ercncirung zu ver-
zichten, und darum kann die Speculation in
dieser Hinsicht sagen, Gott wimmeit von Wider-
sprüchen, denn er ist die hochste Einheit und der
Grund aller Widersprùche). Wenn aiso der Wi-derspruch, der zwischen Kunst und Philosophie
waltet, unscheinharer aïs andereniedrIgereW'-
dersprûche ist, so ist er darum noch wichtiger,indem er so hohe Interessen des Geistes in An-
spruch nimmt, undweil die Widershrüche nur dort
am niedrigsten sind, wo sie ammelstennur schel-
nen. Darum sind auch die stille Zerrissenheit des
Gemuths und d}e inneren psychischen Widersprüche
so Intensivundscinver, weil sie amwenigsten schei-nen und von der Alles ausserlich ansehenden Turba a
fast für nicht vorhanden betrachtet werden. Der
Widerspruch der Kunst und Philosophie konnte
aber schon allein die ungeheure Kluft, die zwischen
der antiken und modernen Welt obwaltet, ausdruk-
ken, so intensiv ist seine Bedeutung. – Diesen
Widerspruch zu lüsen und zugleich die eben ge-nannte Kluft auszufûiien, ist die Bestimmung des
I)ôchsten, practischen, social enLeben s, welches
die nntergegangeneKunsteinerseitsund die in be-
sonderer Hinsicht erstarrte Philosophie andrerseits
selbst neu beieben ~Ird.
Um dièse Kluft auszufüllen, mussenwir fragen:
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Was hat also die Philosophie an der Kunst ent-
sehieden negirt? Wo ist der Wendepunkt der
Einseitigkeit? Denn diese Négation wiederum
selbst zu negiren und die frûhere Einseitigkeit wie-
derum zu integriren, wird das Geschaft des wei-tern Fortschritts seyn. Die unmittelbare Sinnlich-
keit der Kunst ist in die Uebersinntichkeit des
Denkens ùbergegangen, und das Denken hatsich
in der Philosophie für seine friihere Beeinfrachti-
gung durch die Kunst auf Kosten des Seyns ,ge-racht. Um den Widerspruch also zu iosen und
dieEinseitigkeitaufzuheben, IsteineRùckkehr zum
ersten Standpunkt erforderlich, aber eine Rückkehr,
die nicht mehr mit dem Widerspruche und dém
Uebergewichte behaftet ist, sondern die eine har-
monische Identification der beiden Glieder wird,welche selbst wieder nicht nur formell, a)s neu-
trale IndifFerenz, sondern auch substanzieit, a!saffirmativ neue Gestaltung, sich entwickeln
muss. Das absolute Denken also muss zum abso-
luten Seyn zurûckkehren, ohne sich jedoch sich
selbst zu entfremden. Dieses wieder hervorge-brachte Seyn wird nicht das erste passive und
vorhandene seyn, sondern das gegchaS'ene, mitBe-
wusstseyn erzeugte Seyn, wetches das absolute
Thun ist. Hier ist also nicht mehr die Rede
von einer blossen tdentitut des Denkens und
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Seyns, sondern diese Identitat druckt sich sub-
stratmassig aus in einer neuenAuirmation, wel-
che so erst die wahre und wirkliche ïdentitat ist.
Nachdem so die uninittelbare Kunstpraxis aufge-hort hatte, das Vortrefflichste zu
seyn,und dieses
Pradicat der Theorie aïs solcher zugefa!ten war,so fâlit dasselbe nunmehr wiederum von dieser ab,indem sich die synthetische nachtheoretischePraxis
erzeugt, welche erst die Bestimmung hat, Gnind
und Wahrheit sowohl der Kunst als auch der Phi-
losophie zu seyn. Das absolut Practische, das
sociale Wirken und Leben im Staate (welchesman sich wohl hûten wird mit dem endiichen
Thun und Treiben zu verweehseln) wird von jetzt an das Bestimmende, und die bis jetzt für
hochste Identitaten ~eltende Kunst und Philoso-
phie werden nunmehr zur Bedeutung abstracter
Pramissen des Staatslebens herabgesetzt werden.
Seyn und Denken muss also im Thun,Kunst und Philosophie im socialen Leben,
zu Grunde g eh en, um dort erst wiederwahrhaft und ihrer letzten Bestimmung'gemass auf-
zutauchen und aufzubiûhen.Denselben Vonvurf, den die Hegelsche Philo-
sophie der Kantschen macht, nam)ich dass sie, so-bald sie zur objectivenVernunfterkenntnissgelangt,wiederum in die subjective transcendentale Einsei-
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8
tigkeit zuruckfaiït, muss man, aber in hôherer und
umfassendererBedeutung, der Hegelschen Philoso-
phie seibst machen. Hier namlich handelt es sich
gar nicht mehr, wie bel Kant, umden Gegensatz des
Subjectiven und Objectiven, des Transcendenten
und Transcendentalen, des Noumenon und Phano-menon u. s. w., weil dièse Gegensatze auf dieserStufe bereits ùberwunden sind: sondern es handeltsich hier wieder um den Hauptgegensatz desDenkens und Seyns, der, wenn auch an und fürrsich auf glücklichste gelost, doch noch abstract
bleibt, indemereinerseits nicht a us sich*) kommt
und aus seiner ldentitat nichts Substanziel-
1 s hervorbringt, andrerseitsaber, und diessist das
Analoge mit dem der Kantischen Philosophie ge-machtenVorwurfe, wiederum in den absolutenIdea-
lismus zurûckfaMt,also doch immer die Seite des
Seyns zum Vortheil des Denkens beeintrachtigt.Und das ist eben erst die Wahrheit dieser banal
und trivial gewordenenAnschuldigungHegel's, dass
er den ganzenInhalt der Wirklichkeit zur logischenIdee verftûchtige. Diese Annahme ist grund-f a1s ch.
DennHegel,weit
entfernt,Alles auf das
Logische zu reduciren, lasst grade umgekehrt das
Logische zur concretesten Wirklichkeit sich ent-
*) Es ist diess Aus-sich wohl von Ausser-sich zu un-
terscheîden.
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wicke)n; aber worin er fehlt, oder was er einseitigthut und was eben den richtigen Grund dièses
zwar gefuhtten, aber nicht klar bewussten Manuelsund dieser Anschuldigung seiner Geg-ner ausmacht,ist eben dieses Festhaitenund auf dieSpitze-SteI-
len des Bewusstseyns fUr sich, ûber welches eskein Hôheres geben soll, und was eben den ein-
seitigenRuckfaH in den (wennauchabsotuten)Idea-tismus bildet. So wie wir also Kant oft zur spe-culativen Hôhe ankommen und immer wieder in
seine Beschranktheit zuruckfalien sehen, so ist auch
das Aehniiche bei Hegel der Fa!). Die Vernunft
tnag sich bel Hegel aïs die objectivste und abso-
iutste oiTenbaren, immer bleibt sie nur Vernunft,
– filr die Philosophie ist sie das Hochste,aber nicht fur den absoluten Geist ais solchen.
Es soll jetzt der absolute Wille zu einer
solchen Hohe der Spéculation emporge-hoben werden, wie es bereitsmit der Ver-
nunft geschah, wozu sich schon sehr tiefc An-
deutungen bei Fichte dem Aeltern finden, welche
jedoch, so gewichtig sie auch sind, doch immer
nur Andeutungenbteiben, anaiog den wahrhaft
speculativen Andeutungen, welche wir bei Kant auf-
tauchen sehen, deren wirkliche voiïstandige Entdek-
kung wir aber erst Hege!n verdanken. Wir habenes schon im ersten Capitel bemerkt, dass sowoh!
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8'
in der Philosophie a!s auch im Leben keine neM@
grosse Richtung eingeschiagen und keine wicittige
Entdeckung vollbrachtwerden kann, ohne dass sie
sich meteorisch vorhervet'Itundigthatte. Diess giltauch von der neuen RIchtung, welche der Geist
jetzt einzuschlagen hat, und wo die Philosophie,ihren eigensten und entspr echendstenStandpunktverlassend, ü.ber sich hinaus in ein zwar fremdes,aber ihre weitere Entwicklung dtn'chauabedingen-des Gebiet übergeht, namhchin das absolu t p ra-ctische e Gebiet des Wi11e n s, welches wir für das
hauiig von den neueren Philosophen angekûndigteerkennen werden, und we!ches im Entwicklungs-
processe der Philosophie selbst dasausmachenwird,
was die Romantik für die Kunst bedeutet. Die
Wahrheit, die Idee und die Vernunft, das ist der
eigentlichste Kern der Philosophie uberhaupt, und
indem sie jetzt eben zur absoluten classischenAus-
bildung dieses Kerns angelangt ist, geht sie nun-
mehr darùber hinaus; ja fur die Philosophie selbst
kônnte mansagen, sie steigt von dieserHôhe herab,wâhrend es für den Geist überhaupt eine ungeheure
Emporschwingungist.
Hegel hat den Geist bloss bis zum An'- und
Fûr-sich geführt. DasAn-sich und das Für-
sic h aber haben erst ihre votte Wahrheit in dem
Au s-sich, welches man gar nicht verwechsëh
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darf mit dem Ausser-sich, was seinerseits eine
sehr unmittelbare und abstracte im Vergleich zu
dieser so hohen und concreten Kategorie ware.
Das Aus-sich begreift namiich das Hervorbrin-
gen aus sich selbst, ohne sich jedoch sich selbst
zu entfremden, keinesweges also das Herausgehenoder sogar das Heraujsbieibenausser sich. Darum
ist das Aus-sich erst das Resultat desAn-sich
und Fur-sic h, die substanzielle und stetige Ein-
heit dieserPramissen, welche selbst gegen sie Ab-
stractionensind, welcheaber dasAus -s i c hkeines-
weges von sieh ausschliesst, noch von ihnen ab-
strahirt. Das Aus-sich reflectirt sich zwar auch
a!s dritteSphare
im normalenVerlauf des Denkens
selbst, und darum ist selbst die speculative Ver-
nunft aïs diese dritte Stufe nicht bloss An-
und Fur sich Denken, sondern Aus sich Denken
ülerhaupt, wodurch eben das Denken zum wirk-
lich thatigen undseibstthatigen wird. Der Geistist nur Geist, indem er Setbst ist, das Setbst t
ist das Specifische des Geistes, wie das Andere e
das Specifische der Natur ist. Die Hauptformen
des Geistes sind alsoa) das Selbsseyn;b) das Selbstdenken;
c) das Setbstthun.
a) Ats an-sich-selbst ist der Geist Selbst-
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seyn d. h. ideelle, lebendige tnd!vidua!Itat,die
sich zuerst von der Natur absondert und ins i ch setbst IhrenMIttetpunkt hat; das ist die
erste naturiicheStufe des Geistes, seine Sinn-
lichkeit.
b) Aïs für-sich-seibst ist der Geist Selbst-
denken d. h. Bewusstseyn; welches die
Stufe der ReHexion des Geistes ûberhaupt ist.
c) Ats aus-sich-selbst ist aber der Geist
Setbstthun, d.h. freie Thatigkeit aïs sol-
che, welches die concreteste Evolution des Gei-
stes ist.
Die Natur dagegen kann es nur bis zum A n-
einander, Füreinander und Auseinànderbringen. Ihr Seyn ist ein fremdes, darum ist sie
Mittet, ihr Denken ist das Bewusstseyn Ande-
rer über sie, ihr Thun endlich ist ein von aus-
sen gesetztes, darum ist sie ihren physischenGesetzen untergeordnet, darum kann auch kein
Wunder in der Natur entstehen. Nur der Geist t
ist zuWundern fâhlg, weil e r nura ut on omi s c h
ist. Diese Autonomie des Selbstthuns IstdasHoch-
ste, was vom Absoluten pradicirt werden kann.Daraus ergiebt sich, dass der Geist zwar nicht
nurThatigkelt, aber doch Thatigkeit überhauptist. Das Denken nâmlich in seinem reinsten Ele-
mente ist das Logische ealssolches dasSeyn
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dagegen in seinem eigensten Elemente ist wieder
das Physische; also das Thun ist das eigensteElement des Geistigen, und der Geist istThti-
tigkeit ~cc7'*e~oj~ Wie gesagt, ist der Geistzuerst an sich Sinnlichkeit, und diess ist bei
ihm die Seite des Seyns; weiter ist er für sic h
Bewusstseyn, und das ist in ihm dieSeite des
Denkens; aber er ist endlich freie Thatig-keit, und diess ist seine dritte eigensteBestim-
mung. Wenn also Hegel sagt, dass der Geist zu-nachst e i nmal unmittelbar ist, und dass es sich
sodannverdoppelt, indem er fur sich wi r d durchdas Bewusstseyn, – so ist diess sehr richtig
gesagt,– nur muss man
hinzuffignn,dass
seineweltere Bestimmung ist, sich zu verdreifachen,indem er practisch, aus sich, das Bewusst-
seyn reproduciren, das Denken in Seynübersetzen muss, welche Reproduction und
Uebersetzung keinesweges nur ein Moment des
Bewusstseyns ausmacht (etwa das practische demtheoretischen gegenûber), sondern gerade umge-kehrt eine specifisch hohere Stufe ist, ais
das Bewusstseyn; eine Stufe, in welche das Be-wusstseyn sich miindet und zu welcher sich derGeist emporheben muss, um auf ihr erst seinerwahren Bestimmung zu genûgen, was er bei derTheorie a!s solcher nicht vermag. Ich weiss sehr
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\\oht, dass ich dadurch die Bedeutung der Théorie
selbst verringere, und dass man mich beschtildigenwird, in den bereits geschicittiicheuGegensatz der
Theorie und Praxis zurückzufallen. Aber was zu-
erst die Ausdehnung jener Bedeutung betrifft, soist sie eine anotnaie, die nur so lange Geltunghaben konnte, a)s die Theorie selbst das Vor-
trefflichste war und als sie für das a!!gemeinHerrschende und Bedingende gatt, so lange also
die hochste Synthesis nur unter der F or m des
Denkens sich entwickelt batte;–wasdenetwai-
gen Gegensatz aber anlangt, so sot] man sich doch
huten,tdentititt mitindifferenz zuverwechsetn.
Der wichtige Satz Spitioza's ,,7~o/Mn~~ et
/gc<!M~M/M/M c~ /Jf~M ~M/ ist wohl in jeneraber nicht in dieser Bedeutung zu begreifen, und
der Unterschied ist nicht anders denn aïs Ent-
wicklungsstufe zù setzen; so dass die Praxis
sich zur Théorie verbatt, wie dasspeculative zum
renectirten Denken. Hegel, der seibst so tief das
Wesen des Practischen erkannte*), bat dennoch
unter den Neuen am meisten zu diesem Missver-
standnisse beigetragen, welches indessen kein ei-
gentliches Missverstandniss zu nennen ist, sondern
nur eine noch nicht gereifte Erkenntniss.
'') Z. Kin deneinleitendenParagMpheuzur RechtsptulosophM.
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Bei Hegel ist namtich das P r a ct is c he noch
durch dasTheoretische absorbirt, es hat sich
nochnichtvonihm unt er sc hi eden es ist noch,so zu sagen, als ein FiHaiausfIuss des Theo-
retischen betrachtet. Seine wahre und eigentliche
Bestimmung ist aber, eine abgesonderte, spe-cifische, ja sogar die hochste Stufe des Gei-
stes zu seyn. Die Frage aber umdas Hôbere und
Niedrigere ist schon vorher durch die Unterschei-
dung einer vor- und nach-theoretischen (d.h. einer unbewussten und bewussten) Praxis er-
ledigt worden, woraus sich ergab, dass die beiden
entgegengesetzten Ansichten darûber begründetsind; es kommt nur darauf an, zu bestimmen, von
welcher Praxis die Rede ist, entweder von der
unmittelbaren, wetche die Theorie noch a!s ein
Zukûnftiges ausser sich hat, oder von der abso-lut vermittelten, welche bereits durch die Theorie
hindurchgegangen ist also dieselbe i n sich be-
greift. Nach Hegel ist der Wille nur eine beson-dere Weise des Denkens, und diess ist die falsche
Auffassung; vielmehr ist das Denken ein bloss in-
tegrales Moment des Willens, denn das Denken,welches wieder zum Seyn wird, ist erst derWille und die That. Nach Hegel hat alles gei-stige Thun nur diesen Zweck, sich der Vereini-
gung der subjectiven und objectiven Seite be-
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wusst t zu werden*). Abstract genommen ist es
wahr, aber phanomenologisch ware es viel richti-
ger, das Verhaltniss ganz umzukehren und zu
sagen: Alles geistige Bewusstseyn habe nur diesen
Zweck, diese Vereinigung thatig aus sich zu
realisiren. Der phanometiotogiscli**) ganz rich-
tige Satz: "Nihil est in /<?/c/M, ~Mod non
fuerit in sensu," wird jetzt um eine Stufe dess
Gelstes in die Hôhe geschoben, und also
lauten: "Nihil est in po/MM/0!~ actu, <yMoJ
prius non yM~r~ i'c/M."
So ist die wirkliche Identitat des Wissens und
des Woliens statuirt, ohne ihrer DiHerenz Abbruch
zu thun. Das Bewusstseyn bei aller seiner Tha-
tigkeit, welche, wie gesagt, das hauptsachlichsteAttribut des Geistes ist, und sich also auf jederseiner Stufen oHenbaren muss, ist noch nicht
reine Thatigkeit und bleibt noch.tpit derPassivi-
tât behaftet. Dessen Thatigkeit ist also noch eine
passive Thatigkeit, was hoffentlich nicht mehr,
wie auch die nothwendige Freiheit fur einen
*) Hegel's Vorlesungen über die Philos. d. Geschichte S. 38.
**)Wir setzen hier absichtiich das Pradicat
phânomeno!o-gisch, weil in andrer Hinsicht, wie Hegel gezeigt, auch das Um-
gekehrte wahrist. Aber phanomenologisch betrachtet hat Lockedas Richtige ausgesagt. So auch kann unser Satz übersetzt wer-
(ten, denn nichts kann sich im Denken erzeugen, was wir nichtdenken wolten.– tn der normalen Entwicklung des Geistesaber muss das Denken dem bewussten Realisiren.voreilen.
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Widerspruch angesehen werden wird. Die tha-
tige Thatigkeit (was nach dem Gesagten kein
Pteonasmus ist, sondern die Thatigkeit /~r ex-
c~c/tc~, mit keinem fremden Einflusse behaftet
ausdruckt) wird sich erst kûni'tig entwickein:
a) subjectiv durch das adaquate Ausbilden des
Willens
b) objectiv durch das adaquate Ausbilden des
Staatslebens
c) absolut aber durch die Erreichung der sub-
stantiellen und hôchsten Identitat des Seyns und
Denkens, welches das absolute Thun ist.
Der Wille muss also seinen pha~omenoiogt-schen Process so dm'chmachen, wie es bereits die
Vernunft durchgemacht hat. Das Staatslehen muss
seinerseits seine Weltherrschaft so behaupteu, wie
es die Kunst und Philosophie nach einander ge-than. Das a~soiute Thun endlich muss sich als
das teleologische x<x~ ~o~~ bezeugen, indem es
wesentlich Process ist, den Kampf bestandig an
sich hat, fortwahrend hindurchgeht und bestândig
Siege erringt. So wird die ringende und die
ruhendeSynthesis in die schaffende ubergehen.Dass die Synthesis der Kunst eine unzureicheude
und nur ringende war, ist factisch bewiesen durch
derenUntei'gang; dass aber die Synthesis der Phi-
losophie gleichfalls noch mangethaft ist, glauben
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~~iil ~m' ft'tc ï~f~rwir theoretisch durch das Hervorheben ilirer
Einseitigkeit und Abstraction bei derAnerkennungihrer relativen Concretheit bewiesen zu haben.
Die zweite Synthesis, d. h. die der Philosophie,
ist, um diesesVerhâltniss anschaulicher zu machen,
mit dem Magnete zu vergleichen, dessen beide
Pole wohl a!s identisch erkannt sind, wo aber
michts desto weniger der Nordpol ganz einseitigfur wichtiger ais der S~~ gehalten wird und wo
er nur der bezeichnetePol wird. In derHe-
getschenidentitat ist dasDenkeTt derbezeich-
netePol, und auch seine Methodeist dieBous-
s o1e, wo der Nordpol mehrAnerkennung geniesst,
obgleichmannicht
ignorirt,dass der
Sûdpoi ganzgleich berechtigt ist. Wie aber in dem weitern
electro-magnetischen Processe der Nordpol seiner
uberwiegenden Autoritat beraubt wird, weiche er
noch in der Boussole besitzt, und mit dem Sûdpoials ganz gleich dynamise h berechtigt anerkannt
wird, so wird auch in der kûnftigen Ausbitdumgder Philosophie die ùberwiegende Polaritat des
Denkens abgestreift werden und normal in den
Process des Thuns übergehen.Der Uebergang aus dem classischenStandpunkte
der Philosophie, welcher eben der absolute ïdea-
lismus ist, in ein neues zwar fremdes Gebiet, das
jedoch ganz das seinige, aber das .Weitere seynn
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wird ist dem Uebergange der classischen ii) die
romantische Kunst ganz anatog. Wie auch die
Kunst durch diesen Uebergang ihre hochste Be-
deutung und Weltherrschaft eingebüsst hat, so hat
jetzt die Philosophie dasselbe zu gewartigen; wie
aber dadurch den) weitern Fortschritt der Kunst
keinesweges prajudicirt war, so soll auch die Ab-
dication der Philosophie als solcher selbst nur ein
EntwicUungsschritt seyn. Um ihn zu bezeichnen,
kônnen wir uns am besten fast der eigenen Aus-
drücke Heget's in Bezug auf die Kunst bedienen,
bloss mit einigen Umânderungen, welche die Ver-
schiedenheit des G egenstandes und dieVe r s chi e-
bungdes
Synthesisum eine Stufe hoher er-
fordert. Wenn man also das Nachstfoigende mit
dem vergteicht, was sich in den Vorlesungen ûber
die.Aesthetik (Abthl.1. S. 102-104) befindet, so
wird man wohl gestehen mtissen, dass wir wirklich
von Hegel nehmen, um von ihm selbst Zeugnisszu geben.
Derabsotuteïdeatismushat das Hochste erreicht,
was die Philosophie zu leisten vermag, und wenn
an ihm etwas mangelhaft ist, so ist es nur die Phi-losophie selber und die Beschranktheit der philo-
sophischen Sphâre. Diese Beschranktheit ist da-
rin zu setzen, dass die Philosophie überhaupt das
seinem BegriiTe nach unendlich concrete und ûber-
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At)- J--
haupt thatige AMgemeine, den Geist, in ii ber-
sinniich abstr acter Formzum Gegenstande macht,und im absoluten Idealismus die vollendete Ineins-
bildung des Denkens und Seyns btoss als einsei-
tigeVermittlung in sich hinstellt. Bei dieser Iden-
titut aber kommt in der That der Geist noch nicht
zu semer wahren und hëchsten Bestimmung, zu sei-
ner hôchsten Identitat. Denn der Geist ist nicht
bloss dieabsoluteInnerMchkeit, er vermag auchnicht sich an sich, für sich und aus sich frei zu
gestalten, sobald er auf diese Innerlichkeit aïs auf
sein gemasses Daseyn angewiesen bleiben soll. Aus
diesem Princip heraus hebt die künftige Form der
Philosophie jene speculative Einheit des Idealismuswieder auf, weil sie einen Inhalt gewonnen hat,
der über den Idealismus hinausgeht. Die hôhere
Stufe nun ist das Thun dieser an und für sich
seyenden Einheit, wie die absolut idealistische Form
der Phiiosophie dieselbe zu ihrem im Gedanken
vollendeten Gehalte hat. Dieses Erheben des An-
sich und des Fur-sich aber in das selbst be-
stimmte Thun, bringt einen ungeheuren Un-
terschied hervor. Es ist der unendliche Unter-schied, der z. B. den abstracten Menschen überhauptvom Menschen, der die concrete Entwick-
iung seiner Bestimmungen in den hochsten
Spharen des Geistes sich angeeignet hat, d. h. das
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< T 7 tnoch relativ abstracte Ich, von dem sich ans sich,zur concretesten Personlichkeit bestimmenden Ich
tt'ennt. Wird nun in solcher Weise das An-sich
und das Für-sich der vorigen Stufen, die hôchstc
Synthesis, einerseits aus einer nur unmittelbar-
ren und dann andrerseits aus einer nur bewuss-
ten in eine dritte seibstvollbrachte Einheit
erhoben, so ist das specifischangemesseneElémentfür die Realitat dieses Inhalts nicht mehr
a) das sinnliche, unmittelbare Daseyn des Getst!-
gen, die leilalichmenschliche Gestatt z. B., ais
natûrIicheAeussertichkeit, – auch nicht
mehr
b)die
selbstbewusstelnnerlichkeit, a!s dieabstracte Uebersinnjichkeit, sondern
c) die erst wirklicheDurchdringnng des Aeussern
und Innern im Processe des absoluten Thuns,durchwelches das im Innern erinnerteAeus-
sere sich wieder aussert, ohne sich zu
veraussern.
So hort die Einheit der menschlichen und
gottlichen Natur auf, bloss einerseits eine sinnlich
individueUe zu seyn, welcher Standpunkt schontangst überwunden ist, bloss andrerseits eine nur
gewusste und nur durch das geistige Wissen und
im Geiste zu realisirendeEinheit zu seyn, son-dern sie wird jetzt eine s e bst vo br achte durch
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nsammengehendeReaiitat, fiir die Subject-Ob-
~ectivitat,den speculativenWillen, welcher ais gei-
stiger zur Freiheit aus sich selbst hinstrebt und
seine Versëhnung endlich in der absolut geistigenWirklichkeit sucht und hat. Diese erinnerte,
aber doch neu hervorgebrachte Welt wird denIn-hatt der Zukunft ausmachen und deshalb aïs die-
ses Innere im Aeusseren sich selbst adaquat dar-
stellen. So wird der absolute Friede der ïnner-
lichkeit mit derAeusserlichkeit gefeiert und diesersowohl im Aeussern ais im Innern den gegensei-tigenSieg, durchweichen dassinniichErscheinendeseiner Werthlosigkeit entnommen wird, erscheinen
lassen.
So haben wir den Uebergang mit den eigenenAusdrücken Hegels geschildert und nur deren Re-sultate dabei verandert, oder, eigentlich gesagt,haben wir diese umeine Stufe hôher verschoben;denn das, was bei Hegel schon Résultat war undats Letztes gelten woUte, hat uns bloss aïs Ver-
mittlungsglied gedient und nur a!s Vorletztes ssich legitimirt. Wir haben es also seibst im Wi-
derspruche begriffen erkannt, und dadurch entstanddie Forderung, zu einer weiteren Synthesis fort-zuschreiten. Wir kündigen also der Philosophieats solcher eine neue Epoche an, wo sie, wennauch ihr eigentlichstes Element und ihren Stand-
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9
punkt verlassend, nichts desto weniger ein Fort-
schritt des Geistes wird. Von der andern Seite
aber, so wie die Kunst, sobald sie über sich selbst
hinaus war, obgleich auf eine hohereStufe empor-
gehoben, doch vor der aufgehendenSonne des
Denkens und der Philosophie weichen musste, undihre sonstige absoluteGeltung fur sich gegen eine
Dienstbarkeit der Innerlichkeit des Denkens ver-
tauschte so muss sich auch die Philosophie
kûnftig gefallen lassen, hauptsachUchangewandt t
zu werden, und so wie die Poesie der Kunst in
die Prosa des Denkens hinübertrat, so muss die
Philosophie aus der Hôhe der Theorie in die Ge-
Mideder Praxis herabsteigen. Die practische Phi-
losophie, oder eigentlicher gesagt, die Philoso-
phie der Praxis, – deren concreteste Einwir-
kung auf das Leben und die socialen Verhaltnisse,die Entwicklung der Wahrheit in der concr e-
te n Thatigkelt – diess ist das künftige Loos
der Philosophie fiberhaupt. Man darf dieses so
wenig für eine ihrer unwürdige Stellung halten,aïs in Beziehung auf die Kunst deren untergeord-netes Verhaltniss zur Innerlichkeit des Denkens im
Romantischen. Dass dieses aber eine Verschiebungihres eigenen Wesens und eine partielle Abdica-
tion sey, ist andrerseits riicht zu leugnen, und der
Grund davon ist schon genug in der Nichterreich-
9
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13t
T~nttt~~)~!~t~H!h
9.
deckung der Methode ist wirklich die langst er-sehnte Entdeckung des Steins der Weisen;–
jetzt also kommt es darauf an, die Wunder zu
erzeugen, welche in der Macht dieses Steins
liegen. Die Philosophie wird wohl noch Vieles
entdecken, sich setbst aber hat sie bereits s
entdeckt~ und darum eben (tbertebt sie sich in
diesemAugenblicke. Die Epoche derPhitosophieist auch in der Entwicklung des Wettgeistes garnicht beeintrachtigt gewesen, denh vonAristoteles
bis zu Hegel feiert sie ihre B!<ithe. Wenn das
Denken atso jetzt seinen Culminationspunkt er-
reicht und seine wesentliche Aufgabe gelost hat,so Muss es durch denFortschritt selbst z urü c k-
treten d. h. aus seiner Reinheit in ein fremdes
Element übergehen. Wir woUen uns also nicht
scheuen es auszusprechen, die Philosophie wird
von jetzt an beginnen angewandtzu werden.
Sie bleibt dabei immer Setbstzweck in sich, wie
dieKunst, aber, indem sie aufhôrt, a~s wlchtigster
Mitteipunkt des Geistes zu getten, fangt ihre re-
lative Dienstbarkeit an. Ihr nachstes Schicksal
ist, sich zu poputarisiren, ihren esoterischen Cha-racter in einen exoterischen zu verwandein, mit
einem Worte, wenn man dièseAntinomie des Aus-
dt'ucks gelten lassen wiU, sie muss sich in diee
Tiefe verflachen; denn Alle sind zu ihr be-
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den eben die Résultats der kûnftigenRichtung der
Philosophie seyn. Dagegen aber mochte es ein
grober Missgritf seyn, der Philosophie zur Liebe
die Normalitât der heutigen überhaupt practi-schen Welttendenz zu
verkennen*).
') Diese die absolute Entwicklung des Geistes iiberhaupt undderen specifische Hauptformen berührende Betrachtungen warendurchaus unentbehriich, um xu dem dritten noch nicht aufgestell-ten teleologischen Standpunkte der Weltgeschichte zu gelangen.
Obgleich ich hier nur Nuchtige Andeutungen einer kiinftig durch-
zufuh'enden Auseinandersetzung gegeben habe, so glaube ich doch
genug gesagt zu haben, um etwa die grobsten Missverstandnisse
hervorzurufen. Die Bestimmungen namlich, welche wir für
das Bestimmende der kiinftigen Richtung angegeben haben,eben darum weil sie erst künftig zur bestimmten Durch-
arbeitung kommen sollten, sind bis jetzt entweder vernach-lassigt oder sogar falsch abgehandett; weshalb gewiss eineMengewissenschaMichet'Vorurtheile gegen die Innovation sich strau-
ben wird. So z. B. wird wahrsclieinlich derWil!einseinerMos*
sen Subjectivitat, ja sogar Particularisât und Zufa!)igkeit verstan-
den seyn so wird das Gute aïs etwas Meintieh Practisches be-
traclitet, wobei der Nutzen für das Hochste angegeben seyn wird,und aïs selbst mit dem Gegensatze des Theoretischen und Pra-
ctischen behaftet. Mit der That wird man vielleicht im Anfangenicht ins Klare kommen konnen, indem sie im Vergleich zu den
iibrigen Gcgenstanden der Phitosophie a)s etwas noch Frem-
des angesehen werden wird. Ich bin noch ausserdem gewiss,dass solche falsche Auseinandersetzungen selbst von speculativen
Kopfen hen-uhren konnen, die, nachdem sie uns ihre Auffassunggehehen haben dann sich bem~ihen werden, das lang und breit
zu bekampfen, was sie sich eingebildet haben, dass es unsere
Meinung sey. Diejenigen namiich, die sich auf einer betrachtii-
chen Hohe der Speculation befinden, sind manchmal vom Schwin-
det so befallen, dass sie nur das klar einsehen, was sich geradein ihrem Niveau befindet, nicht dasjenige, was wirklich niedri.
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Alles bisher Gesagte lasst sich sonach ia der
fotgendenDarsteltung der Hauptstadien des Geistes
iormuliren
ger bleibt und wodurch sic sich selbst hindurchzuwinden hat-
ten. Was aber wirklich iiber sie hinausragt, versetzen sie durch
eine optische Tauschung in eine niedrigere Région und mit demfestesten Bewusstseyn halten sic es &oMM~/«/<;fiirctwas, worüber
sie schon langst hinaus sind. Ja, dieses Bewusstseyn scheint ih-
nen so klar zu seyn, dass sie sogar im Stande sind, die Za ill
der Treppon gonau zu bestimmen, wodurch sic dassolbeuber-
ragen. Gegen eine so eigentliclie Verblendung ist kein anderes
Mittel, aïs einigo Jahre des Fortschrittes abzuwarten, welche das
richtige Verhaltniss dieser Stufen aufktaren werden. Ich weisssehr wohl, dass Tausehung auf beiden Seiten statt finden kann,und dass .einersoits diejenigen, welche nach ihrem System und
nach dem ENtwicklungsproccsse des Bewusstseyns sich eine be-
stimmte Stelle angeben konnen, wo der vorgebliche Irrthum stek-ken soll, aus diesem Bewusstseyn eben viel negative Kraft hoien
konnen, um dieser fiir ait gehaltenen Neuerung zu widerstehen;aber andrerseits kann ich nicht umhin, darauf aufmorksam zu
machen, dass diese abstract systematische Stellenanweisung unddiese für zuvei'Iassig angesehene Rcchenschaft wohl nicht auf
Begriffen, sondern auf vorgefassten Meinungen und Vorstellungengegriindet seyn konnen, welche Vorurtheile ihrerseits in dem nochnicht absolut durchgefuhrten philosopbischen Inhatte ihren Grundhaben: denn so sehr ein gegenwârtigerPhUosoph von dcrWtch-
tigkeit der entdecktcn Méthode eingenommen seyn kann, so wird
gewiss keiner behaupten, das System der Philosophie sey schonabsolut constituit-t; wo also darin Lücken oder sogar falsch an-
geftihrte Bestimmungen vorkommen, da kann sich ebcn der Grunddes Furwahrhaltens des h'rthums und umgekehrt des Nicht-Für-
wahrhaltens der hoheren Wahrheit verbergen.So sehr mir das Anticipations-PpIemische zuwider ist, so sehe
ich mich doch manchmai genothiget, darauf einxu~ehen, um mei-nen etwaigen Gegnern abgeschmakte Einwendungen zu ersparen.Jede positive Schrift wird, meiner Ansicht nach, dureh dasPoJemisohe verunreinigt, aber cs gehôrt nur dem im Bodon der
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I) as Stadium derSchonheit, wo dastnnere (derBegriff) dem Aeusseren (der Objectivitat) ent-
spricht, aber nm' als das Besondere, ats dasunmittelbare Dieses, a!s Particularitât, ausseres
Ding etc.
2) Das Stadium derWahrheit, wo ùmgekehrt die
Objectivitat demBegnir entspricht, wo nichtmehr das Aeussertiche das Receptakel dieser
Vereinigung ist, sondern das A!!gemeine selbst,nicht mehrDieses, dasDing u.s.w., son-
dern ailes Wirk)iche, das Wesen, die Idee.
3) Das Stadium der Gûte in ihrer hôchsten Be-
deutung, keinesweges als btoss dem Wahren
entgegengesetzt,sondern
aïs hochste Identitâtdes Begriffes mit der Objectivitat, welche
a) nicht meht' bloss ausserlich im Diesen ais
Be'sonderheit, nicht mehr
b) bloss innerlich in Allem als Allgemein-heit, sondern
c) InnerMch und ausseriieh ais concrete Ein-
z e 1n h eit erscheint, welches Einzelne
Wissenschaft fest angewnrzelten und selbst beschirmenden Den-ker, von diesem ganz zu abstrahiren, weil dessen schon an-
erkMnte Macht und ausserdem die unter seinem Schutze auf-w~chsenden Gewiichse ihn genug vor Anfeindungeh schiitzen; aberwir jungenSprossiingo auf dem Felde der Wissenschaftmussenuns oft selbst mit Stacheln bewaffnen, um dem umherweidenden.~e~fM/Mpecus Widerstand leisten zu ktfnnen.
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schlechthin das Wirkende seiner
selbst ist.
Es ist also nicht mehr das Unmittelbare und
insofern das Nichtzureichendeats blosses E n t-
sprechen im Verhaltniss zum Andern; es ist
auch nicht mehr das bloss Vermittelte seibst, dasklar Zu-sich-gekommene im Verhâltnisse zu
sic h, sondern es ist das Concreteste, absolut Ver-
nuttelte,Selbstwirkende aus sich, welches da-
bei eben seiner Concretheit wegen das Vorigein sich begreift, also zugleich durchaus an und fur
sich ist. Das Gute die That – der Wille,diess ist also der Kern der neu einzuschlagenden
Richtung.In der Kunst ist also die Identitat des Denkens
und Seyns schon zum ersten Male vollbracht, aber
einseitig – unmittelbar auf sinnlicheWeise.
In der Philosophie ist sie gleichfaUs zum z we i-
tenMate voUbracht, aber umgekehrtauf über-
sinnliche, reffectirte, also auch einseitige Weise.Im socialen Leben und Wirken aber wird dieseEinheit zumdrittenMale ~T' ~o~~ vollbracht,
in aUseitigerabsolut vermittelter Weise; und diessauf Kosten des SoHens, denn erst auf dieserStufe wird das SoUen in der Wirklichkeit durchdas Thun aus demDenken – in das Seynubergehen. In dem Hauptschlusse des Universurns
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wird also das Thun ats /fr~ï/~u~ wcJ/MA erschei-
nen, obgleich sich in andrer Hinsicht der Syllogi-smus auch anders gestalten kann.
Um aber wieder zu unserer speciellen Unter-
suchung zurûckzukehren, so konnen wir unserenneuen teleologischen Standpunkt der Weltge-schichte durch folgende Définition formuMren:
die Weltgeschichte ist der Entwicklungsprocessdes Geistes der Menschheit in der Empfindung,im Bewusstseyn, und in der Bethatigung des
Schônen, Wahren und Guten, ein Entwicklungs-
process, den wir in seiner Nothwendigkeit, Zu-
~itigkeit uud Freiheit zu erkennen haben.
Die Analysis dieser Definition wird uns denganzen Standpunkt aufdecken. Dadieser ein drit-
ter ist, so ist er ûberhaupt synthetisch, d. h.
er begnûgt sich nicht mit der Aufstellung eines
s pe ci f i s c he nPrincips, welches unterschiedenvon
den frühern ware, obgleich es sich selbst aus ih-
nen heraus entwickelt hatte; sondern es hebt diese
i'rûheren speculativ auf, d.h. integrirt dieselben in
sich aïs Momente seiner seibst. Darum beschran-
ken wir uns nicht in dieserDefinition auf das neu-hinzukommendeElement, sondern wir lassen das-eselbe sich in den vergangenen Stadien selbst ab-
spiegein, so wie wir umgekehrt auch die Re-
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flexion der vorigen Stufen in der neuen
statuiren. Daraus sind uns neun Factoren entstan-
den, welche sich in der Definition befinden und
die wir wechselseitig fotgendermassen zu combi-
niren haben:
~f) Die antike Welt ist die Welt der un-mittelbaren Empfindung und unter dieser Forn)
des Geistes ais erste Totalitât hat sich in ihr die
Schônheit, Wahrheit und Freiheit ent~'ic~elt.
a) Die Schônheit ~ar unter dieser Form zu
Hause, denn die Kunst ist eben die sinnlich un-
mitteibare Stufe der Synthesis,– das Aiterthum
aber ist die Periode des Seyns.
À) Die Wahrheit aber oi~enbarte sich uns an-
ticipationsweise darum ist dort die Philosophieentweder Stûckwerk, wie die orientalische und alt-
griechische, oder Kunstwerk, wie z. B. die platoni-
sche, und so bis zum Aristoteles, der eigentlichauf dem Felde des Denkens die neue Aera er-
oiTnete, wetche auf dem wirkiicheït Felde der ge-schichthchen Begebenheiten sich erst von derVo!-
kerwanderung datirt, oder endlich war sie zu-
fâHigeund
passive Nachahmung, wie die rômische.c) Das praktischeGute ist noch destomehr
anticipirtj da dieses Dritte aber eine Rückkehr
zu der ersten Unmittetbarkeit in sich schliesst,so ist in der antiken Wf'it dieses naturgemass s
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schon geboren. Darum sind die Staaten des
Atterthums im Allgemeinen Naturstaaten, mit
welchemCharacter selbst der griechische Staat be-
haftet bleibt, denn die griechische Sittlichkeit ist
eine angeborne, vorgefundene, instinkt-massige undgarnichtdurchdieSubjectivitat des
Denkens vermittelte Sittlichkelt. Deswegen drûckt
siehHegel IrrthfitnUchaus,indemer sagt, dass das
Bewusstseyn der Freiheit in Griechenland zuerst
geweckt wurde. Wir behaupten dagegen; dass es
nur die Empfmdung der Freiheit war, wahread
ein Bewusstseyn darilber bis zum Christenthum
schlummerte. Und in der That ist die Griechische
Freiheit eine Freiheit derParticutaritaten und derbewusstiosenUnmittelbarkeit, nicht der Mensch
aïs Mensch, d. h. seiner abstracten Attgemeinheit
nach, war aïs frei d. h. aïs Se!bstzweck,welches das
hôchste teleologische Gute ist, gewusst, sondern
nur, der durch Naturzufall aïs Grieche geboren war.
Dasseibe ist in Rom der Fait, nur mit dem Un-
terschiede des sich nach aussen unmittelbar wer-
fenden Geistes, wahrend sich der griechische in
sich selbst gentigte. Die Particularitit und
Zut'atUgkeit ist aber eben die F or mderEfn
pfindung, wahrend die Allgemeinheit und Noth-
wendigkeit dem wahren Bewusstseyn anheim-
fallen. ln der Empundung ist wohl auch Bewusst-
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seyn, aber nur an sich, nicht Bewusstseyn als sol-
ches, welches erst im W!ssen zu seiner eigenen
Bedeutung und Entfaltung kommt.
jB) Das Bewusstseyn des Weltgeistes ist
erst mit dem Christenthum erwacht.
a) Zur Schônheit zuerst war sein Verhahnissdas des Ueb e rr a g e n s, die Kunst in ihrei'B)ûtIiH
war etwas Vorubergegangenes für es, darum hat
das lnnere (der Begriff) das Aeussere (die Objec-
tivitat) übereilt und die Plastik ist in die denkende
Romantik ûbergegangen. Indem aber das rein ad-
aquate Verhaltniss der Classicitat zerstürt wurde,steHte sich dasBe~nsstseyn der Empfindung ge-
genüber, und so ging endlich die unmittetbare Pra-
xis der Kunst, namtich subjectiv genommen die
Inspiration in deren Theorie uber und statt
Kunstwerke erzeugte derWettgeist dieAesthetik.
b) Dagegen zur Wahrheit t befindet sich
hier das Bewusstseyn in seinem normalen Ver-
hattnisse. Denn die moderne Welt ist die P e-
riode des Denkens. Mit dem Christenthum
ging der Weltgeist in sich, die Religion nahm
selbst dieForm des Denkens undErkennens
an, der Gt aube wurde ais der seligmachende auf-
gestellt und das Christenthum hat uns die hoch-
steWahrheit o(!'enbart.t. Darum war es ganz an-
gemessen, dass im Anfange das D e n k e n d es De n-
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k e ns d.h. die Philosophie in dieDienste der Theo-
logie trat; denn sie hatte dort die ganze Fülle des
wahren Inhalts als gegeben. Ihre spatere Los-
trennung von der Theologie war nur um der hohe-
ren Vereinigung willen, welche sich jetzt kund
giebt; denn die Wahrheit, welche mit dem Chri-stenthum in unmittelbarerForm der religiosenVor-
stellung hervortrat, wurde jetzt durch die Specu-lation zum Glpfet des Denkens hinaufgefûhrt, wel-
ches dieselbe als seinen einzigen und vollen Inhalt
anerkennt. In sich selbst endlich hat sich das Be-
wusstseyn zu seinemApogeumemporgearbeitetund
das Denken hat sich, wie gesagt, als das herr-
schende Princip derWeltsynthesis
aufgestellt.
c) Zum Guten aber steht noch das Bewusst-
seyn imVerhaitnisse einer Pramisse zu seinerCon-
sequenz, atso ist seine Stellung eine nicht concret
angemessene, sondern noch abstracte. Darum ist
die Freiheit, deren Begriff es ist, absolut concret
zu seyn, hier nur in ihrer ideellsten Abstraction
hervorgetreten und beim Erwachen des Bewusst-
seyns ist nur der abstracte Mensch a!s frei an-
erkannt, d. h. seiner blossen Angemeinheit nach,im Gegensatze zum besonderen Element des Al-
terthums. Auf dieser Stufe ist also die Freiheit
eine bloss IdeeUe,wahrendsie auf der vorigen eine
nur reeUe war, was beiderseitig unzureichend ist.
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Die Abstraction dieses Standpunktes ist durch des-
sen Subjectivitat, welche hierdasLeitende
ist, auf die Spitze getrieben worden, was ebenden Protestantismus in der Sphare der Religionund den LiberaMsmusin der Sphare der Politik
hervon'ief. Dièse beiden Fonnen des religiôsenund politischen Lebens sind aber bloss die Spit-zen der abstracten Subjectivitât; und diese Einsei-
tigkeit, womit das Eine wie das Andere behaftet
ist, sowle die daraus entspringendeLeerheit, ist es
eben, gegen die sich die Conservativen und Aucto-ritats-Manner strauben.
Dielchheit ist wohl dieses grosse Bewegungs-
princip, was die neueste Zeit herausgebildet hat
und deren Berechtigung auch das Wahre in dieserSphare ausmacht; aber dasUnwahre ist das Blei-ben bei dessen relativer Leerheit. Das Ich mussconcret t werden,und diess wird es erst durch denProcess des Thuns. Im Denken aber, wenn auchauf seiner speculativ-concretesten Stufe, bleibt esdoch im Verhaltniss zum Universum abstract. Soist der abstracte Mensch, aïs nur allgemeines Ich,so lange abstract, als er noch nicht Eigenthùmerist; erst ais Eigenthùmer ist der Mensch eige-ner und figentlicherMensch, unddiess ist diennmittelbarsteStufe seiner Concretheit, welche wir
gar nicht wiederumin der abstract rechtitchen, son-
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dern in der huchsten sitttichenBeziehung hier
nehmen.
Man hat also ganz richtig gesagt, dass die re-
vo)utionarenBewegungenunsererZeit aus der Phi-
losophie hervorgegangen sind; aber man batte hin
zufugen sollen, dass, nachdem die Philosophie ihre
Ctaasicitat erreicht haben werde, umgekehrt aus
ihr eine Evolution zu erwarten ware, welche das
Abstracte, das direkt aus ihr stammt, vermittehi
und zum positiv Concreten herausgestattenwird. Damit ist gar keine Rfickkehr in den alten
Schlendnan gemeint; denn das, worüber die Welt-
geschichte ihr Urtheit gefâHt hat, ist nicht mehr
neu zu beleben, sondern es handelt sich hier um
dieAnerkennung der
Positivitat des ver-
lassenen Standpunktes und der relativen Leer-
heit und Abstraction, welche das rein Theo-
retische im Practischen erzeugte. Sobald diess
speculativ aufgefasst seyn wird, werden wir zum
dritten Standpunkt getangen, namiich:
C) zur wirklichén Bethâtigung aller fi'ûhe-'
ren Elemente, welche selbst wieder die herrschende
Richtung der Zukunft seyn wird. Auf dieser
Stufe wird der Weltgeist sich verhalten:<x) zum Schonen, wie Schiller es verlangt;
welcher diewirkticheTeteologie der Weltgeschichteaus dem Standpunkte der Kunst aufstellte. Die
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absolute Kunstausbildung der Menschheit wird ge-wissermassen eine Rückkehr zur antiken Welt
bilden, ohne sich der modernen zu entfremden.
Es wird eine Erheiterung des Lebens ohne Ver-
lust der tief in sichzurtickgehenden
Innerlichkeit
seyn; nur der Zwiespalt wird aufgehoben, welcher
so viele Wehen, aber auch so viele innere Ge-
nùsse derMenschheitverursacht hat. Es wird also
nicht ein Zurûckgehen und Herabsteigen auf das
natûrUcheLeben, sondern eine Zuruckziehung und
Erhebung des Naturlebens zu uns seyn. Da diess
aber mit Bewusstseyn geschehen soll, so verwan-
delt sich eben diess frische Naturlebenin ein noch
reicheres Kunstleben. Unser gegenwartiges Lebendagegen ist wohl ein kûnstliches Leben, aber
kein wahres Kunstteben, zu welchem wir uns
bis jetzt nur hinsehnen. Da wir aber eingestehenmüssen, unser Leben sey wirklich dénaturé, so
ist die Sehnsucht nach der Natur nicht durch den
bertihmtenAusspruch ,,jRe~oMrMOM~a /<ï nature;"sondern vielmehr durch den folgenden ,,Erhebenwir die Natur bis zu uns," zu bestimmen.
Damit wird gesagt, dass die Ausbildungder Naturzu demPunkte reifen muss, wo dieselbe als ange-messenes Receptacuhim für den Geist erscheinen
wird, und dass die stufenmassigeVersobnung des
Geistes mit der Natur, ganz der Versobnung des
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JO
Menschen mit Gott in den vergangenen Offenba-
rungsstufen anatog, zu ihrem absoluten Stadium
gelangen so!L
Das Sot!en hier, so wie in allem Foigenden,ist durchaus keinMangel derSpeculation;
denn die Bestimmungen, welche wir aufstetien, sindemZuktinftiges, demabereine ganz bestimmte
Stelle im Processe des Weltgeistes angewiesen ist.
Ueberhaupt ist das Sollen erst durch das Thun
vüllig zu besiegen.
b) Zum Wahren wird dagegen das Verhâlt-
niss des Wettgeistes nicht das der Rückkehr seyn,da er sich eben noch auf dieser Stufe befindet,
sondern es ist (ausser dem Bewusstseyn über seine
Thaten) hauptsachlich das des Uebersetzens der
Wahrheit vom Denken in das Thun. Der
berûhmte und benichtigte Satz Hegel's, dass alles
Vernünftige wirklich und alles Wirkliche vernünftig
sey, fordert noch diejenige Correction, dass sowohl
das Vernûnftige a)s auch das Wirkliche nur Ent-
wicklungsresultate sind, d. h. dass auf bestimmten
Stadien des Geistes das Vernûnftige mit dem Wirk-
lichen zusammenfa)lt, damit nachher dialektisch
eins über das andere wechseiseitig hinausgehe;und daraus entstehen die Epochen des Zwiespaltes
in der Weltgeschichte. Die Wirklichkeit macht
sich bestandig der Vernûnftigkeit angemessener r
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und dieser EntwicklungsprocessBeider trennt sich
nur desshatb in zwei Seiten, um auf einer h obè-
ren Stufe wieder zusammen zu fallen.
Wenn atso das Vernùnftige jetzt eben zur
Losung seiner inneren Widersprûche angelangt ist,
so muss eben derselbe Sieg in derWifkHch-keit gefeiert werden: denn wie es im Entwick-
lungsgange desGeistesnureinePhitosophie giebt,welche die Bestimmung hat, endlichzu sich selbst
zu kommen und sich organisch aufzufassen, so ist
derseibe Process auch der Wirklichkeit eigen und
es giebt nur Eine normale Entfaitung des socia-
tenLebens, welches mit der Reife des Denkens
erst seine wahre Laufbahn betreten kann. So
nahert sich die reai objective Dialektik desL eben s Ihrem hochst vermittelten Standpunkte,und die Widersprûche der Zeit treten nur
darum so grell hervor, weil sie ihrem UmscMagenund ihrer Losung selbst entgegen reifen. Ich lenke
die Aufmerksamkeit der speculativen Denker auf
das System F o ur i er's, nicht dass ich die Grund-
manget verkennensollte, weiche diess System noctt
zur Utopie machen, sondern um zu
zeigen,dass
zur Entwickiung der organischen Wahrheit t
in der Wirklichkeit ein bedeutender Schritt
gemacht worden sey. Freifich steht dieser Orga-nismus noch auf der Stufe des Mechanismus,
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Verhattnisse zu angstlich zu seyn; denn gerade,was den Utopien fehlt, ist eben gar nicht diess,dass sie zu vernunftig für die Wirklichkeit, son-dern umgekehrt, dass sie es nicht genug sind.Die Utopie, statt dass sie der Wirklichkeit sich
am meisten zu uahern meint, entfernt sich geradevon derselben. Um eine Wahrheit zu entwik-
keln, kann man nicht genug ideell seyn; denndas reelle Gute ist nur deren andere Seite. Das
System Fourier's ist also darum eine Utopie, weiles zu sehr mit einer vorgefassten Wirklichkeit
capitulirt, nichts desto weniger ist es das Specu-lativste, wenn auch keinesweges in speculativerForm und mit speculativemBewusstseyn, was über
die gegenwartigen Verhaltnisse des Lebens gesagtworden ist; – und das wird ein Jeder einsehen,der das Speculative im Ocean von Zufâlligkeitennur als instinktmassig Hervorgebrachtes zu erken-nen im Stande ist. Also nicht d emSystem Fou-
,ner's gehôrt die Zukunft an, wie er gemeint hat,woht aber gehort das System selbst der Zukunft
an, d. h. es ist einbedeutendes Mornent zurAus-
bUdungderwahren
Wirklichkeit,aber auch nur
~ein Moment, ja sogar in einer sehr beschrunk-
ten Sphare. So wie alles Neue nie mit einemMale in die We)t heraustritt, so ist auch keine
Utopie von vorn herein in der We!t zu reaiisiren
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also wenn das Vernunitige von dem Wirktichen
getrennt ist, so mussen sie beide gegeneinander
gravitiren und sich durch unvollkommne Versoit-
nungen immer mehr nahern, bis sie endlich orga-nisch zusammenfallen. An ein einseitiges Ein-
hoten ist gar nicht zu denken.Wie früher also die Schonheit des Lebens,
dessen Kunstausbildung und die Réintégra-tion der Natur, so ist hier dieWahrheit des
Le b e n s, und die wahre Los ung dersocia-
ten Widersprüche e in der Wirklichkeit die
zweite Forderung, welche wir an die Zukunft
machen.
c) Zum Guten wird sich aber auf diesem
Standpunkt die Bethatigung des Weltgeistes, wiezu seinem eigensten Element verhalten; denn in
Beziehung auf die Schonheit sahen wir, dass er
zu ihr erst zurùckkehren musse, in Beziehungauf die Wahrheit dagegen, in deren Besitz er sich
befindet, dass er dieselbe in die objective Wirk-
lichkeit zu ü b e r s e t z e nhabe. Das positive Gute,namiich das wirklich Teleologische, hat der Welt-
geist aus sich seibst zu entwickeln. Diess ist
in keiner Hinsicht mehr das abstracte, sondern das
für die Weltgeschichte absolut concreteste und be-
stimmte, da der Weltgeist aus dem bisherigen We r-
den in ein bestimmtes Da s e y n kommt, welches
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wohl seinerseits noch Werden b!eibt, d.h. a}s
sich immer mehr entwickelndes Daseyn. Dieses
zum einzelnen Daseyn durch besondre
Hauptformen der Weltgeschichte sich ent-
faltende aUgemeine Werden des Weltgeistes
ist das positive Resultat des ganzen Proces-ses, die wiridichen Schopfungen, zunachst aïs un-
bewusste Thatsachen, dann aber ais bewusste
Thaten der Menschheit, welche die Institut! o-
nen sind.
Das System der Institutionen ist iur die Idee
der Weltgeschichte, was das System der be s t i mm-
ten Kün s t fiir die Idee der Schonheit überhauptist. Die unterschiedenen Richtungen des Welt-
geistes, welche sich oft zu Widerpruchen gestal-teten, gelangen hier zur organischen Ineinsbil-
dung, und jedes ahstracte Element des Lebensder Menschheit findet in ihr das die se mange-messene Feld in der Objectivitat, in wel-cher es sich autonomisch (denn dièse Autono-mie ist hier die synthetische, aiso nicht mehr im
Gegensatze begriffene, die folglich bereits die He-teronomie in sich schliesst) bewegen kann. Die-
ses positive, in sich organische System derInstitutionen ist erst diewirkHche c oncrêtee Frei-
heit aber umgekehrt ist es nichts weniger als diess
Abstracte, einseitig aus der Subjectivitat Herstam-
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mende und Leere, was man mit diesem Namennoch jetzt beehrt: denn wo es keinen affirmativen
Grund, kein bestimmtes Daseyn, ja man kônnte
sagen, keine durch den Begriff beschrankte Wirk-lichkeit (demi allesWirkliche ist beschrankt) giebt,da
giebtes auch keine
speculativeFreiheit. Da
die Freiheit ùberhaupt ein Synthetisches ist, so istdas liberurn arbitrium keinesweges ihr Principü.berhaupt, es ist nur eins von ihren Principien.Wenn also Leibnitz zu sagen wagte: ,ï' meroDei 0!rÂ/i(/0~M'/{~7omnino ~rO/?CMC/ /?0~was wollen wir also ,,<Mpmero ~o~/ïM a'Â//7'/o"Gutes hervorbringen lassen. Wie die concrete eFreiheit das hôchste Gute ist, so ist also die
abstracte Freiheit das hochste Uebel, die wirklichesociale Erbsûnde, welche durch den organischenZustand der Menschheit für dieselbe sogetilgt wer-den wird, wie sie es bereits für den besondern
wiedergebornen Menschen ist.
Die Objectivitat der Freiheit hat sich wohldurch den ganzen Process der Geschichte aUmatich
entfaltet, aber da wir bis jetzt nur zwei Hauptsta-dien des Geistes durchgemacht haben, so sind wir
auch wirklich nur im Besitz der zwei abstractenInstitutionen-Ciassen, namHchder rechtli-chen und moraiischen. Die erste hat schonin Rom, also noch vor dem Christenthum, ihre
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ganz gereifte Ausbihtung erlebt, darum ist uxd
bleibt das romische Rechtssystem das vottkommen-
ste in seiner Abstractheit, und ûber diesen
Punkt seiner Reife hinaus ist es nicht weiter zu
fùhren. Die mit dem Christenthum erwachte und
die ganze christlich-germanische Periode durch-dringende, innere Moratitât ist gleichfaHs schon
absolut entwickelt worden, und das aUgemeine,aber doch nur in Pnvatverhattnissen sich regendeund darum-in seiner btossen ïnneriichkelt abstractc
moratische Princip hat nichts Hoheres mehr zu
entwickeln ats das, was sich bereits im Weltgeistoffenbart hat. Aber die Sittlichkeit, welche wohl
a!s dritte concrete Sphare in den beiden ab-
stracten ihr vorhergehenden Spharen auitauchenmusste, die jedoch in jeder, a]s nicht auf einem
ihr selbst entsprechenden Felde, sich befand, ist
erst dazu bestimmt, ihre wahre Entwicklung zu
beginnen und in einer so adâquaten Ausbil.dungzu erscheinen, wie diess für das Recht und die
Moralitat der Fall ist. Verhdltnisse der Familie,der burgertichen GeseMschaft, des Staats etc. waren
wohl auf jeder Stufe des Weltgeistes vorhanden,
aber sie waren immer mit der Einseitigkeit und
UnzulangUchkeit der respectiven Praemissen, in
welcher sie erschienen, behaftet, so dass die wirk-
liche und absolute Consequenz noch zu ziehen
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ûbrig bleibt. Dass diess die wirkUcheAnforderungder Zeit ist, sehen wir schon aus dem instinct-
massigen Getummct, welches sich in den wichtig-
sten, sowohl geistigen ais materiellen Interessen
der Menschheit oHenbart. Diess Getümmel ist
nicht anders zu nennen aïs ein wirklicher Elemen-tar-Process desLebens, der sich durch Fermenta-
tion, ja sogar partiell durch Putrefaction kund giebt.Der Mensch taucht also aus seiner Abstract-
heit hervor und wird ~ccT'E~o~~ zum socialen In-
dividuum. Das nackte ïch verlâsst seine Allge-rneinheit und bestimmt sich zur concreten ver-
hattnissreichen Person.
Der Staat verlasst gieichfalis seine abstracte
Abgesondertheit und wird selbst zum G tiède derrMenschheit und der concretenVolkerfamiHe.
Der Naturzustand der Volker tritt in einen Social-
zustand dersetben über, und das bisherige noch
sehi' junge Vôlkerrecht entwickeitsich immer rei-
cher zur Votkermorat und VôtkersittUchkeit.
Die Menschheit t endlich, deren AUgemein-heit kaum im Bewusstseyn und im Denken vor-
handen seyn mochte, fasst sich concret und ieben
dig auf und wird zur organischen Mensch-
heit, welche woht in ihrer hochsten BedeutungKirche genannt werden konnte.
So fasst sich der Weltgeist, durch die Be-
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thatigung des Schônen, Wahren und Gu-ten in sich organisch zusammenund entfaltet sichaus sich concret in eine gegliederte Totalitatwirklicher Institutionen.
tm totalenCharacter des Weltgeistes aber wu'd
sich die Bethatigung:a) des Schônen, im Geiuhie, die Liebe..
&) des Wahren, imWissen, die We is hei t
c) desGuten, imWUIen,– dieKrat't und AU
macht des Lebens.
erzeugen. Und so hat das Leben der Menschheit
dieser drei hochstenPradicate des Absotuten theil-
haftig zu werden, was eben die hôchste Ver-
klârung des Weltgeistes seyn wird.
Wit hatten noch die dritte Classe der bestim-menden Factoren unserer Définition der Weltge-schichte, namlichder P r a dic at e dieses Processes,zu untersuchen, so wie ihr Eingreifen in die Ge-
schichte und die GeschichtsschreibuHg zu cha-racterisiren.
a) Die Zufalligkeit des Fortganges der Ge-schichte ist die unmittelbarste Anschauung, die
man vom Treiben des Weltgeistes haben kann.ln der Epoche der Schonheit und der Empfindungist auch keine andere zu Mnden und diess ist eben
das, was das Anmuthige und Künstlerische an ihr
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ausmacht. Diese ZufaHigkeit aber biidet bloss
das Seyn
b) der Nothwendigkeit, welche wiederum
das Wesen des EntwicklungsprocessesIst. Die-
ser zweite Gesichtspunkt musste beim UmscMagen
des Geistes in sein Entgegengesetztes durchauseintreiTen; denn die Nothwendigkeit ist das Pra-
dicat der Wahrheit, des Be\vusstseyns und des
Denkensüberhaupt in dem betrachteten Syllogismus.tn die zweite Hauptsphare der Weltgeschichte fat!t
also die phitosophische AufTassungderselben,welche vom heiligen Augustinus stammt, und von
Hegei bis zu ihremGipfelgebracht wurde, und wo
das Wesen, ats sich nothwendig in der eingetre--
tenen Begebenheit gestaltend, hervorgehoben wird.c) Dem Wesen jedoch ist wohl die Erschei-
nung wesentlich, aberdieErscheinungûber-
haupt, nicht dièse oder je ne e ausschliesslich.
DieErscheinungmuss dem Wesen durchaus an-
gemessen seyn, aber das Feld der Angemessen-heit ist weit und die Nothwendigkeit hat die FûMe
der adaquatenMogiichkeitvor sich, um in dieWirk-
lichkeit zu treten. Indem wir so die Nothwen-
digkeit des wesentlichenProcesses statuiren, beein-triichtigen wir keinesweges die Zufalligkeit, und
umgekehrt kehren wir zu ihr zuruck; denn bloss
die gegenseitige Durchdringung dieser Momente
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erzeugt die Freiheit, welche der wirkliche Bc
grifi des Entwickiungsprocesses ist.
In dem System der Historiosophie aber wird
die Steitung der Pramissen umgekehrt seyn denn
wir gehen vom Denken als vom absoluten Prius
aus,und mussen im ersten
speculativenTheile
/??'/o/ die nothwendigen Gesetze der Entwick-
tung aufstellen, welche dann im zweiten empiri-r i s c h e n Theitea /?o~or/, a!s durch eineFûHe
von zufat)igen Begebenheiten erscheinend, nach-
gewiesen werden. Wie also im ersten Theile der
Begriff der Weltgeschichte, und deren Genesis s
apodiktisch aufzustellen sind, so wird der zweite
die Realitat dieses BegriiTes und die Analysis
dieserRealitat bilden, was aber eben das probte-matische Feld der Geschichte ist; denn wir ha-
ben erkannt, dass der Lauf der Begebenheiten im-
mer zufaHig, aber in dieserZufaUigkeitdemWe-sen angemessen bleihen muss, wenn wir der Frei-
heit des Geistes nicht zum Vortheil der Nothwen-
digkeit prajudiciren wollen. Diese Principien des
ersten Theils ats nothwendige Gesetze des Den-
kens miissen auch streng dialektisch abgeteitet wer-
den und durchaus in der Erscheinung, d. h. in denBegebenheiten, auftauchen; diese dagegen, welcheden Inhalt des zweiten Theils ausmachen, sind ganzunbefangen nach der Natur zu maien, unter der
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Bedingung, in ihnen immer den feUenden Gedan-
ken anzuerkennen. Aus diesen entgegengesetzteT)
Betrachhtngsweiscn entsteht endlich der dritte syn-thetischeTheit der Historiosophie, welcher eben,die Idee der Menschheit in der specuJativenFreiheit ihres Processes durch die Hauptrichtun-
gen des Geistes verfbJ~eBd,, das derselben hcstan-
dig angemessener~J~~6y~~))~~n concretenïn-
s <i t u t ) one n zu .Mt~j~ ~èÍn wird.
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